Wenn ich mir an zwei Daumen abzählen kann, dass das Ding in China nicht durch die Kontrolle kommt, muss ich es ändern oder woanders drucken lassen.
Das ist zwar richtig, aber die chinesischen Befindlichkeiten diesbezüglich sind schwer einzuschätzen. Grundsätzlich hat man immer gute Chancen, dass so ziemlich jeder Quatsch durchgeht. Zumal, wenn er nicht für den Binnenmarkt (also nicht für China) bestimmt ist.
Ich denke nicht, dass sich irgendwas ändern wird, weil:
1) Konsumgewohnheiten sich auch bei viel schlimmerem nicht ändern. Wie das Zeug hergestellt wird und welche Auswirkungen das hat, interessiert die meisten Leute gar nicht. Wenn es um den eigenen Konsum geht, ist fast niemand zu Verzicht bereit. Allfällige Leichen, Ausbeutung und Folterei werden dabei gern mit eingepreist.
2) Es für eine Veränderung grundsätzlich anderer Rahmenbedingungen bedarf, wahrscheinlich sogar einer anderen Wirtschaftsordnung. Es gibt kein richtiges Leben im falschen.
3) Das, was irgendwann für eine Veränderung sorgen wird, die steigenden Kosten in China sein werden. Das sieht man in einigen Bereichen schon. Die koksende und hurende Jetlag-Elite wird dann genauso andere Ausbeutungsobjekte finden, wie die jungen Kreativen und das Medienprekariat. (Außer, sieht Punkt 2).
"Demokratie in Industriestaaten" hat es in dem Sinne noch nie gegeben. Das Wesen kapitalistischer Wirtschaft ist ja gerade, dass sie einerseits frei von feudalen Fesseln ist, und dass sie sich andererseits (demokratischer) Kontrolle entzieht. Das bißchen Flickwerk, das es im Nachkriegseuropa zwecks Verschleierung mal gab, wird zunehmend fadenscheinig, China ist gerade dabei, die Rahmenbedingungen für ein nach innen wirkendes Wachstum abzustecken - und das unter Bedingungen eines Wirtschaftskriegs mit den USA.
Meine Prognose ist, dass uns das alles in den nächsten zehn oder zwanzig Jahren um die Ohren fliegt. Entweder gehen einige daraus deutlich reicher hervor und das Spiel geht von vorne los, oder es ist dann aus mit der Erde. Oder vielleicht auch Punkt 2 (glaube ich aber nicht).