Autor Thema: Sorry, it's all Story  (Gelesen 27047 mal)

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Re: Sorry, it's all Story
« Antwort #50 am: 12.08.2019 | 06:44 »
Ach warte, ich glaube, ich weiß, wo die Verwirrung herkommt. Du warst doch der, der noch nie D&D gespielt oder gelesen hat, Jiba, oder?
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Re: Sorry, it's all Story
« Antwort #51 am: 12.08.2019 | 06:47 »
Demnach muss man nicht sorry schreiben, denn all is Story  8]
Gleiche Stossrichtung wie Sashael. Dass die Überschrift leicht irreführend ist, hatten wir schon erklärt. Wenn es nur darum ginge was denn alles irgendwie "Story" sein könnte, dann klar: alles ist ne Geschichte. Auch das Fussballspiel der Mannschaft, in der Du spielst.
Blos... darum ging es ja nicht.
Ich bin viel lieber suess als ich kein Esel sein will...
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Joseph Joubert (1754 - 1824), französischer Moralist

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Re: Sorry, it's all Story
« Antwort #52 am: 12.08.2019 | 07:21 »
Gleiche Stossrichtung wie Sashael. Dass die Überschrift leicht irreführend ist, hatten wir schon erklärt. Wenn es nur darum ginge was denn alles irgendwie "Story" sein könnte, dann klar: alles ist ne Geschichte. Auch das Fussballspiel der Mannschaft, in der Du spielst.
Blos... darum ging es ja nicht.

Für mich wirkte es nicht so, als hättet ihr euch auf einen minimal gültigen Konsens einigen können. Hatte aber auch erst einen Kaffee ;)

Ich bin übrigens komplett bei Jiba (auf Basis meiner Wahrnehmung, die sich mit der Wiki-Definition deckt), hiermit:

Moment, also jetzt wird das, was ich oben angestoßen habe, doch zu weit ausgedehnt... aber ich habe das nicht klar genug gemacht, was ich meine.

Wenn ich Badminton oder Halma spiele, ergibt das vielleicht eine Story, aber ich betreibe trotzdem kein "Storytelling". Eben weil ich nicht aktiv etwas erzähle. Es gibt kein, wie Vermi schon schrieb, Aushandeln der gemeinsamen Fiktion beim Halma oder Badminton. Deswegen führt Marzaans Fußball-Beispiel auch zu überhaupt nichts, einfach weil beim Fußball nicht erzählt wird, sondern weil Leute auf Spielfeldern rumrennen und gegen Bälle oder Mitspieler treten.

Ich kann (retrospektiv) eine Geschichte über Fußball erzählen, indem ich ausschmücke, wie sich dieses Fußballspiel zugetragen hat. Aber wenn ich Fußball spiele, dann tue ich das nicht, um eine Geschichte mitzugestalten, sondern um einen Sport zu treiben.

Und beim Rollenspiel ist Erzählen quasi die Art und Weise, wie wir Input in die gemeinsame Fiktion liefern. Und wenn ein Dungeon nur eine Ansammlung von Encountern ist, die wir abreißblockartig hintereinander wegkämpfen: Wenn ich dem SL sage "I waste them with my crossbow!", dann ist das eine erzählerische Handlung. Denn ich verändere damit die Spielwelt und die Handlung, mit Worten, und schreibe so die gemeinsame Geschichte fort. Selbst wenn mein Ziel nicht primär ist eine spannende Geschichte zu erzählen, muss ich mich der Handlungsweise des Geschichtenerzählens ("storytelling") bedienen, um überhaupt mit dem Rollenspiel interagieren zu können. (Ja, das kann bedeuten, dass Spiele wie "Werwölfe vom Düsterwald" tatsächlich ins Rollenspielerische abgleiten können...)

Aushandeln der Fiktion = Erzählen. Sogar, wenn die Würfel eindeutige Ergebnisse vorgeb,en, gibt es immer noch eine rollenspielerische Transferleistung, bei der die Zahlen in Fiktion übersetzt werden. Beim Fußball hingegen gibt es keine Fiktion die ausgehandelt wird.

