Autor Thema: [Definition] Böse  (Gelesen 10829 mal)

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Offline Issi

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Re: [Definition] Böse
« Antwort #50 am: 30.07.2019 | 12:59 »
Beim Ritterkodex kommt ja auch häufig sowas vor wie: "Die Schwachen und Bedürftigen schützen. "
Menschen zu töten oder zu verletzen  die ohne Waffen sind, die unterlegen sind, die sich nicht wehren können, gilt als ehrlos.
Ehrlose Figuren nutzen die Schwachen und Hilflosen aus.
Ehrenhafte Figuren nicht.

Klar klappt "ehrlos =böse" auch nicht automatisch. Aber ehrenhaft und mutig würde man eher der starken Seite zuordnen, als ehrlos und feige.

Die Böse Seite würde Mitgefühl und Gnade u U. als Schwäche ansehen, die man besser nicht hat. Schließlich ist die oftmals hinderlich.
Die Gute Seite dagegen, würde beides vermutlich als Stärke ansehen.

Die eine Seite ist darauf aus Leben, wenn möglich, zu schonen, die andere nimmt darauf keine Rücksicht.

Edit.
Warum gilt Robin Hood nicht als böse?
Er ist ja ein geächteter Dieb,  und hat sicher einige Leben auf dem Gewissen.
- Vermutlich weil er sich für die Schwachen und Bedürftigen einsetzt.
Was wiederum als ehrenvoll gilt,  nach dem Ritterkodex.
« Letzte Änderung: 30.07.2019 | 13:06 von Issi »

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Re: [Definition] Böse
« Antwort #51 am: 30.07.2019 | 13:03 »
Nach welcher Definition?

Nach meiner, also der einzig relevanten.
Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen
Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei,
Wenn hinten, weit, in der Türkei,
Die Völker aufeinander schlagen.
Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus
Und sieht den Fluß hinab die bunten Schiffe gleiten;
Dann kehrt man abends froh nach Haus,
Und segnet Fried und Friedenszeiten.

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Re: [Definition] Böse
« Antwort #52 am: 30.07.2019 | 13:04 »
Nach welcher Definition?

Nach der der Deontologen, nehme ich an. xD
(scnr)
Der :T:-Sprachführer: Rollenspieler-Jargon

Zitat von: ErikErikson
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"I blame WotC for brainwashing us into thinking that +2 damage per attack is acceptable for a fighter, while wizards can get away with stopping time and gating in solars."

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Re: [Definition] Böse
« Antwort #53 am: 30.07.2019 | 13:08 »
Beim Ritterkodex kommt ja auch häufig sowas vor wie: "Die Schwachen und Bedürftigen schützen. "
soll wo stehen?

Zitat
Menschen zu töten oder zu verletzen  die ohne Waffen sind, die unterlegen sind, die sich nicht wehren können, gilt als ehrlos.
aber sowas von nicht!
Dann könnte er nicht mehr Verbrecher bekämpfen, Gericht halten oder exekutieren

Zitat
Die Böse Seite würde Mitgefühl und Gnade u U. als Schwäche ansehen
Wer Gnade annimmt unterwirft sich dem Gnade spendenden und ist ihm zur Treue verpflichtet, das dies eine Herrschertugend ist kommt nicht von ungefähr es schont uU die eigenen Ressourcen meist stärkt es sie
“Uh, hey Bob?”
“What Steve?”
“Do you feel like we’ve forgotten anything?”
Sigh. “No Steve. I have my sword and my bow, and my arrows and my cloak and this hobbit here. What could I have forgotten?”
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Offline Issi

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Re: [Definition] Böse
« Antwort #54 am: 30.07.2019 | 13:14 »
soll wo stehen?
Wenn ich Zeit habe, suche ichs vielleicht raus.

Vielleicht mal schauen unter Ritterschlag "Königreich der Himmel"

Ich würde auch nochmal unterscheiden, ob diese ehrenhafte Figur jmd. dient,  irgendeiner Obrigkeit, mit ganz bestimmten Werten und Zielen die Treue geschworen hat, oder ob sie nur sich selbst verpflichtet ist.

