Autor Thema: Ethik und Rollenspiel  (Gelesen 20315 mal)

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Offline Whisp

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Re: Ethik und Rollenspiel
« Antwort #25 am: 15.09.2019 | 13:13 »
Coole Inputs. Danke.

Ich würde gern einmal das Thema Ethik und Moral, aus meiner Sichtweise erklären - also warum ich das Thema so gewählt habe.

Das Thema, was ich angesprochen habe, ein Problem der Entscheidungsfindung: Was soll "ich" tun ? (was tue "ich" als "Mitspieler" =realworld vs was tue "ich" als "char").

Es wird dann moralisch, wenn wir Sitten, Normen und Gebräuche unserer Realität (also des Spielers) und/oder die der RPG-Welt (also des Charakters) betrachten.

Ethik (als Disziplin der Philosophie) wäre dann die Beschreibung, Analyse und der Vergleich der moralischen Konflikte in der Entscheidungsfindung. [man korrigiere mich, wenn ich dies hier falsch definiere]

Nehmen wir den Dieb und den Paladin (keine Ahnung, ob das folgende Meta-Konstrukt klappt oder in den nonsens degeneriert ...)

a) Paladin-Spieler
Tugendethisch: "Sei ein guter Mitspieler, halte dich an die allgemein akzeptierten Regeln (geschriebene wie ungeschriebene) und verdirb niemanden das Spiel"
Deontologisch: Handlungsweisen im Spiel sind "unabhängig" von der Situation, so wie man es auch von den anderen für sich erwartet (kat.Imperativ)
Teleologisch: "Sieh zu, dass es ein geiler Spielabend wird und alle glücklich heim gehen"

a) Paladin-Rolle
Tugendethisch: "Setzte die Gesetze des Gottes XYZ mit Feuer und Schwert um. Richte und Bestrafe das Unrecht nach dem Codex was auch immer"
Deontologisch: Handlungsweisen sind "unabhängig" von der Situation, so wie man es auch von den anderen für sich erwartet (kat.Imperativ)
Teleologisch: "Reinige die Welt vom Bösen, erschlage alle Verbrecher und Monster"

Ich sehe bei den meisten fantasy Archetypen nur wenig deontologische Ansätze (ich stelle mir grad Kant vor einem Oger mit Keule vor...), da ist eher viel "plastische" Tugendethik & Teleologie, die wahrscheinlich auch übertrieben dargestellt wird.

Wenn nun der Mitspieler der Dieb ist, den es in-Game so strafen gilt, dass es auch out-game Relevanz hat, kollidieren die "reale" und "konstruierte" Moral miteinander. Einige sagen nun, dass dies immer zu Lasten des Chars aufgeht und damit kein moralischer Konflikt besteht, der ethisch behandelt werden könnte. Das habe ich ehrlich gesagt schon anders erlebt.

Bei anderen sieht man aber m.M. durchaus, dass da viel Moral und Ethik drinsteckt, wenn auch auf einer abstrakten Ebene: Allein der Punkt, des "Mal gucken, WIE du deinen Paladin spielst" ist interessant, wobei dann wiederum der GM als plötzlich 3. Instanz hinzukommt.


Änderung: Ich denke meine Beispiele sind grad das Problem...

Spannend... mehr input?
   

« Letzte Änderung: 15.09.2019 | 13:18 von Whisp »
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Offline Maarzan

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Re: Ethik und Rollenspiel
« Antwort #26 am: 15.09.2019 | 13:25 »
Zu einer Konfliktsituation - auch auf Spielerebene - gehören immer zwei.
Das heißt nicht, dass es nicht EINEN Schuldigen geben könnte, aber ohne eine komplette Situationsbeschreibung inkl. der Vorgeschichte wird man da keine allgemeingültige Aussage zu treffen können.

