Umfrage

Darf der SL sich in das Charakterkonzept der Figuren einmischen?

Niemals, ich entscheide das alleine.
4 (7.4%)
Ab und zu wenn es nicht anders geht.
32 (59.3%)
Nur wenn das zufällig (Würfelwurf) passiert.
6 (11.1%)
Für dem Plot ist alles erlaubt, auch wenn die Figur hinterher fast unspielbar ist.
12 (22.2%)

Stimmen insgesamt: 48

Umfrage geschlossen: 9.09.2019 | 10:30

Autor Thema: Darf der SL sich in das Charakterkonzept der Figuren einmischen?  (Gelesen 7260 mal)

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Offline AlucartDante

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Für mich ist das eine ähnliche Frage wie bei Railroading und Sandbox. Beides kann sehr sehr geil sein. Auf der einen Seite will man grundsätzlich wenigstens über die eigene Figur selbst bestimmen. Andererseits: Eine Kampagne wie der Film Fight Club kann nur funktionieren, wenn der Spielleiter sich in das Charakterkonzept einmischt.

Es kommt also am besten darauf an, wie es gemacht wird. Ich bin kein Fan der Sitzung 0, sondern mache das am Anfang behutsam und frage hinterher mal nach, wie es so ankam...

Offline foolcat

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Ich kenne (und mag) das sowohl als Spieler, als auch als SL, eigentlich so, dass der SL mehrere Charaktere (komplett ausgefertigt oder als Grundkonzept/Template) für eine Runde vorgibt und die Spieler sich nach Ihrem Gusto daraus einen auswählen können. Die Spieler können sich natürlich untereinander einigen, wer welchen Charakter lieber spielt. Rollenspielerisch haben es natürlich die Spieler in der Hand, wie sie ihren Charakter mit Leben erfüllen — im Rahmen der vom System vorgegeben Rollenspiel-Parameter, so vorhanden (z.B Alignment, Vor- und Nachteile. Wenn ein Charakter z.B. den Nachteil „geizig“ oder „feige“ hat, durch den wiederum ein Vorteil erkauft werden konnte, kann der Spieler nicht einfach darüber hinwegsehen. Ja, ich mag u.a. GURPS und Savage Worlds).

Als SL habe ich mit dieser Methode den Vorteil, dass die SC auf das Setting und die Story maßgeschneidert werden können (nicht nur im positiven Sinne), dadurch gut eingebunden sind, niemand komplette situative Unfähigkeit oder Leerlauf fürchten muss, und die „5 minutes of fame“ sind auch einfacher zu planen. Herausforderungen sind besser auf die Gruppe zu balancen, die dank der Vorgaben diversifiziert genug ist, um ein breites Spektrum derer bewältigen zu können. Das alles ist auch hilfreich für die Spieler.

Als Spieler sehe ich zusätzlich zu den o.g. Vorteilen für mich die wünschenswerte Herausforderung, einen funktionalen Charakter anhand der vorgegebenen „Werte“ und Hintergrundgeschichte auf meine Weise zu interpretieren und mit Leben zu erfüllen. Ich habe damit etwas an der Hand, an dem ich mich orientieren kann (schwebe also anfangs nicht völlig im luftleeren Raum), und spinne es weiter. Für den SL ist das wiederum (hoffentlich) überraschend und spannend mit an zu sehen, wie sich der SC letztlich im Rahmen der Story verhält und entwickelt.
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Offline Feuersänger

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Ich habe jetzt mal wischiwaschi "ab und zu" gestimmt, aber das ist mißverständlich.

SL-Einmischung in ein Charakterkonzept ist erlaubt und sinnvoll, wenn es darum geht eine funktionale Gruppenkonstellation zu erreichen. Und damit meine ich jetzt nicht "Einer muss aber nen Tank machen", sondern vielmehr die Vermeidung von Einsamen Wölfen, verräterischen Meuchelmördern, Abenteuerverweigerern, Taschenlampenfallenlassern und sonstigen Mein-Charakter-Ist-Halt-So Griefern.
Manchmal kommt es halt allen Vorausabsprachen zum Trotze im Spiel doch zu genau solchen Situationen, die man eigentlich vermeiden wollte.