Offline unicum

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Re: [Definition] Böse
« Antwort #55 am: 30.07.2019 | 13:15 »
Man kann Menschen eigentlich nur verletzen, wenn man in dem Moment kein Mitgefühl hat.
Warum man keines hat, kann unterschiedliche Gründe haben:
1.Krankheitsbedingt-  mangelnde Empathie
2.Auch aus fehlendem Verständnis heraus, man fühlt sich z. B. im Recht das zu tun, (Bestimmte Überzeugungen)
3.Überlebenstrieb, wenn man in irgendeiner Form angegriffen wird, also die eigene Gesundheit in Gefahr ist, setzt das Mitgefühl irgendwann aus.
4.Neid(mangelndes Selbstwertgefühl ) führt dazu, dass man beim anderen das zerstören will, was man selbst nicht hat.
Wie heißt es so schön: Das Glück endet beim Vergleich.
Auch großer Machthunger, auf Kosten anderer, ist häufig ein Resultat von mangelndem Selbstwertgefühl.

Im Rollenspiel hat man es bei SC eher mit 2 und 3 zu tun. Die Figuren werden bedroht, also kämpfen sie. Oder sie töten Vampire und andere Kreaturen, bei denen sie überzeugt sind: Die sind böse.
Bei NSC kommen noch 1 und 4 ins Spiel.

Hm ein Arzt verlezt seinen Patienten auch weil er ihn heilen will (etwa einen Tumor rausoperieren),...

Das Gleißarbeiter Dilemma ist sehr interessant dabei was Mitgefühl heißt.
https://de.wikipedia.org/wiki/Trolley-Problem

Es steht zwar in dem Artikel bei WIki nichts dabei aber als ich das im Studium durchgekaut habe war auch eine Gruppe mit "Soziophaten" welchen man das Dilemma vorgesezt hat. Der einzige Unterschied zwiuschen den Soziophaten und den "Normalen" war - die Soziophaten haben deutlich schneller eine Entscheidung gefunden.

In dem Zusammenhang hatten wir auch sowas wie Autonomes Fahren diskutiert,... also der Computer im Auto ist grundlegend auch ein Soziophat. Er entscheidet schnell und auf der Basis von Fakten.

Offline Althalus

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Re: [Definition] Böse
« Antwort #56 am: 30.07.2019 | 13:21 »
Zitat
Beim Ritterkodex kommt ja auch häufig sowas wie: "Die Schwachen und Bedürftigen zu schützen. "
Menschen zu töten oder zu verletzen  die ohne Waffen sind, die unterlegen sind, die sich nicht wehren können, gilt als ehrlos.
Das Problem ist ja schon, wer als "Person" definiert ist: Ehrliche Christenmenschen.

D.h. Getaufte, die keinem "unehrlichen" Beruf angehören (Scharfrichter, Abdecker, Totengräber, etc.), und keines Verbrechens angeklagt sind (Verurteilung ist nebensächlich).

Hmm, da fallen jetzt schon viele raus, oder? >;D
Rocking the Rolls

Disclaimer: Meine Posts enthalten maximal 0,5 mg Emotion. Ich kann auch maximal 0,5 mg Emotion verarbeiten. Emotionale Reaktionen auf meine Postings sind daher völlig sinnlos.

Offline Issi

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Re: [Definition] Böse
« Antwort #57 am: 30.07.2019 | 13:26 »
Hm ein Arzt verlezt seinen Patienten auch weil er ihn heilen will (etwa einen Tumor rausoperieren),...
Ja aber vermutlich mit dem Ziel ihn zu heilen.
Also das kurzfristig  Negative, soll langfristig zu was Positivem führen.
Beispiel:
Wenn dir jmd. negative Kritik gibt, dann macht er das vielleicht auch nicht, um dir zu schaden, sondern um dir das bewusst zu machen, was er für verbesserungswürdig hält.
Das kann schon erstmal weh tun, aber langfristig uU. zu einer positiven Veränderung führen.

