An Punkten bekommt er 2/5.
Hier meine ausführliche Bewertung (nur für Leute, die den Film gesehen habe oder keine Probleme mit Spoilern haben):
„Endlich ist es zu Ende.“ Das war das erste, was ich nach „Aufstieg des Skywalker“ gedacht habe. Das bezieht sich vor allem auf die gesamte Sequel-Trilogie, aber auch auf den Film selbst. Dieser war in meinen Augen nicht gut.
Das fängt bereits bei der Prämisse des Films an. Imperator Palpatine ist gar nicht tot, sondern hat den Sturz in den Schacht und die Explosion des zweiten Todessterns überlebt. Damit setzt „Aufstieg des Skywalkers“ fort, was bereits „Das Erwachen der Macht“ verbrochen hat: Die heldenhaften Taten von Luke, Leia, Han und dem Rest der Rebellion waren umsonst. Nicht nur, dass es de facto ein zweites Imperium in Form der Ersten/Letzten Ordnung gibt, nein auch der krasse Oberbösewicht schaltet und waltet, wie eh und je.
Seine Verbindungen zur bisherigen Sequel-Handlung und zur Ersten Ordnung sowie zu Kylo und Rey werden dabei irgendwie erklärt, sind aber verwirrend und wirken arg konstruiert. Richtig blödsinnig wird es aber bei der Flotte, die er aus der Traufe gehoben hat. Wo kommt die her? Es gibt doch nicht einfach so auf einem Planeten hunderte von Sternzerstörern, die in diesem Fall ihrem Namen auch noch alle Ehre machen und Planetenkillerwaffen haben. Diese Waffen sind bereits seit „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ auserzählt und daher nervig.
Die Prämisse ist dabei nicht das einzige an der Geschichte, was so konstruiert daherkommt. Der Hauptteil des Film besteht aus einer McGuffing-Jagd, die einer Planetenrundreise gleicht und wesentlich kürzer hätte ausfallen können. Den Charakteren werden dämliche Hindernisse in den Weg gestellt – Sith-Sprache ist soo pöhse, das darf der Roboter-Mensch-Kontakter leider nicht übersetzen –, um noch einen Abstecher nach Planet Blabla machen zu können, wo die Protagonisten auf Person Tralala treffen können. Generell ist mir in diesem Film wieder stark negativ das Fallenlassen von Namen von irgendwelchen Leuten aufgefallen, die wohl mal relevant waren, in der eigentlichen Geschichte aber nicht auftauchen. Das ist verwirrend und lenkt von der eigentlichen Geschichte ab.
Die erwähnte Aufblähung der Geschichte wird noch mehr zum Ärgernis, wenn man bedenkt, wie hektisch die Geschichte erzählt wird, vor allem am Anfang. Das führt zu Schnittgewittern und Einstellungen, die zu Recht eine Epilepsie-Warnung nach sich gezogen haben (zur Inszenierung unten aber mehr). Der Film versucht also gleichzeitig eine total dichte Geschichte zu erzählen und Strecke zu machen. Dieses Strecke-Machen hätte wenigstens dann Spaß gemacht, wenn die Schauplätze und die Ereignisse toll gewesen wären. Doch die sind entweder langweilig oder es wird nichts aus ihnen gemacht. Ein Wüstenplanet, mit einem nur alle 42 Jahre stattfindenden Fest? Ja ne, lass mal schnell vom Fest in die eintönige Wüste abhauen. Was haben wir als nächstes? Ach ja, einen Planeten, auf dem es vor allem dunkel ist, mit einer von der Ersten Ordnung besetzten Stadt. Hier kriegt man zwar mit, was für ein Arschhaufen die Erste Ordnung ist, aber dann ist man schon wieder so schnell weg, wie man gekommen ist. Es folgt ein Abstecher auf einen Sternenzerstörer, wo man erfährt, dass der Verräter der Ersten Ordnung General Hux selbst war, weil der pöhse Kylo Ren den armen Snoke abgemurkst hat. Hux wird als Figur damit vollkommen der Beliebigkeit preisgegeben. Für die Geschichte ist es vollkommen egal, wer der Verräter ist, aber irgendwie muss ja die dünne McGuffin-Jagd aufgeblasen werden.
Die nächste Station ist dann der zum Mond Endor gehörende Planet. Man sieht: Grasland. Wow. Doch halt! Dieser Planet hat mehr zu bieten. Hier ist der fucking Todesstern in ein Meer abgestürzt. Anscheinend ist es total gefährlich, über das Meer zum Todesstern zu schippern. Das hält aber weder Rey noch Finn davon ab, es trotzdem zu tun. Während man bei ersterer noch sieht, wie das passiert und zumindest den Hauch einer Gefahr vermittelt bekommt, ist Finn wohl einfach über‘s Wasser gelaufen. Eine ziemlich vertane Chance. Schließlich macht Rey noch einen Abstecher zu Lukes altem Aufenthaltsort. Dort gibt es ein ziemlich buchstäbliches Deus Ex Machina, aber was soll‘s; Das Drehbuch ist sowieso verhunzt, da fällt so ein Fauxpas mehr oder weniger auch nicht ins Gewicht. Ab zum Finale nach Exegol. Auch hier wird wieder viel an potentieller cooler Umgebung angedeutet, doch stattdessen bekommt man die lächerlich große Imperator-Flotte zu sehen, die bereits bemannt ist. Ach ja, ist das Star-Wars-Universum nicht klein geworden? Dann kommt es endlich zum Finale mit dem Imperator, Rey und Kylo. Dazu aber später mehr.