Allerdings, was heißt "Einmischung"? Die SL kann sich schwerlich hinstellen und sagen "Übrigens, dein Charakter ist kein eigenbrötlerischer Sauertopf, der möglichst nie mit den anderen spricht, sondern ein freundlicher Geselle." - Das wird schlicht nicht funktionieren.
Stattdessen muss sie wohl eher sagen "Hör mal, so wie du deinen SC bisher dargestellt ist, macht das den anderen Mitspielern und mir keinen Spaß. Das ist kein gruppenkompatibler Charakter. Daran musst du wirklich was ändern, sonst wird die Gruppe bald nicht mehr mit dir spielen wollen."
Oder meinetwegen auch bei anderer Symptomatik: "Wir haben doch vor Spielbeginn besprochen, was für eine Art Kampagne das werden soll. Der Charakter den du da gebaut hast passt da überhaupt nicht rein."

Insofern ist das halt nicht unbedingt eine Einmischung sondern eher ein Ultimatum: ändere deinen SC / deine Spielweise oder du fliegst. Was ich aber völlig okay finde.

--

Das alles sollten aber schon ziemliche Ausnahmesituationen sein. Im _Regelfall_ und bei einigermaßen sozialkompetenten Spielern dürfte sich die Frage gar nicht stellen.
Der :T:-Sprachführer: Rollenspieler-Jargon

Zitat von: ErikErikson
Thor lootet nicht.

"I blame WotC for brainwashing us into thinking that +2 damage per attack is acceptable for a fighter, while wizards can get away with stopping time and gating in solars."

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Luxferre

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Zitat
Ab und zu wenn es nicht anders geht.

Ist eigentlich nicht das, was ich denke und meine.
Für mich träfe vielmehr "kommt darauf an" zu.

Als SL erspiele ich gerade stückchenweise die Geschichte der letzten 250 Jahre meiner eigenen, neuen Fantasywelt und bringe die Spieler damit auf die Spuren der Kulturen und was so grob im Hintergrund abgeht, bzw. aus späterer Perspektive betrachtet abging.
Dazu mache ich 5 Settings in grob 50 Jahresabständen, in denen ich jeweils eine Auswahl von 5 bis 6 spielbaren SC vorgebe, aus denen die Spieler dann wählen können. Mitglieder einer Spezialeinheit, Absolventen einer Magierakademie, Mitglieder einer obskuren Ritterordens, ein Zwergenclan ... so erschaffe ich die jeweiligen Grundgerüste der spielbaren SC und die Spieler wiederum füllen diese mit Werten und Leben.

So wäre das für mich auf Spielerseite -und ich lege Wert auf meine Freiheiten!- auch okay. So ist es ein Spiel mit den SC auf Zeit.

Für die späteren Abenteuer und/oder Kampagnen wird dieses Konzept nicht passieren können.
Weder meinerseits (SL) oder spielerseitig.

Was aber auch denkbar wäre, wenn ein SL ein Abenteuer mit einer grundlegenden Prämisse vorschlägt und man sich gemeinsam darauf einlässt. Ist ja auch irgendwie ein Einmischen des SL in das Charakterkonzept der Charaktere. Böse Truppe, Dunkelelfenkampagne, Magiergildenintrigendingens ...


"Darf der SL sich in das Charakterkonzept der Figuren einmischen?"

Bedingt: ja
Absolut: nein

Offline Feuersänger

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Jo.

