Autor Thema: SL von UK Games Expo geflogen: Angeblich war sexuelle Gewalt Thema des Spiels  (Gelesen 78709 mal)

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Pyromancer

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Wenn es danach geht, was die Leute gelesen haben, dann könnte man das StGB komplett abschaffen. Die wenigsten werden das ganz gelesen haben. Ist das eine sinnvolle Lösung? Natürlich nicht.
Lösung für WAS? Das StGB verhindert keine Verbrechen, sondern regelt die Bestrafung. Wenn es dir nur darum geht, dann bist du auf dem richtigen Weg.


Grundsätzlich sind wir uns doch einig, das ohne Zustimmung des Spielers oder der Spielerin ein solches Verhalten nicht ok ist. Warum ist es dann so schlimm es hinzuschreiben?

Ich finde ja gar nicht, dass es schlimm ist. Ich finde, dass es nichts nützt, und dadurch überflüssig ist. Wenn du einen Con organisierst, schreib sowas ruhig in die Hausordnung. Wenn ich's nicht lesen muss, dann stört's mich nicht. Am Verhalten der Teilnehmer wird es nichts ändern.

Offline Rabe

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Grundsätzlich sind wir uns doch einig, das ohne Zustimmung des Spielers oder der Spielerin ein solches Verhalten nicht ok ist. Warum ist es dann so schlimm es hinzuschreiben?

1. Weil es ein Eingriff in die Selbstbestimmung des Spielers oder der Spielerin ist, da deren mögliche Zustimmung vom Veranstalter verweigert wird. Der Veranstalter entmündigt hier seine Gäste unter dem Vorwand sie zu schützen.
2. Weil es nicht schützt. Das Problem ist nicht das Element der Vergewaltigung, sondern der Umgang zwischen den Beteiligten. Verbote behindern Kommunikation.

Am Verhalten der Teilnehmer wird es nichts ändern.
zu 2:
In meinem beschriebenen Fall wäre ich nicht aufgestanden und die Runde wäre mit dem Spielleiter weiter gespielt worden, wenn er darauf verwiesen hätte, das er die vorgeschriebenen Grenzen nicht verletzt hat und die Spielerin also keinen Grund für ihre Aufregung gehabt hätte? Das hätte ihren Tag nicht besser gemacht.
« Letzte Änderung: 12.06.2019 | 09:14 von Rabe »

Offline First Orko

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Ich habe für die Nordcon vor zwei Tagen zwei Runden eingetragen und mich beim Ausfüllen des Formulars als Gedankenspiel mal gefragt, was ich so ankreuzen würde/müsste. Bei Beyond the Wall war das noch unkritisch. Geh nicht in den Winterwald thematisiert aber nun folkloristischen Grusel/Horror. Ich schätze mich da als sehr harmlos ein und werde das -gerade wegen Con-Bedingungen- wohl eher märchenhaft-verklärt bis leicht gruselig halten (sofern das überhaupt möglich ist unter den Bedingungen).
ABER: Denkt man an die Implikation von Rotkäppchen oder an Hänsel und Gretel (das Original!) und passen Stimmung und Leute in der Runde gut zusammen, kann das durchaus in die andere Richtung umschlagen.

1) Kreuze ich jetzt "18+ mit alles und scharf!" an, weil es "potentiell eventuell sein könnte"? Was hat das für eine Aussage auf anderer SLs die das System kennen - oder den Verlag?
2) Lasse ich es weg und kümmere ich mich nicht drum - riskiere ich im Zweifelsfalle einen Verweis oder Schlimmeres.
3) Kreuze ich nichts an und leite mit "der Schere im Kopf" und denke die ganze Zeit "Vorsicht! X und Y dürfen nicht vorkommen!" - stelle ich mir auch unentspannt vor.

Gerade (1) finde ich schwierig. Sobald ein Warnsystem etabliert ist und man seine eigene Runde dahingehend öffentlich macht gibt es damit eine Metakommunikation. Und das kann sowohl zu komischen Nachfragen ("Alter 18+ bei DEM System?! Was hast DU denn vor?!") oder Zweifel an der eigenen Runde führen. Ich kann mir gut vorstellen, dass es SL gibt, die sich dadurch so verunsichert fühlen, dass sie dann eher davon absehen, auf der Con zu leiten.
Alternativ kreuzt einfach jeder alles an und das System wird faktisch entwertet.

