Zur Eingangsfrage ein herzliches "Oja!" - das Dilemma kenn ich nur zu gut.
Die generelle Tendenz bei meinen letzten paar Gruppen geht in Richtung "an Ort und Stelle exekutieren", wenn man es nicht verantworten kann die Gefangenen laufen zu lassen.
Mitschleppen kommt gar nicht in die Tüte. Allerdings hat ein SL da mal die Ansage gemacht, wenn ihr Gefangene mitnehmen wollt, werden die keinen Ärger machen sondern sich brav in ihr Schicksal fügen, weil wir sonst zu gar nichts mehr kommen.
Nur einmal haben wir Gefangene gemacht - das waren ca 6-8 Erststufer-Magier die ihr Pulver verschossen hatten. Sie hatten zwar keine Zauberbücher dabei, aber sicherheitshalber haben wir ihnen Kettenhemden angezogen (das war in AD&D). Die meisten erlagen aber einem nächtlichen Random Encounter mit Riesenspinnen. Ein Einziger hat überlebt ("Nr 5", darum haben wir ihn Quintus getauft), da haben wir dann gesagt, jetzt lohnt sich's auch nicht mehr, und haben ihn freigelassen.
Oder zuletzt in Kingmaker (Pathfinder). Da kam es immer wieder so zu solchen Situationen, und da kann man Gefangene nicht der Obrigkeit übergeben weil man selber die Obrigkeit _ist_. Ein paar Beispiele:
- ein Trupp marodierender Söldner, die sich in einer unserer Minen verschanzt und Geiseln genommen hatten. Wir konnten ihnen klarmachen, dass das zu nichts führen würde. Aber da sie bis dahin niemanden getötet hatten, gewährten wir ihnen Amnestie und die Gelegenheit, ihre Strafe in der Miliz abzuarbeiten.
- ein Schwung Spriggans, die uns durch Angriffe aus dem Hinterhalt schon ziemlich zugesetzt hatten, bis wir den Spieß umkehrten. Nachdem wir sie um etwa die Hälfte dezimiert hatten, schlug ihr Anführer ein "Gottesurteil" vor, vulgo ein Duell zwischen ihm und meinem Paladin, mit dem Ziel freien Abzug zu erhalten. Als dieses nicht günstig für den Häuptling lief, mischten sich einige Schergen ins laufende Duell ein. Aufgrund dieser Ehrlosigkeit gab es hier keine Gnade und wir metzelten sie alle nieder.
- Ein Trupp Ork/Halbork-Marodeure, angeführt von einem Lammasu-Antipaladin. Wir waren etwa 4 gegen 20, aber wir hatten ihnen so zugesetzt dass sie verhandeln wollten. Gefangene zu machen kam für uns nicht in Frage, und sie alle abmetzeln wenn sie sich doch ergeben wollten, wollten wir auch nicht. Mein Paladin hat dann gesagt, das Fußvolk darf aus dem Gebiet abziehen, wenn der Anführer sich zum Zweikampf stellt. Das hat er getan und starb einen ehrenvollen Tod. Die anderen haben gesehen, was der Paladin schon mit ihrem Chef gemacht hat, und konnten sich ihre Chancen ausrechnen wenn sie das Abkommen verletzen würden.
TL;DR:Als Modus Operandi hat sich bei uns herauskristallisiert, den Anführer zur Rechenschaft zu ziehen und das Fußvolk laufen zu lassen, wenn es sich vertreten lässt.