Und wenn wir dann in diesen "War Stories" dazu tendieren das Erspielte zu "dramatisieren" (im Sinne von "als möglichst runde Geschichte aufzubereiten"), zeigt sich doch ganz besonders, dass wir dazu neigen, dieses Erspielte eben auch als Erzählung zu begreifen. Ich würde sogar sagen viele Dinge formen wir unterbewusst so um, dass sie irgendwie "runde" Geschichten ergeben. Bei Erinnerungen ist das der Fall.

Insofern ist es vielleicht sogar zwingend, dass die Spieler in Vermis Vom-Stufe-1-Kleriker-zum-Burgmillionär-D&D-Kampagne über die gemeinsam erspielte Story ins Schwärmen geraten und gerade das loben. Denn Story meint hier nicht: Geschichte objektiv bewertet nach Joseph Campbells 1-mal-1 der Heldenreise. Es meint: Die Erlebnisse, die gemeinsam am Tisch erzählt wurden. Also tatsächlich mal nicht "Story", sondern der Akt des "Storytelling".

Mehr noch, ich habe in meiner 20-jährigen Rollenspielzeit noch keinen Spieler erlebt, egal welchen Spielstils, der, wenn er von seinem Charakter oder seiner Kampagne erzählt hat, da nicht verstärkten Fokus auf die gemeinsam erzählte Fiktion gelegt hätte, vor allem anderen. Klar, der redet auch schon einmal über den Build, den er sich da gebastelt hat. Aber er erzählt halt auch, was sein Charakter so für ein Typ ist. Und was der Bösewicht so ein Typ war. Und was den Dungeon des Bösewichts so besonders machte. Also werden unsere Ur-D&Dler sicherlich auch finden können, dass sie eine tolle Story gespielt haben, einfach weil sie darin "mitgespielt" haben. Weil sie das Gefühl haben, da erzählerischen Input gegeben zu haben, selbst wenn sie das nicht so nennen.

Also ja, ich würde schon sagen: "Storytelling" (nicht im Sinne der Storyteller-Systeme, sondern im Sinne des gemeinsamen Schaffens einer Fiktion) ist das entscheidende Element beim Rollenspiel. Die Leute, die sagen, "Story" ist das Wichtigste meinen genau das. Und klar, interaktive Geschichten sind einprägsamer und vielleicht auch auf einer bestimmten Ebene befriedigender als passiv konsumierte.

Auf dem Papier sind viele Geschichten in Videospielen längst nicht so ausgeklügelt wie vergleichbare in Filmen oder Fernsehserien. Und trotzdem reden wir uns seit Jahrzehnten ein, "The Witcher" oder "Final Fantasy VII" oder "Baldurs Gate" hätten ja ganz tolle Geschichten, obwohl das gar nicht mal stimmt. Die ganze Kategorie der "Emergent Narratives" in Open World-Games bringt sicherlich keine oscarreifen Drehbuchideen hervor. Und doch glauben wir sie tun es, weil wir eben beteiligt sind.

Ob wir das nun lieber aus Charakterperspektive oder Autorenperspektive tun ist für das Aushandeln der Fiktion erstmal von sekundärem Interesse. Das ist eine Geschmacksfrage.

Aber: Erzählen ist beim Rollenspiel ein Muss, sonst passiert am Tisch einfach gar nichts. Und Fußball kann ich gut ohne gemeinsames Erzählen spielen.

Offline takti der blonde?

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Re: Sorry, it's all Story
« Antwort #53 am: 12.08.2019 | 07:24 »
Glückwunsch. Das macht mindestens 1,25 Hofschrat-Punkte.

Und 2 S:T:erne (Geschmacksrichtung: Pfirsich) für dich...