Empathisch bedeutet ja nicht, dass man nicht auch mal tut, was nötig ist. Auch wenn es dem Gegenüber vielleicht erstmal wehtut.
Man hat dabei ja vielleicht  die Gesundheit bzw. das Wohl des anderen im Sinn.
« Letzte Änderung: 30.07.2019 | 14:25 von Issi »

Offline Issi

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Re: [Definition] Böse
« Antwort #58 am: 30.07.2019 | 13:32 »
Das Problem ist ja schon, wer als "Person" definiert ist: Ehrliche Christenmenschen.

D.h. Getaufte, die keinem "unehrlichen" Beruf angehören (Scharfrichter, Abdecker, Totengräber, etc.), und keines Verbrechens angeklagt sind (Verurteilung ist nebensächlich).

Hmm, da fallen jetzt schon viele raus, oder? >;D
Das trifft zumindest auf jene Ritter zu, die einer Obrigkeit oder einem Orden dienen.
Die bringen dann deren Werte und Ansichten ins Spiel.
Aber der selbsternannte, unabhängige Ritter,  wäre ja theoretisch niemandem verpflichtet.
Und müsste da keine Unterscheidungen treffen.

Im Rollenspiel wäre das eventuell so ein Ritter der allein durch die Lande zieht, um die Schwachen und Hilflosen zu beschützen.
« Letzte Änderung: 30.07.2019 | 13:34 von Issi »

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Re: [Definition] Böse
« Antwort #59 am: 30.07.2019 | 13:34 »
Wenn ich Zeit habe, suche ichs vielleicht raus.

Vielleicht mal schauen unter Ritterschlag "Königreich der Himmel"

oder Dragonheart

|@ Althalus

Im Kontext des Mittelalterlichen Artusepos
Adlige Christen oder solche die Christen werden wollen
Gibt es einen Fall wo da einer das Schwert für die Gänsemagd zog und Gudrun zählt nicht.
Iwein zog sein Schwert für Angeklagte Adlige, war da aber IIRC auch persönlich involviert
« Letzte Änderung: 30.07.2019 | 13:38 von Lichtschwerttänzer »
“Uh, hey Bob?”
“What Steve?”
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Re: [Definition] Böse
« Antwort #60 am: 30.07.2019 | 13:37 »
Das finde ich übrigens wirklich recht spannend zu beleuchten:
Ich halte es durchaus für möglich, dass Anhänger einer deontologischen Ethik den Utilitarismus als "Böse" empfinden.
Also vielleicht ersmal kurz zum mitschreiben:

Deontologie = Pflichtethik = Handlungen können intrinsisch gut oder schlecht sein, richtig oder falsch sein. Die Konsequenzen dieser Handlung fließen höchstens nachgeordnet in die Bewertung ein.
Utilitarismus hingegen ist die Maximierung des Nutzens für die Gesellschaft.

Klassische Veranschaulichung ist das Trolley Problem in seinen etlichen Spielarten:
"Darf man den Tod Weniger in Kauf nehmen oder gar verursachen, um Viele zu retten? Und wie ist es, wenn die Wenigen sowieso auf jeden Fall dran glauben müssen?"

Der Utilitarist sagt: Ja.
Der Deontologe sagt: Auf keinen Fall! Nein, nichtmal dann!

