@Luxferre: +1 zu deinem letzten Satz.
Allerdings sehe ich durchaus noch eine Möglichkeit, gute SL unter bestimmten Voraussetzungen zu filtern. Ich habe mir dazu ein paar Gedanken gemacht und versuche mal einen Ansatz. Das ist alles noch nicht zu Ende gedacht, vielleicht machen wir hierzu noch einen neuen Faden auf, wenn es viele Reaktionen dazu gibt.
Empfehlungs- und Referenzmarketing für SL und SpielgruppenNatürlich klingt das erstmal völlig hochgestochen für unser popeliges Nerdhobby. Dennoch kann man beide Marketinginstrumente meiner Meinung nach durchaus analog anwenden. Was man idealerweise dazu braucht, ist ein zunächst überschaubares Netzwerk mit einer gewissen Vertrauensbasis. Zumindest einige Leute hier im Tanelorn kennen sich persönlich mindestens aber von guter Forenkommunikation (fruchtbare Diskussionen z. b.), was ein großer Vorteil ist. Natürlich gilt das nicht für alle, aber mit diesem Teilnetzwerk könnte man beginnen, vielleicht sind das am Ende 30 - 50 Leute oder so, was eine gute Anzahl wäre. Voraussetzung ist, dass diese Leute eine Art von Grundvertrauen zueinander haben und ihre persönlichen Beziehungen nicht über die geschäftlichen (auf unseren Hobbybereich bezogen) stellen. Letzteres wäre dann im Ergebnis schlechte Vetternwirtschaft.
Im Grunde ist Empfehlungs- und Referenzmarketing etwas, was seit Jahrhunderten funktioniert, wennauch selten ganz bewusst gelebt wird - ein gutes Beispiel ist nämlich der klassische Schützenverein.
Nun bringt man diese Leute zusammen und sie beginnen mit einem, ich nenne es mal: qualifizierten Empfehlungs- und Referenzmanagement. Ich fasse mal die Punkte zusammen, die ich mir darunter vorstelle:
- Ein Gesuch muss gut dargestellt werden und für alle sichtbar (z. b. einem schwarzen Brett) dargestellt sein. Das Gesuch könnte sein: "Wir suchen einen regelfesten FATE-SL, der im Setting "Dresden Files" zu Hause ist, gut auf die Spieler eingehen kann und keine Angst vor schlechten Flachwitzen in der Gruppe hat"1Wichtig an dem Gesuch ist die möglichst kurze, aber prägnante Formulierung. "Wir suchen einen guten SL" ist ein schlechtes Gesuch!
Das Gesuch muss einen Kontakt enthalten. - Es erfolgt eine Empfehlung. Die Empfehlung muss von jemandem aus dem Empfehlungsnetzwerk kommen, der persönlich dafür gerade steht. Der darf also schon mal nicht anonym sein. Diese Empfehlung sollte kurz und knackig sein. Diese Empfehlung muss auch für alle sichtbar sein. Außerdem muss die Empfehlung einen konkreten Kontakt beinhalten (emailadresse, Telefonnummer oder sonstiges)
- Die empfohlene SL gibt ein Feedback an die empfehlende Person (und zwar zweifach: einmal nach erfolgreichem Kontakt und im positiven Fall erneut nach erfolgter Spielrunde). Auch dieses Feedback sollte qualifiziert sein, damit die empfehlende Person im Idealfall beim nächsten Mal noch konkreter/besser empfehlen kann. Wichtig dabei ist auch, dass die empfohlene SL etwas zu der Gruppe sagt.2
Zur Erinnerung: Die empfohlene Spielleitung kann, muss aber nicht Teil des Netzwerkes sein. Aber es muss eine überprüfbare Person sein (also keine Anonymität). Dies kann zum Beispiel Sinn machen, wenn unter den SL im Netzwerk kein Kandidat für das konkrete Gesuch vorhanden ist. Natürlich empfiehlt man vorrangig jemanden Bekanntes aus dem Netzwerk, aber wenn niemand aus dem Netzwerk dieses Gesuch abdecken kann, empfiehlt man jemanden außerhalb davon. Auch hier ist die Empfehlung natürlich für alle sichtbar. - Referenzen müssen für das Netzwerk ebenfalls sichtbar sein, es müsste also bei jeder SL eine Liste geben von Referenzgruppen. Auch diese Gruppen dürfen natürlich nicht anonym sein, sie müssen auch ansprechbar sein für andere Gruppen und SL (es braucht also einen Kontakt). Als sehr wichtig in unserem Hobby schätze ich dabei Referenzzitate ein, also eine kurze Beschreibung, dass die SL gut ist und vor allem warum mit direkter Verbindung zu der schreibenden Gruppe. Zusätzlich können Spielberichte (von der Gruppe oder einem Gruppenmitglied), Videomitschnitte etc. als Referenzen dienen (diese müssten dann aber kurz sein oder ausschnittsweise darstellbar)
- Vorstellungsrunde: Innerhalb des Netzwerkes kann sich jede Spielleitung vorstellen und zwar möglichst kurz und knackig. Es müsste also eine Wortobergrenze festgelegt werden, die bewusst knapp ist. Aus dem Bauch heraus: 200 Zeichen oder so. Hier sollen eigene Stärken herausgestellt werden. Dies ist natürlich auch für alle im Netzwerk irgendwo sichtbar dargestellt.
