Mal ne Herangehensweise von den Wortbedeutungen her:
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Anfänger" ... bedeutet, dass ne Person[1] mit etwas beginnt oder in der Auseinandersetzung mit etwas Neuem in einem Lernprozess steckt,
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Einsteiger" ...bedeutet, dass jemand in ein neuartiges Erfahrungsfeld wechselt. Von einer Seite auf eine andere wechselt. Es markiert eine Person, die gerade einen Wechsel vollzieht oder vollzogen hat. Es geht um einen Status-Wechsel.
... soll heißen: Auf der Sach-Ebene und der Wertungs-Ebene gibt es
Bedeutungsunterschiede.
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Einstieg" wird üblicherweise mit einem wünschenswerten Status-Wechsel assoziiert.
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Anfangen" mit einem mühsamen und oft unangenehmen Prozess (nicht nur für die Person, die es tut selbst).
*legtdasetymologischeWörterbuchwiederweg*Konsequenz:
Etwas, das sich an eine in etwas einsteigende Person richtet ... muss die Erklärungen und die Voraussetzungen schaffen, dass jemand die "Initiation" hinbekommt. In GRW gehört dazu: Rollenspielgrundlagen erklären. Was sind die Bestandteile von Rollenspiel? Wozu gibt es Zufallsmechanismen? Was tut eine Spielleitung?
Eine anfangende Person braucht eigentlich etwas anderes: Erklärungen, wie das Spiel mit der Personage konkret funktioniert. Also welche Freiheiten man hat. Wer was entscheidet. Die Bedeutsamkeit von Regeln, Rulings, Absprachen.
Rollenspiel-Grundregelwerke sind oft ganz gut darin Einsteigende zu bedienen.
Klassische Anfänger.innen-Fragen beantworten sie meist sehr ungenügend.
Im Alltagsgebrauch ... mögen das Bedeutungs-Nuancen sein ... und es ergeben sich ja auch Überlappungen.
Den Unterschied mal wahzunehmen ... kann aber auch ganz hilfreich sein.
Weitere Begriffe:
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Neuling" ... geht dann ich Richtung: "Muss sich im neuen Feld erstmal orientieren und braucht ggf. Unterstützung/Orienterungsangebote".
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Interessierte.r" ... meint ne Person, die sich mit etwas auseinander setzt, aber noch nicht weiß, ob dieses "Etwas" was für sie ist.
Da geht es um Beobachten, Prüfen, Experimentieren ... das in einem Committment enden kann oder eben nicht.
... ich versuche die Begriffe einigermaßen richtig zu nutzen,
weil es mir wichtig ist präsent zu haben wie ich eine Person bzw. ihr Verhältnis zu Rollenspiel sehe - wie meine Hypothese momentan aussieht. Um eben nicht eigenen fixen Erwartungen aufzusitzen, sondern um möglichst gut herauszufinden, wie ein passender Umgang mit neuen Leuten aussehen kann.
Selbstbezeichnungen nehm ich auch ... in der Individualbedeutung, die mir ne Person zu Verfügung stellt.
Ist alles gar nicht so kompliziert, wie es zunächst scheint.
Einsteiger gefällt mir also eher aus einem Wortspielerischen Gedanken heraus weil ich v.a. in meinen ersten Jahren oft Spieler erlebt habe die in den metaphorischen "Van nicht einsteigen" wollen und möglichst plot-ausweichend spielten. Meistens wahren das Spieler die per se gar keine Anfänger mehr waren und mit "Anfängern" hatte ich es da viel viel leichter, sofern sie nicht bereits von den anderen edgy-coolen Leuten verzogen wurden :-) Ein Einsteiger ist demnach sehr pro-aktiv - gefällt mir.
Das ist tatsächlich auch ne ganz gute Anmerkung.
[1] Gen. Mask:
Sprachpsychologisch unterscheiden wir nicht zwischen grammatischem und realem Geschlecht. Deswegen ist für Nicht-Männer das Mitgemeint-Fühlen immer Hirnakrobatik. Die ist übbar und wird dann oft auch unbewusst angewandt. Warum man das aber von manchen Menschen einfordert und von anderen nicht, erschließt sich mir immer weniger. Insofern ist - sprachpsychologisch - das Argument von Einfachheit und Eindeutigkeit hinfällig.
Die Gegenprobe mit Texten, die in "generischem Feminin" geschrieben sind, kann jede.r selbst machen. Ich belass es mal dabei. Wer mag, kann Fachliteratur konsultieren oder journalistische Arbeiten dazu aufstöbern.
Das nur mal als Anmerkung ... und vielleicht als Anregung das, was ich schrieb weder abzutun noch zu glauben, sondern ergebnisoffen zu prüfen.