Noch ein Beispiel für bedingte Einmischung: ich hab auch schon mit dem Gedanken gespielt - aber bisher mangels Bedarf noch nicht durchgezogen - als SL erstmal alle SCs vorzugeben, jedenfalls was die mechanische Seite angeht. Das würde ich zum Beispiel so machen wollen, wenn ich nochmal ein D&D 3E-System (inkl PF) leiten sollte. Weil es sonst bei diesen Systemen extrem unwahrscheinlich ist, dass von den Spielern selbst erschaffene Charaktere rauskommen, die auf Augenhöhe zueinander sind. 

Umgekehrt als Spieler würde ich das ebenso akzeptieren, wenn der SL sich mindestens so gut wie ich mit dem fraglichen System auskennt und auf Wünsche meinerseits Rücksicht nimmt -- so wie ich es im obigen Szenario auch tun würde.

Und bei Oneshots mit unbekannten Systemen sowieso, denke aber das muss man nicht debattieren.
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Zitat von: ErikErikson
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HEXer

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Ich habe auch „wenn es nicht anders geht“ angekreuzt. Bei der Figurenerschaffung muss die SL drauf achten, dass eine spielbare Gruppe entsteht, auf die auch alle Lust haben. Später dann hat die SL m. E. das Recht und die Aufgabe nachzuhaken, wenn sich Figuren (vermeintlich) nicht dem verabredeten Figurenkonzept entsprechend verhalten. Ich meine damit nicht, vorzuschreiben, wie sich eine Figur zu verhalten hat, sondern nachzufragen, ob es beim gemeinsamen Verständnis der Figur ggf. Kommunikationsschwierigkeiten gab, und von Flags neu gesetzt werden müssen oder vom Spieler Anpassungen vorgenommen werden sollten. Auch wenn es „weichere“ Merkmale eines Charakterkonzeptes sind, die mehr Interpretationsspielraum bieten, sind es doch letztlich Spielrelevante Eckpunkte bei denen es eine Verlässlichkeit geben muss und nicht willkürlich geändert werden kann. Schließlich würde ja auch bei definierteren Aspekten wie Fertigkeiten kein Spielender eigenmächtig ohne Absprache Spielwerte oder Definitionen modifizieren. Charakterkonzepte müssen abgeprochen werden und sind dann auch verbindlich. Bei Nichteinhaltung darf da zumindest mal kritisch nachgefragt werden.

Offline Issi

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Letzten Endes steckt in jeder Figur der Spieler selbst drin.
Was bedeutet, dass manche vorher detailliert vereinbarten Konzepte "wie die Figur so ist"-den ersten Spielkontakt nicht überleben.
Die als verbindlich anzusehen  und darauf ein Abenteuer aufzubauen, halte ich deshalb idR. für riskant.
Grundsätzlich alles was versucht den Spieler,  und seine Motivationen außen vor zu lassen, bzw. Spieler von Figur komplett zu trennen, ist auf Dauer anfällig zu scheitern.

Statt sich als SL zu überlegen: Wie würde der Charakter, so wie er konzipiert ist, handeln?
Macht es mMn. mehr Sinn zu fragen: Wie würde der Spieler in Rolle dieses Charakters handeln?
Und selbst das ist, da es sich um Menschen handelt, nicht sicher planbar.
Daher macht es bezüglich Plots am meisten Sinn situativ zu entscheiden,  was als nächstes passiert.
Menschen sind nicht berechenbar. Figuren dadurch auch nicht.

Dieses: "Deine Figur hat diese Motivation also muss sie jetzt darauf anspringen, auch wenn du als Spieler für sie was anderes denkst und fühlst"-macht mMn.  keinen Sinn. Und den Spielern vor Allem keinen Spaß.

