Autor Thema: Warum sind Mainstream Systeme beliebt?  (Gelesen 9854 mal)

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Offline Crimson King

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Re: Warum sind Mainstream Systeme beliebt?
« Antwort #50 am: 15.04.2019 | 15:54 »
Hier wurde viel gesammelt, warum Mainstream Systeme beliebt sind. Warum sind sie denn bei manchen nicht beliebt?

Weil sie durch die Bank weg unfokussiert, miserabel ausbalanciert (Ausnahme DnD 4, 13th Age) und bis auf DnD 5 bzw. pre 2nd auch extrem crunchlastig sind. DnD ist obendrein ein Flickenteppich unterschiedlichster Konzepte und DSA 4 ist phänomenal umständlich. Keine Ahnung wie das bei DSA 5 aussieht.
« Letzte Änderung: 15.04.2019 | 16:07 von Crimson King »
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J.W. von Goethe

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Re: Warum sind Mainstream Systeme beliebt?
« Antwort #51 am: 15.04.2019 | 16:01 »
Das. Und: Weil die zugehörigen Settings deutlich uninteressanter sind als viele Sachen in der zweiten und dritten Reihe.
Engel – ein neues Kapitel enthüllt sich.

“Es ist wichtig zu beachten, dass es viele verschiedene Arten von Rollenspielern gibt, die unterschiedliche Vorlieben und Perspektiven haben. Es ist wichtig, dass alle Spieler respektvoll miteinander umgehen und dass keine Gruppe von Spielern das Recht hat, andere auszuschließen oder ihnen vorzuschreiben, wie sie spielen sollen.“ – Hofrat Settembrini

Offline Rhylthar

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Re: Warum sind Mainstream Systeme beliebt?
« Antwort #52 am: 15.04.2019 | 16:05 »
*shrug*

Das Tanelorn ist dahingehend imho kein repräsentativer Ausschnitt der Rollenspiellandschaft. "Gefühlt" wird vieles hier mehr abgelehnt, als es in der Gesamtheit der Fall ist. Sei es nun aufgrund des Systems oder des Settings.
“Never allow someone to be your priority while allowing yourself to be their option.” - Mark Twain

"Naja, ich halte eher alle FATE-Befürworter für verkappte Chemtrailer, die aufgrund der Kiesowschen Regierung in den 80er/90er Jahren eine Rollenspielverschwörung an allen Ecken wittern und deswegen versuchen, möglichst viele noch rechtzeitig auf den rechten Weg zu bringen."

Für alle, die Probleme mit meinem Nickname haben, hier eine Kopiervorlage: Rhylthar.

Offline Lichtbringer

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Re: Warum sind Mainstream Systeme beliebt?
« Antwort #53 am: 15.04.2019 | 16:07 »
Es wurde eigentlich schon genannt, aber Matthew Colville erklärt es zu gut, um es nicht zu verlinken.

Offline Gunthar

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Re: Warum sind Mainstream Systeme beliebt?
« Antwort #54 am: 15.04.2019 | 16:12 »
Viele RPG Spieler werden wohl nur DSA 5 und/oder D&D spielen, weil in der Regel in kleineren Läden nur diese beiden Systeme angeboten werden. Und keiner von denen wird sagen, dass eines dieser Systeme schlecht ist, weil er nichts anderes kennt.
Spieler in D&D 5e: "8 + viel, trifft das?"

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Offline Crimson King

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Re: Warum sind Mainstream Systeme beliebt?
« Antwort #55 am: 15.04.2019 | 16:14 »
*shrug*

Das Tanelorn ist dahingehend imho kein repräsentativer Ausschnitt der Rollenspiellandschaft. "Gefühlt" wird vieles hier mehr abgelehnt, als es in der Gesamtheit der Fall ist. Sei es nun aufgrund des Systems oder des Settings.

Ich möchte ergänzen, dass speziell der Mangel an Fokussierung für den Breitenerfolg praktisch unerlässlich ist, da fokussierte Spiele viele Spieler ausgrenzen, die mit der Spielweise, die im Fokus steht, nichts anfangen können. Unfokussierte Spiele lassen sich recht gut auf den Spielstil driften, den die jeweilige Gruppe will, und unpassende Sachen kann man hausregeln oder einfach ignorieren. im Tanelorn wiederum bewegen sich viele Spieler mit konkreten Vorlieben, die Spiele bevorzugen, die gerade diese Vorlieben besonders gut bedienen.