Bei (2) ist alles gut - solange die Leute in der Runde mitziehen, der SL Feingefühl hat und alle safe sind. Was ist aber mit potentiellen Zuschauern? Habe ich die Runde nicht entsprechend gekennzeichnet, mache ich mich auf jeden Fall angreifbar.

Mir hat der kleine Selbsttest klargemacht, dass diese vordergründig "einfache" Lösung eine gane Menge Implikationen für die Con-SLs nach sich zieht und es hat sich... nicht gut angefühlt. Vielleicht wäre die X-Card einfach die beste Alternative. Die Implikation daraus ist für mich aus SL-Sicht zumindest deutlich positiver ("Wir spielen zusammen, achten aufeinander und wenn etwas selstam wirdwir hier ein Not-Aus").
Das Auszeichnungsyystem hat für mich zumindest deutlich mehr Nachteile.
« Letzte Änderung: 12.06.2019 | 09:26 von First Orko »
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Offline takti der blonde?

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Consent-Findung ist immer zweiseitig. Wenn sich zwei Menschen im Freibad treffen wollen und sich gegenseitig in einer abgeschlossenen Kabine anpinkeln wollen, dann stört es mich vielleicht, weil es Reinigungsaufwand gibt, aber das Verhalten als solches bewerte ich als unproblematisch, eben weil beide einvernehmlich handeln.

"Trigger-Warnings" etc. helfen Spielern Spielrunden im Vorfeld auszusortieren, aber die tatsächlichen Grenzen müssen von allen Beteiligten am Spieltisch kurz verhandelt werden, bevor es losgeht. Eine Con-Orga kann das unterstützen, indem sie weitere Werkzeuge zur Verfügung stellt (X-Cards etc.) und alle Spieler und Spielleitungen darauf hinweist, dass konkrete Inhalte in Person zu verhandeln sind. Inhalte kategorisch auszuschließen, lehne ich ab und fordere gegenseitige Einwilligung auf Seiten der Beteiligten.

Grüße

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Offline Issi

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Ich finde es auch besser mit schwierigen Themen umzugehen, statt sie zu verbieten.

Darüber am Tisch zu sprechen,  in welcher Form sowas eventuell vorkommen kann, und in welcher nicht. Und warum nicht.
So bleibt man zumindest im Dialog.

Wenn jmd. z.B. unbedingt als Figuren Hintergrund Opfer eines sexuellen Gewaltverbrechens haben will (Warum auch immer. Dorf überfallen.  Jetzt jagt der SC die Verbrecher), ist das eine andere Nummer als wenn ein SC im Spiel selbst Opfer von sowas werden soll,  und der SL sagt: "Stell das mal dar."


Klar kann man sich da fragen: Warum muss sich ein Spieler ausgerechnet so einen Hintergrund aussuchen?  Könnte ja auch was anderes sein.
Aber andererseits ist es seine Figur. Würde sich komisch anfühlen, da als SL reinzufunken a la: "Du darfst ja wirklich alles als Hintergrund nehmen,  nur das nicht!"

Dann würde der SPL fragen: Wieso nicht?
SL: Weil es auf dieser Con verboten ist.
SPL: Weshalb wurde es verboten?
SL: Weil es Spieler geben könnte,  die sich damit unwohl fühlen könnten.
SPL fragt dann in die Runde: Fühlt sich hier irgendjemand unwohl,  wenn ich diesen Hintergrund nehme?
Alle am Tisch schütteln den Kopf.
SL: Tut mir wirklich Leid, aber wir können es trotzdem nicht machen, weil wir sonst Ärger mit der Orga bekommen könnten.

Offline kamica

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Glaubt ihr wirklich, dass jemand, der zur Spielerin sagt, sie solle sich wegen der Vergewaltigung ihres Charakters nicht so anstellen, mehr darauf geben wird, wenn da eine X Karte liegt und sie drauftippt?

Das Problem sind ja nicht die Leute, die den Konsens und das Gespräch suchen. Das funktioniert im Zweifel auch so problemlos. Das Problem sind die, die den Willen des Anderen übergehen und demjenigen auch noch Vorwürfe dafür machen, dass sie sich wehren.

