Viele der Autoren nehmen den ganzen Aufwand ja gar nicht auf sich, "um etwas zu verdienen". Da laufen ganz andere Agenden im Hintergrund. Ich gebe mal eine nicht erschöpfende Liste an Stichwörtern: Profilierung, Schaffensdrang, Zugehörigkeitsgefühl, Ehrgeiz, persönliche Entwicklung, Wertschätzung, Vision. Außerdem: "Fairness" schafft man keineswegs nur über das schnöde Geld. Der Uhrwerk-Verlag zB, der ja auch nicht "fair" in dem hier diskutierten Sinne bezahlt, macht das ganz ausgezeichnet. Ich habe nun schon einige Verlage mitbekommen, aber der Uhrwerk-Verlag ist für mich der erste Verlag, der konsequent und mit dem bewussten Anspruch an sich selbst darauf setzt, dass sich alle Beteiligten möglichst gut behandelt fühlen, dass sie so viel Information wie möglich statt so wenig (oder weniger) wie nötig erhalten, dass ein Zusammengehörigkeitsgefühl entsteht, dass eine gemeinsame Vision existiert, dass die unterschiedlichen Fähigkeiten der einzelnen genutzt werden. Wertschätze deine Beitragenden, lasse sie teilhaben, nimm sie ernst, sei ehrlich, etabliere anerkannte Regeln, sporne sie an! Das ist Fairness.
Falls es einem Autor in nennenswerter Weise ums Geld geht, dann ist ein sich Einbringen in den deutschen Rollenspielmarkt mE eine Fehlentscheidung, insofern man es nicht zum Big Player schafft. Man möge es dann im zB US-Geschäft versuchen. Und falls es in nennenswerter Weise darum geht, durch seine Kreativität und schriftgestalterischen Fähigkeiten zu Geld zu kommen, dann kann man diese Fähigkeiten wahrscheinlich auch abseits des Rollomarkts einsetzen.
Natürlich sind Dumping-Preise wie durch Pegasus vielleicht für Pegasus gut, aber nicht für den Markt einschließlich der Beitragenden. Aber auch hier sollte man sich mE ein Stück weit selbst an die Nase fassen, weil man als Käufer ja auch den Druck auf die Verlage erhöht. Da wird dann gemeckert, wenn das neue Hardcover von Produkt X im Regal drei Millimeter kleiner als die vorherigen Bände ist (Druckkosten), wenn der neue Band nicht in Farbe ist (Druckkosten), wenn Illustrationen wiederverwendet werden (Illu-Kosten) oder eben wenn Produkt Y "viel billiger" ist. Ich will niemanden an den Pranger stellen und weiß, dass das Sammeln in Anbetracht der zu raren Spielzeit zur Ersatzbefriedigung werden kann. Aber statt auf das äußerlich perfekt gestaltete Produkt zu schielen, wäre vielleicht auch ein wenig Rückbesinnung angebracht: Da ist Rollomaterial, und ich hole jetzt mit meiner Runde das Maximum heraus! Dafür sind gute Texte wichtig, der Spielgebrauchswert muss möglichst hoch sein. Alles andere ist auf den zweiten Blick unwichtig. Ein Rollenspielprodukt sollte zelebriert werden, nicht in den Schrank gestellt und ob sekundärer Merkmale geringgeschätzt werden.