Der Mangel an Balance dürfte in vielen Fällen auch eher als Feature denn als Bug wahrgenommen werden, weil man dadurch einerseits echt rocken kann, sich aber auch Spieler, die bewusst suboptimale Charaktere bauen, als die besseren Rollenspieler gerieren können (und dabei irren).
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J.W. von Goethe

Offline YY

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Re: Warum sind Mainstream Systeme beliebt?
« Antwort #56 am: 15.04.2019 | 16:32 »
Von vielen Proponenten "komplexer" Regelsysteme wird das durch die Art und Weise, wie in der Praxis gespielt wird konterkariert. Man bekennt sich zwar offen zur Komplexität des Regelwerks, allerdings werden davon in der Praxis große Teile ignoriert oder gehausregelt.

Da gehe ich 100% mit.
Ich habe aber auch festgestellt, dass sich ein Teil das gar nicht eingesteht ("Natürlich spielen wir mit allen Regeln. Außer Reiterkampf. Und Ritualmagie. Und wir ignorieren Bewegung im Kampf. Und die Sonderfertigkeiten. Aber sonst alles!" :P) oder sich denkt "Wenn ich denn mal Regeln für irgendwas brauche/will, dann gibts welche".

Was habe ich mir in meinem Spielerumfeld zu DSA4-Zeiten den Mund fusselig geredet, dass man alle Probleme direkt erschlagen hätte, wenn man eine saubere Konversion auf ein taugliches Regelwerk macht...nichts zu holen. Offizielle Regeln sind ja zwingend besser als das, was man selbst in der Garage zusammenstoppelt, selbst wenn man sich jedes Wochenende über irgendwas im Regelwerk ärgert und die Sitzung in Endlosdiskussionen versumpft :bang:

P.S.: Was ich aktuell auch mit Staunen wahrnehme ist, dass DnD hier in Deutschland so an Boden gewinnt - nach all den Jahren.

Das liegt wohl vor Allem am Marketing.
Da macht D&D seit geraumer Zeit vieles richtig, was andere Systeme gefühlt gar nicht auf dem Schirm haben oder wo einfach die Infrastruktur nichts Vergleichbares hergibt.

Lediglich für Shadowrun fällt mir partout nicht ein, wieso das jemals Erfolg haben konnte.  :o

Zusätzlich zum schon genannten Zeitgeist und dem vielseitigen Setting (das obendrauf trotzdem längst nicht so abgefahren war wie vieles andere aus der SF-Ecke) war das aus meiner Perspektive tatsächlich auch eine spielmechanische Sache.
Im Vergleich zum damaligen "state of the art" zweier großer Fantasy-Systeme mit zufälliger Charaktererschaffung, Stufen, hart begrenzten Klassen inklusive zugehöriger Verbote, langweiligen Kämpfen mit stupidem Abtragen von HP-Bergen, bestenfalls rudimentären Fertigkeitssystemen und Magieregeln, bei denen man entweder über den "Manatank" sofort leer war oder sich mit Magieslots rumschlagen musste und dann auch auf mittleren Stufen nur wenige Anwendungen hatte...da war SR an vielen Stellen eine wahre Wohltat. Und Gummipunkte gabs noch kostenlos dazu ;D

Ja, manches war da auch ein Stück weit Mogelpackung (SR war z.B. nie wirklich "klassenlos") und über anderes schmunzelt man heute, aber wenn ich mich rein aufgrund der Spielmechanik zwischen damaligem D&D, DSA und SR1/2 entscheiden müsste, wäre das für mich heute immer noch so klar wie es damals für mich und einen großen Teil meines Umfelds war.

Der Mangel an Balance dürfte in vielen Fällen auch eher als Feature denn als Bug wahrgenommen werden, weil man dadurch einerseits echt rocken kann, sich aber auch Spieler, die bewusst suboptimale Charaktere bauen, als die besseren Rollenspieler gerieren können (und dabei irren).