(Mal abgesehen davon, das auch die X Karte irgendwo geregelt sein muss, z.B. in der Hausordnung. Da kann man aber nicht erwarten - so verstehe ich hier zumindest die Aussagen - dass das irgendeiner liest und sich daran hält.)

Offline Der Nârr

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Das schöne an der X-Card ist doch, dass sie die Sache objektivierbar und eindeutig macht.

Wenn jemand sagt "das will ich nicht" kann es in vielen Situationen eine total angemessene Reaktion sein, einen Überredungsversuch zu starten. ("Ich will nicht in den Park" - "Und wenn ich dir ein Eis kaufe?" - "Na schön!")

Da werden die Grenzen was ok ist und was, was ist akzeptiertes Verhalten und was ist Belästigung, schnell schwammig.

Die X-Card setzt da eine sehr eindeutige Grenze, weil es dazu normierte Regeln gibt. Die müssen natürlich irgendwo stehen bzw. transparent mitgeteilt werden. Dass es sowas wie der letzte Ausweg ist. Würden Dritte - wie etwa die Anti-Harassment-Beauftragten einer Convention - später die Vorfälle diskutieren müssen und über Hausverbot entscheiden müssen, könnten sie fragen: Wurde auf die X-Card getippt oder nicht? Schon aus Selbstschutz würde ich als SL inzwischen die X-Card verwenden.

Und ja, ich glaube, dass man damit Prävention betreiben kann. Vielleicht funktioniert das nicht mit dem größten Idioten (der bekommt dann hinterher das Hausverbot), aber mit denen, die halt ganz vernünftig und einsichtig sind und es vielleicht einfach mal übertreiben, weil sie es von ihrer Hausrunde "etwas härter" gewohnt sind.
« Letzte Änderung: 12.06.2019 | 10:08 von Der Narr »
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Offline takti der blonde?

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Glaubt ihr wirklich, dass jemand, der zur Spielerin sagt, sie solle sich wegen der Vergewaltigung ihres Charakters nicht so anstellen, mehr darauf geben wird, wenn da eine X Karte liegt und sie drauftippt?

Das Entscheidene ist nicht die X-Card, das Entscheidene ist das Gespräch im Vorfeld. Das lässt sich durchaus institutionalisieren.

Zitat
Das Problem sind die, die den Willen des Anderen übergehen und demjenigen auch noch Vorwürfe dafür machen, dass sie sich wehren.

Die sind aber immer das Problem. Die hast auch trotz Hausordnung, Strafgesetzbuch, Grundgesetzt, UN-Menschenrechts-Charta etc. Und trotzdem hat sich in vielen, deutlich sensibleren Kontexten (kink spaces), die gemeinsame Consent-Findung als hilfreich erwiesen.

Grüße

Hasran

Offline First Orko

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Glaubt ihr wirklich, dass jemand, der zur Spielerin sagt, sie solle sich wegen der Vergewaltigung ihres Charakters nicht so anstellen, mehr darauf geben wird, wenn da eine X Karte liegt und sie drauftippt?

Ich glaube, dass bei so einem Typen keine X-Card auf dem Tisch liegen würde (ist ja auch ne Aussage dann) oder er im Zweifel gar nicht leiten. Abgesehen davon: Idioten kannst du mit keiner Regel ausschließen, die nicht auch zu viele andere trifft.

(Mal abgesehen davon, das auch die X Karte irgendwo geregelt sein muss, z.B. in der Hausordnung. Da kann man aber nicht erwarten - so verstehe ich hier zumindest die Aussagen - dass das irgendeiner liest und sich daran hält.)

Die Veranstalter könnten auch einfach pro Tisch 1-3 Karten auslegen. Wie sie funktionieren, steht ja (bei der GRW-Ausgabe) drauf bzw. kann man als SL kurz erwähnen. Und man kann sie eben selbst auch als SL mit einbringen. Das ist so ein Ding, was sich entweder verbreitet (funktioniert) oder eben nicht (wird nicht angenommen). Und da können wir alle zu beitragen.
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Offline Issi

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Glaubt ihr wirklich, dass jemand, der zur Spielerin sagt, sie solle sich wegen der Vergewaltigung ihres Charakters nicht so anstellen, mehr darauf geben wird, wenn da eine X Karte liegt und sie drauftippt?
Indem man diese schwierigen Themen für alle verbietet, wird man diesen SL Typ mMn. auch nicht Herr.
Es gibt genug Wege (Von den Regeln unterstützt!)
Um eine SC Figur in so eine Lage zu bringen: Liebeszauber,  Verführung whatever.

