Ich betrachte diese Frage meist durch eine D&D-Brille der objektiven Moralität: es ist dort eben
keine Definitionsfrage ob etwas oder jemand Gut oder Böse ist und es kommt nicht auf den Standpunkt an. Das merkt man spätestens dann, wenn man stirbt.
Vielleicht könnte man sich sein ganzes Leben was in die Tasche lügen, dass man ja eigentlich zu den Guten gehört, aber wenn sich die Seele vom Körper trennt, wandert sie eben in eine zur echten Gesinnung passende Ebene. Ob da wirklich regelmäßig Seelen doof aus der Wäsche gucken? Keine Ahnung, aber in einer Welt in der "Detect Alignment" ein Anfängerzauber ist den jeder Novize kann, hab ich da meine Zweifel.
[Die Texte sind da teilweise nicht ganz stringent, wie sich das jetzt mit den Anhängern verschiedener Götter verhält, aber das muss uns jetzt hier nicht stören.]
Im anderen Thread meinte Athair,
dass Gut und Böse auch ganz viel mit konkurrierenden Wertesystemen zu tun hat.
Das würde ich präzisieren zu: mal komplette Psychopathen außen vor gelassen, _sind_ Gut und Böse konkurrierende Wertesysteme.
Der Gute ist eben der Meinung, man muss den Schwachen helfen und die Wehrlosen beschützen und dafür auch persönliche Opfer bringen und Gefahren auf sich nehmen, wenn man dazu in der Lage ist, und auch wenn man davon keinen persönlichen Nutzen hat.
Der Böse hält das eben für falsch und schlecht und favorisiert das Recht des Stärkeren; wenn man Schwächeren hilft dann nur gegen Gegenleistung / Verbindlichkeiten, und erstmal ist jeder der sich nicht selber schützen kann eben auch selber schuld.
Weiter oben hat Runenstahl gemeint, "Böse ist, Dinge nur zum persönlichen Vorteil oder Vergnügen zu tun". Dem würde ich so nicht zustimmen -- das ist für mich erstmal Neutral auf der G/B-Achse, und nach dem D&D-System eher Chaotisch.
Ich gehe gern an den See und knall mich in die Sonne oder gehe baden. Das mach ich nur zu meinem persönlichen Vorteil und Vergnügen. Ist baden gehen jetzt Böse? Ich denke, das kann man getrost als Quatsch abhaken.
Ändern wir aber die Aussage in:
Böse ist, Dinge zum eigenen Vorteil und Vergnügen zu tun,
und dabei oder dazu andere zu schädigen oder Schaden an anderen billigend in Kauf zu nehmen - dann sind wir wieder beieinander. Und das wiederum gilt auch außerhalb eines D&D-Gesinnungssystems.