Ja, wenn Systeme aufgrund solcher (ggf. unbewusster) Überlegungen ausgewählt werden, ist alles zu spät  :-\
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Re: Warum sind Mainstream Systeme beliebt?
« Antwort #57 am: 15.04.2019 | 16:50 »
Weil sie durch die Bank weg unfokussiert, miserabel ausbalanciert (Ausnahme DnD 4, 13th Age) und bis auf DnD 5 bzw. pre 2nd auch extrem crunchlastig sind. DnD ist obendrein ein Flickenteppich unterschiedlichster Konzepte und DSA 4 ist phänomenal umständlich. Keine Ahnung wie das bei DSA 5 aussieht.

- Miserabel ausbalanciert: Nein. Gerade Mainstreamspiele werden mehr gespielt, daher gibt es mehr Feedback, daher besseres Balancing. Blizzard Computerspiele sind auch besser ausbalanciert, als die meisten Indies.

- Crunchlastig: Nein. Cthulhu wäre für mich ein Mainstream und nicht crunchlastig.

- Unfokussiert: Ja

Mainstreamsysteme bieten aufgrund ihrer Beliebtheit oft aber so viel Zusatzmaterial, dass obwohl DSA4 keinen Fokus hat, ich mir mehr verschiedene Zuckerbäcker basteln kann, als so manches Zuckerbäckerfokusrollenspiel. Insofern sehe ich das meistens nicht als Nachteil.

Das genannte Argument, dass Laien nunmal zum erst besten Mainstream Rollenspiel greifen, während Kenner genau das eine kaum bekannte Spezialrollenspiel auswählen, das perfekt zu ihnen passt, dass kann ich sehr gut nachvollziehen. Mein Problem ist dann wohl eher, dass Mainstreamspiele einfach besser zu mir passen oder ich die eine große Liebe noch nicht gefunden habe.

Aber wäre es auch möglich, dass man einfach gerne anhand einer Spezialität sein Spezialwissen vorführen möchte? So wie ein Sternekoch niemals das Aldiessen loben würde, selbst wenn es besser schmeckt?

Offline YY

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Re: Warum sind Mainstream Systeme beliebt?
« Antwort #58 am: 15.04.2019 | 16:58 »
Gerade Mainstreamspiele werden mehr gespielt, daher gibt es mehr Feedback, daher besseres Balancing.

Der letzte Punkt resultiert leider nicht immer aus den ersten beiden.
Im schlechtesten Fall passiert überhaupt nichts* und selbst im besten Fall werden die großen Probleme nach und nach abgehakt, bis der Aufwand zur Beseitigung nicht mehr verhältnismäßig ist.
Mindestens den letzten Feinschliff muss man immer selbst machen - was im P&P ja dankbarerweise überhaupt geht, im Gegensatz z.B. zu WoW, wo ich auf den Anbieter angewiesen bin und wenn der es nicht macht, macht es keiner, weil sonst niemand ausreichenden Zugriff hat.


*Da ist "Der freie Markt wird es schon richten" bestenfalls ein frommer Wunsch. Aus einigen Gründen, aus denen die Mainstream-Systeme überhaupt so beliebt bzw. so weit verbreitet sind, bricht da auch keins krachend zusammen, wenn mal eine neue Edition mehr oder weniger ein Totalausfall ist und auch nicht halbwegs zeitnah reagiert wird.
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Offline Xemides

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Re: Warum sind Mainstream Systeme beliebt?
« Antwort #59 am: 15.04.2019 | 18:17 »
Ich mag Mainstream-Systeme!

Eben weil sie unfokussiert sind, denn dann kann ich in einer langen Kampagne den Fokus wechseln. Ich mag es nicht durch einen Fokus eingeschränkt zu werden.

Balancing ist eine Sache die von System zu System unterschiuedlich ist. Splittermond ist sehr ausbalanciert wie ich finde, GURPS sicherlich auch. Auch bei Midgard finde ich kein allzu großes Unbalancing.
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Offline Crimson King

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Re: Warum sind Mainstream Systeme beliebt?
« Antwort #60 am: 15.04.2019 | 19:28 »
Balancing ist eine Sache die von System zu System unterschiuedlich ist.

