Thema: [DW] Ist Spout Lore ein Un-Move?

[1of3]

Moin.

Bei Pbta gilt ja für gewöhnlich: To do it, do it. Also:
P1: Ich dränge mich an dem Drachen vorbei zum Schwert im Stein.
P2: Klingt nach Defy Danger.

Ich frage das jetzt, weil in meiner Dungeonworld-Runde kaum mal jemand auf Spout Lore würfelt. Und nach längerem Nachdenken, fällt mir wirklich keine Situation ein, wo eine zweite Person sagen könnte: "Das klingt nach Spout Lore", außer eben zu sagen: "Ich denke angestrengt über XY nach", was effektiv einem "Ich will jetzt auf Spout Lore würfeln" gleich kommt.

Wie ist das bei euch?

[nobody@home]

"When you consult your accumulated knowledge about something"...ja, das ist wirklich nichts, was man einem Charakter unbedingt an der Stirn ansehen kann.

Ich würde Spout Lore daher einfach als den allgemeinen "SL, was weiß ich schon über X?"-Move verwenden. Es mag Extremfälle geben, in denen die Frage nach einer bestimmten Art von Wissen zu einem gegebenen Playbook einfach nicht so recht passen zu wollen scheint (sprich: "Darüber hat dein Charakter doch nie im Leben etwas gehört!"), aber darüber kann man streiten -- Abenteurer kommen nun mal aus allen möglichen Verhältnissen und können da oder später im Lauf ihrer Karriere entsprechend auch mal alles Mögliche an zumindest Halbbildung aufgeschnappt haben und SC sind im Zweifelsfall eher noch mal eine eigene Liga für sich. Ansonsten entscheidet ja ohnehin der Wurf und mit ihm die Intelligenz des Charakters über den konkreten Ausgang (einschließlich der potentiellen 6-).

[Boni]

Naja, "Ich denke kurz nach und erzähle, was ich über den Drachen weiß." "Alles klar, Würfel Spout Lore."

Ist eher eine Frage der Konventionen am Tisch, denke ich.

[schneeland]

Ich würde Spout Lore daher einfach als den allgemeinen "SL, was weiß ich schon über X?"-Move verwenden.

So handhabe ich das grundsätzlich auch. Wobei ich die Einschränkung, dass der Charakter plausiblerweise irgendwas wissen können muss, durchaus für legitim halte - wenn die "accumulated knowledge" halt Null ist, kann man auch nichts "consulten", und der Spielzug wird nicht ausgelöst.

[1of3]

Die ausführlichere Beschreibung sagt ja, dass man nur öffentliche Informationen bekommt, wie sie in einem Reiseführer oder Geschichtsbuch stehen. Das könnte aber ein Grund sein. Es ist nicht klar, dass zB magische Artefakte, absonderliche Vorkommnisse in dieser Weise öffentlich sind.

[nobody@home]

Na ja, in der Beziehung ist "Wissen" unabhängig vom System immer so ein bißchen Ermessenssache. Für Sachen, die wirklich so ziemlich jeder weiß, muß ich nicht erst würfeln lassen, und für Dinge, die Außenstehende logischerweise nicht wissen können, muß ich umgekehrt auch keinen Wurf erlauben. Spout Lore ist wie ähnliche Würfe in anderen Spielen also eigentlich "nur" für Fragen interessant, die so in etwa in den Bereich "öffentliches, aber vertieftes oder Expertenwissen" -- und selbst dann ist die SL laut Move bei Erfolg nicht verpflichtet, spontan einen möglichst erschöpfenden mindestens zehnminütigen Vortrag zum Thema zu halten, sondern nur, das eine oder andere gerade im Moment interessante Detail rauszurücken. Ich denke, damit können die meisten von uns in den meisten konkreten Anwendungsfällen schon umgehen.

Um mal ein Beispiel zu bringen...

"Ist das, was ich da sehe, eine Schlange?" "Denke schon -- ich meine, du weißt doch noch, wie eine Schlange aussieht, oder?"
"Was hat diese Schlange zuletzt gegessen?" "Kann man ihr nicht ansehen. Hast du zufällig eine Möglichkeit zur Hand, sie zu fragen?"
"Ist diese Schlangenart giftig, und was weiß ich eventuell sonst noch so über sie?" "Würfel mal auf Spout Lore."

[lilith]

Vielleicht spiele ich in Ausnahme-Runden, aber bisher wurde pro Session mindestens ein mal darauf gewürfelt.
Sei es, dass man versucht Reliefs einzuordnen oder etwas über Orte, Plätze, Zeiträume zu erfahren. Ich sehe das als Gegenstück zu Discern Realities. Während Discern Realities nach außen gewandt ist, ist Spout Lore nach innen gerichtet.
Man erhält quasi Bonusinformation ohne mit Fremden zu quatschen.

Möglicher Trigger: Man findet in einem verlassenen Tempel Schriftzeichen, die einem unbekannt erscheinen aber bei näherer Betrachtung sich als regionaler Dialekt echsischen Ursprungs erweisen. Und dieser Stamm von Echsenmenschen beteten, soweit es in den Büchern aufgezeichnet worden ist eine Todesgottheit an, deren mehrarmiges Standbild in vielen Tempeln zu finden ist. Es wird berichtet, manche dieser Statuen könnten mit Blut zum Leben erweckt werden.

