Kreative Beschränkungen / Vorgaben bei der Charaktererschaffung habe ich immer als unkontrovers und bereichernd empfunden. Die meisten Systeme sind ja keine "ALLES ist spielbar" Baukästen, einige sind enger / thematisch fokussierter, andere weiter, aber hey, auch in D&D gibt bereits das System einen klaren Rahmen dessen vor, was als spielbarer Charakter gilt und was nicht. Und auch darüber hinausgehende Beschränkungen wie "keine böse Gesinnung" sind ja absolut Gang und Gäbe. Dass der SL eine bestimmte Kampagne im Sinn hat und entsprechende Vorgaben für die Charaktererschaffung macht, kann doch nur von Vorteil sein, wenn der Buy-in der Spieler in das Kampagnenkonzept des SL vorhanden ist. Oftmals liegt der Fehler der SL eben da, dass er Vorgaben macht, aber sie nicht erklärt. Wenn er sie erklären würde, könnten Spieler versuchen, ihre eigenen Vorstellungen mit denen des SL zu synchronisieren, und dann könnte auch der SL wiederum versuchen, flexibel zu reagieren und ein bestimmtes Charakterkonzept dann doch in das Kampagnenkonzept einzufügen, auch wenn es nicht ganz den urpsprünglichen Vorgaben entspricht.
Ohnehin bin ich ja ein Verfechter der Session Zero, da passiert ja nichts anderes, es ist dann eben ggf. eine kreative Selbstbeschränkung statt einer Vorgabe des SL, aber eine aufeinander abgestimmte Gruppe, die ein stimmiges Gesamtkonzept hat, ist meiner Erfahrung nach immer spannender, kommt auf jeden Fall viel schneller und leichter in interessante Interaktionen untereinander rein, als wenn jeder im stillen Kämmerlein und ohne irgendwelche Vorgaben (außer denen im Regelwerk) einen Charakter erstellt, und es dann dem SL überlassen bleibt, daraus irgendwie eine Gruppe zu machen. Oftmals ist das eine schwere Hypothek, die von Anfang an die gesamte Glaubwürdigkeit der Welt und des Charakterhandelns bedroht, weil die Gruppe nie eine gute innerfiktionale Motivation hat, zusammenzuarbeiten, und es aber irgendwie dennoch tut.
Was ich hingegen weniger mag, ist die Art von kreativen Beschränkungen, die mir vorgeben, dass in einer Situation ganz bestimmte Dinge jetzt passieren müssen, und andere Dinge, obwohl sie möglich und plausibel wären, nicht passieren können (aka Meta-Regeln).