Nein, eine Siegesbedingung gibt es beim Rollenspiel (jedenfalls in der von mir präferierten Variante) nicht, wohl aber ein Spielziel: gemeinsam eine Geschichte zu erschaffen. Und da ist jemand, der nur stumm daneben sitzt, eben ähnlich hilfreich wie der Nicht-Läufer beim Fußball.
Genau da ist es für mich aber sehr relevant, ob jemand
gar nichts oder
wenig sagt. M.M.n. sind das zwei grundverschiedene Dinge.
Mit jemandem, der gar nichts sagt, nie, auch auf direkte Ansprache nicht und selbst in "auffordernden" Situationen wie beim Kampf, wo es oft relativ klar ist, was man machen sollte, nicht von selbst agiert, würde ich nicht rollenspielen wollen.
Und das sage ich als jemand, der selbst nicht pausenlos redet beim Rollenspiel. Da würde ich nämlich auch vermuten, dass derjenige eigentlich kein Interesse am Spiel hat (vielleicht nur wegen der Leute da ist) und in der Situation ist ja tatsächlich kein wirkliches Zusammenspiel möglich.
Aber gibt es das tatsächlich häufig? (ich rede da eher nicht von Leuten, die ihren Freund/ihre Freundin anschleppen, der/die dann gezwungenermaßen pseudo-mitmacht ...)
Natürlich bevorzugen unterschiedliche Menschen unterschiedliche Spielweisen und nicht jeder kann/muss/sollte mit jedem anderen spielen, gibt ja genug Runden.
Aber dafür, wenig zu reden, gibt es eben Gründe (ich nenne mal meine eigenen):
- ich denke sehr gründlich über die Handlungen meines Charakters nach. Über Regeln, Ausführungsmöglichkeiten, Konsequenzen, aber auch darüber, ob ich das jetzt tun möchte, weil ichs grade cool finde oder ob mein Charakter das auch tun möchte. Macht mich das zu einem schlechteren Spieler als jemand, der alles tut, was ihm gerade in den Sinn kommt?
- ich bin gedanklich/emotional sehr ins Setting/Geschehen involviert, analysiere es, spiele Möglichkeiten durch ... ich nehme die Angaben des SLs sehr dankbar an, aber es kann vorkommen, dass ich so sehr gedanklich beteiligt bin, dass ich mich darin verliere und einfach vergesse, das nach außen zu tragen ... macht mich das zu einem schlechteren Spieler als jemand, der die Arbeit des SLs nur als Plattform zur Selbstdarstellung nutzt?
- ich bemühe mich, höflich zu sein und anderen nicht ins Wort zu fallen und mich nicht dazwischenzudrängeln. Es würde mich schon etwas unglücklich machen, wenn andere finden, dass mich
das zu einem schlechten Spieler macht ...
- ab und an passiert es tatsächlich, dass ich schlicht nicht weiß, was mein Charakter in der Situation tun soll. Ist bei SciFi-Settings sehr viel wahrscheinlicher als bei generischer Fantasy (obwohl ich seit meiner Kindheit ein riesiger SciFi-Fan bin), weil zumindest in meinem Kopf sehr viel mehr Möglichkeiten vorhanden sind. Das könnte mich tatsächlich zu einem schlechteren Spieler machen.
Ich schätze, dass gerade das Nachdenken problematisch sein könnte - extrovertierte Leute neigen zum lauten Denken, das ist für mich aber nicht möglich. Ich präsentiere halt das Ergebnis, wenn ich fertig nachgedacht habe und lasse die Mitspieler nicht am Denkprozess teilhaben, denn ich
kann nicht gleichzeitig reden und denken: Ich muss vorher überlegen, was ich sagen will. Bis ich mir das überlegt habe, haben die extrovertierten Leute am Tisch aber schon dreimal gesagt, was sie tun wollen, die Situation hat sich geändert und ich muss neu überlegen ... das ist dann durchaus ein Teufelskreis, liegt in dem Fall aber nicht daran, dass ich nichts sagen
wollte.
Ich würde aber behaupten, dass ich Plotinformationen weitertrage, auf Ansprache reagiere, begeistert und von selbst mitmache, wenn es darum geht, irgendwas zu würfeln/zu kämpfen.
Meine Erfahrung mit leisen Mitspielern (inklusive mir selbst) ist: Kann sehr gut funktionieren, wenn das auf die Mehrheit der Runde zutrifft. Viele sehr laute und wenige leise Mitspieler in einer Runde ist aber sehr schwierig.
So, mein Wort zum Wochenende, ich fahr jetzt auf ein (Larp-)Con und rede da tatsächlich mit Leuten. Ob viel oder wenig, hängt von meiner Tagesform ab
Nachtrag, um Missverständnisse zu vermeiden: Mit meiner Erklärung, warum manche Leute (in diesem Fall ich) wenig reden, soll niemanden davon überzeugen, dass er wenig redende Mitspieler auf einmal toll finden soll, weil die ja Gründe haben. Es soll eine Antwort auf das "Warum machen die dann überhaupt mit?" sein - "Ich rede nur dann wenig, wenn mir langweilig ist" mag ja auf bestimmte Menschen zutreffen, aber auf andere eben gar nicht.