Ja, das ist in der Tat so. Mein Blick geht da zu sehr Richtung DnD, DSA 4, SR, Vampire mit ihren teils seltsamen Optimierungsmöglichkeiten und unausgegorenen Klassensystemen. Grundsätzlich dürfte das ein Nebeneffekt der Crunchlastigkeit sein. Je mehr crunchy bits ein System hat, umso schwerer ist es, Synergien und Nebeneffekte vorab zu analysieren und diesen passend entgegen zu wirken.
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Re: Warum sind Mainstream Systeme beliebt?
« Antwort #61 am: 15.04.2019 | 19:47 »
Je mehr crunchy bits ein System hat, umso schwerer ist es, Synergien und Nebeneffekte vorab zu analysieren und diesen passend entgegen zu wirken.

Man sollte aber eigentlich meinen, dass zumindest die größten Klopper nicht in der Form auftreten, wie sie das oftmals tun.
Wenn ich mir anschaue, wie oft bei uns die üblichen Powergaming-Verdächtigen beim Durchforsten neuer Regelwerke in kürzester Zeit zu den selben Ergebnissen kamen - da habe ich mir öfter mal gedacht: haben die Autoren einfach keinen hauseigenen Powergamer, der da noch mal drüber schaut? Oder ist es einfach egal, verkauft sich ja so oder so?
Gefühlt ist da stellenweise nicht mal der Anspruch da, ein rundes Spiel abzuliefern.
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Offline schneeland

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Re: Warum sind Mainstream Systeme beliebt?
« Antwort #62 am: 15.04.2019 | 19:53 »
Wenn ich mir anschaue, wie oft bei uns die üblichen Powergaming-Verdächtigen beim Durchforsten neuer Regelwerke in kürzester Zeit zu den selben Ergebnissen kamen - da habe ich mir öfter mal gedacht: haben die Autoren einfach keinen hauseigenen Powergamer, der da noch mal drüber schaut? Oder ist es einfach egal, verkauft sich ja so oder so?

Vielleicht sogar das Gegenteil: während dem Durchschnittsspieler diese Optimierungen egal sind, hat der Powergamer vielleicht sogar Freude daran, diese "kaputten" Optionen zu identifizieren und wäre enttäuscht vom System, wenn es keine klar dominante Strategie gäbe.
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Re: Warum sind Mainstream Systeme beliebt?
« Antwort #63 am: 15.04.2019 | 20:05 »
Vielleicht sogar das Gegenteil: während dem Durchschnittsspieler diese Optimierungen egal sind, hat der Powergamer vielleicht sogar Freude daran, diese "kaputten" Optionen zu identifizieren und wäre enttäuscht vom System, wenn es keine klar dominante Strategie gäbe.

Ich denke, das spielt zumindest bei einigen Systemen definitiv mit eine Rolle. Stichwort "system mastery" -- es gibt ja tatsächlich Systemschreiber, die die Idee, eingefleischte "Profis" mit versteckt eingestreuten Exploits, die erst mal entdeckt werden wollen, regelrecht zu belohnen, ausdrücklich und offiziell toll finden.

Offline YY

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Re: Warum sind Mainstream Systeme beliebt?
« Antwort #64 am: 15.04.2019 | 20:40 »
während dem Durchschnittsspieler diese Optimierungen egal sind, hat der Powergamer vielleicht sogar Freude daran, diese "kaputten" Optionen zu identifizieren und wäre enttäuscht vom System, wenn es keine klar dominante Strategie gäbe.

Aus meiner Erfahrung:
Als powergamender Spieler fand ich es seinerzeit besser, wenn die guten Optionen zumindest ein bisschen versteckt und nicht vollkommen offensichtlich waren - der Reiz war da viel mehr die Suche an sich und nicht das dadurch erlangte "Expertenwissen".
Das durfte auch gern so ausfallen, dass unter nicht übermäßig exotischen, unterschiedlichen Gesichtspunkten unterschiedliche Sachen die "beste" Wahl waren. Eine eindeutig dominante Option war da vor allem eins: langweilig.

Die Nicht-Powergamer haben das alles nicht gemacht und sich blind drauf verlassen, dass das alles schon irgendwie halbwegs passen wird, was oft genug mal so gar nicht der Fall war.
Da wurde dann über Monate und mehrere Charaktervarianten nach entsprechenden Negativerlebnissen stillschweigend auf das umgestellt, was die Powergamer von Anfang an empfohlen hatten.
Der eine oder andere hat auf seiner "rollenspielerischen Herausforderung" bestanden, aber insgesamt haben die das Gleiche gemacht wie die Powergamer, nur später und mit mehr Heulen und Zähneklappern auf dem Weg dort hin.