Wenn die X- Card über den Regeln steht, und das Befinden der Spieler an erster Stelle steht, (und sich das bei jedem Teilnehmer so etabliert hat) macht man es ihnen zumindest ein Bisschen schwerer.


Wenn man es dagegen komplett verbietet: Fällt auch ihr grenzwertiges Verhalten weniger auf.
Solange es noch auffallen kann, kriegt man mit der Zeit mit, bei wem man lieber nicht am Tisch sitzen will.
Und man kann sich schon durch Wahl des SL vor so was schützen.

Edit. Desweiteren hätte eine X Card uU. evtl.  einen "Lerneffekt " für SL und SPL die kein Gefühl dafür haben,  was Ok ist,  und was nicht.
Wenn nach Tippen der X Card das Spiel unterbrochen wird,  kann der betroffene Spieler vielleicht auch erläutern, warum es die Grenze überschritten hat.
Und man kommt dabei evtl. in einen fruchtbaren Dialog.
« Letzte Änderung: 12.06.2019 | 10:31 von Issi »

Offline YY

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Glaubt ihr wirklich, dass jemand, der zur Spielerin sagt, sie solle sich wegen der Vergewaltigung ihres Charakters nicht so anstellen, mehr darauf geben wird, wenn da eine X Karte liegt und sie drauftippt?

Nein, glaube ich nicht. Ich glaube auch nicht, dass irgendwelche Con-Regeln da helfen.
Ich bin überzeugt davon, dass in so einem Fall die einzige wirksame Abhilfe darin besteht, dass die Spielerin und X Mitspieler frühzeitig entscheiden: "Das muss ich mir nicht geben, ich bin hier raus."


Wenn man als Orga auf diese Möglichkeit noch mal explizit hinweist, um die diesbezüglichen Hemmschwellen zu senken, soll mir das recht sein. Was anderes tut die X-Card letztlich einen Schritt vorher beim Ansprechen anstelle von endgültigem Ausstieg auch nicht.


Ich kann mich nur wiederholen.
Selbst wenn die Orga hier eine faire, nachvollziehbare Entscheidung trifft, diese allen Beteiligten sauber kommuniziert und auch sonst alles richtig macht, was man an der Stelle noch richtig machen kann: Da ist das Kind schon längst in den Brunnen gefallen und eine toll organisierte Beerdigung hilft halt nicht so wirklich.

Umgekehrt kann man als Betroffener in extremen Fällen zusätzlich zur eigenen unmittelbaren Reaktion die Orga informieren und die können dann sehen, was sie draus machen - ob der SL dann z.B. mal angepfiffen wird, auf der Con nicht mehr leiten soll etc. pp.
Wenn das wirklich solche Aktionen sind, braucht man dafür echt keine ausformulierten Regeln, um als Orga nach einer Meldung Handlungsbedarf zu sehen.


Das ist aber alles B-Note und bei den (deutlich) harmloseren Fällen ist man damit ziemlich schnell im Bereich von "Weil mir was gegen den Strich ging und ich mit dem SL in Streit geraten bin, kann offensichtlich niemals jemand mit dem klar kommen und bei dem eine unterhaltsame Runde spielen, also kann der auch dauerhaft weg."
Was ja auch genau der Grund ist, dass - unabhängig von öffentlich verkündeten Regeln oder Erfolgsaussichten - so selten darauf bestanden wird, dass einem SL ein Hausverbot o.Ä. ausgesprochen wird: Sobald man sich in den halbwegs "normalen" Fällen wieder abgeregt hat, erkennt man i.d.R. selbst, dass das überzogen wäre. Schön, wenn dann im Nachgang noch mal das Gespräch gesucht wird; verständlich, wenn es nicht gemacht wird.


