Der einzige Unterschied zwiuschen den Soziophaten und den "Normalen" war - die Soziophaten haben deutlich schneller eine Entscheidung gefunden.
Weil Mitgefühl beim Trolley-Problem anders als in vielen Situationen keine Entscheidungshilfe ist (sondern sogar ein Hindernis).
Genau das ist für manche Berufe auch Grundvoraussetzung; also das eigene Mitgefühl bei Bedarf so weit zurückstellen zu können, dass man sinnvoll handeln kann.
Weil das aber selbst in den betroffenen Gruppen kaum jemand so anerkennen will, labert man diffus drum herum und findet oft keinen gesunden Umgang mit dem Thema.
also der Computer im Auto ist grundlegend auch ein Soziophat. Er entscheidet schnell und auf der Basis von Fakten.
Diese Formulierung verzerrt mMn die Diskussion: Der Computer entscheidet gar nichts, sondern handelt aufgrund von mehr oder weniger tauglichen Sensordaten so, wie es ihm für die jeweilige Konstellation vorgegeben wurde.
Das ist ja gerade der Knackpunkt bei dem ganzen Thema.
Ein menschlicher Fahrer muss die unliebsamen Entscheidungen nicht im Vorfeld treffen; er kann das auf sich zu kommen lassen und kommt vielleicht nie in die Situation.
Dem Computer muss man aber irgendwas vorschreiben und genau da verhaspelt man sich im eigenen Mitgefühl, ohne zu merken, dass das in dem Kontext zu nichts führen
kann.
Deswegen dreht sich die öffentliche Diskussion beim autonomen Fahren auch um Variationen des Trolley-Problems und ähnliche ethische Betrachtungen statt um die Sachen, die da zielführend und wchtig wären.
Das ist nur insofern nicht 1:1 auf das Thema bewaffnete autonome Drohnen übertragbar, weil bei diesen die Beschaffungsentscheidung zuerst stehen muss und sich deswegen einfach überhaupt nichts tut, während beim autonomen Fahren die Ingenieure das Trolley-Problem u.Ä. links liegen lassen und einfach mal schauen, was überhaupt geht und was nicht. Vorher kann man nämlich eh keine sinnvolle Entscheidung darüber treffen.
Letztlich ist der tatsächliche Verlauf also halbwegs zielführend, aber eben
trotz und nicht wegen der öffentlichen Diskussion
Der Utilitarist sagt: Ja.
Der Deontologe sagt: Auf keinen Fall! Nein, nichtmal dann!
Unser Verständnis von Gut und Böse bin hin zu unserer Rechtsprechung ist kulturell bedingt stark von der deontologischen Tradition geprägt. Ich habe aber in den letzten Jahren regelmäßig solche Gedankenexperimente mit meinen Studenten durchgeführt, und regelmäßig hat die überwältigende Mehrheit (80-90%) utilitaristisch entschieden.
Wobei man dazu sagen muss: Das Trolley-Problem ist auch
das Paradebeispiel für das situativ sinnvolle Einnehmen einer utilitaristischen Perspektive.
Beide Ansätze, Deontologie wie Utilitarismus, lassen sich mit Gedankenexperimenten wie mit realen Fallbeispielen in "Fluglagen" bringen, in denen sie nur noch scheitern können.
Deswegen geht es auch in der Rechtsprechung ja so oft um Einzelfallbetrachtungen, Verhältnismäßigkeiten usw. usf.
Mit dem Anspruch, eine philosophisch "saubere" Position abstrakt und perfekt allgemeingültig zu formulieren, scheitert man recht zwingend an der Wirklichkeit.
Gerade der reine/extreme Deontologe steht schnell mal ziemlich blöd da, wie man z.B. an der Diskussion um die Abschussermächtigung im Luftsicherheitsgesetz und dem zugehörigen Urteil gesehen hat - und da hat man es dann als Sahnehäubchen noch nicht mal geschafft, die Konsequenzen aus der Entscheidung zu ziehen und die einzig verbleibende Schutzmaßnahme zu fördern und zu kommunizieren.