Autor Thema: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel  (Gelesen 41356 mal)

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Offline Issi

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Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
« Antwort #375 am: 27.06.2019 | 08:39 »
Wie gesagt, ist der Begriff Trigger nicht traumaspezifisch und wird breit verwendet. In der allgemeinen Psychopathologie oder auch in verhaltenstherapeutischen Analysen wird "Trigger" teils für jegliche auslösende Situationen oder Gefühlsauslöser verwendet. Zwangsgestörte haben zum Beispiel "Trigger", die ein Zwangsverhalten bedingen. Bei pschogenen Anfällen gibt es "Trigger" und noch weiter in die Medizin hinein gibts den Begriff "Trigger" auch in der Somatik. Der Begriff ist unspetigisch und nichtssagend, wenn du vorher deinen Rahmen nicht klar definiert hast.
Ist mir schon klar, dass, das medizinisch/therapeutisch breite Verwendung findet.
Aber genau das schwingt bei dem "Begriff" auch mit. Und er wird hier ja noch weiter ausgedehnt.

Bin ich die einzige Person, die es komisch findet, dass in einer Liste von möglichen Triggern "Vergewaltigung" einer von vielen ist, irgendwo zwischen "Laut Vorlesen" und "Hunde" ?

Hier wird mMn. irgendwie alles undifferenziert in einen Topf geworfen.
Bekannte Reizthemen, mit allen möglichen anderen Themen.

Edit.
Und mal ganz blöd gefragt: Der SL von nebenan soll das alles wissen, und berücksichtigen?
Das scheint mir doch ein recht hoher Anspruch zu sein.
« Letzte Änderung: 27.06.2019 | 08:44 von Issi »

Offline unicum

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Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
« Antwort #376 am: 27.06.2019 | 08:47 »
Ich kenne es von den meisten Runden so, dass man als Feedback: "Ja hat gepasst" "war gut" "Kopfnicken" oder ähnliches nur Zustande kam.
Ich meine, wenn du da andere Erfahrungen gemacht hast, finde ich das gut aber ich bin dieser Aussage gegenüber eher skeptisch.

Es kommt darauf an WIE man frägt. Da es hier eigentlich nicht das Thema (es ist ja keine Sicherheitstechnik) ist habe ich es nicht weiter ausformuliert. Zu fragen "Wie hat es gefallen" ist "zu einfach" - eher ist die Frage "Welche Szene ist dir am besten in erinnerung geblieben? und warum?" Da kann man nämlich nicht so antworten wie in deinem Post oben.

Da ich auch Beruflich das Problem habe wenig Feedback zu bekommen von meinen "Kunden" weis ich durchaus das man auch mal etwas hartnäckiger nachfragen muss.

Und wirkliche Bestätigungen wie etwa "Ja du bist ein guter Spielleiter (aus meiner Sicht)" - ist zwar gut für mein EGO aber schlecht für meine eigene Entwicklung als SL - persöhnliche Bestätigung ist etwa auch wenn sich Leute mit denen ich schon zusammengespielt habe wieder melden und bei mir mitspielen wollen.

Es kommt auch hinzu das wenige Leute wirklich gelernt haben wie man Kritik äussert (und im Zeitalter des Internetts braucht man ja solche Softskills eh nicht mehr  :Ironie: ).

Offline ArneBab

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Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
« Antwort #377 am: 28.06.2019 | 00:17 »
Aus deimer Beschreibung entnehme ich, dass eine X-Card in dem Fall das Falsche wäre. Du hast eine Pause aktiv gesucht und dich dann weiter mit dem Thema beschäftigt. Zumal war der treibende Faktor anscheinen Ekel.
Nein, es war kein Ekel. As war das Gefühl tiefsten Horrors.

Eine X-Card wäre in dem Fall dann das Richtige, wenn die anderen am Tisch es nicht bemerken, um erstmal wieder die Kontrolle zurückzugewinnen. Denn darüber zu sprechen hätte es am Anfang noch schlimmer gemacht.

Wenn du das Gefühl noch nie selbst erlebt hast, kannst du es dir nicht vorstellen. Zumindest konnte ich das nicht. Das Gefühl, die eigenen Kinder verlieren zu können, ist schrecklich.
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Offline Issi

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Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
« Antwort #378 am: 28.06.2019 | 09:41 »
Nein, es war kein Ekel. As war das Gefühl tiefsten Horrors.

Eine X-Card wäre in dem Fall dann das Richtige, wenn die anderen am Tisch es nicht bemerken, um erstmal wieder die Kontrolle zurückzugewinnen. Denn darüber zu sprechen hätte es am Anfang noch schlimmer gemacht.

Wenn du das Gefühl noch nie selbst erlebt hast, kannst du es dir nicht vorstellen. Zumindest konnte ich das nicht. Das Gefühl, die eigenen Kinder verlieren zu können, ist schrecklich.

Aus Interesse: Hältst Du es für wahrscheinlich, dass so eine Beschreibung im Rollenspiel dich  in gleicher Intensität mitgenommen hätte?
Und wäre für dich hier auch eine Pausenkarte OK gewesen?
(Wo klar ist, das Spiel wird erstmal für alle unterbrochen. Und dann später, wenn du dich gesammelt hast,  verhandelt wie es weitergeht? )
(SL erklären, was dich aufgeregt hat usw. )

Denke in so einer Situation des krassen Horrors wäre für mich X Karte tippen,  sitzen bleiben und weiterspielen, nicht das erste Mittel der Wahl gewesen. Ich würde hier erstmal abbrechen und rausgehen wollen.