Verbal: Ich streiche mit meinen Händen über die Kerben, die auf eine Schrift zu deuten scheinen und versuche, sie zu lesen. Im "Almanach der tausend Kulte" habe ich vielleicht mal was gesehen, was dem hier ähnelt.

So in etwa könnte man das verpacken.

"Denken" ist natürlich abstrakter und somit schwieriger darzustellen als "Handeln". Aber so könnte ich mir das vorstellen.

[Kaskantor]

Ist bei mir in der Runde heute bestimmt dreimal vorgekommen.

Und auch wenn es manchmal etwas weit hergeholt ist, finde ich es eine fantastische Möglichkeit den Spielern Informationen zukommen zu lassen, die in anderen Spielen trotz großartiger Geschichte, nie an den Mann gekommen wären.

Also ich bin da etwas großzügiger, was die Einsatzmöglichkeiten von Wissen kundtun anbelangt.

[1of3]

Ist bei mir in der Runde heute bestimmt dreimal vorgekommen.

Ja, das ist eher meine Frage. Wie kommt es, dass das in meiner Runde nicht passiert?

[SeelenJägerTee]

Ja, das ist eher meine Frage. Wie kommt es, dass das in meiner Runde nicht passiert?

Spielst du mit den gleichen Spielern ein anderes Fantasy-System?
Würfeln sie dort öfters auf Wissensfertigkeiten?

Die Frage "Wieso nutzen meine Spieler keine Wissensfertigkeiten?" ist natürlich nicht so einfach per Ferndiagnose zu beantworten.
Was ich mir denken könnte:

• Du gibst nicht genügend nutzbare Informationen zurück: Wenn ich als SC immer nur "interessanten Flavour" bekommen würde und nie etwas das ich (mit gewissem um-die-Ecke-denken) praktisch nutzen kann, dann würde ich wohl auch irgendwann aufhören darauf zu würfeln
• Deine Spieler haben prinzipiell kein Interesse an "intellektuellem Geschwurbel". Wir wollen hier was zusammenhauen, wen interessiert ob der Krebskrieger blau blutet? - Hauptsache er blutet!
• Du gibst zu viel ohne "Sprout lore" preis. Wenn deine Spieler ein unbekanntes Relief finden und du gleich sagst "Das sieht echsisch aus, die lokalen Echsenmenschen könnten mehr wissen. Die sind Fremden gegenüber auch einigermaßen freundlich wenn ihr Schmuck als Gastgeschenk mitbringt", dann gibt es halt auch wenig Grund noch Lore zu Sprouten
• Deine Spieler gehen davon aus, dass das ein "passiver Skill" ist. Sie erwarten dass du sagst: "Würfelt mal Sprout lore" wenn es was zu erfahren gibt.

[Olibino]

In meiner Gruppe kam das am Anfang zu oft vor. Man soll ja nur dann einen Move auslösen, wenn ein potentielles Scheitern auch interessant ist. Immerhin kommen 6- ja doch relativ häufig vor.

Also bin ich dazu übergegangen ihnen Basisinformationen einfach so zu geben, insbesondere wenn sie genug Zeit zum nachdenken / recherchieren haben. Ich finde den Move vor allem in (potentiellen) Action Szenen sinnvoll: z.B. "Was weiß ich über das Monster, das uns gerade angreift?" Da kann man dann die +1 forward bei einer 10+ auch unmittelbar verwenden und bei einer 6- gibt es auch unmittelbar interessante Möglichkeiten.

[bobibob bobsen]

Ja, das ist eher meine Frage. Wie kommt es, dass das in meiner Runde nicht passiert?

Vielleicht gibst du als SL bereits viel Wissenenswertes von dir.
Oder alternativ deine Mitspieler interessieren sich für die Hintergründe nicht so viel. Das kann ja auch positiv sein weil sie voll im Abenteuer sind.

[Kaskantor]

Also ich habe einen Zauberer in der Gruppe und der fungiert halt als typisches Wissensmoped der Gruppe.

Vor allem in Verbindung mit „einer Tasche voller Bücher“ wird der Spielzug gerne genutzt, was das ganze auch flufftechnisch aufmotzt.

Gestern gab es ein Intermezzo mit ein paar Kultisten und die trugen ein Amulett mit einem einem Zeichen bei sich, womit die Spieler nicht viel anfangen konnten. Doch dank des Zauberers haben sie jetzt ziemlich viele Informationen über den Kult und mögliche Ziele bekommen. Dadurch nimmt so ein Abenteuer schonmal ziemlich viel Fahrt auf:). 

[rockston]

Vor allem in Verbindung mit „einer Tasche voller Bücher“ wird der Spielzug gerne genutzt, was das ganze auch flufftechnisch aufmotzt.

Ich hab mal nen stark versimpelten Hack von DW gemacht, in dem viele Moves auf dem getragenen Equipment basierten. Da wurde Spout Lore zu einem Move, den man zusammen mit seinen "Ancient Tomes" gekriegt hat. Dementsprechend war der Trigger "When you consult your ancient tomes", weswegen das ein bisschen greifbarer und präsenter wurde. Als Spieler weiß man dann genau, welche Handlung man ausführen muss, um etwas herauszufinden.