Ändert aber alles nichts am Kern:
Verlässlich schützen kann man sich nur selbst. Mit etwas Glück wird man von unmittelbar Anwesenden in Schutz genommen. Alles andere ist Augenwischerei und/oder hinterher die Brocken zusammenkehren.
"Kannst du dann bitte mal kurz beschreiben, wie man deiner Meinung bzw. der offiziellen Auslegung nach laut GE korrekt verdurstet?"
- Pyromancer

Offline Roach

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Jetzt einmal aus der Perspektive des Abenteuerautors betrachtet: ich bin gerade dabei, ein Abenteuer zu schreiben, in dem eine Reihe Polizisten oder Privatdetektive oder so eine Reihe von Morden untersucht. Mein Ziel ist es, die Charaktere hinterher vor das Dilemma zu stellen, dass sie die Motive des Täters verstehen und eventuell sogar gutheißen, andererseits die Methoden nicht. Die Frage, wie geht man mit dieser Situation um, sollte da zentral stehen.

Das Motiv, dass ich dachte, war, dass die Täterin vor einigen Jahren von den aktuellen Opfern vergewaltigt wurde und jetzt Rache nimmt. Ob sie durch die Tat vor einigen Jahren eventuell eine geistige Störung davongetragen hat, wäre eine Option, die die Taten eventuell sogar verständlicher machen würde.

Eine Regelung wie „Vergewaltigung darf nicht das Thema einer Rollenspielsitzung sein“ würde mich vor das Problem stellen, ein alternatives Motiv zu finden, das für die Charaktere ein ähnliches Dilemma hervorrufen würde. Das einzige, was mir im Augenblick einfällt, wäre, wenn die aktuellen Mordopfer damals das Kind der aktuellen Täterin ermordet hätten. Aber, wie in einem parallel laufenden Strang diskutiert, ist ja auch dieses Thema – Gewalt gegen Kinder – tabu.

Sollte ich dieses oder ein ähnliches Szenario auf einer Con leiten wollen, würde ich das gleiche Verfahren anwenden, dass ich bereits bei anderen Abenteuern mit entsprechend kritischen Themen benutzt habe: ich habe eine Liste mit möglichen Triggern (die nicht unbedingt alle im Abenteuer vorkommen) mehrfach ausgedruckt, bitte die Spieler, die Sachen zu markieren, bei denen sie die Chance sehen getriggert zu werden und sammle anschließend die „Stimmzettel“ wieder ein, die anonym bleiben, weil die Leute ja nur ein X oder auch mehrere machen. Wenn ich dann weiß, wo kritische Stellen sind, kann ich mein Abenteuer entsprechend anpassen.

Allerdings muss ich zugeben, dass auch diese Methode nicht hundertprozentig sicher funktioniert: auf einer Con habe ich das Cthulhu-Support-Abenteuer Upton Abbey geleitet, in dem
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mit einem NSC als Opfer, der sogar zum Suizid führte - ein Thema ist. Ich hatte meine Liste vorher ausgeteilt und aus dem Rücklauf keine Warnsignale erhalten. Als die Investigation im Abenteuer dann die ersten Spuren fanden, die auf das Problemthema hinwiesen, bemerkte ich, dass ein(e) Mitspieler(in) erste Zeichen von Stress zeigte. Da ich diese Person kannte – ansonsten hätte ich die Anzeichen auch nicht erkennen können –, habe ich anschließend sofort das Abenteuer in diesem Bereich so weit entschärft wie es mir noch möglich war.

Hinterher kann diese Person zu mir und meinte: „ich dachte, das Thema würde mich nicht (mehr) berühren. Aber es scheint noch ziemlich tief zu sitzen“ und wollte sich noch ausdrücklich dafür entschuldigen, dass sie mich in diese Probleme gebracht hatte. Ich hingegen war nur froh gewesen, dass ich keinen schlimmeren Flash getriggert hatte.

Man sieht also, dass auch die Methode der Vorwarnung nicht immer hundertprozentig funktioniert.

Für Interessenten: meine Liste sah in etwa wie folgt aus:
Selbstmord
Spinnen
Schleim und Eiter
sexueller Missbrauch
Gewalt gegen Kinder
Clowns
Gewalt gegen Tiere
Folter
Drogen
große Höhen (Flug, Gebäude, o. ä.)

Alle diese Punkte habe ich bereits in Rollenspielsitzungen als mögliche Trigger erlebt. In meinen festen Runden halte ich natürlich auch mit bekannten Phobien oder ähnlichem Rechnung – glücklicherweise habe ich in meinen Runden niemanden mit Coulrophobie oder Arachnophobie, nicht einmal von Arachobutyrophobie ist mir etwas bekannt. Allerdings weiß ich, dass in meinen Runden jemand sitzt, der/die gelegentlich Anfälle von Ligyrophobie zeigt, was für mich den Einsatz von Soundeffekten manchmal ein klein wenig schwierig macht.