Unser Verständnis von Gut und Böse bin hin zu unserer Rechtsprechung ist kulturell bedingt stark von der deontologischen Tradition geprägt. Ich habe aber in den letzten Jahren regelmäßig solche Gedankenexperimente mit meinen Studenten durchgeführt, und regelmäßig hat die überwältigende Mehrheit (80-90%) utilitaristisch entschieden. (Und es kommt immer ein Siebengescheiter auf die Idee zu fragen, wer die Betroffenen denn wären und auf wen man am ehesten verzichten kann.)
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Re: [Definition] Böse
« Antwort #61 am: 30.07.2019 | 13:48 »
Da sind wir ja recht schnell bei Kohlberg und seinem "moralischen Dilemmata".
“Never allow someone to be your priority while allowing yourself to be their option.” - Mark Twain

"Naja, ich halte eher alle FATE-Befürworter für verkappte Chemtrailer, die aufgrund der Kiesowschen Regierung in den 80er/90er Jahren eine Rollenspielverschwörung an allen Ecken wittern und deswegen versuchen, möglichst viele noch rechtzeitig auf den rechten Weg zu bringen."

Für alle, die Probleme mit meinem Nickname haben, hier eine Kopiervorlage: Rhylthar.

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Re: [Definition] Böse
« Antwort #62 am: 30.07.2019 | 13:50 »
Das Trolleyproblem ist eines - der Preis für Omelas ist was anderes?

Das eine sehe ich nicht unbedingt als falsch an - das andere ist Böse in seiner extremsten Reinform
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Re: [Definition] Böse
« Antwort #63 am: 30.07.2019 | 13:53 »
Der einzige Unterschied zwiuschen den Soziophaten und den "Normalen" war - die Soziophaten haben deutlich schneller eine Entscheidung gefunden.

Weil Mitgefühl beim Trolley-Problem anders als in vielen Situationen keine Entscheidungshilfe ist (sondern sogar ein Hindernis).

Genau das ist für manche Berufe auch Grundvoraussetzung; also das eigene Mitgefühl bei Bedarf so weit zurückstellen zu können, dass man sinnvoll handeln kann.
Weil das aber selbst in den betroffenen Gruppen kaum jemand so anerkennen will, labert man diffus drum herum und findet oft keinen gesunden Umgang mit dem Thema.

also der Computer im Auto ist grundlegend auch ein Soziophat. Er entscheidet schnell und auf der Basis von Fakten.

Diese Formulierung verzerrt mMn die Diskussion: Der Computer entscheidet gar nichts, sondern handelt aufgrund von mehr oder weniger tauglichen Sensordaten so, wie es ihm für die jeweilige Konstellation vorgegeben wurde.

Das ist ja gerade der Knackpunkt bei dem ganzen Thema.
Ein menschlicher Fahrer muss die unliebsamen Entscheidungen nicht im Vorfeld treffen; er kann das auf sich zu kommen lassen und kommt vielleicht nie in die Situation.
Dem Computer muss man aber irgendwas vorschreiben und genau da verhaspelt man sich im eigenen Mitgefühl, ohne zu merken, dass das in dem Kontext zu nichts führen kann.
Deswegen dreht sich die öffentliche Diskussion beim autonomen Fahren auch um Variationen des Trolley-Problems und ähnliche ethische Betrachtungen statt um die Sachen, die da zielführend und wchtig wären.
Das ist nur insofern nicht 1:1 auf das Thema bewaffnete autonome Drohnen übertragbar, weil bei diesen die Beschaffungsentscheidung zuerst stehen muss und sich deswegen einfach überhaupt nichts tut, während beim autonomen Fahren die Ingenieure das Trolley-Problem u.Ä. links liegen lassen und einfach mal schauen, was überhaupt geht und was nicht. Vorher kann man nämlich eh keine sinnvolle Entscheidung darüber treffen.
Letztlich ist der tatsächliche Verlauf also halbwegs zielführend, aber eben trotz und nicht wegen der öffentlichen Diskussion :-\

Der Utilitarist sagt: Ja.
Der Deontologe sagt: Auf keinen Fall! Nein, nichtmal dann!

Unser Verständnis von Gut und Böse bin hin zu unserer Rechtsprechung ist kulturell bedingt stark von der deontologischen Tradition geprägt. Ich habe aber in den letzten Jahren regelmäßig solche Gedankenexperimente mit meinen Studenten durchgeführt, und regelmäßig hat die überwältigende Mehrheit (80-90%) utilitaristisch entschieden.