Und Punkt 3 ist nicht mal irgendwo ethisch, sondern einfach die interne Überlegung des Spielers für seine Figur, ob die jetzt sesshaft werden (und damit ggf ausscheiden oder zumindest im aktiven Spiel pausieren) will.
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Offline Lichtschwerttänzer

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Re: Ethik und Rollenspiel
« Antwort #27 am: 15.09.2019 | 13:31 »
Pah, Feinheiten!
Entscheidender Art

Zitat
sehe ich den Paladinspieler da schon selbst in der Verantwortung aus der Zwickmühle herauszukommen - oder halt die Weltsicht seines Charakters nochmal grundlegend zu überarbeiten.
mit anderen Worten der Spielspass des Diebes Spielers und das sein Charakter so ist wird auf den Paladins und dessen Spieler abgeladen.

@Der Läuterer

a) Normalerweise würde nicht mal der König eines "guten" Reiches bei mir es wagen einen Paladin anders als mit Respekt zu behandeln.

b gut und ehrenhaft
1 Paladine haben den Durchsuchungsbefehl u.ä. divine eingebaut
2 gut und ehrenhaft bedeutet nicht dumm und fair, bedeutet nicht keine Hinterhalte,  nicht einschleichen, verbietet keine Angriffe von hinten usw, Fliehende Feinde zu verfolgen …

Ein Paladin würde sich mit bösen Chars gemein machen um sie auf den rechten Pfad zu führen oder wenn das andere Übel so BÖSE wäre, das es akzeptabel wäre

@Whisp

a) Paladin-Spieler
tugendethisch gilt für alle, da sehe ich keinen Unterschied nach Klasse usw
Deontologisch:  ist natürlich situativ
Teleologisch: gilt natürlich für alle

a) Paladin-Rolle
tugendethisch : wenn nötig
Teleologisch:wenn nötig und angemessen und Gesetzesbruch ist nicht gleich Verbrechen
“Uh, hey Bob?”
“What Steve?”
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Offline Der Läuterer

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Re: Ethik und Rollenspiel
« Antwort #28 am: 15.09.2019 | 13:53 »
Lichtschwerttänzer, Deine Art des Umgangs mit dem Paladin wäre seinerzeit ein schöner Ansatz gewesen, aber leider hatte unser SL andere Vorstellungen von GUT.

Ich kann mich erinnern, dass mein Paladin sogar zeitweise seine (sehr beschränkten) Heilfähigkeiten einbüsste, weil sein 'Gott' eine Verfehlung bemerkt zu haben glaubte. Das war eine Freude.

Diese Figur war wirklich defizitär. Positiv hats nichts gebracht (siehe CHA). Aber zu Glück gab es dafür dann zum Ausgleich Nachteile und Repressalien.
Ehrlich gesagt bin ich auch nur wegen der Mitspieler bei der Gruppe geblieben.
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Offline Maarzan

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Re: Ethik und Rollenspiel
« Antwort #29 am: 15.09.2019 | 14:07 »
Lichtschwerttänzer, Deine Art des Umgangs mit dem Paladin wäre seinerzeit ein schöner Ansatz gewesen, aber leider hatte unser SL andere Vorstellungen von GUT.

Ich kann mich erinnern, dass mein Paladin sogar zeitweise seine (sehr beschränkten) Heilfähigkeiten einbüsste, weil sein 'Gott' eine Verfehlung bemerkt zu haben glaubte. Das war eine Freude.

Diese Figur war wirklich defizitär. Positiv hats nichts gebracht (siehe CHA). Aber zu Glück gab es dafür dann zum Ausgleich Nachteile und Repressalien.
Ehrlich gesagt bin ich auch nur wegen der Mitspieler bei der Gruppe geblieben.


Ich fürchte da bist du Opfer von Drama- (huch, eingefallener und sich jetzt rehabilitieren müssender Paladin, wie stylisch) oder gestörtem Herausforderungsdenken (Paladine sind doch eh overpowered, jetzt wollen wir mal ein wenig anziehen) geworden.
Nebenbei wäre noch "soziales kann doch genauso gut ausgspielt werden" möglich.  8)



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Offline Daniel E.

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Re: Ethik und Rollenspiel
« Antwort #30 am: 15.09.2019 | 14:09 »
@Whisp Die Begriffe Tugendethik, Deontologie und Teleologie habe ich damals ganz anders gelernt; da möchte ich nachhaken.