Nun soll es kurz um die Charaktere gehen, zuallererst Rey. Da sie noch stärkere Fähigkeiten entwickelt hat und damit von allen Filmen her bisher die krasseste Machtnutzerin ist, gibt es wenig Gefahren für sie. Stattdessen droht sie selbst zur Gefahr zu werden. Ein spannender Ansatz, der aber doch nur kurz angerissen und nicht weiter ausgeführt wird, was symptomatisch für den Film ist.
Was wäre gewesen, wenn Rey wirklich für den Tod von Chewbacca verantwortlich gewesen wäre?
Weiter geht es zu Finn. Der wird vor allem in der ersten Hälfte zum Stichwortgeber und Fragesteller degradiert. Generell ein ziemlich nerviger Punkt: Immer wieder müssen Figuren in dem Film offensichtliche Dinge sagen oder sogar wiederholen.
Erst in der zweiten Hälfte darf Finn Eigeninitiative zeigen. Was ich davon halten soll, dass ihm sein einzigartiges Merkmal genommen wurde – er ist nun nicht mehr der einzige desertierte Sturmtruppler, weiß ich nicht so recht. Irgendwie macht es Sinn, dass er nicht der einzige ist, aber es raubt seiner Figur doch einiges ihrer Bedeutung. Von Finn geht es zu seinem besten Kumpel Poe. Allerdings zoffen sich die beiden über große Strecken des Films und wirken daher gar nicht so, wie Buddys. Das macht vor allem Poe als Charakter ziemlich nervig, da er gefühlt der Mission der Helden im Weg steht.
Leias Szenen wirken leider ziemlich belanglos. Dies ist ausnahmsweise nicht die Schuld des Films, denn Carrie Fishers Tod machte hier dem Drehbuch sicherlich einen gehörigen Strich durch die Rechnung und schnelles Umdisponieren ist bei einer solchen Mega-Produktion wie Star Wars sicherlich schwer.
Kylo Ren ist einer der wenigen wirklich gut funktionierenden Figuren. Zwar wird auch sein Charakter-Arc Opfer der Hektik des Films – einmal Papa wiedergesehen und schwupps ist alles wieder gut – aber er hat das Glück von Adam Driver gespielt zu werden und dem sehe ich halt gerne zu.
Positiv hervorzuheben ist noch C-3PO. Er stellt genau das richtige Maß an Comic-Relief dar, wie für den Film nötig und weckt vom Humor her gute Erinnerungen an die Originale.
Von der Geschichte und den Charakteren möchte ich nun auf die Inszenierung zu sprechen kommen. Diese ist mittelmäßig und ziemlich unspektakulär. Es gibt tatsächlich nur einzige Einstellung, die bei mir eine besondere Reaktion hervorgerufen hat: Die Ankunft der Widerstandsschiffe auf Exegol und dazu im Hintergrund das Star-Wars-Theme. Das war‘s. Der Rest ist inszenatorisch belanglos. Nirgends wird mal länger mit der Kamera drauf gehalten, um einen intensiveren Eindruck von Situationen oder Charakteren zu erlangen.
Ganz zum Schluss geht es – wie sollte es anders sein? – um das Finale. Das war nicht gut. Dieses ganze „Rey ist Palpatines Enkelin“-Gedöns musste man schnell schlucken. Es hat keine Bedeutung, denn es ist einfach nur Behauptung. Ob es wirklich stimmt oder nicht, ist auch egal, denn Fakt ist: Rey ist eine krasse Machtnutzerin. Ob sie nun wegen ihrer Verwandtschaft zu Opa Palpatine oder wegen ihrer Machtfülle auf den Thron darf, spielt doch keine Rolle.
Das Finale hätte deutlich besser funktioniert, wenn mögliche Affinitäten Reys zur dunklen Seiten in diesem Film konsequenter aufgezeigt worden wären. Stattdessen wurde sie mit ihrer Machtheilung wieder stärker der hellen Seite zugeordnet. So kommt im Finale keine Spannung auf, weil man es als Zuschauer gar nicht erst in Erwägung zieht, dass Rey den Thron selbstständig besteigen würde. Das hat wohl auch der Film erkannt und baut dafür das Druckmittel der Vernichtung von Reys Freunden durch den Imperator ein. Das wirkt aber wie ein billiger Trick, um Rey ganz sicher in eine bestimme Entscheidungslage zu zwingen. Im Rollenspiel würde man zurecht von Spielleitergängelung sprechen, in diesem Fall ist es Charaktergängelung durch ein einfallsloses Drehbuch.
Am Ende kommt Kylo Ren zu Hilfe und alles ist gut. Das geht vollkommen in Ordnung und ist auch Star-Wars-typisch. Schade daran ist nur, dass hier ein gewisses Potential angedeutet wird, was eine stärker auf die Rey-Kylo-Beziehung gemünzte Trilogie hätte haben können.
Was ziehe ich also für ein Fazit? Weder die Prequels noch die Sequels kommen ansatzweise an die Brillianz der Originale heran. Das liegt nicht an nostalgischer Verklärung, sondern an der hervorragenden inszenatorischen und plottechnischen Umsetzung der Originale. In ihrer Einfachheit lag ihre Genialität. „Aufstieg des Skywalker“ macht es sich plottechnisch zu schwer und inszenatorisch zu leicht. Heraus kommt ein ziemlich belangloser Film.