Ich finde es ein bisschen Schade, dass zb. die Waffen keine Namen mehr haben und das es allgemein so wenige Bilder zur Ausrüstung gibt.
Mir fällt auf, wie selbstverständlich bei den Beispielnamen für die Waffenkategorien/-qualitäten und bei einiger Cyberware davon ausgegangen wird, dass die Leute mindestens mal das alte GRW und die Chromebooks kennen und sich deswegen freuen, alte Bekannte wiederzusehen.
Die Neulinge denken sich dabei aber nur: Joah, sind halt generische Kategorien und hingerotzte Beispielnamen...
Persönlich finde ich den generischen Ansatz gar nicht schlecht; allemal besser als früher 90% Ausschuss und ein paar Hartholzharnische.
Aber von den wenigen Waffenbildern (und ein paar mehr Bildern, auf denen auch Waffen zu sehen sind
) ausgehend würde ich mir ein regelfreies Cyberware- und/oder Waffenbuch mit reichlich Bildern und halbwegs brauchbarem Fluff sogar eher zulegen als eine Powercreep-Erweiterung, die mit diesem generischen Ansatz wieder bricht.
Bekanntlich verkaufen sich ja auch reine Fluff-Waffen- und Ausrüstungsbücher wie geschnitten Brot
Genau dieses "DnD5 als Vorbild hergenommen" interessiert mich halt. Gibt es plötzlich Vorteile / Nachteile? Ist das ganze Battlemap-orientierter? Wurde der Kampf beschleunigt (keine Trefferzonen / Stapelrüstungen / weniger Skills / weniger Modifikatoren oder Optionen)?
Vor- und Nachteile gibt es nicht.
Es ist nicht battlemap-orientiert(er).
Es gibt "halb" Trefferzonen, d.h. default-Trefferzone ist der Torso und für einen fetten Abzug kann man auf den Kopf zielen (macht doppelten Schaden nach Rüstungsabzug). Dafür wird Rüstung getrennt verwaltet, es gibt aber nur globale HP. Arme und Beine anvisieren und treffen läuft über die Torsozone und gibt "nur" entsprechende kleine Sondereffekte.
Kritische Treffer am Kopf betreffen nur den Kopf, kritische Treffer am Torso können auch Arme und Beine als Ergebnis auf der Tabelle auswerfen.
Das klingt anfangs erst mal etwas wirr, sieht aber so aus, als würde es im Spiel flüssig laufen und grad das richtige Maß an Detailtiefe liefern.
Rüstungswerte addieren sich nicht mehr; es zählt immer nur der höchste Rüstungswert aller Rüstungen in einer Zone und wenn die durchschlagen wird (und dadurch Schutzwert verliert), werden alle anderen Rüstungen in der Zone mit reduziert - man kann also nicht eine 11er Rüstung über 11er Dermalpanzerung ziehen und dann halb so schnell Rüstungswert verlieren wie jemand, der nur Rüstung oder nur Dermalpanzerung am Start hat.
Generell schützen die Rüstungen eher so mittelmäßig - ein bisschen was kommt fast immer durch, außer man hat die fetten Rüstungen an (die aber auch ordentlich Abzüge mitbringen) und die Gegenseite schießt mit dafür ungeeigneten Waffen und Munition.
Sieht auch ganz passabel aus und ist klar auf Spieltauglichkeit vor Simulation ausgerichtet.
Bei den Fertigkeiten muss ich ein Stück weit passen; da habe ich nicht mehr im Kopf, was bei CP2020 konkret im Angebot war. Es gibt 66 Fertigkeiten, die teils ziemlich exotisch für ein typisches CP-Spiel wirken und teils sehr kleinteilig daherkommen. Das könnte man mMn mindestens um ca. 1/4 bis 1/3 eindampfen.
Nicht nachvollziehbar ist für mich, dass es eine ganze Latte an Basic Skills gibt, die jeder haben
muss, aber die man aus dem normalen Pool zahlen muss (für die komplexe Erschaffungsmethode). Hätte man z.B. direkt aufs Sheet zaubern können...oder man kann es einfach weglassen, das sind immer nur wenige Punkte und so viel macht das dann auch nicht aus, wenn man die nicht hat.
Bei der schnellen Erschaffung ist das natürlich eh kein Thema, da schreibt man die Liste ab und gut ist.
Bei den Kampfoptionen geht es mir ähnlich; da habe ich CP2020 nicht mehr ausreichend präsent. Die "regulären" Optionen in CP Red sind übersichtlich und wirken für den Detailgrad ziemlich vollständig. Die Martial Arts-Manöver sind gefühlt etwas zu fummelig, aber die hat man i.d.R. bei Weitem nicht alle und sie sind eher für spezielle Situationen als ständig im Kopf zu behaltende Optionen.
Bis auf ganz wenige Modifikatoren (z.B. Dunkelheit) kommt der Mindestwurf im Fernkampf allein von der verwendeten Waffe und der Entfernung.
Das geht also ziemlich zügig, wenn man die Tabelle zur Hand hat.
Mit REF 8+ kann man alternativ versuchen, dem Angriff auszuweichen, aber das
ersetzt den Mindestwurf - da tut man also trotzdem gut daran, die Tabelle parat zu haben und so zu wissen, ob sich das lohnt oder eher nicht.
Nahkampf läuft immer als vergleichender Wurf.
Ansonsten gibt es bei den und rund um die Kampfregeln ein paar recht seltsame Designentscheidungen wie z.B. die Interaktion von Deckung und Sprengwaffen oder die Umsetzung von Schrotmunition - da habe ich schon eine kleine Liste an Hausregeln beisammen; die lasse ich noch mal ein bisschen sacken und stelle sie dann gerne hier rein, wenn Bedarf besteht.
Das andere große Feld, wo geändert wurde, sind die "Klassen"-Fähigkeiten. Das ist insgesamt ziemlich ordentlich gemacht und fügt sich mMn besser ins Spiel ein als früher. Aber grundsätzlich besteht immer noch die Notwendigkeit, sich im Vorfeld zu überlegen, was man überhaupt für eine Kampagne spielen will - einfach alle Klassen freizugeben und die SCs dann auf einen Haufen zu packen, wird eher nicht so gut klappen.
Insgesamt sind die Regeln tatsächlich nicht viel anders, man fühlt sich gleich wieder zu Hause.
An einigen Stellen ist dankbarerweise und in sinnvoller Form vereinfacht worden, anderes wie z.B. die Klassenfertigkeiten hat man spielerisch sinnvoll aufgebohrt.
Und wieder anderes ist immer noch so eigenwillig wie früher oder auf andere Weise umständlich, aber wie gesagt alles keine Katastrophen.
Meine große Baustelle waren früher die Kampfregeln und die zugehörige Ausrüstung - da musste man je nach gewünschtem Spiel eine deutliche Auswahl treffen, was drin ist und was nicht. Und selbst dann war das Trefferzonen- und Wundsystem problematisch, weil es potentiell hohe Tödlichkeit mit großem Zufallseinfluss kombiniert hat. Fand ich immer sehr undankbar.
Da hat der Schritt zu "banalen" HP dem System mMn sehr gut getan und bis auf ein paar kleine Hä?-Momente (die wie gesagt leicht korrigiert sind) bin ich damit zumindest vom Leseeindruck allemal zufrieden und freue mich auf ein paar Testrunden.