Tugendethik: im Sinn des Aristoteles stellt eine Tugend die (gerechte) Mitte zwischen zwei extremen Charaktereigenschaften dar. Mut bspw. ist die tugendhafte Mitte zwischen den Extremen Feigheit und Tollkühnheit; Großzügigkeit die Tugend zwischen Geiz und Verschwendung; usw. Ohne den Einsatz der eigenen Vernunft und viel praktischen Übens sind Tugenden nicht erreichbar. Deine Beschreibung der Paladin-Rolle als blindes Umsetzen der Befehle eines Gottes mit Feuer und Schwert scheint mir damit nichts zu tun zu haben - mehr noch: das blinde Ausführen von Gottesbefehlen scheint mir mit keiner Ethik etwas zu tun zu haben.

Ein tugendethischer Paladin würde immer noch dem (gerechten) Maß in seinem Handeln streben. Er würde z. B. mit seiner Hilfe nicht geizen, aber sich auch nicht ausnutzen lassen. Er würde nicht grausam sein, aber Strafen, wenn es die Gerechtigkeit fordert; usw. Man könnte sogar dafür argumentieren, dass dieser Paladin keinen Gott und keinen Eid braucht (oder haben kann?).

Auf der Ebene des Spielers stellt sich die Frage, welche Tugenden für den Spieleabend gefordert sind. Fairness beim spotlight könnte eine sein. Dann hieße es: stelle dich nicht immer in den Vordergrund (auf Kosten der anderen), aber nimm dir auch das spotlight, das dir zusteht. Mit dem Befolgen allgemein akzeptierter Regeln hat das erst einmal nichts zu tun (siehe hier vielleicht Habermas' Diskurs-Ethik). Vielmehr muss der tugendethische Spieler stets abwägen, wie das gerechte Maß in seinem Verhalten aussieht.

Deontologie bzw. Pflicht-Ethik: "Handle stets so, dass die Maxime deines Handelns jederzeit zugleich als allgemeine Gesetzgebung dienen könnte (frei nach Kants kategorischem Imperativ)". Also: welche Absicht habe ich und könnte diese Absicht als allgemein gültiges Gesetz fungieren? Beispiel 1: Ich will stets Menschen in Not helfen. Das könnte ein allgemeines Gesetz sein, ohne, dass es zu Widersprüchen der Logik oder meines Eigeninteresses führt - daher ok. Beispiel 2: Ich will mich stets bereichen, egal ob andere dabei zu Schaden kommen. Das könnte kein allgemeines Gesetz werden, denn wenn sich jeder verhalten würde wie ich, dann nähme ich dadurch Schaden. Das steht im Widerspruch zu meinem Eigeninteresse - daher nicht ok.
Du hast recht, Whisp, wenn du sagst, dass diese Überlegungen unabhängig von Kontexten sind (zumindest ihrem Anspruch nach); ich wollte es nur etwas präzisieren.

Auf Charakterebene muss sich der Paladin also die Frage stellen: Welche Absicht verfolge ich mit der Bestrafung des Diebs? Kann diese Absicht allgemein verbindlich sein? Den Dieb bspw. davon abzubringen, weiterhin zu stehlen, scheint mir auf den ersten Blick ein guter Kandidat für eine moralische Pflicht zu sein.
Übrigens: Dieser Paladin hätte vielleicht sehr wohl einen Eid, aber ob er sich der spezifischen Moral eines spezifischen Gottes anschließen würde, bezweifle ich.

Auf Spielerebene muss sich der deontologische Spieler fragen, welche Absicht er verfolgt. Die Absicht, seinen Charakter auf biegen und brechen ausspielen zu wollen, wird - vermute ich - dem Verallgemeinerungsanspruch nicht standhalten können. Der Spieler des Diebs sollte sich die Frage aber ebenfalls stellen.

Teleologie schließlich ist keine Ethik/Moral, sondern eine metaphysische Annahme. Sie stammt ebenfalls von Aristoteles und dient unter anderem der Rechtfertigung seiner Tugendethik. Die Idee dahinter ist, ganz grob, dass jedem Ding ein Zweck innewohnt, den zu erreichen für das Ding naturgemäß ist. Dem Samenkorn liegt bereits im Wesen, ein Baum zu werden. Wird es ein Baum, dann lebt es richtig. Auch dem Menschen wohnt ein Zweck inne, nämlich glücklich/glückselig zu sein. Wie erreicht er diesen? Durch Tugend; siehe Tugendethik.