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Re: Sorry, it's all Story
« Antwort #54 am: 12.08.2019 | 07:35 »
Für mich wirkte es nicht so, als hättet ihr euch auf einen minimal gültigen Konsens einigen können. Hatte aber auch erst einen Kaffee ;)
gültigen Konsens von was?
Zitat
Ich bin übrigens komplett bei Jiba (auf Basis meiner Wahrnehmung, die sich mit der Wiki-Definition deckt), hiermit:
Also ist für Dich die Erzählung und damit die Story als Modus Operandi das Alleinstellungsmerkmal für Rollenspiele. Und gleichzeitig ergeben sich alle weiteren Merkmale der Fiktiven Welt wie Weltensimulation und Herausforderungen allein aus der Erzählung und damit der Story.
(Übrigens hat Jiba dieser weitläufigen Definition von Story bereits selber widersprochen und deutlich eingeschränkt um was es ihn geht.)
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Joseph Joubert (1754 - 1824), französischer Moralist

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Re: Sorry, it's all Story
« Antwort #55 am: 12.08.2019 | 07:36 »
Glückwunsch. Das macht mindestens 1,25 Hofschrat-Punkte.
Und 2 S:T:erne (Geschmacksrichtung: Pfirsich) für dich...

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Hasran
Leute. Lasst doch diese Kommentierungen. Die bringen in der Diskussion doch nichts.
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Joseph Joubert (1754 - 1824), französischer Moralist

Offline Issi

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Re: Sorry, it's all Story
« Antwort #56 am: 12.08.2019 | 07:50 »
Naja wenn ich mir überlege, was so alles die Story formt, dann ist das schon eine Menge.
Oder blöd gesagt: Auch die Würfel schreiben Geschichte. Ebenso wie die taktischen Entscheidungen der Spieler. Was tut eine Figur ? Was sagt eine Figur? Was würfelt der Spieler für sie? (Das alles schreibt die Geschichte )
- Bei nicht total geschienten Abenteuern.

Geschichte wird eigentlich immer geschrieben, egal welches Story- Gestaltungselement die Spieler davon am liebsten mögen.

Edit. Ich stimme insofern zu, dass  manchen Spielern vielleicht nicht bewusst ist, dass sie dadurch eine Story gestalten.
Und auch, dass sie sich innerhalb einer befinden.(Auch wenn die ganz einfach gehalten ist)
Aber ist das denn notwendig?
« Letzte Änderung: 12.08.2019 | 07:58 von Issi »

Luxferre

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Re: Sorry, it's all Story
« Antwort #57 am: 12.08.2019 | 07:55 »
gültigen Konsens von was?
Also ist für Dich die Erzählung und damit die Story als Modus Operandi das Alleinstellungsmerkmal für Rollenspiele. Und gleichzeitig ergeben sich alle weiteren Merkmale der Fiktiven Welt wie Weltensimulation und Herausforderungen allein aus der Erzählung und damit der Story.
(Übrigens hat Jiba dieser weitläufigen Definition von Story bereits selber widersprochen und deutlich eingeschränkt um was es ihn geht.)

Später  :d
bin @work und kann mich heute nicht so ausgiebig darauf einlassen.

Offline Issi

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Re: Sorry, it's all Story
« Antwort #58 am: 12.08.2019 | 08:24 »
Was auch charakteristisch ist fürs Rollenspiel, ist, dass man die Geschichte auch mit dem beeinflussen kann, was eine Figur sagt. Es gibt Soziale Battles.
(Unabhängig davon, ob man das nun gerne macht oder nicht. )
Das ist etwas, was für Dungeon Abenteuer jetzt nicht so typisch ist. (Aber auch da uU. vorkommen kann).
Hinzukommt, dass die Entscheidungsmöglichkeiten (Was tut die Figur?), wesentlich größer sind, als bei Brettspielen.
Man soll in Rolle ja praktisch alles tun können, was man auch im Reallife tun könnte. (Auf Bäume klettern, sich verkleiden, Tanzen etc. )
Und die Regeln sind mehr oder weniger dazu da, um das abzubilden.(Mit Hilfe der Fertigkeiten und Würfel)
Aber auch ohne: Wenn jmd im Spiel sagt: Er geht zum Fenster und macht es auf, dann kann er das einfach tun.
Gewürfelt wird ja eher bei besonderen Aktionen.

Beim Brettspielen sind die Handlungsmoeglichkeiten idR. limitierter.
Bzw. genau festgelegt.
« Letzte Änderung: 12.08.2019 | 08:27 von Issi »

Offline takti der blonde?