Und ja, ich habe die beiden Punkte Selbstmord und Blut ganz bewusst außen vor gelassen: mir ist bekannt, dass sie gegebenenfalls einen Spieler triggern können, aber bei diesen Themen finde ich es grundsätzlich ein Risiko, das die betreffende Person bewusst eingeht. Bei sehr heftigem Einsatz von Blut und Körperteilen (Gore) würde ich auch nicht den Weg über den Fragebogen nehmen, sondern die Warnung direkt in die Rollenausschreibung hinein setzen.
« Letzte Änderung: 12.06.2019 | 11:29 von Roach »

Offline Issi

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Wenn man auf eine Con geht,  mit völlig Fremden zusammen spielt,  kann man nicht sicher mit einem positiven Erlebnis rechnen.
Das hat was von Lotto spielen.
Wahrscheinlich können sich manche Neulinge auch gar nicht vorstellen, was für schräge SL und SPL da uU.  hocken.
Mein erster Con SL war eine Katastrophe.
Durfte kein mal selbst würfeln,  und er hat mir die ganze Zeit erzählt, was meine Figur tut.
Ich würde bei sowas inzwischen auch aus Langeweile aufstehen.

Natürlich kann es auch toll sein,  je nachdem, mit wem man zusammen spielt.

Von daher empfiehlt es sich zur Sicherheit seine Erwartungen erst mal runter zu schrauben. Dann kann man sich positiv überraschen lassen.

Und ja man kann auch doofe Erfahrungen machen. Die Sicherheit: Keine doofe Erfahrung -gibt es nicht.
Da kann auch die Orga nix dafür.
Sie kann auf das Spielerlebnis der Teilnehmer so gut wie keinen, bzw. nur sehr begrenzt  Einfluss nehmen.
 
« Letzte Änderung: 12.06.2019 | 11:40 von Issi »

Offline Blechpirat

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ich habe eine Liste mit möglichen Triggern (die nicht unbedingt alle im Abenteuer vorkommen) mehrfach ausgedruckt, bitte die Spieler, die Sachen zu markieren, bei denen sie die Chance sehen getriggert zu werden und sammle anschließend die „Stimmzettel“ wieder ein, die anonym bleiben, weil die Leute ja nur ein X oder auch mehrere machen. Wenn ich dann weiß, wo kritische Stellen sind, kann ich mein Abenteuer entsprechend anpassen.

Das ist schon eine beträchtliche Leistung, Respekt!

Mein SL-Stil ist aber ein ganz deutlich anderer. Ich kenne vor Beginn der Sitzung nur das Problem und dessen Motivation. Alles andere treiben die Spieler voran, zudem spiele ich mit erheblichem Erzählrecht der Spieler. Eine solche Liste im Vorfeld zu erstellen: Unmöglich.

Offline First Orko

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Das ist schon eine beträchtliche Leistung, Respekt!

Mein SL-Stil ist aber ein ganz deutlich anderer. Ich kenne vor Beginn der Sitzung nur das Problem und dessen Motivation. Alles andere treiben die Spieler voran, zudem spiele ich mit erheblichem Erzählrecht der Spieler. Eine solche Liste im Vorfeld zu erstellen: Unmöglich.

Das ist auch so ein bißchen mein Problem daran...
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Offline tartex

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Mein SL-Stil ist aber ein ganz deutlich anderer. Ich kenne vor Beginn der Sitzung nur das Problem und dessen Motivation. Alles andere treiben die Spieler voran, zudem spiele ich mit erheblichem Erzählrecht der Spieler. Eine solche Liste im Vorfeld zu erstellen: Unmöglich.

Warum Roach schreibt ja von
Zitat
möglichen Triggern (die nicht unbedingt alle im Abenteuer vorkommen)

Es wird einfach alles, was auf dieser weiten Welt problematisch sein könnte schon vorher auf der Liste zusammengefasst. Das hat nix mit dem konkreten Abenteuer zu tun. Dieselbe Liste kann dann ja auch immer eingesetzt werden. Und evtl. auch gleich zum Abenteuer-Brainstormen, wenn man es grimdark mag.  >;D Für den dysteren Spielleiter von Dhunkelwelt, kann man vorne ja noch Zahlen zur Zufallsbestimmung von Triggern dazugeben.  ;)

Wäre nett, wenn Roach die zur Verfügung stellt.

