StolzFÜSSE!!!☝️
Danke dir sehr für den Einblick in eure erste Runde. Finde ich sehr spannend, da ich auch gerade dabei bin, demnächst (sprich: 1. HJ 2023 ) eine Runde aus 5 Hobbits im Alter von 16 bis 46 zu anleiten (1 alter Hase und 4 Jungfrauen). Ich verstehe deine Bedenken bezügl. des Settings im Auenland übrigens komplett. Ging mir im ersten Moment ähnlich. Andererseits sind das Leben und die Gefahren im Auenland so seicht und nahezu ungefährlich, dass es sich mE wesentlich besser und kanonischer spielen und in das Gesamtbild integrieren lässt, als wenn ein jahrhunderte-/jahrtausende alter Zwerg/Elb und ein wettergegerbter und erfahrener Waldläufer den Auftrag bekommen, 20 Ratten im Keller des Tänzelnden Ponys zu exterminieren, dabei fast draufgehen, um dafür dann 2 Goldstücke zu bekommen. Ich finde diese "Öffnung" im Sinne einer langsamen Heranführung daher sehr gelungen für ein Einsteigerset, die ja ähnlich wie im Buch stattfindet: erst das gediegene und friedliche Leben im Auenland und mit jeder Meile, die die Hobbits sich davon entfernen, wird es düsterer und gefährlicher. Außerdem wird man, zumindest, wenn man sich an den Kanon hält, später sowieso kaum mehr die Gelegenheit haben, ins Auenland zurückzukommen (eine reine Hobbit-Gruppe mal ausgenommen, aber wer möchte, nachdem er irgenddwann mal gegen Untote, Riesenspinnen und Trolle gekämpft hat, überhaupt noch einen Apfeldieb in Michelbinge suchen gehen?). Hobbingen ist nicht Bree und ein Gandalf oder gar Zwerge kommen wenn, dann auch nur sporadisch alle Jahre mal vorbei (Aragorn hat es mW sogar bewusst nie betreten und es nach dem Ringkrieg mehr oder weniger auch zur Sperrzone deklariert). Das ist nunmal keine Metropole, wo alle Völker nach Belieben ein- und ausgehen. Das würde irgendwie den Flair und das Besondere zerstören. Aber wie gesagt: Das ist lediglich meine ganz persönliche Meinung.
Im Gasthaus habe ich übrigens einen kleinen Abstecher in Form eines Spiels geplant, das mir letztens zufällig in die Hände gefallen ist. Kennt hier jemand zufällig "Hobbit-Geschichten aus dem Grünen Drachen" vom gleichen Macher, der u. a. auch dieses TOR-Rollenspiel und das Brettspiel "Der Ringkrieg" designt hat? Das ist eine Art Erzählspiel, wo einer anhand von Karten versucht, eine schlüssige Story zum Besten zu geben und die anderen Spieler versuchen dann, ihm durch Gefahrenkarten ein wenig Salz in die Suppe unterzumischen. Das Kartenspiel lässt sich zum einen unabhängig vom Rollenspiel spielen, aber auch perfekt ins Rollenspiel integrieren, wenn es um Gefahren auf Reisen geht. Ich verlinke euch mal die Anleitung, dann könnt ihr euch bei Interesse einen besseren Eindruck davon verschaffen: https://www.uhrwerk-verlag.de/wp-content/uploads/2014/07/Hobbitgeschichten-Regeln.pdf
Und beim Uhrwerk-Verlag gibt es das Game aktuell zur Zeit für 5 Taler: https://shop.uhrwerk-verlag.de/sonderangebote/66/hobbit-geschichten-aus-dem-gruenen-drachen
Also wenn du unterhalten wurdest und du (hoffentlich auch die anderen) Tränen lachen konntest, lief es doch absolut perfekt. Wie gesagt, die Tonalität ist doch (zumindest im Film) auch sehr leicht und auf Spaß getrimmt. Da darf man auch noch lachen und sich über die Tischmanieren seines Nachbar-Hobbits lustig machen. Die tolkiensche Gravitas setzt dann später noch früh genug ein.