So geht es mir zumindest bei krassen Szenen, die mich sehr mitnehmen. Bei Filmen verlasse ich den Raum, drücke auf Pause oder ähnliches , auch ggf. im Rollenspiel. Wobei es bei letzterem kaum vorkommt.
« Letzte Änderung: 28.06.2019 | 10:03 von Issi »

Offline TaintedMirror

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Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
« Antwort #379 am: 28.06.2019 | 20:02 »
Hm? Übergeben ist eigentlich eine Körperreaktion aus Ekel und nicht aus Horror.... Seltsam.

Offline ArneBab

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Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
« Antwort #380 am: 30.06.2019 | 10:55 »
Hm? Übergeben ist eigentlich eine Körperreaktion aus Ekel und nicht aus Horror.... Seltsam.
Dann ist die Kategorisierung wohl nicht ausschließlich oder allgemeingültig genug.
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Offline rillenmanni

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Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
« Antwort #381 am: 30.06.2019 | 18:32 »
Wenn ArneBab meint, es sei sein Horror und nicht der Ekel, dann ist da bestimmt was dran. Er beschreibt da ja auch mein Kryptonit. Ich kann den Horror gut nachvollziehen.

Andernorts hatte ich ja auch schon mal geschrieben, dass ich solche Elemente dennoch nicht im Spiel meide. Sie sind ganz schrecklich für mich, aber wären kein Anlass für den Einsatz einer Sicherheitstechnik, die über mein minütiges Verlassen des Tisches hinausginge. Solange ich nicht den Eindruck habe, dass die Runde einen niederträchtigen Spaß am Leid des Kindes hat, würde ich der Runde keinen Strick aus der Sache drehen wollen, indem ich den Inhalt „verbanne“.

Spaß am Spiel muss ja nicht nur in der Komfortzone stattfinden.
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Offline ArneBab

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Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
« Antwort #382 am: 2.07.2019 | 00:08 »
Andernorts hatte ich ja auch schon mal geschrieben, dass ich solche Elemente dennoch nicht im Spiel meide. Sie sind ganz schrecklich für mich, aber wären kein Anlass für den Einsatz einer Sicherheitstechnik, die über mein minütiges Verlassen des Tisches hinausginge. Solange ich nicht den Eindruck habe, dass die Runde einen niederträchtigen Spaß am Leid des Kindes hat, würde ich der Runde keinen Strick aus der Sache drehen wollen, indem ich den Inhalt „verbanne“.
Ich gehe davon aus, dass es Leute gibt, für die bestimmte Sachen schwerer zu verarbeiten sind. Ich ziehe es vor, die meisten meiner Probleme zu konfrontieren. Aber es gibt Grenzen.

Zum Beispiel würde ich keinen Verräter spielen, und wenn mich eine SL zu einem Verräter machen würde, würde ich sie zur Seite nehmen und darüber sprechen. Keinen Verräter spielen zu wollen ist allerdings etwas, das sich ohne Probleme ansprechen lässt. Es gibt auch Sachen, die so heftig sind, dass alleine das Ansprechen unerträglich ist.
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Offline Issi

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Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
« Antwort #383 am: 2.07.2019 | 07:32 »
Es gibt auch Sachen, die so heftig sind, dass alleine das Ansprechen unerträglich ist.
Das halte ich für Quatsch.
Ich habe ja keine Ahnung, was ihr für Spielinhalte habt aber normalerweise sollte das für Spieler kein Problem sein.
("Ich kann oder will das nicht" sollte man sagen können. Erläutern ist nicht notwendig )
Für den Fall, dass es tatsächlich solche Menschen gibt, die so traumatisiert sind, dass sie nicht" Stopp" sagen können, würde ich vorschlagen: Erst Therapie machen, und dann Rollenspiel.
Nicht umgekehrt oder stattdessen.
Eine Rollenspiel Gruppe ist keine Therapie Gruppe. Ein Rollenspiel Leiter ist kein Therapeut. (Und falls doch- Es ist seine Freizeit! )

Edit.
Ich habe auch einige Spieler kennengelernt, die sich einer Therapie verweigern, obwohl sie selbst wissen, dass sie dringend eine bräuchten. Rollenspiel ist kein Ersatz dafür. Und es kann nicht sein, dass der Rest der Gruppe das tragen muss.

Die Idee "Jeder kann Rollenspiel machen" oder " Rollenspiel ist für jeden was" ist aus meiner Sicht Quatsch. Es gibt Grundvoraussetzungen, die man braucht, um mitspielen zu können.
Ein Mindestmaß an sozialer Kompetenz und psychischer Gesundheit sollte gegeben sein.

*Aua* Habe mir gerade auf die Finger gehauen,  weil ich ja nichts mehr Schreiben wollte.

« Letzte Änderung: 2.07.2019 | 07:59 von Issi »

Offline ArneBab

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Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
« Antwort #384 am: 3.07.2019 | 11:35 »
Für den Fall, dass es tatsächlich solche Menschen gibt, die so traumatisiert sind, dass sie nicht" Stopp" sagen können, würde ich vorschlagen: Erst Therapie machen, und dann Rollenspiel.
Ich sagte nicht, dass sie nicht Stopp sagen können, sondern dass das Thema anzusprechen unerträglich ist.
Zitat
("Ich kann oder will das nicht" sollte man sagen können. Erläutern ist nicht notwendig )
Also sowas wie eine X-Card hochheben? Wo ist für die Runde der Unterschied — abgesehen davon, dass es für den Betreffenden leichter ist?