Offline JollyOrc

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Re: Ethik und Rollenspiel
« Antwort #31 am: 15.09.2019 | 14:30 »
Nur kurz zu der Dieb-Paladin Sache:

Das ist doch vollkommen klar, dass Dieb was klaut, und Paladin das dann richten soll. Wo sollen wir sonst unser Drama hernehmen?! Und überhaupt, was ist mit den ganzen Batman/Catwoman Geschichten?

Will sagen: Das ist nur dann ein Problem, wenn da alle einzeln für sich ihre Charaktere spielen, und im Normalfall nicht auf das Gruppengefüge achten (müssen/wollen/?), und ihnen das dann unweigerlich auf die Füße kracht.
Fürs Protokoll: Ich bitte hiermit ausdrücklich darum, mich in der Zukunft auf schlechte oder gar aggressive Rhetorik meinerseits hinzuweisen. Sollte ich das dann wider Erwarten als persönlichen Angriff werten, bitte auf diesen Beitrag hier verweisen und mir meine eigenen Worte um die Ohren hauen! :)

Offline Lichtschwerttänzer

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Re: Ethik und Rollenspiel
« Antwort #32 am: 15.09.2019 | 14:47 »
Batman ist ja vieles aber kein Paladin
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Offline JollyOrc

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Re: Ethik und Rollenspiel
« Antwort #33 am: 15.09.2019 | 15:02 »
Batman ist ja vieles aber kein Paladin

hängt von der Inkarnation ab. Das ist hier aber dann wirklich offtopic.
Fürs Protokoll: Ich bitte hiermit ausdrücklich darum, mich in der Zukunft auf schlechte oder gar aggressive Rhetorik meinerseits hinzuweisen. Sollte ich das dann wider Erwarten als persönlichen Angriff werten, bitte auf diesen Beitrag hier verweisen und mir meine eigenen Worte um die Ohren hauen! :)

Offline Alexander Kalinowski

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Re: Ethik und Rollenspiel
« Antwort #34 am: 15.09.2019 | 15:20 »
mit anderen Worten der Spielspass des Diebes Spielers und das sein Charakter so ist wird auf den Paladins und dessen Spieler abgeladen.

Mit anderen Worten: bei meinem Ansatz müssen beide zurückstecken. Einen Paladinspieler, der auf die kompromisslose Durchsetzung seines Charakters beharrt, würde ich in diesem Kontext für bedenklich halten.
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Offline Maarzan

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Re: Ethik und Rollenspiel
« Antwort #35 am: 15.09.2019 | 15:23 »
Mit anderen Worten: bei meinem Ansatz müssen beide zurückstecken. Einen Paladinspieler, der auf die kompromisslose Durchsetzung seines Charakters beharrt, würde ich in diesem Kontext für bedenklich halten.
Beide müssen zurückstecken - und das ist der Paladinspieler ?!? :think:
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Offline Lichtschwerttänzer

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Re: Ethik und Rollenspiel
« Antwort #36 am: 15.09.2019 | 15:26 »
Mit anderen Worten: bei meinem Ansatz müssen beide zurückstecken.
Der Diebesspieler hat wo zurückgesteckt?

Zitat
der auf die kompromisslose Durchsetzung seines Charakters beharrt, würde ich in diesem Kontext für bedenklich halten.
aber das der Diebspieler es tut ist in Ordnung?
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Re: Ethik und Rollenspiel
« Antwort #37 am: 15.09.2019 | 15:29 »
hängt von der Inkarnation ab. Das ist hier aber dann wirklich offtopic.

Nicht zwingend. Es gibt ja selbst in der Gerechtigkeitsliga den einen oder anderen nicht ganz rein blütenweißen "Helden"; ein ganz klassisches Beispiel für einen zumindest ehemaligen "Dieb" wäre hier etwa Plastic Man als früherer Kleinganove, der je nach Version sogar die Heldenkarriere mehr als Egotrip angefangen haben soll (und in mindestens einer Batman: The Brave And The Bold-Folge noch echte Probleme mit seiner Kleptomanie hat) und trotzdem, wenn nicht zum Teil sogar gerade deshalb, ein wertvolles Teammitglied ist. Nicht jeder, der sich durchaus ehrlich und aus Überzeugung für das "Gute" engagiert, muß also deswegen gleich zum "perfekten" Capeträger mit stählernem Kinn und Stock im Hintern mutieren.

