Ich denke, dass die Arbeit sich in Grenzen hält: Es gibt meist eh eine Vorlage in der SLs angebotene Runden eintragen können. Da gibt es dann halt noch 6 Felder zum Ankreuzen: Totschlag, Grafische Darstellung von Gewalt, Verrat, Hoffnungslosigkeit, … (wobei ich die Warnung vor Flüchen lächerlich finde, aber naja, ich lebe auch nicht in den USA)
Wie bei Gilborn schon angeklungen, sind das nicht unbedingt die Kriterien, an denen man das festmachen - Stil und Umsetzung sind mindestens ebenso wichtig.
Mal ein leicht verändertes Beispiel von einer jüngst stattgefundenen Runde "Die Skelette": Es ist einen großen Teil der Spielzeit stockfinster im Raum und man wird sowohl zwecks Kommunikation als auch zum Stress aufbauen öfter mal in der dem Zweck entsprechenden Weise angefasst.
Wenn der "Präventionszettel" so was nicht abbilden kann, kann ich ihn mir auch sparen.
Umgekehrt würde ich persönlich das als SL auf einem größeren Mainstream-Con eher gar nicht anbieten oder mich neben den Anmeldezettel stellen und auch anderweitig das Gespräch mit den potentiellen Spielern suchen in dem Wissen, dass ich da ggf. die Hälfte der Interessenten weg schicke.
Welche Runde sind hier die "normalen", welche sind es nicht?
Als diffus recht empfindlicher Spieler würde ich die Cthulhu-Runden ebenso meiden wie die VtM- und die Alien-Runde.
Mit dem Deadlands-SL würde ich vorher sprechen wollen.
Sobald es um sehr konkrete Phobien und Ähnliches geht, wo nicht am System erkennbar ist, dass das aufkommen könnte, bin ich als betroffener Spieler in der Bringschuld, sei das nun im Vorfeld oder wenn es konkret auftritt bzw. sich ankündigt.
Denn auch wenn das als Großthema vergleichsweise häufig ist, ist jede Untersparte für sich selten und man kann nicht alles präventiv außen vor lassen, ohne - leicht überspitzt - irgendwann bei einem dadaistischen Nichtspiel anzukommen.
Das Argument kann ich nicht nachvollziehen.
Wenn ich die Medienlandschaft betrachte, sehe ich eher eine Häufung der Thematisierung von sexueller und sexuallisierter Gewalt (beispielsweise Sansa/GoT) oder die Reaktionen im vorliegenden Fall.
Das kann wiederum ich nicht nachvollziehen
Wir sprechen doch gerade über diesen Fall,
weil er so außergewöhnlich ist.
Und GoT hat seinen Bekanntheitsgrad nicht zuletzt durch explizite Gewaltdarstellung und Provokation erreicht. Ich habe ja nicht umsonst weiter oben für das Fantasy-Genre speziell GoT angesprochen und ausgeklammert.
Schau dir an, wie Gewalt im Querschnitt von Blockbustern, Fernsehkrimis und Videospielen aussieht. Das ist doch ein deutlich anderes Bild.
Dazu:
Was die akzeptierte Anwendung* bestimmter Gewaltformen angeht, so bin ich mir über einen gesellschaftlichen Konsens "akzeptierter" Gewalt nicht sicher, obwohl wir (als Gesellschaft) wahrscheinlich zunehmend wieder in diese Richtung gehen.
Genau die Videospiele sind dann auch der passende Vergleich zum Rollenspiel, was den akzeptierten Rahmen für die eigene Anwendung fiktiver/virtueller eskapistischer Gewalt betrifft. Da sehe ich keine großen Unterschiede, eben weil es in der Hinsicht einen (zugegebenermaßen diffusen) Konsens gibt, was noch "normal" ist, was an die Grenze geht und was man als Entwickler, SL oder Spieler nicht bringen kann.
Zum Thema gesellschaftlicher Konsens über reale Gewalt beschränke ich mich mal auf: Eine Gesellschaft als Ganzes kann nie pazifistisch sein. Unter günstigen Umständen können Einzelne in entsprechenden Gesellschaften ihre unmittelbare Lebensführung pazifistisch bestreiten, aber das lässt sich nicht hoch skalieren.
Dass "wir" uns das in einigen Bereichen wieder etwas deutlicher eingestehen, halte ich für einen Fortschritt - weiter ggf. per PN.
Ein anderes Beispiel wären Flaschenhalssituationen in denen man sich mit einer Übermacht konfrontiert sieht und sich nicht mit Waffengewalt freikämpfen kann. Für viele ein SL-Fail par excellence.
Und wenn man sich moderne Blockbuster ansieht, erkennt man auch, dass momentan wohl eher Machtfantasien Konjunktur haben.
Machtfantasien haben in Sachen Eskapismus immer Konjunktur - was aber nicht umgekehrt bedeutet, dass jede Form von Eskapismus eine Machtfantasie ist oder sein sollte.
Aber da kommt zu großen Teilen dieses klassische Problem her, wenn die SCs und mit ihnen die Spieler entsprechend deutlich zu etwas gezwungen werden.
Der andere Faktor dabei ist die Unsicherheit, ob das nun tatsächlich so ein Moment ist, wo man sich aus dramaturgischen Gründen oder schlichten Sachzwängen ergeben sollte
und kann in dem Wissen, dass das Spiel danach weitergeht oder ob die SCs nicht doch einfach erschlagen werden, wenn man locker lässt...
Sehe ich nicht so, was soll da schaedlich sein. Deine Gewaltfantasien kannst Du ja auch zuhause ausleben wenn Du das unbedingt brauchst. Ansonsten ggf so ne Art " Raucherzimmer" auf Cons etablieren, wo dann die Edgelords/ladys unter sich sind.
Kommt eben drauf an, was man schon unter "Gewaltfantasie" versteht und wie weit man umgekehrt die Prävention treibt. Wenn man auf alles und jeden Rücksicht nehmen will, spielt man am Ende gar nichts mehr.
Ich verstehe aber auch nicht, warum man sich hier ein grundsätzliches Problem herbeireden oder -denken sollte.
Es gibt einen recht gut erkennbaren Mainstream im Hobby, an dem man sich ziemlich entspannt orientieren kann.
Wer den schon nicht "aushält", der bleibt eh nicht lange.
Bei körperlicher Gewalt: Auch wenn es körperlich starke Gegenspieler geben mag, werden die die Charaktere nicht zusammenschlagen, sondern es wird alleine durch ihre Präsenz klar, dass die Charaktere sich ergeben.
Funktioniert das auch in die Gegenrichtung? Und was ist mit dem weiteren Verlauf, nachdem sich eine Seite ergeben hat? Welche Grenzen zieht man da?
Aus dem Bauch raus würde das Spiel mit dieser Herangehensweise schnell surreal.
Da ist es - schon aus Zeitgründen - schwer sich zu distanzieren. Ein Abbruch ist mit der Hürde verbunden, dass das Spiel dann für die anderen auch nicht weitergehen kann. Das ist SPIELERstress, nicht Figurenstress.
Warum sollte man da nicht auf ein Zeichen oder einen kurzen Einwurf hin etwas lockerer machen und/oder kurz unter- aber nicht komplett abbrechen?
Klar, wenn das Teil des Spielkerns ist, dass hier der Spieler unter Druck gesetzt wird, dann geht es natürlich nicht und dann hat die ganze Runde ein Problem, wenn dann doch einer nicht damit zurecht kommt.
Aber sonst...