Abgetrennt davon (weil ich alleine die Annahme als falsch sehe, dass wegen der Existenz eines Problemthemas gleich eine Therapie notwendig ist): Ich finde den Ansatz "erst Therapie machen" untragbar. Jemand, der eine Therapie bräuchte, wird so gleich noch aus sozialen Aktivitäten ausgeschlossen, weil die vermeintlichen Freunde ein Problem damit haben, dass für ihn ein paar Themen nicht lustig sind. "Hey, du brauchst Hilfe, deswegen wollen wir dich nicht mehr dabeihaben".
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)

Ich meine hier nicht "stattdessen", sondern explizit das "erstmal". Das finde ich untragbar.

Situation: Jemand merkt, dass er Hilfe braucht, und fängt an, sich um einen Therapieplatz zu kümmern. Als seine Rollenspielgruppe davon erfährt, schließt sie ihn aus der Runde aus.

Wir sprechen hier davon, bestimmte Themen auszuklammern, nicht davon, Therapiesitzungen abhalten zu müssen. Das wäre vielmehr der Fall, wenn Leute sich in der Gruppe bewusst mit schwierigen Themen konfrontieren würden (was ich mit Zustimmung der anderen in der Gruppe völlig in Ordnung finde). Aber gerade das ist ja nicht das Ziel der X-Card.
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Offline Issi

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Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
« Antwort #385 am: 3.07.2019 | 12:33 »
Zitat
Ich sagte nicht, dass sie nicht Stopp sagen können, sondern dass das Thema anzusprechen unerträglich ist.Also sowas wie eine X-Card hochheben? Wo ist für die Runde der Unterschied — abgesehen davon, dass es für den Betreffenden leichter ist?
Aber ansprechen müssen sie das Thema doch auch bei einer X Card.
Wenn der SL fragt: Was hat gestört? Dann sollen sie doch antworten können, oder nicht?
Wie können sie denn darauf antworten, wenn es ihnen nicht möglich ist, ihr Problemthema anzusprechen? wtf?
Zitat
Abgetrennt davon (weil ich alleine die Annahme als falsch sehe, dass wegen der Existenz eines Problemthemas gleich eine Therapie notwendig ist)
Moment. Bitte differenzieren.
Ich schrieb: Dass es untragbar für die Gruppe ist, wenn jmd. das Problem, das er hat, nicht ansprechen bzw. nicht benennen kann.
Das ist doch sowohl bei der X Card, wie bei der Pausen Card notwendig.
Wie sollen die Mitspieler darauf eingehen, wenn sie nicht wissen, was los ist?
Zitat
: Ich finde den Ansatz "erst Therapie machen" untragbar.
Die Spieler lieber schweigen und leiden lassen ....wird schon gut gehen... ::)
Zitat
Jemand, der eine Therapie bräuchte, wird so gleich noch aus sozialen Aktivitäten ausgeschlossen
Nope. Von "sogleich" kann hier gar keine Rede sein. Empfinde ich mal wieder als maßlose Übertreibung und blöde Unterstellung. Sorry.
Zitat
, weil die vermeintlichen Freunde ein Problem damit haben, dass für ihn ein paar Themen nicht lustig sind. "Hey, du brauchst Hilfe, deswegen wollen wir dich nicht mehr dabeihaben".
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
D.h. man darf keinem Spieler sagen: Du die Horrorrunde ist nix für dich,  weil sich dann jmd. erhängen könnte? Ernsthaft?!
Soll das jetzt SL soviel Angst machen, dass sie sich verpflichtet fühlen, mit jedem Spieler zu spielen. Weil sich ein SPL bei Ausschluß erhängen könnte? (Und daran ist man ja dann als SL Schuld, und das will man doch nicht sein)
Boooor.........



Was ist wenn die traumatisierten Spieler in der Runde sitzen,  und weiter still vor sich hinleiden, weil sie ihr Problem gar nicht ansprechen können.
Sind die etwa nicht gefährdet?
Alter Falter
  ::)
Wird das nicht langsam langweilig?
Dieses "missverstehen wollen"?
Dieses "Drohen" und "Unterstellen "?

Schade , schade.
(Nur das du es weißt- Mir fällt das auf)

Und ja, eine Rollenspiel Gruppe ist keine Therapie Gruppe. Es ist eine Gruppe, die ein Freizeitspiel zusammen spielt.
Der SL ist nicht in der Rolle eines Therapeuten.
Ich würde auch Spielleitern nicht empfehlen auf gut Glück "Therapeut zu spielen."
Das kann ich (zumindest) mit meinem Gewissen nicht vereinbaren.

Rücksichtnahme ist gut und wichtig. Aber genauso sich artikulieren können "welches Thema" man nicht im Spiel haben will.
(Es geht nicht um tiefer bohren oder Rechtfertigung)
Aber was wiederhole ich mich überhaupt noch? Es wird ohnehin so hingestellt, wie es dir am dienlichsten ist.
Und dieser Eindruck lässt sich so schnell nicht wegwischen.
Sry

Die Mitspieler haben in deinen Augen wohl alles zu tragen?
Auch Spieler die sich mit einer Menge Traumata zu einer Horrorrunde anmelden, obwohl sie sich nicht befähigt fühlen, das, was sie stört, zu benennen ?