Als SL war mir das insofern egal, als dass dann irgendwann fast alle nur noch die sinnvollen Optionen gewählt hatten und man auf Augenhöhe war und die Ausreißer nach unten das explizit so wollten.
Aber grundsätzlich wäre es mir viel lieber gewesen, wenn eben nicht große Teile des Systems bei näherem Hinsehen völlig verzichtbar gewesen wären und man z.B. - um bei SR zu bleiben - aus der ganzen Waffen- und Cyberwareliste ungefähr 10% nutzt. Wenn überhaupt.


Als langfristiges Ergebnis dieser Zustände ist es mir heute wichtig, dass es eben keine klar dominanten Optionen mit viel nutzlosem Füllmaterial gibt.
Kurz: Ich will das heute so haben, wie es die Wunschvorstellung der Nicht-Powergamer in meinem damaligen Spielumfeld war.
Dabei würde ich mich nicht als geläuterter Powergamer bezeichnen - ich will einfach ein sauber strukturiertes Spiel mit durchgehend sinnvollen Inhalten und keine Wiese voller Tretminen, wo mir nur deswegen nichts passiert, weil ich nach 15 Jahren und vielen verlorenen Schafen genau weiß, wo ich lang laufen muss.

Einem Brettspiel würde ich so ein Design im Leben nicht durchgehen lassen, warum sollte ich es bei einem Rollenspiel tun?

Wenn der Preis dafür ist,
dass es recht umfassende Trichtermechaniken gibt,
dass es etwas grobkörniger ist,
dass das System geschlossen ist, d.h. nicht mehr wächst und dann auch absehbar "tot" ist,

dann soll mir das recht sein. Und beim letzten Punkt bin ich mittlerweile ganz schnell dabei, diesen Schnitt selbst zu setzen und zu sagen: Nur GRW oder bis zu Erweiterung X etc.
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Offline schneeland

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Re: Warum sind Mainstream Systeme beliebt?
« Antwort #65 am: 15.04.2019 | 20:56 »
Ich will einfach ein sauber strukturiertes Spiel mit durchgehend sinnvollen Inhalten und keine Wiese voller Tretminen, wo mir nur deswegen nichts passiert, weil ich nach 15 Jahren und vielen verlorenen Schafen genau weiß, wo ich lang laufen muss.

Einem Brettspiel würde ich so ein Design im Leben nicht durchgehen lassen, warum sollte ich es bei einem Rollenspiel tun?

Nur um Missverständnisse zu vermeiden: persönlich wünsche ich mir das ganz genauso (und habe ein solches System bisher leider nicht gefunden) - nur halte ich es eben für möglich, dass populäre Systeme quasi auch den Casual-Powergamer ansprechen wollen.
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Re: Warum sind Mainstream Systeme beliebt?
« Antwort #66 am: 15.04.2019 | 21:03 »
Das ist nicht nur möglich, sondern das ist wohl sogar versehentlich so - hier im Forum ist vor Kurzem mal angeklungen, dass man keinen guten Gunporn schreiben muss, weil sich der schlechte schon verkauft wie blöd.
Gilt für alle anderen Regelerweiterungen analog und dann ist natürlich klar, dass sich da nichts ändert.

Warum mit viel Aufwand etwas liefern, was nicht explizit gefordert ist? Und explizit fordern heißt hier: etwas anderes gar nicht kaufen.

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Re: Warum sind Mainstream Systeme beliebt?
« Antwort #67 am: 16.04.2019 | 05:31 »
Man sollte natürlich bedenken, das Verlage auch verkaufen wollen, und neue Regeln sind sicher ein guter Verkaufsfaktor, der auch verlangt wird.