Nachsatz: Wie gesagt, das Problem mit unserem Beispieldieb scheint eher zu sein, daß ihm die Gruppe am A...llerwertesten vorbeigeht. Selbst als Teil einer ausgesprochenen Bande sollte man früher oder später eigentlich gelernt haben, daß man sich mit seinen Kumpels im Zweifelsfalle erst mal abspricht.
« Letzte Änderung: 15.09.2019 | 15:40 von nobody@home »

Offline Rorschachhamster

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Re: Ethik und Rollenspiel
« Antwort #38 am: 15.09.2019 | 17:27 »
Nachsatz: Wie gesagt, das Problem mit unserem Beispieldieb scheint eher zu sein, daß ihm die Gruppe am A...llerwertesten vorbeigeht. Selbst als Teil einer ausgesprochenen Bande sollte man früher oder später eigentlich gelernt haben, daß man sich mit seinen Kumpels im Zweifelsfalle erst mal abspricht.
wie lest ihr das denn in das Beispiel rein. Da steht nur das der Paladin über den Dieb richten soll, was zumindest ein wenig äußeren Zwang bedeutet, etwas was weder zwangsläufig den Spieler des einen oder anderen in die Rolle des Tunichtgutes/Gruppenzerstörers drängt.
Zitat
Der Spieler eines Praiosgeweihten bei DSA / Paladin einer Rechtsgottheit. Dieser soll Recht über einen jungen Dieb (Mitspieler) sprechen, der aber Teil der Abenteurergruppe war
Rollenkonform wäre es, den Dieb zu verurteilen. Der SC ist damit aber raus.
Das einzige was mich irritiert, ist "Der SC ist damit raus." Warum?  :think:
Rorschachhamster
DMG Pg. 81 " The mechanics of combat or the details of the injury caused by some horrible weapon are not the key to heroic fantasy and adventure games. It is the character, how he or she becomes involved in the combat, how he or she somehow escapes — or fails to escape — the mortal threat which is important to the enjoyment and longevity of the game."

Offline Lichtschwerttänzer

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Re: Ethik und Rollenspiel
« Antwort #39 am: 15.09.2019 | 17:48 »
Was mich stört ist das dem Paladin für der Dieb ist raus die Schuld zugeschoben wird
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Re: Ethik und Rollenspiel
« Antwort #40 am: 15.09.2019 | 18:10 »
wie lest ihr das denn in das Beispiel rein. Da steht nur das der Paladin über den Dieb richten soll [...]

Tja...aus welchem Anlaß denn, bitte? Weil der Diebescharakter tatsächlich etwas angestellt hat oder einfach nur, weil auf dem Charakterblatt halt "Dieb" steht? Nachdem Letzteres nicht wirklich viel Sinn ergibt (über den Dieb qua Dieb "richten" hätte der Paladin in dem Fall ja schon müssen, als sie sich beide derselben Gruppe angeschlossen haben -- das ist also vermutlich bereits Geschichte), scheint es erst mal nur logisch, das Erstere anzunehmen; der Dieb hat sich also wohl etwas zuschulden kommen lassen und ist dabei erwischt worden.

(Okay, prinzipiell gäbe es da noch die Möglichkeit, daß der Dieb zu Unrecht beschuldigt wird. Wenn der Paladin aber gar nicht erst von seiner Schuld überzeugt ist, hat er auch keinen echten Grund, ihn großspurig zu verurteilen.)