Nun, dann sollte der SL wohl zusätzlich auch noch Hellseher sein. Sonst klappt es ja gar nicht.

Edit.
Ich zitiere mich nochmal selbst:
Zitat
("Ich kann oder will das nicht" sollte man sagen können. Erläutern ist nicht notwendig )
Das gilt sowohl für X und Pausenkarte, als auch für das Spiel ohne Sicherheits Karte.
Es muss in allen Fällen angesprochen werden, was gestört hat.
Und das hier - Ich zitiere dich:
 
Zitat
Es gibt auch Sachen, die so heftig sind, dass alleine das Ansprechen unerträglich ist.
Macht das in allen Fällen unmöglich.
« Letzte Änderung: 3.07.2019 | 18:01 von Issi »

Offline ArneBab

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Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
« Antwort #386 am: 8.07.2019 | 01:54 »
Was ist wenn die traumatisierten Spieler in der Runde sitzen,  und weiter still vor sich hinleiden, weil sie ihr Problem gar nicht ansprechen können.
…Wird das nicht langsam langweilig?
Dieses "missverstehen wollen"?
Dieses "Drohen" und "Unterstellen "?

Schade , schade.
(Nur das du es weißt- Mir fällt das auf)
Fällt dir auf, dass du hier gerade etwas unterstellst?

Wenn es dir nur darum ging zu sagen "Bei Horror lieber nicht, bei anderem gerne", dann habe ich dich falsch verstanden.

Das hier klingt für mich aber nach "Wer traumatisiert ist, hat draußen zu bleiben":
Für den Fall, dass es tatsächlich solche Menschen gibt, die so traumatisiert sind, dass sie nicht "Stopp" sagen können, würde ich vorschlagen: Erst Therapie machen, und dann Rollenspiel.
Nicht umgekehrt oder stattdessen.
Das ist aus meiner Sicht eine sehr brutale Reaktion. Wobei für mich ein Ausschluss aus einer Gruppe auch heftig ist. Ja, ich habe in meinem Leben schon Scheiße erlebt.

Zitat
Auch Spieler die sich mit einer Menge Traumata zu einer Horrorrunde anmelden, obwohl sie sich nicht befähigt fühlen, das, was sie stört, zu benennen ?

Sprechen wir hier gerade nur von Horrorrunden?

Wenn du das tust, gehen wir von völlig unterschiedlichen Vorraussetzungen aus.

Zitat
Ich zitiere mich nochmal selbst:Das gilt sowohl für X und Pausenkarte, als auch für das Spiel ohne Sicherheits Karte.
Es muss in allen Fällen angesprochen werden, was gestört hat.
Und das hier - Ich zitiere dich:
Zitat
    Es gibt auch Sachen, die so heftig sind, dass alleine das Ansprechen unerträglich ist.
Macht das in allen Fällen unmöglich.
Im Zweifel kann eine Szene auch erstmal übersprungen werden. Ich muss niemanden zwingen zu sagen, was denn genau los ist. Und es nicht sofort beschreiben zu müssen, also nicht in der Situation, die gerade problematisch ist, ist ein riesiger Unterschied.

Es geht hier nicht um etwas, das ständig passiert, sondern darum, dass es Situationen gibt, die akut problematisch sein können, und bei denen dann auch ein Ansprechen des Themas gerade nicht geht.

Um das konkret zu machen:

Falscher Ablauf:

- Spieler würgt und tippt auf die X-Card.
- SL: "Was war denn jetzt dein Problem an der Szene? Ich muss das schon genau wissen."
- Spieler schüttelt den Kopf, sagt "geht gerade nicht".
- SL: "Dann kann ich so nicht mehr mit dir spielen"
- Spieler muss die Runde verlassen.

Richtiger Ablauf:

- Spieler würgt und tippt auf die X-Card.
- SL: "Sollen wir kurz zu zweit darüber sprechen?"
- Spieler schüttelt den Kopf, sagt "geht gerade nicht"
- SL: "Wir machen hier einen Schnitt. Am nächsten Tag …"
- Nach der Runde setzen sich SL und Spieler zusammen, oder der Spieler schreibt es per E-Mail, o.ä. — was halt geht. Danach klären sie mit den anderen in der Runde, dass das entsprechende Thema in gemeinsamen Runden nicht in den Fokus kommt. Vielleicht ist der Spieler nicht an allen Spielabenden dabei, grundlegend bleibt er aber in der Runde.
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Offline Issi

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Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
« Antwort #387 am: 8.07.2019 | 08:04 »
Fällt dir auf, dass du hier gerade etwas unterstellst?

Wenn es dir nur darum ging zu sagen "Bei Horror lieber nicht, bei anderem gerne", dann habe ich dich falsch verstanden.

Das hier klingt für mich aber nach "Wer traumatisiert ist, hat draußen zu bleiben":Das ist aus meiner Sicht eine sehr brutale Reaktion. Wobei für mich ein Ausschluss aus einer Gruppe auch heftig ist. Ja, ich habe in meinem Leben schon Scheiße erlebt.

Sprechen wir hier gerade nur von Horrorrunden?

Wenn du das tust, gehen wir von völlig unterschiedlichen Vorraussetzungen aus.
 Macht das in allen Fällen unmöglich.