Sorry für die späte Antwort - du hast natürlich vollkommen Recht, dass das Spiel der Grundbox damit auch in bisschen der Beschaulichkeit der ersten HdR Kapitel folgt und wie du vollkommen richtig sagst: Die Tonalität sorgt für wunderbare Momente und wir haben unglaublich viel Spaß (mehr dazu unten). Das Problem ist eben aus meiner Sicht, dass diese Tonalität aber nicht immer passt,
immerhin treffen die Spielerhelden dann bald mal auf einen Troll
und dass man eben nur Teile von TOR kennenlernt. Hope ist quasi eine vollkommen beliebige Metaressource, Shadow gibt es nicht und die Tatsache, dass man auch namhaftere Charaktere dazugewinnt führt halt auch die beschauliche Hobbit-Szenerie ein wenig ad absurdum.
Es ist immerhin Balin, der da plötzlich durch's Auenland auf die Suche nach Gandalfs Feuerwerk gesendet wird... Man muss sich das vorstellen: Balin kommt also aus dem Lonely Mountain und plant, langfristig Moria zurückzuerobern, aber lass erstmal mit Hinz und Kunz schnell nach Gandalfs Feuerwerk im Auenland suchen... das ist schon sehr antiklimatisch
Aber ja: wir haben immer noch sehr viel Spaß mit dem Einsteigerset. Ich denke nur nicht, dass es ein gutes Einsteigerset ist
- was sich heute leider bestätigt hat.
EDIT: Eine sehr sehr geniale Idee mit dem Kartenspiel!
Unsere Hobbits Lobelia Gracegirdle, Paladin Took II und die Geschwister Rorimac und Primula Brandybuck wurden vom "verrückten" Hobbit Bilbo also auf die nächste Mission geschickt:
Expert Treasure HuntersSie sollen die Keule vom Bullenreißer Took suchen, die in Kingsworthy - einer Ruine eines Jagdhauses - vergessen und ignoriert über einem Kaminsims hängt. Die Story: Ein kleines Hobbitmädchen findet sie just vor den Spielerhelden, weil sie quasi durch ihre Queste ein wenig dazu angestiftet wird; sie verirrt sich aber dann im Moor, ihr Papa sucht sie, die Helden suchen sie, sie treffen dann auf einen Troll, müssen den ablenken, damit er versteinert (oder fliehen, Kampf ist Selbstmord) und treffen am Kampfplatz nen verwundeten Ranger, der immer mal in Kingsworthy vorbeischaut um sicherzugehen, dass die Keule nicht verloren geht. Alles klar, WTF.
Da ich das Abenteuer nicht ganz so cool und passend zur Tonalität fand, habe ich die Zwischenschritte etwas ausgebaut und wir hatten wieder einen wunderbaren Abend, der aber im vollen Desaster endete, das aber abgerundet wurde. Das Ziel wurde nicht erreicht aber dafür manch anderes entdeckt.
Unsere Hobbits machten sich von Hobbington auf nach Oatbarton, wo gerade ein großes Fest stattfand. Ich glaube, wir haben heute eineinhalb Stunden nur ausgespielt, wie sie mit anderen Hobbits interagierten, die sich auf das große Spanferkel freuen, das gerade vorbereitet wird. Wir haben festgelegt, dass der Dorfvorsteher gerade seine Wiederwahl feiert und deswegen ein Fest spendiert - und dass er immer wieder gewählt wird, weil er dann ein Fest spendiert. Alles witzig und lustig, die Würfel rollten, die Stamina mancher Hobbits litt unter dem Bier, doch es wurden wichtige Hinweise für die weitere Reise gesammelt.
Der nächste Tag führte meine Hobbits weiter nach Norden, wo der McGuffin - bzw. sein Fehlen - festgestellt wurden. Und dann kamen DIVERSE Versuche, Spuren zu finden, die alle misslangen. Da kam nun einfach Pech dazu, aber auch ein spieltechnisches Problem, das ich ein wenig befürchtet habe, als ich vom Konzept des Startersets gelesen habe und das einfach an der Charaktererschaffung bei TOR liegt. Aus meiner Sicht sind hier zu viele Werte einfach durch die Kultur festgelegt, das Calling gibt zu wenig mit dazu und im Grunde genommen sind die sechs Hobbits mehr oder minder gleich.