Offline JollyOrc

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Re: Ethik und Rollenspiel
« Antwort #41 am: 15.09.2019 | 18:17 »
Nachsatz: Wie gesagt, das Problem mit unserem Beispieldieb scheint eher zu sein, daß ihm die Gruppe am A...llerwertesten vorbeigeht. Selbst als Teil einer ausgesprochenen Bande sollte man früher oder später eigentlich gelernt haben, daß man sich mit seinen Kumpels im Zweifelsfalle erst mal abspricht.

nochmal, weil ich den Eindruck habe, dass ob der Batman-Erwähnung, der Punkt verlorengegangen ist:

Das muss doch gar kein schlimmer Konflikt zwischen Spiel- und Personnageninteresse sein! Das Drama "wie wird Paladin über Dieb richten, wie gehen die beiden miteinander um, insbesondere in Anbetracht der gemeinsam erlebten und verbindenden Dinge?" ist doch ganz großartig!

Wer sagt denn, dass die Gruppe nicht genau sowas haben will, dass genau das die Würze des Inter-Personnagen-Drama ist? Blechpirat und ich zB hätten an sowas sicherlich eine Menge Freude!
Fürs Protokoll: Ich bitte hiermit ausdrücklich darum, mich in der Zukunft auf schlechte oder gar aggressive Rhetorik meinerseits hinzuweisen. Sollte ich das dann wider Erwarten als persönlichen Angriff werten, bitte auf diesen Beitrag hier verweisen und mir meine eigenen Worte um die Ohren hauen! :)

Offline Lichtschwerttänzer

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Re: Ethik und Rollenspiel
« Antwort #42 am: 15.09.2019 | 18:23 »
Das passt nicht so ganz mit der Beschreibung des TE zusammen
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Offline Issi

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Re: Ethik und Rollenspiel
« Antwort #43 am: 15.09.2019 | 18:42 »
Meine Figur hat mal auf einem Fest was mitgehen lassen(Auf geheimer Mission) , und wurde von Wachen erwischt.
Strafe für Diebe: Hand ab.
Sagt die rechtschaffene Figur in der Gruppe zu mir: "Ich kann dir jetzt nicht helfen. Aber nimm die Hand später mit. Ich zaubere sie Dir wieder ran. "
 ~;D

Kurz es gibt fast immer einen Zwischenweg.
Und Auflagen (durch Gebote und Gesetze), sind nicht zwingend  das Selbe, wie das eigene Gewissen, die eigene Moral,  und steht auch nicht immer zwangsläufig über persönlichen Beziehungen.

Hat man im Film teilweise auch. Bei "Miami Vice " z. B.  verhilft der Cop am Ende seiner Geliebten zur Flucht, auch  bei " Sherlock Holmes" das Gleiche . etc.
« Letzte Änderung: 15.09.2019 | 18:52 von Issi »

Offline Der Läuterer

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Re: Ethik und Rollenspiel
« Antwort #44 am: 15.09.2019 | 18:45 »
Als Lawful Good Char (immerhin gibt es ja noch die LE Variante) habe ich meinen Paladin wohl eher als einen Pfadfinder angesehen.

Man kann ihn sicher auch als bornierten und dogmatischen Krieger anlegen, kommt dann aber schnell in die Richtung eines Inquisitors und Hexenjägers. Das war nie das, was mir damals bei der Figur vorschwebte.

Ich sehe ihn mehr als eine mahnende und helfende Hand, ohne dabei gleich in die Rolle einer Mutter Theresa zu verfallen, aber m.M.n. ist er sicherlich niemand, der den gestohlenen Apfel mit dem Abschlagen einer Hand bestrafen würde.

Als Paladin würde ich jenen ansehen, der regulierend eingreift und verhindert, dass jemandem für einen gestohlenen Apfel derart hart bestraft wird.
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Swafnir

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Re: Ethik und Rollenspiel
« Antwort #45 am: 15.09.2019 | 18:49 »
Es darf halt nicht eindimensional werden. Der Paladin muss ein wenig Nachsicht haben und der Dieb darf es nicht übertreiben. Irgendwann müssen die zwei dann einen Konsens finden. Ich wüsste jetzt auch nicht was ein Paladin gegen einen Dieb haben sollte, der einen Robin Hood macht.

Klar, klaut der Dieb der Oma ihre Kaffemühle, dann muss ihm der Paladin einen Satz heiße Ohren verpassen. Klaut er einen Apfel, könnte der Paladin dem Verkäufer ja auch einfach ne Kupfermünze zustecken.

Es müssen sich aber beide SCs und deren Spieler aufeinander zubewegen.