Offline KhornedBeef

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Geht das nicht am Thema vorbei?
Ich dachte es ging darum, dass die Figuren grundsätzlich motiviert sind, zusammen loszuziehen. Damit man nicht beim Versuch, sich selbst aus dem Charakter herauszuhalten, die Gruppe sprengt.
Dass ich über das Verhalten der Spieler durchaus die Vorhersage treffen darf, dass sie zusammen spielen wollen, setze ich mal voraus. Sonst ist die Runde ganz schnell Geschichte
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Offline Lichtschwerttänzer

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Stattdessen muss sie wohl eher sagen "Hör mal, so wie du deinen SC bisher dargestellt ist, macht das den anderen Mitspielern und mir keinen Spaß. Das ist kein gruppenkompatibler Charakter. Daran musst du wirklich was ändern, sonst wird die Gruppe bald nicht mehr mit dir spielen wollen."
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Das u.a. meinte ich oben, aber auch der Charakter/Gruppe ist Kampagnen aber nicht Gruppentauglich z.B. der Zwerg hat kill on sight Hass für Drow und ein anderer Charakter ist Drow.

Aber auch Dinge, die für mich das leiten unangemessen erschweren o.ä. Temporale Powers z.B.

@foolcat

Als Angebot schön, als ausschliessliche Option für Kampagnen unakzeptabel, das SC Angebot
“Uh, hey Bob?”
“What Steve?”
“Do you feel like we’ve forgotten anything?”
Sigh. “No Steve. I have my sword and my bow, and my arrows and my cloak and this hobbit here. What could I have forgotten?”
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Offline Issi

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Geht das nicht am Thema vorbei?
Ich dachte es ging darum, dass die Figuren grundsätzlich motiviert sind, zusammen loszuziehen.
Das wichtigste ist mMn. dass die Spieler zusammen spielen wollen.
Was die Figuren anfangs wollen, ist sekundär. Die können sich auch erstmal total annerven, ja sogar hassen, solange die Spieler aber motiviert sind zusammen Spaß zu haben, wird sich auch ein Weg für die Figuren finden.
Es reicht für die Figuren oft schon der äußere Zwang zusammen arbeiten zu müssen.
Ein gemeinsamer Gegner, ein gemeinsamer Boss, eine gemeinsame Situation, aus der man nur zusammen wieder rauskommt. Usw.

Edit. Dabei gilt natürlich für Spieler: Sei kein Ar*chloch. Und spiel auch keins.
« Letzte Änderung: 27.08.2019 | 08:33 von Issi »

HEXer

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@Issi:

Da habe ich mich glaube ich unklar ausgedrückt oder du mich falsch verstanden. Es geht mir nicht darum, etwas vorzuschreiben, sondern vorher getroffene Absprachen einzuhalten oder - falls das nicht geht - zu überprüfen und modifizieren. Als SL muss ich meine Vorbereitungen ja auf irgendetwas basieren lassen. Ansonsten wird es ganz schnell beliebig. Und gute flags beinhalten ja meines Erachtens immer auch den Spielenden, nicht nur die Figur.

Das klingt jetzt auch drastischer als ich es meine. Es geht mir tatsächlich nur darum, grundlegende abgesprochene Charakterzüge einzuhalten und nicht jedes Mal nach belieben ins Spiel einzubringen oder eben nicht.

Schreiben sich beispielsweise Spielende explizit „leicht reizbar durch XYZ“ ins Figurenkonzept, dann gehe ich als Spielleitung davon aus, dass das auch im Spiel so umgesetzt wird und überlege mir evtl schon mal im Vorfeld ein paar passende Hooks. Wird das dann manchmal nicht ausgespielt, empfinde ich es als gutes Charakterspiel, wenn die Spielenden gleich in ihrer Erzählung mit erklären, warum das in dieser Situation gerade nicht zündet. Passiert das regelmäßig oder immer, dann muss ich als SL zum einen natürlich die Flags anpassen. Aber auf der anderen Seite müssen dann die Spielenden wohl auch ich Konzept der Spielpraxis anpassen. Sonst können wir wieder einfach nur eine Ansammlung von Spielwerten spielen und wir gehen wieder MonsterbashenTM.