Im Zweifel kann eine Szene auch erstmal übersprungen werden. Ich muss niemanden zwingen zu sagen, was denn genau los ist. Und es nicht sofort beschreiben zu müssen, also nicht in der Situation, die gerade problematisch ist, ist ein riesiger Unterschied.

Es geht hier nicht um etwas, das ständig passiert, sondern darum, dass es Situationen gibt, die akut problematisch sein können, und bei denen dann auch ein Ansprechen des Themas gerade nicht geht.

Um das konkret zu machen:

Falscher Ablauf:

- Spieler würgt und tippt auf die X-Card.
- SL: "Was war denn jetzt dein Problem an der Szene? Ich muss das schon genau wissen."
- Spieler schüttelt den Kopf, sagt "geht gerade nicht".
- SL: "Dann kann ich so nicht mehr mit dir spielen"
- Spieler muss die Runde verlassen.

Richtiger Ablauf:

- Spieler würgt und tippt auf die X-Card.
- SL: "Sollen wir kurz zu zweit darüber sprechen?"
- Spieler schüttelt den Kopf, sagt "geht gerade nicht"
- SL: "Wir machen hier einen Schnitt. Am nächsten Tag …"
- Nach der Runde setzen sich SL und Spieler zusammen, oder der Spieler schreibt es per E-Mail, o.ä. — was halt geht. Danach klären sie mit den anderen in der Runde, dass das entsprechende Thema in gemeinsamen Runden nicht in den Fokus kommt. Vielleicht ist der Spieler nicht an allen Spielabenden dabei, grundlegend bleibt er aber in der Runde.
Für eine Heimrunde:
Ist doch völlig Wurst, ob der Spieler vor oder nach der Sitzung darüber redet, Hauptsache er tut es.
Denn nur so kann man in Zukunft damit umgehen.

Und statt sitzen bleiben und auf die X Card tippen ist Aufstehen und kurz rausgehen immer eine Option.
MMn. sogar ein viel natürlichere Reaktion.

Auf Cons:
Da gibt es nur diese eine Runde.
Diese eine Sitzung. Auch für alle anderen Spieler. Wenn ich da die X Card tippe, und dem SL nicht sagen kann wieso,
dann weiß er uU. gar nicht was gestört hat:
Ich erinnere daran, dass auch Trigger wie : "Hunde "oder" laut Vorlesen" aufgeführt wurden.
Wie soll er da wissen was los war?
Folglich stoppt das Spiel für alle.
Oder es wird wahllos rausgeschnitten.


Es ist OK.,wenn man über etwas nicht sprechen will. Aber dann wäre kurz rausgehen den Mitspielern gegenüber fairer.
Ich tippe die X Card, bleibe sitzen, erwarte,  dass der Spielinhalt gebannt wird, den ich aber nicht nennen kann?
Was ist denn das, ganz abgesehen von irgendeinem Trauma, für ein Spielerverhalten??

Richtig :
SPL : Würgt tippt die X Card.
SL: Was ist los?
SPL: Benennt den Spielinhalt oder falls er das nicht kann, dann geht er kurz raus,
und spricht später, wenn er sich gesammelt hat mit dem SL. Oder er steigt, falls es ihm zuviel ist, eben für diese Runde aus.

Auf einer Con spielt man idR. auch mal mit neuen Leuten. Das sind keine langjährigen Homies, die einen mal eben nach Lust und Laune aus der Runde kicken.

Und wie der SpielerWürgenStrang belegt, kann es auch in Heimrunden Gründe geben, um mit jmd. kein Rollenspiel mehr zu spielen.
Aus ganz verschiedenen Gründen.
Das mag für die Spieler uU. erst mal hart sein aber ist eben so.
Das passiert idR. auch nicht unverhofft  über Nacht, sondern ist meist ein längerer Prozess, bis es soweit kommt.

Kein Trigger der ab und zu mal vorkommt, ist irgendein Problem.
Das Problem ist der Nicht- Umgang damit, verbunden mit einer Erwartungshaltung, die keine Rücksicht auf die Mitspieler nimmt, gleichzeitig für sich selbst aber maximale Rücksicht beansprucht.

Und selbstverständlich gehe ich von Horrorrunden aus.
Das war doch der Grund, warum wir überhaupt über Sicherheitstechniken sprechen.

In FSK 12 Runden lauert schließlich nicht der nächste Schocker gleich um die Ecke.
Und in dem Kontext werden doch X Cards und Pausenkarten idR. gar nicht gebraucht und verwendet.
« Letzte Änderung: 8.07.2019 | 13:16 von Issi »

Offline Darius der Duellant

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Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
« Antwort #388 am: 8.07.2019 | 12:18 »
Ich wollte Issi Mal ein Lob aussprechen.
Mir ist die Diskussion mittlerweile zu "Wie kannst du nur!111elf" geladen als das ich hier die notwendige Höflichkeit vorspielen könnte um mich weiter direkt zu beteiligen.

Ich teile deine Ansicht und finde es bemerkenswert, daß du hier noch nicht explodiert bist, trotz der Art wie dir Widerspruch geleistet wird und du deine Argumente aufs Rationale beschränkst.

Vielleicht noch ein letzter Kommentar von mir:
"Ich nehme auf jede Befindlichkeit Rücksicht" ist ein Ansatz den ich schlicht nicht nachvollziehen kann (und ich glaube es auch nicht, mir fallen diverse Beispiele ein wo ich drauf Wette dass ganz sicher nicht drauf eingegangen wird, aber das führt zu weit).