Offline Maarzan

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Re: Ethik und Rollenspiel
« Antwort #46 am: 15.09.2019 | 18:53 »
Der Paladin hat in den meisten Varianten einen überirdischen Chef, der schon mal festgelegt hat was gut und was böse ist und in welchem Rahmen das dann behandelt wird.
Und dies sollte dem Spieler auch zur Erschaffungszeit bekannt gemacht sein, z.B. über Nachlesbarkeit im Regelwerk.
Ähnliches sollte für den Dieb und den ihn grob erwartenden Strafenkatalog gelten.
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Offline Issi

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Re: Ethik und Rollenspiel
« Antwort #47 am: 15.09.2019 | 19:10 »
Das ist der dramatisch interessante Bereich,  den ich " schwimmende Dramatik " nennen würde. Genau solche Situationen machen das Spiel häufig  interessant.

Aber eigentlich ist es auch ein Dreieck.
Ein Dreieck bringt Spannung:
King Arthur, Guinevere, Lancelot/,
Polizeichef , Undercover Cop, Gangster Freundin/
Erzabt, Bruder Tuck, Robin Hood...usw.

Die dritte Instanz (subtil im Hintergrund ) ist oft der oberste Gesetzes Hüter.
(Der das Gesetz vertritt).

So muss sich die gesetzestreue Figur nicht nur vor sich selbst rechtfertigen, sondern was meist noch schwieriger ist (sofern das rauskommt ), vor ihrem "Chef".
D. h.  : Dem Hauptmann, dem Sheriff, dem König, dem Abt, dem Papst.... usw.

Aber auch vor Gemeinschaften innerhalb ihres Umfeldes: Den Kollegen, den Glaubensbrüdern, der Familie,  den Fans, der Gesellschaft... usw.

Bricht eine rechtschaffene Figur mit ihrer "Rolle", die ihr vom Umfeld zugewiesen wird, so kommt auch ihr Ruf in Gefahr, ihre gesamte "Position. "
« Letzte Änderung: 15.09.2019 | 19:18 von Issi »

Offline Lichtschwerttänzer

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Re: Ethik und Rollenspiel
« Antwort #48 am: 15.09.2019 | 19:18 »
Meine Figur hat mal auf einem Fest was mitgehen lassen(Auf geheimer Mission) , und wurde von Wachen erwischt.
Strafe für Diebe: Hand ab.
Sagt die rechtschaffene Figur in der Gruppe zu mir: "Ich kann dir jetzt nicht helfen. Aber nimm die Hand später mit. Ich zaubere sie Dir wieder ran. "
 ~;D
irgendwie kommt das nicht nach Respekt vor dem Gesetz rüber

Sherlock ist kein rechtschaffen - gesetzestreuer Charakter, der ist an der Herausforderung interessiert und wenn es zu seinen Ansichten passt macht er sowas.
Ich wüsste jetzt auch nicht was ein Paladin gegen einen Dieb haben sollte, der einen Robin Hood macht.
Prinz John wäre auch keine legitime Autorität usw. da sehe ich den Paladin durchaus als Teil der Merry  MenLance ist kein Paladin

Parsifal ist einer und auch Galahad aber nicht Lance
“Uh, hey Bob?”
“What Steve?”
“Do you feel like we’ve forgotten anything?”
Sigh. “No Steve. I have my sword and my bow, and my arrows and my cloak and this hobbit here. What could I have forgotten?”
“I don’t know, like, all of our stuff? Like the tent, the bedroll, my shovel, your pot, our cups, the food, our water, your dice, my basket, that net, our spare nails and arrowheads, Jim’s pick, my shovel, the tent-pegs…”
“Crap.”

Offline Issi

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Re: Ethik und Rollenspiel
« Antwort #49 am: 15.09.2019 | 19:35 »
Hallo zusammen!

Ich würde gern mal ein kleines Projekt machen und suche noch Mitstreiter.

Es geht um eine Umfrage zum Thema "Ethik" im Rollenspiel und zwar, in wie weit Spieler moralisches Handeln ihrer Charaktere leben oder ob Sie eher ihre eigenen Moralvorstellungen umsetzen. Es geht also um moralische Dilemmata (sowohl in-Game als auch in/out-of game).