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Re: Sorry, it's all Story
« Antwort #59 am: 12.08.2019 | 08:37 »
Leute. Lasst doch diese Kommentierungen. Die bringen in der Diskussion doch nichts.

My bad. Den Versuch Vermi ideologisch in die gleiche Ecke wie Settembrini zu stellen, fand ich unredlich und inhaltlich dann noch sehr fragwürdig. Werde mich da in Zukunft selbst moderieren. :)

Grüße

Hasran


Offline Crimson King

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Re: Sorry, it's all Story
« Antwort #60 am: 12.08.2019 | 08:56 »
Bezieh das bitte nicht so groß auf dich oder deine Aussagen. Ich stimme dir letztlich eher zu, als dass ich dir widerspreche (habe ich auch etwas schwurbelig geschrieben). Wo ich dir zustimme: Modus Operandi des Rollenspiels ist das Aushandeln der Fiktion. Ich würde ergänzen: Ja, und genau das ist Erzählen.

Das ist so nicht ganz richtig. Das Aushandeln der Fiktion beinhaltet eine Menge Dinge, die mit Erzählen nichts zu tun haben. Ein Würfelwurf erzählt nichts. Erst seine Interpretation macht das. Eine Verhandlung darüber, ob eine Aktion möglich und wie schwer sie ist, erzählt  nichts. Erst der tatsächliche Versuch macht das. etc. pp.
Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen
Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei,
Wenn hinten, weit, in der Türkei,
Die Völker aufeinander schlagen.
Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus
Und sieht den Fluß hinab die bunten Schiffe gleiten;
Dann kehrt man abends froh nach Haus,
Und segnet Fried und Friedenszeiten.

J.W. von Goethe

Luxferre

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Re: Sorry, it's all Story
« Antwort #61 am: 12.08.2019 | 08:58 »
Das ist so nicht ganz richtig. Das Aushandeln der Fiktion beinhaltet eine Menge Dinge, die mit Erzählen nichts zu tun haben. Ein Würfelwurf erzählt nichts. Erst seine Interpretation macht das. Eine Verhandlung darüber, ob eine Aktion möglich und wie schwer sie ist, erzählt  nichts. Erst der tatsächliche Versuch macht das. etc. pp.

Kurzer Einwurf: führt nicht die Erzählung erst zu einem Würfelwurf? Und daraufhin folgt dann die narrative Umsetzung des Ergebnisses?

Offline takti der blonde?

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Re: Sorry, it's all Story
« Antwort #62 am: 12.08.2019 | 08:59 »
Das ist so nicht ganz richtig. Das Aushandeln der Fiktion beinhaltet eine Menge Dinge, die mit Erzählen nichts zu tun haben. Ein Würfelwurf erzählt nichts. Erst seine Interpretation macht das. Eine Verhandlung darüber, ob eine Aktion möglich und wie schwer sie ist, erzählt  nichts. Erst der tatsächliche Versuch macht das. etc. pp.

Stimmt schon, aber ändert diese Analyse praktisch etwas? Bzw. gibt es ein Rollenspiel bei dem ein Würfelwurf nicht interpretiert wird? Mir fällt keines ein, aber vielleicht weil ich nicht gründlich genug nachgedacht habe.

Grüße

Hasran

Offline Issi

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Re: Sorry, it's all Story
« Antwort #63 am: 12.08.2019 | 09:06 »
Das ist so nicht ganz richtig. Das Aushandeln der Fiktion beinhaltet eine Menge Dinge, die mit Erzählen nichts zu tun haben. Ein Würfelwurf erzählt nichts. Erst seine Interpretation macht das. Eine Verhandlung darüber, ob eine Aktion möglich und wie schwer sie ist, erzählt  nichts. Erst der tatsächliche Versuch macht das. etc. pp.
Man kann den Würfelwurf mMn. aber nicht vom Kontext trennen.
Man würfelt ja deshalb, um zu wissen wie eine Handlung bzw. Aktion ausgeht.
Und bei Zufallsbegegnungen: Was als nächstes passiert.
Warum sollte man sonst würfeln,  aus welcher Motivation heraus?
« Letzte Änderung: 12.08.2019 | 09:11 von Issi »