Natürlich gibt es Ausnahmesituationen. Ich habe in meiner langjährigen Runde vor einer Weile einen neuen (sehr guten!) Spieler dazubekommen, der sich vorab ausgebeten hat, sich in der ersten Zeit erstmal in seine Figur einzufinden und das im Spiel zu entwickeln. Natürlich ist das überhaupt kein Problem. Kommunikation ist alles. Ich denke, das ist das, worauf es mir im Grunde ankommt.

Offline Schlangengott

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Das Spieler hier den Straßensam in Herr der Ringe erschaffen würde ist total weit hergeholt...es gibt keine Regeln für sowas...
"Die Menschen sterben und sind nicht glücklich"

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"Auf jeden Fall ist dieser "Auteur" (Schlangengott) ein echtes Phänomen. Eine Art Rollenspielentwickler-Kaspar-Hauser-Kaiser-Caligula-Chimäre. Da DARF, nein da MUSS man gespannt sein."

Zornhau

Offline Issi

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@Issi:

Da habe ich mich glaube ich unklar ausgedrückt oder du mich falsch verstanden. Es geht mir nicht darum, etwas vorzuschreiben, sondern vorher getroffene Absprachen einzuhalten oder - falls das nicht geht - zu überprüfen und modifizieren. Als SL muss ich meine Vorbereitungen ja auf irgendetwas basieren lassen. Ansonsten wird es ganz schnell beliebig. Und gute flags beinhalten ja meines Erachtens immer auch den Spielenden, nicht nur die Figur.

Das klingt jetzt auch drastischer als ich es meine. Es geht mir tatsächlich nur darum, grundlegende abgesprochene Charakterzüge einzuhalten und nicht jedes Mal nach belieben ins Spiel einzubringen oder eben nicht.

Schreiben sich beispielsweise Spielende explizit „leicht reizbar durch XYZ“ ins Figurenkonzept, dann gehe ich als Spielleitung davon aus, dass das auch im Spiel so umgesetzt wird und überlege mir evtl schon mal im Vorfeld ein paar passende Hooks. Wird das dann manchmal nicht ausgespielt, empfinde ich es als gutes Charakterspiel, wenn die Spielenden gleich in ihrer Erzählung mit erklären, warum das in dieser Situation gerade nicht zündet. Passiert das regelmäßig oder immer, dann muss ich als SL zum einen natürlich die Flags anpassen. Aber auf der anderen Seite müssen dann die Spielenden wohl auch ich Konzept der Spielpraxis anpassen. Sonst können wir wieder einfach nur eine Ansammlung von Spielwerten spielen und wir gehen wieder MonsterbashenTM.

Natürlich gibt es Ausnahmesituationen. Ich habe in meiner langjährigen Runde vor einer Weile einen neuen (sehr guten!) Spieler dazubekommen, der sich vorab ausgebeten hat, sich in der ersten Zeit erstmal in seine Figur einzufinden und das im Spiel zu entwickeln. Natürlich ist das überhaupt kein Problem. Kommunikation ist alles. Ich denke, das ist das, worauf es mir im Grunde ankommt.
Ich habe das jetzt allgemein geschrieben.
Nicht speziell auf deinen Post bezogen.
Und klar ich gebe dir Recht: Kommunikation ist alles.
Wobei ich sowas wie " wird wütend bei XYZ" als Spieler gar nicht erst in den Charakter schreiben würde. Und als SL würde ich auch nicht schauen, was dort bezüglich Charakter bzw. Persönlichkeit  geschrieben steht.

Eine Figur ist (für mich) letztlich das, was der Spieler im Spiel daraus macht. Was der Spieler mir als Figur präsentiert.
Ich bin deshalb auch kein Fan, von irgendwelchen aufgeschriebenen, und damit verbindlichen Charakter  Eigenschaften. Es sei denn sie helfen dem Spieler selbst dabei sich die Figur vorzustellen. Doch für mehr taugen sie mEn. idR. nicht.

