Und ich will bei so einer Verletzung auch, dass daraus klar verregelte Folgen und Sachzwänge entstehen [snip]
Wenn selten gekämpft wird, ist das noch zu verschmerzen, aber eine so undefinierte Wunde, die sich auch näherer Betrachtung entzieht, zwingt mich dazu, den o.g. sterbenden Schwan und "Oh, wie ist mir..." zu spielen, was sich für mich unheimlich schnell abnutzt.
Man hat es wohl schon herausgelesen: Hab ich, und ich fand es durchgehend wenig reizvoll und oft genug frustrierend. Dabei ist mir durchaus klar, dass das eigentlich "nur" am SL liegt, aber ich habe noch keinen Freeform-SL getroffen, mit dem ich ausreichend auf einer Linie war.
Auf die Gefahr hin, ins OT abzudriften: ich kann das alles sehr gut nachvollziehen. Trotzdem glaube ich, dass wir allgemein dazu tendieren, mit Zahlen und Würfelwürfen das darunterliegende entweder zu verdecken oder zu banalisieren. Ich finde es nun auch nicht überaus schwierig, mir spontan ganz konkrete und greifbare Sachzwänge aus der simplifizierten Aussage "Dir steckt ein Schwert im Bauch" heraus herzuleiten. Ich könnte die SL auch einfach fragen und bitten, konkreter zu werden. Ich möchte mal auf die Frage "wie schlimm ist es" statt "ganz schön schlimm..." folgendes gegenüberstellen:
1. Aussage der SL: "hmmm... 2W6+4 mal 2 weil krit. Du bist also auf -2 LP"
oder2. Aussage der SL: "Möchtest du wirklich gucken? Okay... Wie in Zeitlupe drehst du dich von dem Goblin weg, der dir gerade sein Schwert mit Wucht in den Bauch gerammt hat. Ein stechender Schmerz breitet sich brennend und pulsierend von einer Stelle Deines Unterleibes aus, von der noch immer sein Kurzschwert aus Deinen Eingeweiden ragt; etwa einen Spann tief dürfte es noch in Dir stecken. Ein Bedürfnis, sich vor Schmerzen krümmen zu wollen, ergreift Dich, als Du versuchst nach Luft zu schnappen. Während Dein Blickfeld fast unmerklich beginnt, sich zu einem Tunnel zu formen, wird Dir aus dem Augenwinkel noch das fratzige Grinsen des Goblins gewahr... Dein Mund füllt sich mit dem Geschmack rostigen Eisens... was machst Du?"
Jetzt kann man natürlich sagen, Aussage Nummer 2 sei nur die Beschreibung - also der Fluff - von Aussage Nummer 1. In den meisten Spielrunden, in denen ich in den vergangenen 30 Jahren gespielt habe, wurde aber auf Aussage Nummer 2 geflissentlich verzichtet. Heute sage ich: verzichte doch lieber auf Aussage Nummer 1.
Es ging ursprünglich in diesem Thread um Waffenschaden. Dabei habe ich (ohne jeden Anspruch von Allgemeingültigkeit!) die Behauptung aufgestellt, dass ich im Rollenspiel durch ausreichende Narrative auf in Zahlen ausgedrückten Waffenschaden komplett verzichten kann. Ich meine: das geht und es geht sogar wunderbar.
Wenn sich meine Gruppe am Abend durch eine Horde von 50 Goblins schnetzelt, kann ich natürlich nicht jedes Mal eine solche Geschichte erzählen. Das ist klar. Aber vielleicht ist der Kampf gegen einen Goblin spannender, als gegen 50, wenn er spannend beschrieben ist?
Ich möchte die Behauptung aufstellen: liefere ich dem Spieler ausschließlich Aussage Nummer 1, wird er als erstes auf sein Charakterblatt schauen, um nach einem Ausweg aus den "Sachzwängen" zu suchen, denen er sich gegenüber sieht (hab ich da noch irgendwo einen Heiltrank stehen oder einen Heilzauber memorisiert?). Das wird er wahrscheinlich auch immer noch tun, wenn ich ihm Aussage Nummer 2 hinterherschiebe. Liefere ich dem Spieler allerdings ausschließlich Aussage Nummer 2, ohne dass er Zugang zu Aussage Nummer 1 hat, wird bei dem Spieler wahrscheinlich erstmal das Kopfkino losgehen, um nach einem Ausweg zu suchen. Und das ist doch, warum wir alle Rollenspiele spielen, oder? Kopfkino ist sowieso ein cooles Wort
(Mir ist bewusst, dass es auch ganz andere Ansätze des Rollenspiels gibt, die genauso legitim sind!)
Ich würde nur Bescheid wissen, wenn diese Begrifflichkeiten irgendwie definiert sind. [snip] Der SL wollte Spannung erzeugen, der Spieler zieht sich zurück.
Das ist die Verantwortung der SL! Völlig richtig!