Offline Thaddeus

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Re: Sorry, it's all Story
« Antwort #64 am: 12.08.2019 | 09:12 »
Stimmt schon, aber ändert diese Analyse praktisch etwas? Bzw. gibt es ein Rollenspiel bei dem ein Würfelwurf nicht interpretiert wird? Mir fällt keines ein, aber vielleicht weil ich nicht gründlich genug nachgedacht habe.
Erm... ich würde sagen in ca. 95% aller Spielrunden, die ich in den vergangenen 30 Jahren gesehen oder erlebt habe, gab es hauptsächlich solche Würfe. *Würfel würfel würfel* ok, 12 Punkte Schaden... der Ork ist tot hat nichts, aber auch wirklich nichts mit Interpretation oder Aushandeln einer Erzählung zu tun. Das ist ein simples Ablesen von Zahlen und Werten.

Eine Interpretation würde ja einen Interpretationsraum voraussetzen; d.h. etwas unklares, etwas erklärungs- oder interpretationsbedürftiges. Wenn nach einem Würfelwurf die Folgen regelseitig klar vordefiniert und erklärt sind und ich nur in die entsprechende Tabelle schauen muss, gibt es da auch nichts zu interpretieren. Aber baut man entsprechende Unklarheiten ein, ist das Gejaule und Gequietsche aus der ARS-Ecke meist laut.

Ich habe das Gefühl, dass dieser Faden in eine Diskussion über eine allgemeingültige Definition von Rollenspiel entgleitet.

« Letzte Änderung: 12.08.2019 | 09:16 von Thaddeus »
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Offline takti der blonde?

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Re: Sorry, it's all Story
« Antwort #65 am: 12.08.2019 | 09:15 »
Erm... ich würde sagen in ca. 95% aller Spielrunden, die ich in den vergangenen 30 Jahren gesehen oder erlebt habe, gab es hauptsächlich solche Würfe. *Würfel würfel würfel* ok, 12 Punkte Schaden... der Ork ist tot hat nichts, aber auch wirklich nichts mit Interpretation oder Aushandlen einer Erzählung zu tun. Das ist ein simples Ablesen von Zahlen und Werten.

Nani?! Ob der Ork nun tot ist, ist kein Ablesen von Zahlen, sondern eine Interpretation besagter Werte. Auch, dass der Wurf Schaden repräsentiert, ist eine Interpretation.

Grüße

Hasran

Offline Thaddeus

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Re: Sorry, it's all Story
« Antwort #66 am: 12.08.2019 | 09:17 »
@Hasran: Nein, das stimmt nicht. (Sorry, hatte meinen Post noch mal editiert.)
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Offline takti der blonde?

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Re: Sorry, it's all Story
« Antwort #67 am: 12.08.2019 | 09:21 »
@Hasran: Nein, das stimmt nicht. (Sorry, hatte meinen Post noch mal editiert.)

Woher und wann die Interpretation stattfindet, ist erstmal nebensächlich. Dem Wurf wird Bedeutung zugeordnet (Interpretation). Es ist vermutlich nie ein Wurf um des Wurfes willens.

Grüße

Hasran


Offline Issi

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Re: Sorry, it's all Story
« Antwort #68 am: 12.08.2019 | 09:22 »
Erm... ich würde sagen in ca. 95% aller Spielrunden, die ich in den vergangenen 30 Jahren gesehen oder erlebt habe, gab es hauptsächlich solche Würfe. *Würfel würfel würfel* ok, 12 Punkte Schaden... der Ork ist tot hat nichts, aber auch wirklich nichts mit Interpretation oder Aushandlen einer Erzählung zu tun. Das ist ein simples Ablesen von Zahlen und Werten.