Für mich signalisiert ein Spielerwunsch nach Diskussionsfreien x-Karten vor allem ein Ungleichgewicht hinsichtlich der Wahrnehmung Eigenbedürfnisse vs Gruppenbedürfnisse.

RPG ist für mich eine Gruppenaktivität zum gemeinsamen Spaß haben. Jemand der sich ein Werkzeug erbittet mit dem man ohne Rücksicht auf die restlichen Spieler die Gruppe torpedieren kann, fällt für mich in die Kategorie "potenzieller Schaden überwiegt erwartbaren Nutzen".
Dafür ist mir das Zeitkonto für P&P zu wertvoll.
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Offline takti der blonde?

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Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
« Antwort #389 am: 8.07.2019 | 12:34 »
Ich tippe die X Card, bleibe sitzen, erwarte,  dass der Spielinhalt gebannt wird, den ich aber nicht nennen kann?

Das ist allerdings eine Interpretation der X-Card, die in meiner Wahrnehmung von einer lautstarken aber numerischen Minderheit gefordert wird (falls überhaupt. Ich denke auch ArneBab interpretiert die X Card nicht so. Womit ich ihn keiner diffusen Gruppierung zuordnen will.)

Grüße

Hasran

Offline Issi

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Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
« Antwort #390 am: 8.07.2019 | 12:47 »
Das ist allerdings eine Interpretation der X-Card, die in meiner Wahrnehmung von einer lautstarken aber numerischen Minderheit gefordert wird(falls überhaupt 
Yepp, davon gehe ich aus.

In der Original Beschreibung muss der SL meines Wissens vom Spieler erfahren, welcher Inhalt problematisch ist.

Insofern soll die X Card die Kommunikation für Spieler erleichtern aber es macht sie nicht automatisch unnötig.
« Letzte Änderung: 8.07.2019 | 12:52 von Issi »

Offline unicum

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« Antwort #391 am: 8.07.2019 | 14:58 »
Ich wollte Issi Mal ein Lob aussprechen.

+1


Das hier klingt für mich aber nach "Wer traumatisiert ist, hat draußen zu bleiben":Das ist aus meiner Sicht eine sehr brutale Reaktion. Wobei für mich ein Ausschluss aus einer Gruppe auch heftig ist.


Der Aussschluss aus einer Gemeinschaft ist/hat/hatte immer etwas brutales - andererseitz ist doch die Traumatisierung das eigentlich brutale.

Aus der Philosophie/Soziologie kenne ich aber auch das Kommunikationsabbruch also das "Ich rede nicht mit dir" auch ein Ausschluss ist. Ich könnte hier nun noch weiter aushohlen aber es sei soviel gesagt das viel damit anfing/anfängt "mit denen redet man nicht" (denen= Juden, Zigeuner, Dunkelhäutige, AFD-Sympatisanten (JA auch DIE), etc pp) das wird dann auch schnell eine "beiderseitige Sache" - und nein ich will das hier nicht weiter aushohlen. Also ja - auf eine gewisse Art und Weise ist Nichtkommunikation auch "brutal".

Wer zu sehr traumatisiert ist der sollte gegebenenfalls nicht spielen - man beachte das dies sich zwar hart ist, aber bei anderen Dingen durchaus die Regel ist. Also wer eine Clorallergie hat sollte nicht unbedingt in öffentliche Schwimmbäder gehen, mit einer starken Blutung geht man auch zum Arzt - aber eine Traumatisierung - über die man ggf. nicht mal sprechen kann - soll man selbst behandeln oder sie sich von der Gesellschaft behandeln lassen?

btw: ich kenne einige stark Traumatisierte Menschen, ganz früher aus WWII, früher aus "Jugoslawien", heute aus Syrien und einige hier aus D welche "Opfer" von Verbrechen geworden sind (Niedergeschlagen, Vergwaltigung) - der ein oder andere war/ist vieleicht in Behandlung (darüber spricht man aber nicht).
Einige davon machen auch Rollenspiel, andere nicht. Manche sprechen darüber - die meisten nicht, aber selbst diese Gruppe sagt kurz etwas dazu - dann weis man (in etwa) woran man ist.

Mir ist an der Stelle schon klar das es hauptsächlich um die Gruppe geht welche - aus welchen gründen auch immer - den Mund nicht aufbekommen.
Natürlich haben die das (nicht den Mund aufzubekommen) nicht zu vertreten aber ich denke mit so etwas (wenn das Problem schwerwiegend ist, die Trigger häufig vorkommen oder die Sympthome schwer sind) sollte man sich gegebenenfalls mal professionelle Hilfe suchen.

Ich kenne Spieler mit denen ich nicht gerne zusammenspiele und Spieler mit denen ich nie (wieder) zusammenspielen werde. Da würde mir weder eine X-Card noch sonst etwas helfen. Da ist die einzige Sicherheitstechnik die funktioniert: "Wenn der mitspielt - spiele ich nicht mit." (Und das wo eine meiner Grundsätzlichen Regeln ist: Jeder hat eine zweite oder sogar dritte Chance)

Und schlussendlich -  Der SL ist nicht der Psyciater der Spieler.

