Das Erzählen einer Geschichte ist imho ein trivialer, aber völlig notwendiger Teil jeden Rollenspiels. Egal worauf der Fokus der Spieler liegt, egal wie sehr sie gamistisch spielen oder sonstwas, sie werden dadurch auch an der Geschichte arbeiten, das läßt sich nicht vermeiden, solange es noch "Rollenspiel" ist - sie spielen Rollen und aus den Handlungen dieser Rollen ergibt sich automatisch eine fiktive Geschichte. Damit ist es quasi genauso wie das Geschichtenerzählen am Lagerfeuer - nur mit dem Unterschied, dass beim Rollenspielen evtl. die Motivation nicht im Geschichtenerzählen liegt, sondern diese Geschichte nur ein unwichtiges Nebenprodukt ist ("Yeah, 23 Gefahrenstufe 4 Gegner erlegt und 3171 XP bekommen, klasse!"). Trotz all dem entsteht automatisch eine fiktive Geschichte, was es eben vom Fußball, etc. unterscheidet.
Natürlich ist das kein Allseinstellungsmerkmal von Rollenspiel, denn vieles andere produziert auch eine Geschichte. Viele Brett- und Kartenspiele tun das z.B. auch. Wenn ich z.B. an BANG! (simples Kartenspiel) denke, gibt es dort fiktive handelnde Personen und Handlungen, die ausgeführt werden, so dass sich gewissermaßen eine (natürlich extrem simple) Geschichte ergibt. Diese ist aber natürlich überhaupt nicht Kern der ganzen Sache und völlig unwichtig, es läßt sich halt nur nicht vermeiden, die Geschichte zu erzählen, wie wer wen abgemurkst hat. Das passiert also quasi automatisch, wenn man irgendwelche Regeln nimmt und ihnen einen erzählerischen Rahmen gibt. Das könnte man sicherlich auch mit Kniffel machen, denke ich.
Dementsprechend halte ich es weiterhin für trivial, dass Rollenspiel immer Story ist. Und zwar nicht nur in Bezug darauf, dass quasi jede Abfolge von Handlungen von einem Beobachter als Story verstanden werden kann, sondern auch insofern, als dass durch das Rollenspiel selbst tatsächlich eine fiktive Story geschaffen wird, die eben nicht nur die Handlungen der Spieler beschreibt, sondern vielmehr deren Effekt auf die ebenso fiktive Umgebung.
Btw: Das wird nicht automatisch eine gute, kreative oder besonders logische Geschichte sein, das bei weitem nicht. Aber das gilt ja auch für jede andere Schaffung von Geschichten - die Qualität des Ergebnisses ändert erstmal nichts daran, DASS ein Ergebnis produziert wird. Also, ja, vier Typen die in zufälligen Verliesen rumstolpern und zufällige Monster töten sind auch eine Story - dass es vermutlich keine besonders interessante ist, steht auf nem anderen Blatt. Nur weil ein Roman extrem schlecht ist, bedeutet das nicht, dass es kein Roman ist.