Bei Splittermond bin ich sehr glücklich über das erschienene und möchte da auch noch mehr von haben. Nicht unbegrenzt viel wie bei DnD, aber einiges ist da noch drin und ja auch schon angekündigt.
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Re: Warum sind Mainstream Systeme beliebt?
« Antwort #68 am: 16.04.2019 | 06:35 »
Die Verlage müssen sogar verkaufen und natürlich besteht dafür auch ein Bedarf, sonst gäbe es die Verlage längst nicht mehr.
Es wird halt von anderen nachgefragt und nicht von mir, was natürlich auch bedeutet, dass das Meiste, was sich am Markt durchsetzt oder auch nur auf Dauer irgendwie hält, rein strukturell nichts für mich ist.

Nach Leuten wie mir kann man sich im Grunde gar nicht sinnvoll richten, was im Umkehrschluss heißt, dass ich viel selbst machen muss.
Die kleineren Indieprojekte machen meistens auch ganz andere Sachen als "nur" geschlossene, kompakte traditionelle Systeme. Teile der OSR mal ausgenommen, da komme ich von dieser übergeordneten Betrachtung immerhin schon mal zu System und Setting runter, bis es mir nicht mehr gefällt :P
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Luxferre

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Re: Warum sind Mainstream Systeme beliebt?
« Antwort #69 am: 16.04.2019 | 06:38 »
Ohne das jetzt mit Zahlen unterfüttern zu können, habe ich aber ganz starke Zweifel, dass das wirklich die deutschlandweit am meisten gekauften Rollenspielprodukte 2018 sind. Da wären die Zahlen von Amazon & Co. sicherlich aussagekräftiger.

Ich hatte mich vielleicht etwas undeutlich ausgedrückt mit:

Zitat
Da sollte man doch die Frage stellen, was Mainstream eigentlich ist.
"Dominant in der Wahrnehmung" ist sicherlich ein anderes Fass, als "meistgekauft" und wiederum "meistgespielt".

Es ist schon offensichtlich, dass der Sphaeri nicht der goldene Schnitt durch die deutsche Rollenspiellandschaft ist.
Deshalb auch meine Formulierung:

dominant in der Wahrnehmung --vs-- meistgekauft --vs-- meistgespielt

Die Verkaufsränge sind sozusagen ein Bruchteil von "meistgekauft". Mehr halt nicht. Aber für mein Empfinden ein kleiner, wichtiger Teil dessen.

Meine Frage bleibt also bestehen: was ist denn Mainstream? Für mich sind das die empfundenen Platzhirsche D&D, DSA, Splittermond, Shadoofrun und vielleicht noch WoD als Ganzes. Alles Andere dürfte in Auflage und Verbreitung eher eine Nebenrolle spielen.
Aber ob das tatsächlich die meistgekauften Systeme sind? Oder wirklich meistgespielt? Dazu wage ich lieber keine Aussage, da diese Systeme in meinem Umfeld, bis auf D&D, gar keine Rolle spielen. Zero, nada, niente. NIemand mag oder spielt DSA oder SpliMo. SR steht genau ein Regelwerk in einem Regal ... meinem. Ungespielt seit 1996. WoD wird nicht mit der Kneifzange angefasst ...
Mein enges Rollenspielerumfeld sind gut und gerne ein Dutzend Leute. Nicht viele, zugegeben. Aber schon auffällig, welche Produkte bei denen halt so gar nicht im Regal stehen.

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Re: Warum sind Mainstream Systeme beliebt?
« Antwort #70 am: 16.04.2019 | 06:41 »
Das meiste wurde ja schon gesagt, und ich denke, das hier bringt es tatsächlich auf den Punkt:

Sag ich auch immer: Früh einsetzende, durchgehende Präsenz und (resultierende) Gewohnheit/Massenträgheit, das sind die zwei großen Erfolgsfaktoren der Platzhirsche.

Ich hätte allerdings noch eine kleine Perspektivveränderung anzubieten:
Ich glaube, Mainstream-Systeme sind (auch) deshalb so erfolgreich, weil sie niemandem so sehr weh tun, dass er sich weigert sie zu spielen.
Nicht falsch verstehen: Ausnahmen bestätigen die Regel. Es gibt genügend Spieler, die beispielsweise sehr unzufrieden mit DSA sind, sich etwas anderes zu suchen, und dann dort glücklich werden (so sollte man hoffen). Aber ich glaube, die Mehrheit (mich eingeschlossen) sagt: Ich mag das nicht an DSA, ich mag das nicht an DSA, und System XY würde mir viel viel mehr zusagen. Aber: Dann müsste ich mir neue Spieler suchen, denn Mitspieler J schätzt nunmal andere Sachen und so verzichten wir beide darauf, das perfekte System zu spielen, denn das perfekte System zu spielen würde bedeuten gar nicht mehr/mit anderen Leuten zu spielen.

