Hallo zusammen.
ich war jetzt mal einige Zeit off-line und bin über den input (positiv) überrascht!
Danke!
Wie ich bereits angab, ist denke ich ein Problem die mangelnde Präzision meiner Beispiele. Zudem habe ich den GM nicht ausreichend bedacht, der im Gegensatz zum Reallife als schlichtendes und kontrollierendes Element dienen kann - aber auch Verursacher der Problematik sein kann. Genauso können Spieler ihre SC-Wahl instrumentalisieren, um einen anderen Spieler zu testen (Mal sehen WAS du für einen paladin spielst", wenn ich den Dieb spiele)
Die Frage ist für mich, in wie weit es Spieler schaffen, das eigene moralische Grundverständnis abzulegen und in-game das ihrer Charaktere umzusetzen, auch wenn dies moralische Konflikte im Real-Life bedeutet.
Oder: Korrumpiert die Real-Life Moral die Figuren-Moral - und wenn nicht, was geschieht dann im real-Life.
Ich möchte ein anderes Beispiel nehmen (es ist so geschehen, daher auch nicht "genderisiert"):
Ein Real-Life-Ehepaar (Er spielt Krieger-Söldner, Sie spielt Elfenzauberin) spielen gemeinsam. Das Spiel ist sehr immersiv, die Bindung zur Rolle jeweils sehr stark.
Der Söldner nimmt (rollenkonform) den Auftrag seiner Gilde ("wetwork") an, welcher der Spielerin der Elfe (= seiner Frau) absolut missfällt. Der Elfe ist es rollenkonform pro forma egal
Bislang gab es solche Szenen nicht, da die Gilde nicht präsent war (eher Wildnis-Abenteuer und Dungeoncrawing, nun Stadt-Abenteuer)
Möglichkeit A
Der Spieler bricht den Auftrag ab, was die Figur eigentlich nicht tun würde, da das Ziel erreichbar ist und die Sanktionen der Gilde hoch sind - Aber seine Ehefrau ist zufrieden (der Elfe wäre es egal)
Möglichkeit B
Der Spieler zieht den Auftrag rollenkonform durch, und die Ehefrau des Spielers ist nun sauer (auch hier wäre es der Elfe egal).
--> Was führt zu A oder B? Ist eines wahrscheinlicher?
--> MUSS der SL einschreiten? (Muss des SL den Haussegen des Paares wahren?) "Darf" so etwas nicht sei
--> gibt es überhaupt eine fiktive Figurenmoral? Oder ist das Beispiel nur die Aufdeckung eines bestehenden Ehe-konfliktes?
--> kennt ihr sowas?
Ich versuche hiermit mein Anliegen etwas plastischer zu machen. Ich tue mich schwer damit und es gelingt mir nicht recht...
Für mich geht es um den "cross-over" von realen Moralen (Wetwork ist unmoralisch im Real Life) gegen die Rollenmoral (angenommene Aufträge ablehnen ist für Söldner unmoralisch), also eine Art Meta-Dilemma, welches ganz klar von der Identifikation der Personen mit ihren Figuren abhängt (eine kaum gebundene Rolle wird den Auftrag nicht annehmen, da dem Spieler der Konflikt mit seiner Partnerin bewusst ist. Der immersive Spieler sollte annehmen. Bei Wetwork geht aber die Immersion der Partnerin verloren). - hmmm... der Immersionsfaktor ist da schon eine abhängige Variable...
PS
Nochmal: Dass es sich hierbei um Frau und Mann mit stereotypen Handlungsmustern handelt, hat den Hintergrund, dass es tatsächlich eine reale, ja etwas plakative Situation war... Rollenspiel kann zu Ehekrach führen... die beiden haben es aber überlebt...
Ich denke nicht, dass Spiele eine Beziehung zerstören können, sondern eher, dass sie eine bereits angeknackste Beziehung für die anderen sichtbar machen.
Wenn ein Spiel dann zum Bruch führt, war es vielleicht der letzte Tropfen auf den schon heißen Stein.
Oder anders: Normalerweise halten Beziehungen Spiele aus, selbst wenn sie angeknackst sind. Tun sie das nicht, dann war schon viel im Argen oder nie wirklich gut.
Den Schuh: Das Rollenspiel hat die Beziehung zerstört, würde ich mir mal nicht als Mitspieler anziehen. Das Paar ist auch selbst verantwortlich was es sich zumuten will und kann, und was nicht.
Ich würde mich da als SL auch nicht reinhängen. Wenn bestimmte Dinge für die Spieler nicht gehen, dann gehen sie nicht.
Die Figuren sind uninteressant. Es ist nur ein Spiel.
Die Spieler haben immer Vorrang.
Dennoch kann so eine brodelnde Beziehung natürlich auf Dauer auch eine Belastung für die Mitspieler sein. - Man fühlt sich dann in das Beziehungsmuster mitreingezogen. Und hat vielleicht immer Angst etwas falsch zu machen. - Wird quasi zu einer Art Beziehungs Beschützer, der immer auf der Hut ist.
Wer das nicht sein will, kann natürlich mal mit dem Paar sprechen, und ihm sagen, wie es einem damit geht. Seine Eindrücke schildern. Aber auch hier ist Vorsicht geboten. Denn es kann sein, dass selbst das schon als unerwünschte Einmischung empfunden wird.
Fakt ist aber: Als SL ist man nicht in der Rolle eines Paartherapeuten. Auch nicht als Freund. Das kann am besten eine neutrale Person machen. Und auch nur dann, wenn das Paar sich dem stellt, und sich Hilfe sucht.
Den Mitspielern das aufzubürden ist nicht ganz fair. Deshalb müssen die entscheiden, ob und wie sie damit umgehen können.
Wenn es für alle zu belastend ist, ist eventuell auch mal eine Pause angesagt.
Edit.
Wenn ein Spieler mit der Entscheidung eines anderen Spielers auch im Reallife ein Problem hat, dann ist hier das Spiel grundsätzlich vorbei.
Bzw. Dort hört der Spaß auf.
Das Gefühl des belasteten Spielers zu übergehen, kann schwerlich eine ernsthafte Option sein. Oder überspitzt formuliert : Die Immersion von irgendwem ist dann schei*egal. Das Spiel ist vorbei.
Insofern sollten alle Spielerentscheidungen für die anderen Spieler zumindest akzeptiert werden können. Es geht nicht um A. deckungsgleiche Empfindung, sondern nur um B. Akzeptanz.
Bei manchen Spielern gibt es allerdings nur A., also es werden nur Entscheidungen akzeptiert, die man selbst getroffen hätte.
Und das macht es (Unabhängig von Paar oder nicht)schwierig .
Denn die Person mit der geringsten Akzeptanz für nicht deckungsgleiche Entscheidungen kontrolliert normalerweise das Spiel. (Die Gruppe, Oder den Partner).
Es handelt es sich bei manchen auch um eine Art "Kontrollmuster", bei dem alles, was nicht "deckungsgleich " mit dem eigenen Denken und fühlen ist, als Bedrohung empfunden wird.
(Mein Partner trifft Entscheidung, die ich selbst nicht getroffen hätte? Er denkt und fühlt anders als ich? - Das kann für den bindenden Partner schon zu einer Art "Verlustangst" führen. )
Aber wir kommen OT.
Um solche Moralischen Konflikte auf Spielerebene zu minimieren, ist es mEn. hilfreich wenn die Spieler zumindest im Reallife ähnliche Werte haben.