Edit. Was nicht die Persönlichkeit betrifft, sondern die rein körperlichen Fähigkeiten wie Klettern, Kämpfen usw. ist das natürlich anders. Dass die gesetzt sein müssen, ist klar.
Und dann gibt es noch so Grenzfälle, wo ein Spieler uU. durch seine Darstellung der Figur die Spielwelt mit ihren Vorgaben komplett mit Füssen tritt.
Wo man dann z. B.  als Mitspieler sagt: "So verhält sich aber kein Priester , kein Elf whatever !"
Das ist nicht mehr Rollen gerecht.
Wobei man natürlich auch mit den Antiklischees spielen kann.
« Letzte Änderung: 27.08.2019 | 08:57 von Issi »

Offline Lichtschwerttänzer

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Das Spieler hier den Straßensam in Herr der Ringe erschaffen würde ist total weit hergeholt...es gibt keine Regeln für sowas...
du hast nie GURPS, Hero,  Rifts oder Amber gespielt - da gibt es Regeln bzw Konzepte für genau so was, meine Amberite ist mit ihrer Dampfjacht nach Arda und Mittelerde geschippert.
“Uh, hey Bob?”
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Sigh. “No Steve. I have my sword and my bow, and my arrows and my cloak and this hobbit here. What could I have forgotten?”
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Offline Feuersänger

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Das Spieler hier den Straßensam in Herr der Ringe erschaffen würde ist total weit hergeholt...es gibt keine Regeln für sowas...

Ah-hm -- wenn dieser Satz das bedeutet, was ich denke dass er aussagen soll -- wo kommt das jetzt her? Habe keine Referenz dazu in diesem Thread gefunden.

Allerdings ist das ein Szenario, das sich sinngemäß genau so bei 3E/PF abspielen könnte: der SL möchte eine klassische, erdige und mystische Fantasykampagne leiten, mit Epik und vielen Topoi der Fantastik und Stimmung und das wurde auch so angenommen -- und dann rücken die Spieler mit ihren Charakteren an; der erste hat nen Schafhirten, der zweite nen Ritter, der dritte nen Zauberer, der vierte hat Robocop gebaut und der letzte nen vierarmigen Gorilla.
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Offline Yney

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Ich kann mich Feuersängers Aussage anschließen:
SL-Einmischung in ein Charakterkonzept ist erlaubt und sinnvoll, wenn es darum geht eine funktionale Gruppenkonstellation zu erreichen. Und damit meine ich jetzt nicht "Einer muss aber nen Tank machen", sondern vielmehr die Vermeidung von Einsamen Wölfen, verräterischen Meuchelmördern, Abenteuerverweigerern, Taschenlampenfallenlassern und sonstigen Mein-Charakter-Ist-Halt-So Griefern.
Manchmal kommt es halt allen Vorausabsprachen zum Trotze im Spiel doch zu genau solchen Situationen, die man eigentlich vermeiden wollte.

Allerdings, was heißt "Einmischung"? Die SL kann sich schwerlich hinstellen und sagen "Übrigens, dein Charakter ist kein eigenbrötlerischer Sauertopf, der möglichst nie mit den anderen spricht, sondern ein freundlicher Geselle." - Das wird schlicht nicht funktionieren.