Dass der Ork tot ist, hat idR. auch Einfluss auf die Geschichte.
Würde er noch leben, dann könnte sie uU. einen anderen Verlauf nehmen.
Wenn der Ork z. B. stärker ist, könnte das den Tod des SC bedeuten, oder seiner Gefährten.
Dass das mehr oder weniger emotionslos angestrichen wird, liegt jetzt nicht daran, dass es keine Handlung gibt.
Vielleicht sind die Spieler einfach nicht so drin. (in der Situation und in ihrer Figur).
Manchmal wird das auch vermieden, damit der mögliche Figurentod nicht so schmerzhaft ist.


« Letzte Änderung: 12.08.2019 | 09:25 von Issi »

Offline Issi

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Re: Sorry, it's all Story
« Antwort #69 am: 12.08.2019 | 09:32 »
Woher und wann die Interpretation stattfindet, ist erstmal nebensächlich.
Nö.
Wenn es vor dem Spiel festgelegt ist, durch ein System. -Dann handelt es sich um eine Spielregel.
Spiele haben idR. Regeln,  durch die sie funktionieren.

Hat auch "Stille Post " und "Blinde Kuh."
Man kann die nicht einfach mitten im Spiel verändern, ohne das mit den anderen Spielteilnehmern abzustimmen.
Also ist sie erstmal gültig. Es orientieren sich auch alle danach.

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Re: Sorry, it's all Story
« Antwort #70 am: 12.08.2019 | 09:38 »
Nö.
Wenn es vor dem Spiel festgelegt ist, durch ein System. -Dann handelt es sich um eine Spielregel.
Spiele haben idR. Regeln,  durch die sie funktionieren.

Hat auch "Stille Post " und "Blinde Kuh."
Man kann die nicht einfach mitten im Spiel verändern, ohne das mit den anderen Spielteilnehmern abzustimmen.
Also ist sie erstmal gültig. Es orientieren sich auch alle danach.

Deswegen steht da "erstmal". Ich frug nach, ob es denn tatsächlich im Rollenspiel Würfelwürfe gibt, die nicht interpretiert werden. Dass es Würfe gibt, die einen Interpretationsschlüssel mit sich bringen, ist für diese Frage erstmal nebensächlich. Dass Thaddeus Schadenswürfe als abstrakt erlebt, ist auch in Ordnung. Ändert aber nichts daran, dass der Wurf nicht einfach nur als Wurf behandelt wird.

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Re: Sorry, it's all Story
« Antwort #71 am: 12.08.2019 | 09:40 »
Stimmt schon, aber ändert diese Analyse praktisch etwas? Bzw. gibt es ein Rollenspiel bei dem ein Würfelwurf nicht interpretiert wird? Mir fällt keines ein, aber vielleicht weil ich nicht gründlich genug nachgedacht habe.
Interpretation gibt es immer. Auch wenn der Schiedsrichter beim Fussball entscheidet, ob gerade Foul gespielt wurde oder nicht. Allerdings hat diese Interpretation nicht die Fortführung einer Geschichte im Hinterkopf, sondern die Fairness des aktuellen Spiels.
Genauso hat die Interpretation eines Wuerfelwurfs nicht zwingend erzählerische Kriterien als Grundlage. Bei einer Kletterprobe z.B. die mit einer vom SL auf Grund des Settings definierten Schwierigkeit, wird das Ergebnis eben mit der Simulation des Settings interpretiert.
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Re: Sorry, it's all Story
« Antwort #72 am: 12.08.2019 | 09:50 »
Deswegen steht da "erstmal". Ich frug nach, ob es denn tatsächlich im Rollenspiel Würfelwürfe gibt, die nicht interpretiert werden. Dass es Würfe gibt, die einen Interpretationsschlüssel mit sich bringen, ist für diese Frage erstmal nebensächlich. Dass Thaddeus Schadenswürfe als abstrakt erlebt, ist auch in Ordnung. Ändert aber nichts daran, dass der Wurf nicht einfach nur als Wurf behandelt wird.

