#19 On AirAutor: Quico Vicens-Picatto
System: Call of Cthulhu
Erschienen: 2023 (im Rahmen des „Miskatonic Repository“)
Link:
=https://www.drivethrurpg.com/product/452736/On-Air-New-editionBoah, ist das lange her. Ein wenig schäme ich mich fast, diesen Thread zu entstauben, grenzt es doch fast an Nekromantie… immerhin kann ich versprechen, dass ich in den vergangenen Monaten weder untätig noch faul war – schlicht die Zeit, mich mit mehr Material abseits des großen Rezensions-Mainstreams (a.k.a. Ringbote) zu beschäftigen, blieb nicht. Aber wenn es mir dann doch noch einmal gelingt, mich ein wenig mit anderem Material zu beschäftigen – warum dann nicht auch gleich diesen Thread noch einmal nutzen? Ich bitte die unverhältnismäßig großen Lücken zu entschuldigen und hoffe, dass Ihr Euch einfach mal wieder über einen Text freut
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Hin und wieder sichte ich die Neuveröffentlichungen im Rahmen der „Miskatonic Repository“, und wenn etwas gratis dabei ist, ist mein Interesse natürlich ungleich höher. Nun gibt es also das ursprünglich aus Spanien stammende „On Air“ in einer „neuen Edition“ – wobei ich die alte zugegebenermaßen nicht kenne.
Worum geht es? „On Air“ ist ein klassischer, cthuloider One-Shot. Also klassisch im Sinne von One-Shot, nicht im Rahmen der Handlung. Denn die hat es in sich (
Spoiler-Alarm!): 1920, Arkham. Die Spieler schlüpfen in die Rolle von Moderatoren einer Radioshow. Hier wollen sie ausserweltliche Phänomene, Geistererscheinungen und Spukerlebnisse besprechen und diskutieren. Die Show lädt zum Mitmachen ein und alle Zuhörer können anrufen und zugeschaltet werden. Doch ausgerechnet an diesem Abend geht der Tod in Arkham um, denn eine Gruppe Tiefer Wesen hat sich im Schutze eines magischen Nebels den Miskatonic hinaufgewagt und plant einen Überfall auf das Museum der Universität. Die Anrufe, welche dann letztendlich im Radiostudio landen skizzieren mehr und mehr die Situation in Arkham, die sich zuspitzende Panik, die beginnende Gewalt – und schließlich das tödliche Ende.
KritikDas Abenteuer besteht im Wesentlichen aus der Vorstellung der vorgefertigten Charaktere sowie einem Haufen von Telefonanrufen, die in chronologischer Reihenfolge aufgeführt sind und so die Rahmenhandlung des Szenarios vorgeben. Die Spielleitung ist mit diesen Informationen nun natürlich völlig alleine und muss darauf basierend noch die Handlungen der Spielercharaktere einbauen. Schlussendlich wäre es möglich, das ganze Szenario wie einen Film an den Charakteren vorbeilaufen zu lassen, einzig getragen durch die panischen Anrufe. Doch es rechnet natürlich niemand damit, dass die Spieler einfach nur still sitzen bleiben werden. Und falls doch denkt das Szenario dankenswerterweise daran, die Action immerhin mit einigen wenigen Einträgen auch direkt an die Radiostation heranzutragen.
Diese etwas sperrige Aufbereitung ist dann auch der einzige, große Kritikpunkt meinerseits. Denn die Grundprämisse empfinde ich als unglaublich stimmungsvoll und spannungsfördernd. Die Figurenkonstellation der vorgefertigten Charaktere ist recht geschickt gemacht und beinhaltet bereits etwas Konfliktpotential; die von außen eindringenden Anrufe sind eindringlich und tragen die Handlung unerbittlich voran. Ich stelle mir vor, dass es mit vorgefertigten Audiofiles ein absolutes Erlebnis sein muss, dieses Szenario zu spielen.
Das Finale würde ich allerdings ändern, holt der Autor hier doch die extrem grobe Kelle raus. Das geht auch eine Nummer kleiner. Doch diese Flexibilität bringt das Szenario locker mit.
Picatto hat das Szenario im Übrigen selbst illustriert, und das auf einem durchaus ordentlichen Niveau. Ein schönes Rundumpaket.
FazitEin toller, stimmungsvoller, atmosphärisch dichter One-Shot. Für Cthulhu-Fans absolut empfehlenswert, zumal als PWYW verfügbar. Da kann man nichts falsch machen.