Offline Grimtooth's Little Sister

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Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
« Antwort #392 am: 8.07.2019 | 16:54 »
Natürlich ist der SL in der Regel nicht der Therapeut der Gruppe. Allerdings kann RPG auch Therapie sein - spätestens seit ein früherer Spieler von mir das Stottern dank RPG (fast) komplett losgeworden ist, ist mir das sehr klar - und wer absolut keinen Bock drauf hat anderen auch mal entgegenzukommen und eine sichere Gruppe zu gewährleisten, der sollte es mit dem Leiten lieber lassen.

Ansonsten ist es eben auch meiner Meinung nach immer erst mal die Verantwortung des Spielers, zu wissen, was vertragen wird uns was nicht. Ein Problem ist das ja aber tatsächlich eher bei One Shots.
Fliegen bei einem Scientologen im Schampusglas - wenn Insekten in Sekten in Sekt enden.

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Offline Issi

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Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
« Antwort #393 am: 8.07.2019 | 17:50 »
Natürlich ist der SL in der Regel nicht der Therapeut der Gruppe. Allerdings kann RPG auch Therapie sein - spätestens seit ein früherer Spieler von mir das Stottern dank RPG (fast) komplett losgeworden ist,
Glaube ich Dir sofort.
Ich hatte auch schon jmd am Tisch, der sich frisch aus dem dreimonatigen Koma erwacht, mit massiven Sprach und Gedächtnis Problemen, wieder gesund gespielt hat.
Plus vollständige Wiederherstellung des Sprachvermögens.

Edit.
Denke, Rollenspiel ist ein unglaublich kreatives und  kommunikatives Spiel, und fördert ganz nebenbei, auf spielerische Art und Weise die Sprachfähigkeit.  :)
« Letzte Änderung: 8.07.2019 | 18:11 von Issi »

Offline ArneBab

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Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
« Antwort #394 am: 8.07.2019 | 22:52 »
Der Aussschluss aus einer Gemeinschaft ist/hat/hatte immer etwas brutales - andererseitz ist doch die Traumatisierung das eigentlich brutale.
Der Ausschluss ist an und für sich etwas brutales. Die Traumatisierung als Grund dafür zu nehmen, macht es doppelt schlimm.

Zitat
Wer zu sehr traumatisiert ist der sollte gegebenenfalls nicht spielen

Natürlich haben die das (nicht den Mund aufzubekommen) nicht zu vertreten aber ich denke mit so etwas (wenn das Problem schwerwiegend ist, die Trigger häufig vorkommen oder die Sympthome schwer sind) sollte man sich gegebenenfalls mal professionelle Hilfe suchen.
Man sollte sich in dem Fall professionelle Hilfe suchen, ja.

Wenn alles zusammenkommt (das Problem schwerwiegend ist UND die Trigger häufig vorkommen), dann ist Spielen möglicherweise zu gefährlich oder eine zu große Belastung für die Gruppe.

Mein Problem hier in der Diskussion ist, dass sie absolut geführt wird. Ich habe wohl im Versuch, klar zu machen, dass ein Ausschluss in einer Krise gefährlich sein kann, dazu beigetragen. Das war nicht beabsichtigt: Ich habe damit scheinbar das Gegenteil von dem bewirkt, was ich bewirken wollte.

Ich persönlich fände es nicht OK, wenn häufig ohne Diskussion Szenen weggeschnitten würden. Deswegen aber Spielern die Möglichkeit wegzunehmen, niedrigschwellig wegzuschneiden fände ich falsch, denn solange es nicht ständig passiert, kann es helfen.

Jemanden auszuschließen, weil er oder sie nicht aussprechen kann, was gerade los ist, fände ich auch falsch. Rausschicken genauso.

Stell dir einfach vor, du wärst in der Situation, und du wärst gerade wirklich nicht in der Lage, darüber zu sprechen.

Stell dir vor, du würdest dir nur wünschen, dass jetzt was ganz normales weitergeht, bis du dich wieder gesammelt hast. Dann gehört vor die Tür zu gehen zu den schlimmsten Sachen, die du machen kannst, denn dann bist du alleine und das Problem läuft in deinem Kopf weiter.

Was ganz normales ist das, was im Spiel passiert, wenn nicht gerade das problematische Element dabei ist. Also dass das Spiel weitergeht.

Ich gehe nicht davon aus, dass das oft passiert. Wenn es oft passiert, kann das für die Gruppe unzumutbar sein.

Aber ich schnalle mich im Auto ja auch nicht an, weil ich oft einen Unfall habe. Vielmehr mache ich es, weil der Gurt im Fall eines Unfalls viel mehr nutzt als er zu allen anderen Zeiten zusammen stört.

Und genau so sehe ich Sicherheitstechniken auch: Als Rettungsnetz für eine Situation, von der ich hoffe, dass sie nicht kommt.

Ob die X-Card da die beste Technik ist, weiß ich nicht. Vielleicht ist eine Pause besser, vielleicht auch eine "Szenenschnitt"-Karte. Vielleicht auch einfach eine "bitte jetzt ausblenden"-Karte. Oder etwas ganz anderes.

Darüber zu diskutieren, was wofür gut ist oder was wann am besten hilft und am wenigsten stört, finde ich spannend.

Dass aber allgemein gefordert wird, dass jemand, der akut ein Problem hat, das Problem gleich erklären oder aber die Gruppe verlassen muss, finde ich falsch.