Bei mir kommt noch hinzu, dass ich die Details der Verankerung in der Welt als Spielleiter festlege. Der Spieler entscheidet, wie er sich seine Figur vorstellt und gestaltet sie (Werte und Charakter) selbst aus. Dabei sehe ich es wie Issi, dass man sich den Charakter vorstellen kann (und vielleicht sollte), dass der aber immer im Verlauf des Spiels sein Eigenleben entwickelt und sich wie reale Personen ja auch verändern darf (ein Grund, warum ich Eigenschaften der Art "hasst XY", "hat Phobie bezüglich Z" etc. nicht als Konzeptelement der Regeln mag).
Ich bin gerne dabei, wenn der Spieler die Figur entwirft und lenke ein wenig (im Hinblick auf Einpassung in die Welt als Ganzes aber auch bezüglich der Möglichkeit die Personen der Handlung zusammen zu bringen).
Der Spieler sagt z.B., dass seine Halblingfrau unbedingt Magie erlernen möchte und ein Familienmensch sei. Sie solle aus einer gehobenen Familie der Stadt sein. Dann muss ich evtl. einschränken, weil dort, wo die Geschichte beginnt, die Halblinge zur Unterschicht gehören. Aber vielleicht könnte die kleine Dame eine geschätzte Angestellte in einem gehobenen Haushalt sein, deren Talent für Magie vom Hausherrn früh erkannt und gefördert wurde. Wenn der Spieler dann die Nase rümpft versuche ich alternative Vorschläge zu machen, die seinen Vorstellungen möglichst nahe kommen (die Halblingfrau kommt von weit weit weg und war dort Besitzerin eines großen Weingutes - und muss sich nun in der neuen Umgebung erst mal daran gewöhnen, dass sie nicht den Ton angibt …).
Kurzform: Der Spieler beschreibt, wie er sich seine Figur vorstellt, ich baue der Figur ein möglichst passendes (im doppelten Sinne) Umfeld in der Welt. Der Spieler bestimmt die Figur, ich die Welt, in die er hineingewachsen ist – ebenso wie später im laufenden Spiel.

Das ist sicher nicht jedermanns Stil, aber ich denke auf unterschiedliche Sichtweisen zielte die Eingangsfrage ja ab. ;)

Offline Clagor

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Hallo zusammen,
es ging mir um einen Figur die schon besteht und nun sehr stark verändert werden soll. Danke für die Antworten, es hat für mich durchaus eine Aussage.
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Clagor
Schaut auch auf meinen Kanälen vorbei als "Clagor RPG" auch Youtube und Twitch.tv.

Offline Fezzik

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es ging mir um einen Figur die schon besteht und nun sehr stark verändert werden soll. Danke für die Antworten, es hat für mich durchaus eine Aussage.
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Unter der Bedingung das das vorher außerhalb der Spielsitzung sozusagen von Spieler (eventuell sogar Gruppe) und Sl abgesprochen wurde kann ich mir das vorstellen, sonst geht die Chance gegen 0 % (ich schließe nicht aus das es noch ein gutes Argument dafür gibt, aber ich glaube es nicht)
SL: Labyrinth Lord
Spieler: Brindlewood Bay, Mausritter, Dungeon Crawl Classics
Genres: Pulp, (Dark) Fantasy, Horror, Steampunk

"Falls du mich meinst: Ich spiele Regelwerke und Settings, keine Bilder" - Weltengeist

Luxferre

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Hallo zusammen,
es ging mir um einen Figur die schon besteht und nun sehr stark verändert werden soll. Danke für die Antworten, es hat für mich durchaus eine Aussage.
LG
Clagor

Also nach dem Motto: "Nein, dein Rondrageweihter machte jetzt das-und-das, weil er dies-und-jenes niemals tun wird."  8]

Offline Boba Fett

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Ja, der SpL darf sich einmischen, wenn ein Charakterkonzept völlig inkompatibel erscheint.
Dann sollte man gemeinsam eine Lösung suchen.
Es darf sich aber auch jeder andere Mitspieler einmischen...
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Offline Issi

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Also nach dem Motto: "Nein, dein Rondrageweihter machte jetzt das-und-das, weil er dies-und-jenes niemals tun wird."  8]
Das ist wirklich manchmal kein kleines Problem.
Es gibt ja Spieler, die sich da sklavisch an irgendwelche Beschreibungen aus dem Regelbuch halten.
So ist der Rondrageweihte, und nicht anders.
Und ach ja alle Rondrageweihte sind so, Ausnahmen gibts leider keine.  ;D
Da machen sich manche Menschen das Leben wirklich unnötig schwer.
Man muss auch noch mal unterscheiden zwischen dem was von einem Rondrageweihten verlangt wird, vom Orden.
Und dem Charakter des Helden.
Vielleicht hält der sich überwiegend schon dran, aber nicht immer. Oder er hält sich dran, aber hat nicht immer Spaß dabei.

