Autor Thema: [Itras By] Karten vs. Würfel - Auswirkung der Karten  (Gelesen 804 mal)

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Offline Nodens Sohn

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Hallo!
Ich habe mir Itras By zugelegt und finde die Idee, die hinter diesem System steckt richtig genial. Doch komme ich aus einer, mehrere Jahrzehnte andauernden, intensiven Würfelwelt ... naja und die fehlen ja in Itras By. Es gibt ja auch keine Lebenspunkte uns sonst keine Werte. Ich habe also einiges was ich erst einmal als Altlasten überwinden muss um mich ganz auf dieses System einlassen zu können. Daher habe ich ein paar Fragen an jene, die schon ein wenig Erfahrung mit diesem System gemacht haben:

In sonstigen Systemen sind die Entscheidungen per Würfel manchmal recht kleinschrittig. Heranschleichen = Würfelwurf, Fallen Suchen = Würfelwurf, Schlösser öffnen = Würfelwurf. In manchen Beispielen im Buch werden die Situationen jedoch grober beschrieben: "Ich möchte in dem Haus einbrechen und das Schriftstück X entwenden" = Ziehe eine Karte. Das wirkt auf mich dann doch sehr grob. Wie macht ihr das? Ich könnte ja ebenso gut jeden Würfelwurf durch eine Karte ersetzen, was mich wieder aus dem ganzen Erzählfluss heraus bringen würde.
Wie macht ihr das? Wie engmaschig geht ihr mit den Karten um?

Und eine weitere Frage betrifft Situationen, in denen es um Leben oder Tod gehen kann (Schusswechsel, Sturz von einem Kirchturm usw). Wie geht man solche Situationen an?

Ihr merkt, ich brauche wohl noch ein wenig Hilfe, mich von dem sicheren Netz der engen Regeln zu lösen.

Offline Chiarina

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Re: [Itras By] Karten vs. Würfel - Auswirkung der Karten
« Antwort #1 am: 17.03.2019 | 15:10 »
Ach, ist das ein schönes Thema!

Also zu Frage 1:
Ich kann dazu nur sagen: Probiert es aus, das System ist geduldig!
Ja, man kann eine Karte ziehen lassen, um zu schauen, ob jemand in ein Haus einbrechen kann.
Man kann genauso gut fünf Karten ziehen lassen. Eine für das Anschleichen, eine für das Knacken der Haustür, eine für das lautlose Umgehen des Wohnzimmers, wo sich Bewohner aufhalten, eine für das Finden der Bibliothek und dann nochmal eine für das erfolgreiche Entwenden des gesuchten Buches.
Zumindest zu Beginn kann es ganz heilsam sein, sich an die kaum vorhandenen Regeln zu halten: Nicht der Spielleiter, sondern der Spieler selbst entscheidet, ob und wann er eine Karte ziehen will. Und diese Karte interpretiert dann nicht er, sondern ein Mitspieler, den er frei bestimmen kann (das kann auch der Spielleiter sein, muss aber nicht).

Zu Frage 2:
Ich habe festgestellt, dass in einem System ohne Kampfsystem sofort viel weniger gekämpft wird. Das fand ich doch ganz erstaunlich. Es sorgt für ein neues Spielgefühl. Wenn es dann doch zu einem Kampf kommt... naja... im Zweifelsfall entscheidet sich derjenige, der den Kampf verursacht hat, für eine Karte. Und dann wird eben beschrieben. Das war auch für mich superungewohnt... aber auch superspannend!

Ich wäre gern dabei. Viel Spaß!
[...] the real world has an ongoing metaplot (Night´s Black Agents, The Edom Files, S. 178)

Offline Cugel

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Re: [Itras By] Karten vs. Würfel - Auswirkung der Karten
« Antwort #2 am: 17.03.2019 | 15:40 »
In den 90er Jahren habe ich öfters das Rollenspiel Everway geleitet. In privater Runde und auch auf Conventions.
Everway funktioniert ohne Würfel mit tarotähnlichen Karten. Mir hat es sehr viel Spaß gemacht und den Mitspielern in der privaten Runde nach einer Weile auch. Nämlich ab dann, als sich die Spieler von ihrem "Würfelfetisch" befreit hatten. Auf Conventions gab es ab und zu Probleme mit dem Vorwurf der SL-Willkür.

Mein Rat an Dich lautet Material über Everway zu finden. Das Regelwerk erklärt nämlich ausgezeichnet wie man die Karten einsetzt. Ich habe keine Ahnung, was sich über Everway noch alles im Internet finden lässt.
Ein, von einem höheren Säugetier aus der Ordnung der Primaten, geplünderter Planet, auf seiner Himmelfahrt ins Nichts.

