Gestern ging es weiter. Unterm Strich ist alles weitgehend gelaufen wie erwartet - es kam zum Rededuell zwischen Hesten und den Spielercharakteren, welches die SC knapp für sich entschieden haben. Das Ganze habe ich wie folgt abgehandelt. Zunächst haben beide Seiten ihre Strategie festgelegt: Die Abenteurer haben versucht rational zu begründen, dass sie dem Flüchtlingstrek helfen und es ohne ihre Hilfe definitiv noch mehr Tote geben würde, weil die Vorräte bis Greendale schlichtweg nicht ausreichen würden. Hesten hingegen hat versucht die Flüchtlinge einzuschüchtern, indem er sie daran erinnerte, dass sie nach dem Tod in der Hölle schmoren würden, wenn sie weiterhin die verbotenen Geschenke des Druiden (d.h. die Goodberries) annehmen würden.
Auf dieser Basis habe ich beide Seiten einen geeigneten Ability Check machen lassen - Persuasion für die SC, Intimidation für Hesten - jeweils mit Advantage, weil Hesten mit seiner Argumentation geschickt die Ängste der Flüchtlinge instrumentalisiert hat, während die Spieler ihre Argumentation schön ausgespielt haben und ich sie dafür belohnen wollte. Das Ergebnis dieser Checks war der "Body of Argument" beider Seiten - quasi soziale Hit Points, ein Konzept aus dem Duel of Wits Subsystem von Burning Wheel. Anschließend wurde dann das Rededuell ausgespielt, wobei ich an geeigneten Stellen vergleichende Würfe gefordert habe, wobei jeweils der Body of Argument der unterlegenen Seite um die Differenz der Würfe reduziert wurde.
Danach ging es dann hin und her. Hesten hat gepoltert, geschrien, die SC der Ketzerei bezichtigt und mit der Hölle gedroht, was zu Anfang extrem gut funktioniert hat, unter anderem, hat er den Body Argument der Gruppe mit einem einzigen Wurf massiv dezimiert (75% weg). Im Anschluss hat ihn dann aber das Glück verlassen, so dass die SC ihre Argumente platzieren konnten, was sie sehr geschickt gemacht haben. Unter anderem haben sie zu bedenken gegeben, dass Hesten selbst kein Priester von Kendris war, sich aber die Auslegung der Heiligen Lehren anmaßte - was exakt der Definition von Ketzerei in der Kirche von Kendris entspricht. Den "Todesstoß" versetzte die Gruppe ihrem Widersacher aber, indem sie ihn fragte, wo er gewesen sei, als in der vorherigen Nacht fünf Flüchtlinge, drei davon Kinder von einem Sturmelementar getötet wurden. Hesten hatte darauf keine gute Erwiderung, was dazu führte, dass die Flüchtlinge sich nun hinter den SC versammelten.
Hesten scharte also nun seine loyalen Schergen um sich, räumte die Niederlage ein und bot an, den Trek zu verlassen. Auf dem Weg nach draußen, zogen die Holzfäller-Kultisten dann plötzlich ihre Äxte, brüllten "Hail Zariel!" und gingen auf die Flüchtlinge los. Es entbrannte ein wilder Kampf, in dessen Verlauf Hesten und seine Schergen getötet wurden (Hesten selbst tat unterm Strich gar nichts, weil er über die komplette Begegnung in einem Hold Person Zauber der Halblingbardin feststeckte und jede Runde aufs Neue seinen Rettungswurf versemmelte - was ihm nicht bekam, unter anderem, weil er auf diese Weise wehrlos gegen den Moonbeam des Druiden war, in dessen Licht der Kultist über mehrere Runden schonend gegart wurde). Die traurige Bilanz allerdings war, dass die Kultisten zwölf Flüchtlinge getötet haben, bevor die SC sie zur Strecke bringen konnten.
Nachdem man die Toten beerdigt hatte, setzte sich der Trek gegen Mittag wieder in Bewegung und erreichte am späten Nachmittag dann die geplünderten Überbleibsel des "Weary Mare Inn", wo sie auf eine Gruppe von 6 Goblins, 2 Grottenschraten und einem Oger stießen. Es kam zu einem Kampf auf Leben und Tod, am Ende stand nur noch ein SC auf den Beinen, zwei waren bewusstlos aber stabil, die Halblingbardin wurde jedoch von dem Oger niedergestreckt. Damit hat der Trek nun schon drei SC-Leichen zu transportieren.
Da die Halblingbardin von derselben Spielerin geführt wurde wie die Priesterin, die in der Woche zuvor von dem Sturmelementar geröstet wurde, habe ich beschlossen, dass die Gruppe vermutlich genug gelitten hat. Das Hesten-Problem ist gelöst, dadurch gibt es auch kein Nahrungsproblem mehr. 24 der ehemals 66 Flüchtlinge (Kultisten herausgerechnet) sind tot. Deswegen werden wir nächste Woche das Abenteuer am Anfang des Spieleabends ohne große weitere Komplikationen zu Ende erzählen, so dass der Trek dann zehn Tage später in Greendale ankommt. Den NSC-Priester muss ich auch gar nicht mehr ins Spiel bringen, da einer der SC gestern auf die fünfte Stufe aufgestiegen ist, was es ihm erlaubt, die Leichen seiner Freunde mittels gentle repose bis zu ihrer Wiederbelebung in Greendale frisch zu halten. Davon abgesehen haben wir jetzt drei volle Spielabende mit der Flucht verbracht, und ich habe das Gefühl, es ist Zeit, dass die Geschichte vorankommt.
Des weiteren werden dann nächste Woche vermutlich zwei weitere Charaktere zur Gruppe stoßen, was unseren Spielerpool auf sieben Spieler + SL vergrößert. Angesichts der Tatsache, dass vermutlich immer zumindest ein Spieler fehlen wird, hat die Gruppe damit die von mir als gut zu handeln empfundene Maximalgröße von effektiv sechs SC erreicht.