Der Fall der Berliner Mauer 1989 war symbolisch wichtig, sein Ausbleiben ändert jedoch nichts daran, dass die UdSSR und der Warschauer Pakt dem Untergang geweiht sind. Es dauert nur etwa ein Jahr länger. Ohne die deutsche Einheit unterliegt Helmut Kohl bei der Bundestagswahl 1991 Oskar Lafontaine, der eine sozial-liberale Koalition führt. Ohne die Belastungen der deutschen Einheit geht es der BRD zunächst gut, die Steuersenkungen und Hartz-Reformen der Regierung Schröder bleiben aus. Es gibt keinen Euro, die Härte der D-Mark führt dazu, dass die BRD keinen vergleichbaren Export-Boom erlebt.
Bei der Bundestagswahl 1999 wird Kanzler Lafontaine abgewählt, und Wolfgang Schäuble bildet eine national-konservative Regierung, die dann 2001 deutsche Truppen in den Irak entsendet. Im Jahr 2019 wird die BRD dennoch von einer großen Koalition regiert, da Fukushima und der Klimawandel einer weitaus radikaleren und weniger bürgerlichen Grünen Partei gute Wahlergebnisse beschert haben. Diese Grünen gelten noch als nicht bündnisfähig, da sie z.B. den Austritt der BRD aus der Nato fordern. Die SPD tut sich mit ihrer Rolle in der GroKo schwer und reibt sich in Flügelkämpfen auf. Bundeskanzler Christian Wulf, der seine Affären ausgesessen hat, gilt als geschwächt und blass. In der EU gibt die BRD ohnehin nicht den Ton an, sie hat weit weniger Gewicht als ein vereintes Deutschland und ist auch wirtschaftlich nicht der Klassenprimus.
Die DDR ihrerseits hat denselben Weg genommen, wie ihre Nachbarstaaten. Ohne D-Mark bzw. Euro und ohne die sofortige Möglichkeit, in der BRD zu arbeiten, mussten sich die Bürger der DDR mehr auf ihre eigenen Stärken besinnen und ihr Land selbst neu erfinden. Sie geben sich eine eigene Verfassung mit einer präsidialen Demokratie. Die SED benennt sich dennoch in PDS um, aus der Blockpartei CDU wird die DVP (nach Vorbild ÖVP), um Abgrenzung zur BRD zu signalisiern. Bündnis 91 etabliert sich als Bürgerrechtspartei, während die LDPD keine entscheidende Rolle spielen kann. Die Nationalisten bleiben zunächst wenig bedeutsam, dies ändert sich jedoch, als Präsidentin Merkel 2004 den EU-Beitritt der DDR unterzeichnet.
Zwar hat die DDR 2004 eine größere Bevölkerung und eine stärkere Wirtschaft, als Ostdeutschland in unserer Zeitlinie, doch die Löhne in der BRD sind viel höher. Zwar werden viele DDR-Abschlüsse nicht anerkannt, doch trotzdem setzt eine starke Arbeitsmigration ein. Diese führt allerdings in der BRD verspätet zu einer Arbeitslosenkrise. Andererseits lassen sich viele Rentner aus der BRD in attraktiven Gegenden wie dem Thüringer Wald oder der mecklenburgischen Seenplatte nieder, um die herum sich eine ganze Industrie bildet. Ebenso investieren viele deutsche Industriekonzerne jetzt verstärkt in der DDR statt in Tschechien oder Polen, da dort die Löhne ähnlich niedrig sind und die Sprachbarriere wegfällt.
Bis 2019 haben sich die Lebensverhältnisse ein gutes Stück angeglichen, die DDR ist immer noch günstiger als die Bonner Republik, aber beide Länder schauen nun weiter Richtung Osten, wenn sie an niedrige Löhne denken. Die DDR ist inzwischen auch Nato-Mitglied, verzeichnet jedoch wie viele andere ehemalige Staaten des Warschauer Pakts ein Erstarken der Nationalisten. Bei der Präsidentschaftswahl 2016 konnte sich daher der Kandidat der neuen rechten Sammelbewegung „Vaterland“, Björn Höcke, in der Stichwahl gegen Sahra Wagenknecht (PDS) durchsetzen. Seitdem versucht er, das Land nach ungarischem Vorbild umzubauen, allerdings gegen erheblichen Widerstand.
Das ist so das, was mir dazu einfällt. Gibt spannendere/einschneidendere alternative Historien...