Die Frage ist, was das heißen soll. Andere Existenzebenen sind z.B. in der Fantasy ja im Standardpaket enthalten. Da kann man dann Himmel, Höllen und Feenhöfe besuchen. Das sind im Grunde nur weitere Orte mit gefährlicheren Bewohnern und Gegebenheiten.
Also
Shadowfell und Feywild in D&D 4 mochte ich. Den Himmel-Höllen-Kram find ich immer ein bißchen arbiträr. Kann ich nicht viel mit anfangen.
Streng genommen konstituiert für mich das Vorhandensein von "Anderswelten" (wie man das auch z.B. in der
nord. Mythologie hat mit den
9 Welten: Hel, Alfheim, Niflheim, Asgard, Midgard [unsere Welt] ... hat) aber kein Multiversum. Aber da kann man wunderbar drüber streiten.
Weitere Ansätze in der Richtung:
- Don't rest your head ... mit der Traum/Anderswelt;
- Die Lovecraft-Traumlande;
- Im Animismus gibt es die Geisterebene (die auch in abgewandelter Form im PDQ-Spiel dead inside vorkommt und recht bunt dargestellt wird; in Mythras/Runequest hat man da auch was drin).
- In der nWoD ... sind solche Konzepte verankert - z.B. der Nachwelt in Geist: the sin-eaters
Ebenso könnte Multiversum ein Gebilde aus alternativen Zeitlinien bezeichnen, die alle an bestimmten Punkten sich getrennt haben. Wenn die alternativen Linien nur wenige sind, verhält es sich in etwa so wie bei dem ersten Beispiel. Wenn sie viele sind, wird das wahrscheinlich kampagnenbeherrschend. Typische Hollywood ist dann, dass die selben Personen in mehreren Zeitlinien auftreten, damit man weniger Schauspieler bezahlen muss. Nüchtern betrachtet ergibt das nur Sinn, wenn die Spaltung relativ nah in der Vergangenheit liegt.
Sowas mag ich ganz gerne.
Luther Arkwright (Comic & Settingband für Mythras) bietet sowas. Ich mag das recht gern. In LA gibt (glaub ich) es ein Raum-Zeit-Kontinuum, das die Paralellentwicklung aller Zeitlinien sicher stellt. Solche Konzepte finde ich recht ansprechend, weil da Rückkopplungseffekte von der einen Zeitlinie auf alle anderen brücksichtigt werden können. Nicht umsonst ist Luther Arkwright auf meiner Will-Ich-Spielen-Liste.
Das alte TSR-Spiel "
Amazing Engine" ... hatte solche Tendenzen drin. Auch bei
Doctor Who findet man sowas im "Worldbuilding".
Drittens könnte man sowas haben, wie die Vampirwelt, die Herr-der-Ringe-Welt usw. Das kann man jetzt in zwei Weisen praktizieren. Wenn man das plausibilisieren will, kann man anerkennen, dass es sich um Versatzstücke aus verschiedenen Geschichten handelt und die z.B. irgendwie als Traumwelten oder VR-Simulation in ein Meta-Setting einbetten. Da solche Welten an sich schon beliebig sind, denn Geschichten gibt es ja wie Sand am Meer, geht es bei solchen Erzählungen häufig eher um die Verfasstheit der Reisende und die Welten verhalten sich als Metaphern. Man kann da natürlich auch unmittelbar durchziehen. Dann verhält es sich wieder wie oben.
Das erinnert mich ebenfalls ein bißchen an Doctor Who, aber auch an
Magic: the Gathering oder
Amber/Lords of Gossamer & Shadow oder Everway (wahrscheinlich dann auch Planescape).
Mag ich auch ganz gern, aber wie bei der zweiten Version ist hier das Multiversum-Thema schon eines, das kampagnenmäßig bedeutsam sein sollte (andernfalls braucht man es ja gar nicht zu thematisieren, weil es ohne Wirkung bleibt).
Kurz: Ich mag alle drei Varianten. Existenzebenen aus 1) möge spärlich eingesetzt werden. Bei 2 und 3 sollte da mMn schon ein Kampagnen-Fokus draufgelegt werden dürfen - i.S.v.: das Konzept des Multiversums kommt einigermaßen regelmäßig im Spiel vor. Wenn das (bei 2 und 3) nicht der Fall ist, hat man tatsächlich nur andere Lokalitäten, die nur als andere Schauplätze relevant sind, die aber nicht miteinander in Beziehung stehen. Und das "In-Beziehung-Stehen" ist mMn gerade ein Kernmerkmal vom Spiel mit dem Multiversum.
The Flux von John Wick geht auch in die Richtung (die Welt, die du kanntest endete gestern, jetzt bist du in eine neue Welt, neue Zusammenhänge mit "fingierter" Historie geworfen. Nur du weist, dass die geschichtlichen Ereignisse der Spielwelt nie passiert sind sondern als Erinnerungen eben neu geschaffen wurden und als wirkmächtige Narrative existieren und die Realität strukturieren.)
Ich bin Moorock-Fan [Hervorh. durch Zitierende] und als solcher habe ich sein Multiversums-Konzept quasi mit der Muttermilch aufgesogen.
Das Konzept mag ich auch ganz gern.