Es ist doch langweilig wenn alle Helden genauso sind wie erwartet.

Und noch ein ganz wichtiger Punkt: Wenn es nur um Effizienz geht: Dass der SC reibungslos funktioniert, keine Charakterschwäche haben darf, und auch sonst keine Ecken und Kanten haben darf, dann bleibt das ROLLENspiel uU. auf der Strecke.
Es sind doch manchmal gerade die Schwächen, die Klischeebrüche die neue interessante Situationen schaffen können.
Beispiel: Lancelot. Ein tadelloser Ritter, der beste von allen, wäre da nicht die Königin....

Edit. Wenn jetzt ein Ritter oder Ordenskrieger mal  seinen Eid verletzt, dann sollte er sich doch eigentlich eher vor seinem Lehnsherr oder Orden fürchten, nicht vor seinen Mitspielern.  :D
« Letzte Änderung: 27.08.2019 | 11:46 von Issi »

Offline Lichtschwerttänzer

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Das ist wirklich manchmal kein kleines Problem.
Es gibt ja Spieler, die sich da sklavisch an irgendwelche Beschreibungen aus dem Regelbuch halten.
ganz spaßig wird es, wenn der Blödsinn noch nicht mal drinsteht - noch spaßiger wenn es im RW anders steht aber trotzdem so umgesetzt wird.

Ganz lustig halte ich aus dem Gebot der Ehre für RG wird  RG lassen sich sinnlos Suizid - dumm abschlachten


Und noch ein ganz wichtiger Punkt: Wenn es nur um Effizienz geht: Dass der SC reibungslos funktioniert, keine Charakterschwäche haben darf,
weil diese ansonsten missbraucht werden

Zitat
Beispiel: Lancelot. Ein tadelloser Ritter
das ist an´sich kein zutreffendes Klischee auch ohne Guinevre
« Letzte Änderung: 27.08.2019 | 11:48 von Lichtschwerttänzer »
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Offline Boba Fett

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Offline Schlangengott

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Nein, das habe ich wirklich noch nie. Ich kann mich noch lebhaft daran erinnern, wie wir alle in ganz jungen Jahren unsere erste Earthdawn Gruppe hatten (wöchentlich!) und unser Gastgeber telefonierte mit nem Kumpel, und der fragte uns über Telefon was wir denn spielen würden und sagten halt Earthdawn, worauf unser Gastgeber ihn zurück fragt, was er denn spielen würde und da meinte der - GURPS - worauf wir in minutenlanges schallendes Gelächter ausbrachen :d  ~;D



Aber wenn all diese unterschiedlichen Charaktere, also  Straßensam und Ritter aufeinander treffen, dann ist das doch vom System doch so gewollt und sicherlich auch ausbalanciert, oder?
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ganz spaßig wird es, wenn der Blödsinn noch nicht mal drinsteht - noch spaßiger wenn es im RW anders steht aber trotzdem so umgesetzt wird.

Ganz lustig halte ich aus dem Gebot der Ehre für RG wird  RG lassen sich sinnlos Suizid - dumm abschlachten
Falls jetzt ein Ritter mal wegläuft, statt zu kämpfen, aus Überlebenstrieb heraus, kann er ja hinterher im Tempel Buße tun.
Ein Eidbruch kann ja auch mal mit einer Spende beglichen werden, mit einem Schweigegelübde, mit einer Queste whatever.