Das Abenteuer will, dass die Spielerhelden 3 Hunting-Rolls schaffen, damit sie die Spuren finden. Schauen wir uns die Hobbits an, haben wir:
Lobelia, Esmeralda, Drogo, Primula: Hunting 0 und somit selbst mit Einsatz von Hope nur eine geringe Chance, das zu schaffen, auch wenn Primula einen TN von 14 hat, was laut einem
AnyDice-Rechner (hier mit 3d6, einfach die Anzahl anpassen und neu berechnen), den jemand programmiert hat, immerhin 17% Erfolgswahrscheinlichkeit sind, wenn sie Hope einsetzt.
Paladin: Hunting 1, Favored
Rorimac: Hunting 2 + 1 Bonus-Würfel
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Bilbo: Hunting 0
Balin: Hunting 0
Man muss natürlich festhalten, dass der TN noch mit reinspielt und somit Rori mit seinem TN 14 - was eh schon reduziert ist - und durch den Einsatz von Hope dann eine gute Erfolgswahrscheinlichkeit hat. Das ist alles weniger als geil, um diese wichtigen Würfe zu schaffen. Das liegt einfach daran, dass Hobbits außer Rori nicht gut jagen. Aber auch ansonsten sind sich die Charaktere - in meiner Wahrnehmung - in vielen Belangen einfach viel viel viel zu ähnlich. Riddeln und schleichen können sie alle recht gut, die Unterschiede sind echt im Detail zu suchen. Persuade? ALLE haben 2, aber bei Esmeralda ist es Favored und Lobelia kriegt nen Bonus-Würfel.
Bei Hunting war in diesem Fall die Chance bei Rori also sogar sehr gut - er hat dennoch zweimal versemmelt und niemand anderes konnte helfen oder irgendwas betragen. Aufgrund dieser Einschränkung habe ich quasi alles zugelassen, was irgendwie auf Spurenlesen zu interpretieren ist. Awareness, Scan, Hunting, Explore - ein Spieler durfte mit einem Song-Check sogar einen alten Spurenleser-Reim rezitiere und damit Bonus-Würfel verteilen.
Es hat nix geholfen: ALLE Würfel wurden versammelt und das lustigerweise nicht einmal, sondern volle zwei Runden hintereinander.
Wir haben dann beschlossen, dass unsere Hobbits die Lust an der Aufgabe verlieren und mit leeren Händen zu Bilbo zurückkehren. Mit leeren Händen? NEIN! Lustigerweise haben wir noch schnell geschaut, ob sie Pilze finden: Und wie - ein Great Success verriet uns, dass unsere Hobbits den blauen Sumpfknöterich gefunden haben und zurück zu Bilbo brachten. Damit war auch Bilbo versöhnt und seien wir ehrlich: Das ist the most hobbity way to end this quest.
Am Ende gibt es für diesen Teil der Starterbox nur zwei von fünf blaue Sumpfknöteriche für mich: Die Story ist total doof, die Helden unterscheiden sich gefühlt zu wenig und die Abenteuer sind für Einsteiger, die sich nicht trauen, einfach mehr zuzulassen, sicherlich noch frustrierender. Am Ende reißen es meine persönlichen wunderbaren Hobbits raus, die eben das Auenland genießen, Spanferkel essen und eine ganze Ladung Pilze als vollkommen ausreichenden Ersatz für ein quasi-legendäres Artefakt anerkennen und dadurch allen übertrieben angelegten Gefahren von Anfang an schon entgehen. Die Fallhöhe des Abenteuers ist also einfach durch volle Hobbit-Beständigkeit umgangen.
Wie ein Spieler heute gesagt hat: "Ich habe null Lust, The One Ring lange weiter zu spielen, aber ich könnte ewig im Auenland spielen."