Und da stehe ich zu meiner Aussage, dass das Leute fahrlässig in Gefahr bringt. Wir können hier differenzieren: Es ist nicht in jeder Situation eine Gefährdung, jemanden aus der Gruppe auszuschließen — wahrscheinlich in den meisten nicht. Und ständige Triggervermeidung ist der Gruppe meiner Ansicht nach nicht zuzumuten. Das sind aber alles Sachen, die nicht beim ersten Auftreten gemacht werden können. Daher muss die grundlegende Vorgehensweise sein, dass erstmal gemacht wird, was nötig ist, damit das akute Problem sich wieder legt. Es ist ein Notfall, und er muss gelöst werden.

Wenn das gut läuft, tritt der Notfall hoffentlich nicht wieder auf, z.B. weil der Spieler Spielabende zu bestimmten Themen vermeidet, oder weil er sich Hilfe holt, oder sogar, weil das Problem beim zweiten Mal weniger schlimm ist. Aber erstmal geht der Notfall vor.
Zitat
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Das geht mir auch so. Es gibt eine Person, mit der ich nicht wieder spielen würde. Die Folge einer für alle Beteiligten sehr unangenehmen Runde …
« Letzte Änderung: 9.07.2019 | 00:45 von ArneBab »
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Offline Issi

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Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
« Antwort #395 am: 9.07.2019 | 06:13 »
Stell dir einfach vor, du wärst in der Situation, und du wärst gerade wirklich nicht in der Lage, darüber zu sprechen.
Dann würde ich sofort, und zwar von mir aus, rausgehen.
Ich sage Dir auch wieso: Weil das Abstand vom Spiel schafft. Und mir wieder klar macht, dass es nur ein Spiel ist.
Wenn ich selbst getriggert wäre, so sehr, dass ich den Grund dafür  nicht mal ansprechen kann, wäre sitzen bleiben überhaupt keine Option.
Ich wäre nämlich viel zu aufgewühlt um einfach weiterspielen zu können.
Da ist eine kurze Pause um sich zu sammeln,  und sich klar zu machen, dass es nur ein Spiel ist, also genau das Richtige. 

Das hat sich, denke ich, in so vielen Rollenspiel Gruppen auch nicht umsonst so bewährt.
Du darfst selbstverständlich weiter vertreten, dass rausgehen unzumutbar ist.
Aber meine Erfahrung sagt etwas anderes.
Deshalb werden wir da wohl auch nicht auf einen gemeinsamen Punkt kommen.

Wenn du meinst: Die Spieler dürfen schon von sich aus schneiden, wenn es sie nur ein wenig beunruhigt, wenn also schon die Gefahr eines massiveren Unwohlseins besteht, quasi präventiv, dann geht es ihnen klar noch nicht wirklich schlecht.
Aber dann wird aber auch vorauseilend geschnitten, also ohne akute Gefahr, nur auf Verdacht.
Und das betrifft dann eben auch die Spielinhalte aller Mitspieler.

Wer das in Horrorrunde so will und für praktikabel hält, der soll das so machen.
Ich tue das nicht.
Und würde Stopp oder Pausenkarten eindeutig vorziehen.
(Bei ner Pausenkarte machen übrigens alle Pause. Also steht da auch niemand allein vor der Tür.  ;) )

Edit. Welcher ernsthaft getriggerte Mensch bleibt denn da ruhig auf seinem Stuhl sitzen, und spielt nahtlos weiter, ohne Pausen?
(Das verkaufst du mir zumindest nicht, sorry)
Ich würde das auch keinem Spieler empfehlen.
Abstand vom Spiel und der Situation ist da in meinen Augen das Allerwichtigste.
Erste Hilfe sozusagen.

Pausen sind im Rollenspiel übrigens auch was ganz Normales. Schon allein für menschliche Bedürfnisse.  ;)
« Letzte Änderung: 9.07.2019 | 09:15 von Issi »

Offline ArneBab

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Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
« Antwort #396 am: 9.07.2019 | 09:21 »
Wenn ich selbst getriggert wäre, so sehr, dass ich den Grund dafür  nicht mal ansprechen kann, wäre sitzen bleiben überhaupt keine Option.

Aber meine Erfahrung sagt etwas anderes.
Hier sind wir dann wohl am Knackpunkt. Meine persönliche Erfahrung sagt nämlich etwas anderes.

Menschen sind unterschiedlich, und es gibt Menschen für die in bestimmten Situationen rausgehen eben nicht funktioniert.
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Offline Issi

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Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
« Antwort #397 am: 9.07.2019 | 09:24 »
Hier sind wir dann wohl am Knackpunkt. Meine persönliche Erfahrung sagt nämlich etwas anderes

Tja dann: Agree to disagree.
Edit.
Das ist mein letzter Post.  ;)
« Letzte Änderung: 9.07.2019 | 09:36 von Issi »

Offline ArneBab

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Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
« Antwort #398 am: 9.07.2019 | 09:31 »
Tja dann: Agree to disagree.
Will heißen, du akzeptierst, dass es Menschen gibt, für die es anders ist, und ich akzeptiere, dass es Menschen gibt, für die es anders ist?
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Offline Teylen

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Re: Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel
« Antwort #399 am: 25.07.2019 | 11:22 »
Ich habe einmal meine Perspektive in Bezug auf Sicherheitstechniken, erste X-Card Erfahrungen und weitere Gedanken in einem Artikel zusammen gefasst:

Vampire auf Conventions: Teil 3 – Sicherheitstechniken und meine Erfahrung mit der X-Card
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