Wobei man dazu sagen muss: Das Trolley-Problem ist auch das Paradebeispiel für das situativ sinnvolle Einnehmen einer utilitaristischen Perspektive.

Beide Ansätze, Deontologie wie Utilitarismus, lassen sich mit Gedankenexperimenten wie mit realen Fallbeispielen in "Fluglagen" bringen, in denen sie nur noch scheitern können.
Deswegen geht es auch in der Rechtsprechung ja so oft um Einzelfallbetrachtungen, Verhältnismäßigkeiten usw. usf.
Mit dem Anspruch, eine philosophisch "saubere" Position abstrakt und perfekt allgemeingültig zu formulieren, scheitert man recht zwingend an der Wirklichkeit.

Gerade der reine/extreme Deontologe steht schnell mal ziemlich blöd da, wie man z.B. an der Diskussion um die Abschussermächtigung im Luftsicherheitsgesetz und dem zugehörigen Urteil gesehen hat - und da hat man es dann als Sahnehäubchen noch nicht mal geschafft, die Konsequenzen aus der Entscheidung zu ziehen und die einzig verbleibende Schutzmaßnahme zu fördern und zu kommunizieren.
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Offline Issi

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Re: [Definition] Böse
« Antwort #64 am: 30.07.2019 | 14:04 »
Es stellt halt auch keiner die Frage, mit welcher Entscheidung es dem Entscheider hinterher am besten geht.
Nur ist es idR. so, dass der Entscheider vermutlich die Wahl treffen wird, mit der er im Nachhinein am besten Leben kann.
Einfach aus Überlebenstrieb und Eigennutz/Selbstschutz.
« Letzte Änderung: 30.07.2019 | 14:07 von Issi »

Pyromancer

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Re: [Definition] Böse
« Antwort #65 am: 30.07.2019 | 14:13 »
Die meisten Leute haben noch nicht mal klare moralische Richtlinien für normale Alltags-Situationen - da ist das Trolley-Problem so, als würde man eine Differentialgleichung jemandem geben, der das kleine 1x1 nicht beherrscht.

Offline unicum

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Re: [Definition] Böse
« Antwort #66 am: 30.07.2019 | 14:22 »
Diese Formulierung verzerrt mMn die Diskussion: Der Computer entscheidet gar nichts, sondern handelt aufgrund von mehr oder weniger tauglichen Sensordaten so, wie es ihm für die jeweilige Konstellation vorgegeben wurde.

Ich gehe nicht mehr unbedingt von einer hardprogrammierten Software aus, nicht bei so komplexen Dingen - eine selbstlernende Software kann ich mir bei manchen Dingen mittlerweile sehr gut vorstellen. Es bleibt da die Frage: wer haftet (also: wer war der böse?)

Siehe auch der Wiki Artikel über das TrolleyProblem den ich oben verlinkt hatte da wird dann weiter unten auch auf das selbstfahrende Auto eingegangen, alle sollen bitte in ulitaristischen Autos fahren, nur nicht meines das soll ein "egoistisches Auto" sein.
Ähnliches ist ja auch bei dem Film I-Robot etwas thematisiert.

Offline YY

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Re: [Definition] Böse
« Antwort #67 am: 30.07.2019 | 14:38 »
Das mit der Haftung ist doch eine Scheindiskussion.
Es ist vollkommen klar, wer die Verantwortung für das Handeln eines autonomen Fahrzeugs trägt; nur der Weg zur Freigabe ist prinzipbedingt ein anderer als bei einem menschlichen Fahrer und irgendwo auf diesem Weg geht die strafrechtliche Zuordnung recht zwingend verloren, weil das Freigabeverfahren eine Fahrlässigkeit des Herstellers sowieso ausschließen können muss, wenn es irgendwas taugt.