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Manches kann interpretiert werden. Aber manches auch nicht.
Wenn die LP z. B. alle weg sind, dann sind sie nunmal weg.
Wenn man einen Krit auf Tabelle würfelt, dann sagt die auch genau, was passiert.
(Werte und Zahlen definieren das idR. ziemlich genau)

Und das Ergebnis hat Einfluss auf die weitere Handlung. (Ob das der Würfler nun bewusst im Kopf hat,  bzw. dadurch motiviert ist oder nicht)
« Letzte Änderung: 12.08.2019 | 09:52 von Issi »

Offline Irian

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Re: Sorry, it's all Story
« Antwort #73 am: 12.08.2019 | 09:51 »
Der Fußball-Vergleich hinkt meiner Meinung nach arg, denn das ist effektiv nur das gleiche wie das, was auf der Spieler-Ebene des Rollenspiels passiert. Spieler A tritt den Ball. Spieler B würfelt. Spieler C tritt daneben. Spieler D geht auf's Klo. Das ist generell das gleiche, egal ob Fußball, Rollenspiel oder Briefmarkensammeln, nämlich eine Abfolge von Ereignissen. Klar, diese kann man von außen betrachtend als "Story" verstehen, aber nur, weil das eben in der menschlichen Natur liegt.

Rollenspiel hat aber eigentlich immer eine zweite Ebene, die fiktive Geschichte, die durch diese Handlungen entsteht. Man würfelt um den Erfolg beim Klettern zu bestimmen, was dann naturgemäß auch die fiktive Geschichte fortführt, eben ob man abstürzt oder nicht. Beim Fußball fehlt diese zweite Ebene völlig, denn ein Tritt gegen den Ball mag in einem Tor enden, aber es dient nicht (auch) dazu, eine fiktive Geschichte zu beeinflussen.

Ich sehe gar keinen Weg, dem zu entkommen und gleichzeitig "Rollenspiel" zu bleiben. Schon alleine der Name "Rollen"-Spiel zeigt ja, dass es um eine Rolle geht, die man spielt, was Teil einer Geschichte ist. Um das zu vermeiden, müßte man jede Fiktion rausnehmen, d.h. man würde würfeln, um zu gewinnen, aber ohne jede Fiktion drum herum. Das nennt sich dann "Kniffel" (oder beliebiges andere Würfelspiel ohne Story). Rollenspiel ohne "Story" halte ich für einen Widerspruch. Das bedeutet nicht, dass die Story der primäre Fokus einzelner Spieler oder Gruppen ist, aber es bedeutet, dass selbst die Leute, denen die Story ziemlich egal ist, nicht darum herum kommen, eine solche mitzugestalten. Fußballspieler hingegen schaffen nur Fakten.
Hinweis: Nein, ich will dir nicht verbieten, X, Y oder Z in deinem Rollenspiel zu tun. Nein, ich habe dich keinen Rassisten genannt. Ja, du darfst X, Y oder Z auch weiterhin tun (außer es ist illegal, dann ist es aber auch nicht mein Problem). Wenn du denkst, es gibt eine einflussreiche oder auch nur mäßig große Gruppe hier im Forum oder in der dt. Szene, die dir dein Rollenspiel verbieten will, liegst du sehr wahrscheinlich falsch, insb. weil es idR keinen interessiert, was du so tust.

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Re: Sorry, it's all Story
« Antwort #74 am: 12.08.2019 | 10:05 »
@Irian: Und da kommen wir wieder zu meinem Beispiel mit dem Blind Schach. Du erzählst dabei in kodifizierter Sprache eine fiktive Geschichte. Trotzdem können wir uns sicherlich drauf einigen, dass das kein Rollenspiel ist, weil diese Geschichte "nur" ein Nebeneffekt des eigentlichen Spiels ist. Das können wir auch gerne mit den Siedler von Catan durchdeklinieren.
Ich denke wir werden jedes Mal zum Punkt kommen, dass nicht das Erzählen einer Geschichte das Alleinstellungsmerkmal von Rollenspielen ist, sondern das stete Aushandeln der Fiktion, die bei Brettspielen eben nicht gegeben ist. Der Rest ergibt sich dann daraus was Du im Rollenspiel spielen willst. Das kann das Erspielen einer Geschichte sein. Das kann aber z.B. auch das pure Erleben des Settings sein.
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