Hierzu eignen sich vor allem Charaktere mit einem starken Verhaltens-Codex, z.B. Paladine bei D&D oder Geweihte bei DSA

Beispiel:
Der Spieler eines Praiosgeweihten bei DSA / Paladin einer Rechtsgottheit. Dieser soll Recht über einen jungen Dieb (Mitspieler) sprechen, der aber Teil der Abenteurergruppe war
Rollenkonform wäre es, den Dieb zu verurteilen. Der SC ist damit aber raus.

Es ergibt sich also ein Dilemma zwischen dem Rollenspiel (Konformität mit der Rolle) und dem Real-Life (Mitspieler ist sauer, wenn sein SC "raus ist")

Meine Frage ist: wie reagiert der Spieler des Paladins nun = beugt er sich der Rolle oder dem Peer Pressure des Real-Life? 
Ich denke, da wird es solche und solche geben, aber ich fände es mal interessant, es sich anzusehen, auch wie es sich abhängig von Rollenspielerfahrung, Geschlecht, gefühltem immersionsgrad und Alter verhält.

Beispiel 2
Eine Abenteurergruppe hat die Wahl zwischen dem Retten eines Dorfes vor einer Orkhorde und der Gelegenheit eine transdimensionale Schatzkammer mit Massen an Loot (Gold, Wissen, Geheimnisse) zu besuchen (Zeitfaktor erlaubt nur eines).

Beispiel 3
Ein erfahrener Ritter erhält vom König für seine Abenteuer die Belohnung eines Grafentitels und ein eigene Lehen. Fürs Spiel wäre er raus, wenn er das Angebot annimmt. Die Rolle ist aber klar, die eines Adligen und von der Hintergrundgeschichte darauf zugeschnitten Graf zu werden.


Das ist nur mal ein Ideenkonstrukt...

Freue mich auf Input. Vielleicht gibt es dazu ja sogar schon was. 
   
Erstes Beispiel:
Es wäre nicht zwingend  Rollenkonform den Dieb zu verurteilen, wenn der Dieb ein sehr enger Freund ist.
Es wäre erstmal" Gesetzeskonform".
"Rollenkonform" und " Gesetzeskonform" sind zwei Dinge, die man hier diffenzieren muss. **

Zu 2.
Da kann doch jede Figuren was anderes machen. Gruppentrennung ist hier eine denkbare Option.
Die Optionen werden ja vom SL selbst zeitgleich angeboten, also müssen auch beide möglich sein.

Zu 3. Hier muss man keinesfalls automatisch raus sein. Dann hat die Figur eben ein Anwesen. Dennoch kann sie mit passendem Vertreter auch reisen.
Und notfalls wird eben etwas sandboxiger gespielt. Also mit Schwerpunkt auf einer bestimmten Region.
Das geht auch.

Edit.**
Nochmal überspitzt formuliert: Wenn der Paladin seinen Freund den Dieb nach vielen Abenteuern, in denen sie Seite an Seite gekämpft, und sich gegenseitig das Leben gerettet haben (Ja hier gibt es schon mal eine ordentliche Portion Schuld und Verantwortung dem Dieb gegenüber), einfach, (ohne jeden Zweifel, inneren Konflikt) wegen einem geklauten Gegenstand hinrichtet, dann fällt mir nur ein : Das ist nicht Rollengerecht!
Denn SC im Rollenspiel retten sich ständig gegenseitig das Leben, bzw. sorgen für einander.
Kämpfen miteinander- das wiegt nicht nichts.
Und wirkt sich auch auf die Rolle aus.
Tut es das nicht- dann ist der Paldin vermutlich frei von jeder inneren Moral. Ein Psychopath- ladin.
Dass die Figur angeblich aus innerer Moral heraus handelt, macht sie noch unglaubwürdiger, und  lässt sie zu einer Karrikatur verkommen.

Solche Figuren, (ohne innere Moral und Gewissen)kann es natürlich auch geben.
Nur würde ich das jetzt nicht zur Norm von: "So zu handeln, ist für einen Paladin normal" machen.
« Letzte Änderung: 16.09.2019 | 08:35 von Issi »