Siehe auch der Wiki Artikel über das TrolleyProblem den ich oben verlinkt hatte da wird dann weiter unten auch auf das selbstfahrende Auto eingegangen, alle sollen bitte in ulitaristischen Autos fahren, nur nicht meines das soll ein "egoistisches Auto" sein.

Wie ich sagte: Völlig verzerrte Diskussion und Perspektive.

Und die "Moral Machine" ist daran nicht ganz unschuldig, weil sie überhaupt keine Fahr- und Unfallphysik kennt, sondern immer alle Betroffenen garantiert tot sind - so wird das einfach nichts.

Wie ist es denn bei einem menschlichen Fahrer und warum sollte dieser Anspruch bei einem autonomen Fahrzeug entfallen? Da sehe ich am Ehesten den Nährwert des Themas: Den Leuten mal klar zu machen, was sie im täglichen Zusammenleben eh schon völlig selbstverständlich hinnehmen und auch bei einem autonomen Fahrzeug weiter hinnehmen müssen.
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Re: [Definition] Böse
« Antwort #68 am: 30.07.2019 | 14:45 »
Der Punkt an dem es bei mir allerspätestens komplett aussetzt mit der Deontologie: wenn du den ohnehin unausweichlichen Tod der (wenigen) Opfer nur beschleunigen würdest, um die vielen zu retten. Wie in dieser bereits angesprochenen Fernsehsendung mit der fiktiven Gerichtsverhandlung mit Publikumsabstimmung.

Da war das Szenario ja: gehijacktes Flugzeug soll von den Entführern in ein gefülltes Stadion gelenkt werden. Das Stadion kann nicht mehr rechtzeitig evakuiert werden. Ein Abfangjäger könnte das Flugzeug abschießen und somit die 100 Passagiere töten, aber die 10000 Stadionbesucher retten.

Da versteh ich halt nicht, was es da überhaupt noch zu diskutieren gibt: die 100 Passagiere müssen doch so oder so dran glauben. Wenn ich die Wahl habe zwischen "100 Tote" und "10000+100 Tote" -- äh?
Der Deontologe beruft sich da halt auf einen sehr wackeligen Wunderglauben: "Wenn wir es nicht abschießen, KÖNNTE ja noch der Liebe Gott eingreifen und ein Wunder passieren lassen sodass überhaupt niemand stirbt". Also ich find das extrem dünn als Entscheidungsgrundlage.

--

Zu den selbstfahrenden Autos:
Auch da habe ich meinen Studis immer die Frage gestellt: "Would you buy a car that is programmed to KILL you?"
Spoiler: 99% der Befragten antworteten mit Nein. :p

Aber das führt jetzt auch iwo vom Thema weg. Lasst uns lieber wieder über das Böse reden.
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Re: [Definition] Böse
« Antwort #69 am: 30.07.2019 | 14:48 »

Der Deontologe beruft sich da halt auf einen sehr wackeligen Wunderglauben:
die Staatsanwältin im Theater hatte da gute Argumente betreffs das  die Slippery Sloppe  in Omelas enden könnte
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Re: [Definition] Böse
« Antwort #70 am: 30.07.2019 | 15:20 »
die Staatsanwältin im Theater hatte da gute Argumente betreffs das  die Slippery Sloppe  in Omelas enden könnte

Slippery slope ist dabei mMn so gut wie immer ein Nullargument.
Damit kann ich ähnlich wie mit "Wenn nur ein einziges Menschenleben gerettet werden kann, hat es sich gelohnt" alles herbei oder weg argumentieren.

Wir bewegen uns nicht in abstrakten Rein-, sondern immer in Mischformen. Da muss die Frage sein, welches Ausmaß und welche Form von Fehlern und Missbrauch wir zum Erreichen der Zielsetzung akzeptieren und was die Kontrollmechanismen sind.
Gerade das fällt aber unter den Tisch, wenn wir über Gedankenexperimente reden, wo die Ausgangslage und der Verlauf bekannt und verlässlich sein müssen, sonst funktioniert das Experiment ja nicht. Da gibt es eben Situationen, die absolut eindeutig sind.
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)



Lasst uns lieber wieder über das Böse reden.

