Ich möchte lieber auf diesen Punkt eingehen: Wollen wir 1. Selbstgemachtes überhaupt haben und 2. es selbst machen?
Offensichtlich, sonst gäbe es die ganzen Abenteuerwettbewerbe aus und in der Community nicht.
Mein Eindruck war immer, dass Deutsche eher [eigenen Kram für ihre eigenen Gruppen] basteln, und zwar im Bestfall für [das Standard-Setting des jeweiligen Spiels]. Selbst komplette Eigenentwicklungen verlassen selten die Haustür. "Wir" haben eine Menge Heartbreaker und Hausregeln und epische selbstgeschriebene Abenteuer mit 116 laminierten Handouts, aber wenige Leute haben Interesse, das in die Community zu tragen. Oft aus objektiv guten Gründen, aber hauptsächlich wahrscheinlich, weil Rollenspiel in Deutschland eine Gruppensache ist, nicht eine Community-Sache.
Ich glaube eher, wir haben es hier mit anderen Punkten zu tun:
- Man weiß nicht, wie und wo man mit dem Veröffentlichen anfangen soll.
- Etwas für Veröffentlichung fertig zu machen ist deutlich mehr Arbeit als es für den Hausgebrauch aufzubereiten. Da ist das selbstgeschriebene Abenteuer/System/Welt etc. bestenfalls der erste Entwurf. Um das rund zu machen, braucht es mindestens eine Reihe Spieltests (auch solche ohne Autor am Tisch), eine Überarbeitung, ein Lektorat, ein Korrektorat, eine Druckerei, einen Weg das zu finanzieren, einen Vertriebsweg etc. Von professionellen Illus gar nicht zu reden.
Ich glaube das scheitert nicht am Wollen, sondern am Know-How
Die Creator Programme, die in Deutschland doch eher unbekannt sind, nehmen einem sehr viel Arbeit ab. Aber auch dann muss Material noch aufbereitet werden. Ich habe über die Jahre jede Menge Zeug für Vampire in die Schublade gelegt. Das ist teilweise schon fertig für den Buchdruck oder gar als Kleinstauflage zum Privatgebrauch gedruckt worden. Aber um es z.B. in die Storytellers Vault zu bringen, müsste ich noch mal mindestens 40h nacharbeiten. Dann hätte ich was fertiges Deutsches. Nur das lohnt den Aufwand nicht. Um es auf englisch zu verkaufen, muss ich es übersetzen - sind nochmal 40h. Nur im speziellen Fall ist der Return on Investment zu niedrig. Die Storytellers Vault produziert derzeit nur Silver Seller als Maximum.
Ganz anders bei D&D: hier gibt es sogar Admantine Seller, die nicht von WotC kommen. Mein PWYW-Produkt ist häufiger runtergeladen worden in einem Monat als meine beiden SV-Produkte in über einem Jahr. Klar, kein guter Vergleich. Aber demnächst gibt es halt ein Produkt, dass was kostet, und dann habe ich den Vergleich.
Beim Scriptorium Aventuris sind die Fan-Sachen, die auf Copper kommen, alles PWYW-Sachen.
Zeigt: der deutsche Rollenspieler macht den Schritt zum professionellen Fan nicht mit. Gratis-Mentalität herrscht vor. Damit ist es nicht wirtschaftlich, meine Freizeit in deutsche Produkte im Creator Programm zu setzen.
Daher: Muss wohl ein Verlag in die Lücke springen. Nur welcher? Ulisses und Uhrwerk haben die Teller voll, System Matters setzt auf die Vorgänger der D&D 5e, Pegasus pickt sich genau raus, welche Reihen es nimmt, Mantikor hat andere Schwerpunkte. Was bleibt da noch? Das muss quasi aus den Reihen der halbprofessionellen Fans kommen.