Auf einem VOrtrag sagte mal jemand: Pizza ist nicht deshalb das meistverkaufte Nahrungsmittel in Deutschland, weil es jedermanns Lieblingsessen ist. Es ist das meistverkaufte Essen, weil es bei jedem irgendwo auf Platz 2-5 kommt und man damit also nie etwas falsch machen kann.

Ich denke, analog gilt das auch für Mainstream-Systeme: Sie machen niemanden ernsthaft glücklich, aber sie machen auch niemanden ernsthaft unglücklich und sind daher der kleinste gemeinsame Nenner.

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Offline YY

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Re: Warum sind Mainstream Systeme beliebt?
« Antwort #71 am: 16.04.2019 | 06:54 »
Aber ob das tatsächlich die meistgekauften Systeme sind? Oder wirklich meistgespielt? Dazu wage ich lieber keine Aussage, da diese Systeme in meinem Umfeld, bis auf D&D, gar keine Rolle spielen.

Wenn man dafür nur auf das eigene Umfeld schauen könnte, kämen bei einigen hier im Forum wohl sehr abgefahrene Mainstream-Systeme raus ;D

Aber offensichtlich muss man gucken, was der ganze Rest so treibt, d.h. was viel gekauft wird und was viel online und z.B. auf Cons gespielt wird (da ist es immerhin halbwegs öffentlich nachvollziehbar und erlaubt wenigstens grobe Rückschlüsse auf die statistisch schwer zugänglichen Heimrunden).
Und da ist ziemlich eindeutig, was der Mainstream ist - da braucht man jetzt echt keine Undurchsichtigkeit postulieren.

Ich denke, analog gilt das auch für Mainstream-Systeme: Sie machen niemanden ernsthaft glücklich, aber sie machen auch niemanden ernsthaft unglücklich und sind daher der kleinste gemeinsame Nenner.

Ja, das gilt für die Designziele genau so wie für die eigentlichen Regeln. "Niemand" ist natürlich etwas zu absolut, aber im Kern ist das so, ja.
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Re: Warum sind Mainstream Systeme beliebt?
« Antwort #72 am: 16.04.2019 | 07:38 »
"Niemand" ist natürlich etwas zu absolut, aber im Kern ist das so, ja.

Okay, fast niemand ;-)
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Offline Sashael

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Re: Warum sind Mainstream Systeme beliebt?
« Antwort #73 am: 16.04.2019 | 08:39 »
Erinnert mich an eine Umfrage über die Beliebtheit von Radiosendern in Berlin in den 90ern. Der Sieger sorgte bei wirklich jedem, den ich kannte, für Stirnrunzeln. Egal was die Leute sonst hörten. Bis ein Kumpel mal sagte, dass dieser Sender nicht den meisten gefällt, sondern die wenigsten stört und deshalb in so vielen Büros und Arbeitsstätten läuft.

Oder das "Beste Album des Jahres" einer Sendung für Indie-Musik aller Sparten mit Wochenalben, die an Kreativität und Originalität kaum zu überbieten waren, bei dem ein Dutzend Musikredakteure sich die Köpfe heiß diskutiert hatten. Als Gewinner kam eine absolut durchschnittliche 08/15-Platte heraus.

Meine Schlussfolgerung: Am verbreitetsten ist nicht, was die meisten lieben, sondern was den wenigsten auf den Keks geht. ;D
"Ja natürlich ist das Realitätsflucht. Was soll daran schlecht sein? Haben Sie sich die Realität in letzter Zeit mal angesehen? Sie ist grauenhaft!"


Leitet Itras By mit Battlemap. ;D

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Re: Warum sind Mainstream Systeme beliebt?
« Antwort #74 am: 16.04.2019 | 08:52 »
Ein charmanter Erklärungsansatz, den ich so noch gar nicht im Blick hatte, aber nun recht überzeugend finde.
Wer gern sagt, was er denkt, sollte vorher etwas gedacht haben.