Bisher kann ich das für mich so zusammenfassen:

Entweder geben Setting (oder gar System) vor, was das objektiv Böse ist oder die Bösen sind "nur" die anderen, welche Dinge tun, die der Eigengruppe (ingroup) schaden.
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Re: [Definition] Böse
« Antwort #71 am: 30.07.2019 | 15:25 »
Zitat
Entweder geben Setting (oder gar System) vor, was das objektiv Böse ist oder die Bösen sind "nur" die anderen, welche Dinge tun, die der Eigengruppe (ingroup) schaden.
Und gerade ersteres funktioniert für mich durchaus gut. Bin da auch eher simpel gestrickt.
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Re: [Definition] Böse
« Antwort #72 am: 30.07.2019 | 15:25 »
Der Punkt an dem es bei mir allerspätestens komplett aussetzt mit der Deontologie: wenn du den ohnehin unausweichlichen Tod der (wenigen) Opfer nur beschleunigen würdest, um die vielen zu retten. Wie in dieser bereits angesprochenen Fernsehsendung mit der fiktiven Gerichtsverhandlung mit Publikumsabstimmung.

Da war das Szenario ja: gehijacktes Flugzeug soll von den Entführern in ein gefülltes Stadion gelenkt werden. Das Stadion kann nicht mehr rechtzeitig evakuiert werden. Ein Abfangjäger könnte das Flugzeug abschießen und somit die 100 Passagiere töten, aber die 10000 Stadionbesucher retten.

Da versteh ich halt nicht, was es da überhaupt noch zu diskutieren gibt: die 100 Passagiere müssen doch so oder so dran glauben. Wenn ich die Wahl habe zwischen "100 Tote" und "10000+100 Tote" -- äh?
Der Deontologe beruft sich da halt auf einen sehr wackeligen Wunderglauben: "Wenn wir es nicht abschießen, KÖNNTE ja noch der Liebe Gott eingreifen und ein Wunder passieren lassen sodass überhaupt niemand stirbt". Also ich find das extrem dünn als

Wenn du dogmatisch einem Ethikansatz folgst, ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass du an irgend einer Stelle etwas machst, dass für viele moralisch nicht vertretbar ist. In der Praxis ist es sinnvoll, situativ zu entscheiden, und da sind eben manchmal utilitaristische, manchmal deontologische Ansätze besser.
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Wenn hinten, weit, in der Türkei,
Die Völker aufeinander schlagen.
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Re: [Definition] Böse
« Antwort #73 am: 30.07.2019 | 15:31 »
Slippery slope ist dabei mMn so gut wie immer ein Nullargument.
Es war ein Widerspruch zu Feuersängers Kommentar, nicht eine Bewertung der Gefahr.

Bei dem Flugzeugabschuss gebe ich ihm in der Sache recht, wer in Omelas leben will und kann ist böse, lebenslange Isolationshaft, zerstört die Stadt, versalzt die Erde und gebt dem Kind ein menschenwürdiges Ende

Ich sehe noch ein anderes Argument gegen den Abschuss - wer soll die Wächter bewachen
“Uh, hey Bob?”
“What Steve?”
“Do you feel like we’ve forgotten anything?”
Sigh. “No Steve. I have my sword and my bow, and my arrows and my cloak and this hobbit here. What could I have forgotten?”
“I don’t know, like, all of our stuff? Like the tent, the bedroll, my shovel, your pot, our cups, the food, our water, your dice, my basket, that net, our spare nails and arrowheads, Jim’s pick, my shovel, the tent-pegs…”
“Crap.”

Supersöldner

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Re: [Definition] Böse
« Antwort #74 am: 30.07.2019 | 15:34 »
Da es Tausende Ansichten gibt was Moral ist kann es wohl kaum die Grundalge sein um Böse zu beurteilen .