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Pyromancer

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Natürlich muss man da nicht nur die SL in die Pflicht nehmen, sondern alle am Tisch. Folter z.B. geht erfahrungsgemäß öfter von den Spielern aus.

Offline Roach

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Es wird einfach alles, was auf dieser weiten Welt problematisch sein könnte schon vorher auf der Liste zusammengefasst. Das hat nix mit dem konkreten Abenteuer zu tun. Dieselbe Liste kann dann ja auch immer eingesetzt werden. Wäre nett, wenn Roach die zur Verfügung stellt.

So in ungefähr, ich habe die Themen, bei denen mir schon entsprechende Flashes sei es im eigenen Abenteuer oder wenn ich als Spieler dabei saß aufgefallen sind, zusammengestellt.
Wenn jetzt in einem Abenteuer eines dieser Themen auftaucht, händige ich die ganze Liste aus – ansonsten würde ich ja womöglich bei Nachforschungs-Szenarien spoilern.

Die Liste hatte ich übrigens in meinem letzten Posting wiedergegeben. Ich habe sie aber auch einmal hier als PDF angehängt – ich hoffe, dass es nicht irgendwelche Fontprobleme gibt. Wenn nicht, kann man einfach die erste Seite mehrfach ausdrucken (mir ist soeben aufgefallen, dass die PDF zwei Seiten hat, von denen die zweite eigentlich leer ist) und halbieren. Dazu händige ich dann auch immer aus meinem eigenen Vorrat 2B-Bleistifte aus – wenn jeder mit dem eigenen Stift sein Kreuzchen setzt, könnte man ja mit etwas Pech die Farbe wiedererkennen ;)

Und zum Thema Folter: wenn mir ein Spieler hier ein Kreuzchen setzt und jemand aus der Gruppe dann später auf die dämliche Idee kommt, bin ich auf jeden Fall vorgewarnt und kann versuchen, das noch abzubiegen. (Zum Beispiel, indem ich den Betreffenden eher willensschwach mache, obwohl ich eher dem Tropos Torture is ineffective Anhänge.)

[gelöscht durch Administrator]

Offline Catweazle

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Es war die Rede davon dass der schuldige SL keine "X"-Cards an seinem Tisch akzeptiert hätte.
Spielen ist Experimentieren mit dem Zufall (Novalis)

Pyromancer

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Und zum Thema Folter: wenn mir ein Spieler hier ein Kreuzchen setzt und jemand aus der Gruppe dann später auf die dämliche Idee kommt, bin ich auf jeden Fall vorgewarnt und kann versuchen, das noch abzubiegen. (Zum Beispiel, indem ich den Betreffenden eher willensschwach mache, obwohl ich eher dem Tropos Torture is ineffective Anhänge.)

Gibt es einen Grund, warum du hier die Spieler nicht von Anfang an mit einbinden willst? Das wäre doch die vernünftige Möglichkeit, weit besser, als zu versuchen, hinterher noch etwas zu retten.

Offline Roach

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Gibt es einen Grund, warum du hier die Spieler nicht von Anfang an mit einbinden willst? Das wäre doch die vernünftige Möglichkeit, weit besser, als zu versuchen, hinterher noch etwas zu retten.

Zum einen, und das gebe ich zu bin da bin ich etwas blauäugig, gehe ich grundsätzlich davon aus, dass die Spielercharaktere – gerade in einem Cthulhu-Szenario – solche Dinge nicht tun würden.

Zum zweiten habe ich die Fragebogen ja nicht ohne Grund anonym gestaltet. Wenn ich jetzt nach dem Einsammeln sofort darauf hinweisen sollte, dass Folter nicht gestattet ist, habe ich damit die betreffende Person schon so halbwegs geoutet. Wenn dann noch mehrere Spieler, die normalerweise in einer Runde sitzen, an diesem Tisch sitzen, könnte die Anonymität komplett gefährdet sein. Und ich sehe nicht ein, dass ich meinen eigenen Versuch, Vertrauen bei den Spielern zu erzeugen, mit einer solchen Aktion sofort konterkariere. Da nehme ich es lieber auf mich, an der Stelle gegenzusteuern anstatt das Vertrauen zu sabotieren.