Offline Sashael

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Re: [Itras By] Karten vs. Würfel - Auswirkung der Karten
« Antwort #3 am: 17.03.2019 | 17:40 »
Itras By benutzt keine Spielkarten in dem Sinne. Die Karten haben Texte, die mit "Ja, und ...", "Ja, aber ...", "Nein, aber ...", "Nein, und ..." sowie "Der Konflikt eskaliert" auf die Frage eingehen, ob die angesagte Aktion gelingt. Dies in verschiedenen Ausführungen und mit unterschiedlichen Konsequenzen.

Eine Erläuterung über die Anwendung von Tarotkarten hilft da eher wenig, würde ich sagen.

Ich halte das ganz unterschiedlich. Jede Karte beinhaltet die Möglichkeit, dass eine Situation eskaliert. Je öfter man ziehen lässt, desto weniger kann man die Szene im Vorfeld planen und desto mehr muss man improvisieren. Je nachdem, wie gut und gern man improvisiert, kann man durchaus eine andere Wohlfühlschwelle bei der Anzahl der Kartenziehungen in der Runde haben.

Allerdings würde ich auch öfter ziehen lassen, je wichtiger das Gesamtvorhaben ist.

"Ich fahre in die Redaktion und suche im Kellerarchiv nach Meldungen über ähnliche Vorkomnisse in den letzten Jahren."
Eine Karte reicht.

"Ich gehe zum Haus des verdächtigen Industriellen, laber mich an seinem Butler vorbei und hole aus seinem Privatbüro den goldenen Briefbeschwerer, ohne dass mich jemand dabei sieht."
Äh ... zieh doch erst mal ne Karte für das Gespräch mit dem Butler, und dann sehen wir weiter. ;)
"Ja natürlich ist das Realitätsflucht. Was soll daran schlecht sein? Haben Sie sich die Realität in letzter Zeit mal angesehen? Sie ist grauenhaft!"


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Offline Nodens Sohn

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Re: [Itras By] Karten vs. Würfel - Auswirkung der Karten
« Antwort #4 am: 17.03.2019 | 19:36 »
Vielen Dank für eure Beispiele. Ich glaube so langsam habe ich eine Idee dafür.

@Sashael: Wenn ich mir dieses Beispiel jetzt mal anschaue, frage ich mich, ob das Karten ziehen das Rollenspiel an dieser Stelle nicht zu sehr verkürzt
"Ich fahre in die Redaktion und suche im Kellerarchiv nach Meldungen über ähnliche Vorkomnisse in den letzten Jahren."
Eine Karte reicht.

Vielleicht kommt es auch darauf an, wann die Karten gezogen werden. Ein Spieler könnte jetzt die oben genannte Aussage tätigen und dann einfach eine Karte ziehen und im Nachhinein die Szene im Kellerarchiv kurz erzählen, bzw. durch den SL erzählen lassen, oder man spielt die Szene durch (mit allen NSCs die einem in der Redaktion so begegnen können - vielleicht habe ich ja als SL an dieser Stelle eine Szene vorbereitet) und zieht eine Karte erst dann, wenn sich der Spieler schon eine Stunde in den Tiefen des Archives eingegraben hat.

Offline Sashael

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Re: [Itras By] Karten vs. Würfel - Auswirkung der Karten
« Antwort #5 am: 18.03.2019 | 05:57 »
@Sashael: Wenn ich mir dieses Beispiel jetzt mal anschaue, frage ich mich, ob das Karten ziehen das Rollenspiel an dieser Stelle nicht zu sehr verkürzt
Das kann man eben machen, wie man möchte.
Man kann die Karten auch wie Würfel einsetzen und so oft ziehen lassen, wie man in einem anderen Rollenspiel gewürfelt hätte. Der Effekt der Karten gleicht meiner Erfahrung nach dem eines Würfelpools in Warhammer3 oder Star Wars von FFG. Das Endergebnis wird angesagt und eventuelle Nebeneffekte dargestellt.

Man kann die Schwierigkeit einer Aktion ja nicht nur durch die beiden Kartenstapel beeinflussen, sondern auch durch das Ziehen von mehreren Karten, von denen man die bessere oder schlechtere nehmen kann. Manchmal hat man dann auch "nur" die Wahl zwischen zwei Eskalationsstufen. ;)

Ich habe in manchen Spielen das Ziehen von mehreren Karten auch von Zuständen des SC abhängig gemacht und damit "Lebenspunkte" oder "Skillmeisterschaften" ins Spiel gebracht.
Allerdings benutze ich die Itras By Karten auch abseits des Settings für alle möglichen kruden Geschichten und bin immer sehr gut damit gefahren.
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