Warum funktioniert das?
Zumindest im Reallife kenne ich beides und habe beides in einem Unternehmernetzwerk (auf kleinerer bis größerer Mittelstandsebene) betrieben. Es funktioniert grundsätzlich dadurch, dass durch die Verantwortung für die eigene Empfehlung (des Empfehlers) und die eigene Leistung (des empfohlenen) eine Art doppelte Vertrauensabsicherung erfolgt. Anders gesagt: Wenn ich jemanden empfehle, der einen guten Job macht, war meine Empfehlung etwas Wert (in einem Unternehmernetzwerk meistens auch messbar in Euro) und die Leute im Netzwerk vertrauen mehr auf meine Empfehlungen. Wenn ich jemanden empfehle, der einen schlechten Job macht, dann war meine Empfehlung schlecht und die Leute im Netzwerk könnten - zumindest bei mehrfachen Griffen ins Klo - Vertrauen verlieren. Dadurch, dass das alles für alle sichtbar ist, sollte es zu wenigen schlechten Empfehlungen kommen. Natürlich kann das immer mal passieren, aber aufgrund der fehlenden Anonymität schadet man sich mit einer Empfehlung, die schlecht ausgeht, am meisten selbst. Wenn ich also meinen Bruder für einen lukrativen Job empfehle, zugleich also weiß, dass er eigentlich nicht geeignet ist, schieße ich mir ins Knie.
Wichtig dabei ist zu beachten, dass ich Leute empfehle, die auch in der Lage sind, ein qualitatives Feedback zu geben. Denn so erhöhe ich den Wert meiner Empfehlung.
Was sind mögliche Probleme?
Wie oben gesagt: Klüngel lässt sich möglicherweise nicht gänzlich ausschalten, aber minimieren durch gutes Feedback. Wenn sich zwei-drei Typen die ganze Zeit gegenseitig empfehlen, ohne dass a) überhaupt ein Ergebnis (=Runde) zustande kommt oder b) kein positives Feedback zu der entstandenen Runde kommt, dann weiß das Netzwerk, dass was mit diesen Typen faul ist.
Zumindest aus dem RL kann ich über unser damaliges Netzwerk sagen, dass man die faulen Eier verdammt schnell auf dem Schirm hatte und diese - oh Wunder - auch nicht lange in dem Netzwerk waren. Diejenigen, die lange drin sind, sind eigentlich immer die, die authentisch sind - was nicht besonders überraschend ist, denn sie empfehlen keinen, von dem sie nicht 100% überzeugt sind.
1 Ja, wir reden von Blechi
2 Das ist etwas, was bei fast allen Diskussionen zu dem Punkt zu kurz kommt. Ja, auch Gruppen könnten superdupertoll und die verkacktesten Arschlöcher sein. Okay, das sind jetzt die krassen Auswüchse. Ich könnte mir sowas vorstellen wie: "Die Gruppe besteht zu 100% aus Regelbaronen"; "in der Gruppe sind vor allem Methodactor und Storyteller vertreten"; "da gab es nichts zu Essen"; "die kamen zwei Stunden später und waren völlig besoffen" ist ja möglicherweise schon hilfreich.
Wenn man das aufzieht, ist es also ein ordentliches Projekt.