Und zum dritten besteht ja auch immer noch die Chance, dass schon alleine die  Erwähnung der Möglichkeit, dass jemand damit Probleme haben könnte, dahingehend geneigte Spieler vorsichtiger machen könnte. Ich weiß, das fällt schon ziemlich in den Bereich Luftschlösser...

Offline takti der blonde?

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Zum zweiten habe ich die Fragebogen ja nicht ohne Grund anonym gestaltet. Wenn ich jetzt nach dem Einsammeln sofort darauf hinweisen sollte, dass Folter nicht gestattet ist, habe ich damit die betreffende Person schon so halbwegs geoutet. Wenn dann noch mehrere Spieler, die normalerweise in einer Runde sitzen, an diesem Tisch sitzen, könnte die Anonymität komplett gefährdet sein. Und ich sehe nicht ein, dass ich meinen eigenen Versuch, Vertrauen bei den Spielern zu erzeugen, mit einer solchen Aktion sofort konterkariere. Da nehme ich es lieber auf mich, an der Stelle gegenzusteuern anstatt das Vertrauen zu sabotieren.

Und zum dritten besteht ja auch immer noch die Chance, dass schon alleine die  Erwähnung der Möglichkeit, dass jemand damit Probleme haben könnte, dahingehend geneigte Spieler vorsichtiger machen könnte. Ich weiß, das fällt schon ziemlich in den Bereich Luftschlösser...

Anonymität ist meiner Erfahrung der falsche Ansatz bei Gruppenaktivitäten von mündigen Erwachsenen. Auszusprechen, dass ich beispielsweise an einer Spectrophobie leide, ist eine vertrauensbildendene Maßnahmen und schafft eine Situation, in der alle für die "Sicherheit" aller verantwortlich sind und nicht nur die nominelle Spielleitung.

Grüße

Hasran

Offline tartex

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Anonymität ist meiner Erfahrung der falsche Ansatz bei Gruppenaktivitäten von mündigen Erwachsenen. Auszusprechen, dass ich beispielsweise an einer Spectrophobie leide, ist eine vertrauensbildendene Maßnahmen und schafft eine Situation, in der alle für die "Sicherheit" aller verantwortlich sind und nicht nur die nominelle Spielleitung.

Ich weiß nicht. Ich hätte nicht unbedingt Lust vor Fremden auf einem Con (oder auch im Wohnzimmer, oder vor Arbeitskollegen) meine Traumata auszubreiten. Finde weder das eine noch das andere reifer.
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Offline takti der blonde?

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Ich weiß nicht. Ich hätte nicht unbedingt Lust vor Fremden auf einem Con (oder auch im Wohnzimmer, oder vor Arbeitskollegen) meine Traumata auszubreiten. Finde weder das eine noch das andere reifer.

Wie sonst sollen denn deine Mitspieler sonst wissen, welche Themen zu vermeiden sind? Angenehm ist das nicht, aber notwendig. Oder du begibst eben in keine Situationen, die für dich potentiell gefährlich sein könnten. Was nicht funktioniert ist, dass dir jemand abnimmt zu kommunizieren, welche Dinge für dich nicht in Ordnung sind.

Grüße

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Offline tartex

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Roach hat oben gerade einen sehr brauchbaren Weg aufgezeigt, wie man das anonym handhaben kann.

Aus der tatsächlichen Spielpraxis habe ich bisher allerdings noch nie eine Xcard verwenden müssen, bzw. ihre Verwendung erlebt. Mir ist auch noch nie etwas zu nahe gegangen. Allerdings gab es da ein Abenteuer, wo ich bestimmtes Verhalten eines Spielers (in Charakter) nicht in meinem Blog in der Spielzusammenfassung niederschreiben wollte, weil es mir zu krass war. Und es gibt wenige Runden, mit denen ich Bock hätte mich auf die Rituale in Carcosa von LotFP einzulassen.


Beispiel, natürlich problematisch:
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Die Zwillingsseen: Der Tanelorn Hexcrawl
Im Youtube-Kanal: Meine PnP-Let's-Plays
Kumpel von Raven c.s. McCracken