Für mich ist das rein praktisch:
Mein Lieblingsverlag (neben meinem eigenen ...) ist insolvent. Ich will nicht, dass der insolvent ist.
"Spenden" an einen Verlag ist komisch. Da ist keine Hungersnot und kein Bürgerkrieg. Auch "Patronieren" ist da komisch (wie nennt man das Verb? Ich nutz das jetzt so). Ich patroniere u.a. Orkenspalter TV, weil das für die eine der Haupt-Einnahmequellen ist und es deren Videos umsonst gibt und ich die toll finde. Uhrwerk verkauft aber die Produkte. Sowas passt hier also nicht.
Ich will aber, dass es den Verlag weiter gibt. Wenn das komplett aussichtlos ist, will ich, dass er möglichst gut und mit möglichst guter und möglichst lang anhaltender Bezahlung für alle Mitarbeiter und mit möglichst guter Bedienung aller Gläubiger aufgelöst wird und nicht komplett zerschellt. Weil nämlich die Bedienung der Gläubiger auch Vertrauen schafft, wo vielleicht welches verspielt wurde (das sehe ich, als auch Crowdfunding-Beteiligter, bei Uhrwerk schon alleine darum nicht so, da diese Nachricht recht schnell offen publiziert wurde. Veruntreut wurde übrigens gar nichts, das sage ich nur, weil das Wort schonmal erwähnt wurde). Und weil dann auch die Aussicht besteht, dass bestimmte Leute irgendwo weiterarbeiten können und die bisherigen Produkte weiterführen können.
Beide Verlage haben viele gute Angebote. Davon kann ich einige tatsächlich noch brauchen. Oder werde sie irgendwann brauchen können. Brauche ich unbedingt den Magieband als PDF? Nein. Den habe ich schon als Print. Kann ich den dennoch brauchen, wenn zwei Leute gleichzeitig was nachschlagen wollen (was bei uns am Tisch tatsächlich öfter vorkommt)? Ja. Hab ich gerade die Kohle, um den zu bestellen, ohne dass mir was wesentliches im Leben fehlt? Ja. Also, besorgen. Klingt die Shaman Bond-Reihe cool? Ja. Also, auf den Reader damit. Wollte ich die Nightside immer schonmal lesen? Ja. Werd in nächster Zeit nicht dazu kommen, aber schadet auch nicht, die schonmal elektronisch da liegen zu haben.
Ganz klar: Ich kann die Sachen vermutlich auch in einem Jahr noch kaufen. Irgendwer wird sicher z.B. die Shaman Bond-Reihe als EPUB oder auch die Splittermond-PDFs übernehmen. Aber gerade kann ich damit den Leuten helfen, die mir wichtig sind.
Ich spende nicht für Uhrwerk. Spenden kriegt der NABU, das Tierheim, die UNHCR von mir. Die geben mir keine Gegenleistung, ausser dass sie "danke" sagen. Hier kaufe ich ein. Brauche ich das gerade unbedingt? Nein. Kann ich es aber überhaupt in absehbarer Zeit mal brauchen? Ja. Tut es mir weh, die Kohle auszugeben? Nein.
Bei wem das nicht gilt, der muss sich auch kein schlechtes Gewissen einreden lassen, wenn er das nicht tut. Und das soll auch nicht so rüberkommen. Ich halte das aber für mich selbst für selbstverständlich, weil da Arbeitsplätze von Freunden dranhängen. Und ich kann die Sachen brauchen, ich kaufe jetzt nicht einfach so ein EPUB dreimal, nur, damit Uhrwerk Geld bekommt.
Wenn irgendwann wirklich die Situation auftritt, dass Uhrwerk sagt "Wir brauchen von dir 500 Euro, dann sind wir gerettet", nun, dann reden wir darüber. Noch gibt es das aber nicht. Und bis dahin sind das eben keine Spenden, sondern Einkäufe.
Und ich finde natürlich toll, wenn andere das ähnlich sehen und auch da einkaufen. (Natürlich in den Webshops der Verlage, ich weiß, was bei Amazon hängen bleibt ...)
Humni