Autor Thema: Darf (lies: sollte) man politisch unkorrekte Settings noch spielen?  (Gelesen 42854 mal)

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Offline Issi

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;D also weil ich sie gerade greifbar habe: Sword &Wizardry und Astonishing Swordsmen and Sorcerers of Hyperboria sind weiß, so weit das Auge reicht. Sind siiiiicher totale Ausnahmen.
Interessant

Kurioserweise habe ich es häufig erlebt, dass Spieler es lieben die großen Ausnahmen zu spielen.
Also Figuren, die in der Region was Besonderes sind.
Den Held aus der Wüste am Nordpol, den vom Nordpol in der Wüste, den Kung Fu Meister bei den Wikingern... usw.
Insofern gibt es auch Spieler (vielleicht mit kleiner Snowflake Tendenz   ~;D), die das echt genießen. :D

Zu historischer Korrektheit. - Das kann natürlich (Je nachdem, was man damit zu begründen sucht) auch ein Scheinargument sein. Und gerade weibliche SC sollten in solchen Settings ihren Spielern Zuliebe eine Sonderrolle einnehmen dürfen.

Dennoch kann ich verstehen, wenn man (davon ab). zumindest die Stimmung einer vergangenen Zeit im Setting haben möchte.
Wenn jetzt in Pendragon z. B. einfach alles modern und hipp wäre, sämtliche Konflikte, die es zu der Zeit vielleicht gab (z. B. Hierachische Gesellschaft -Adel, Könige, usw.)   nicht existent, dann bricht das Setting irgendwann mit dem Genre- Historisch.
Und das ist ja auch nicht zielführend.

Da ist es vermutlich die Kunst die Stimmung eines altes Settings zu erhalten, und es dennoch gut spielbar zu machen.

Im echten Mittelalter würden die meisten Spieler vermutlich ohnehin doof aus der Wäsche schauen.
Was man im Rollenspiel  so spielt, sind ja mehr die Film und Feierabend Settings mit Prinz Eisenherz und Helden in Strumpfhosen.
« Letzte Änderung: 20.12.2019 | 10:21 von Issi »

Offline nobody@home

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Im echten Mittelalter würden die meisten Spieler vermutlich ohnehin doof aus der Wäsche schauen.
Was man im Rollenspiel  so spielt, sind ja mehr die Film und Feierabend Settings mit Prinz Eisenherz und Helden in Strumpfhosen.

Womit sich dann das ganze "aber historisch korrekt!"-Argument ohnehin sauber ins Knie geschossen haben dürfte. ;) (Ganz davon abgesehen, daß ja auch die Historiker selbst nie mit letzter Sicherheit wissen können, was ihnen vielleicht an Ausnahmen durchs Netz der oft eher spärlichen noch erhaltenen Belege geschlüpft sein mag. Die Zeitmaschine, mit der man beliebig zurückschauen und sicherstellen könnte, daß im Jahre XYZ am Ort Weißnichtwo auch garantiert alles so gelaufen ist, wie es heutzutage in den Büchern steht, ist ja noch nicht erfunden.)

Offline KhornedBeef

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Ja, das ist aber auch nicht erheblich. Dass es im vorchristlichen Schweden wenig Dunkelhäutige und im Australien des 15. Jahrhunderts wenig Hellhäutigen hab, braucht man dennoch nicht anzuzweifeln. Nur am mal wieder zu dem Inklusivitätsthema zu kommen.
"For a man with a hammer, all problems start to look like nails. For a man with a sword, there are no problems, only challenges to be met with steel and faith."
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Offline Issi

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Womit sich dann das ganze "aber historisch korrekt!"-Argument ohnehin sauber ins Knie geschossen haben dürfte. ;) (Ganz davon abgesehen, daß ja auch die Historiker selbst nie mit letzter Sicherheit wissen können, was ihnen vielleicht an Ausnahmen durchs Netz der oft eher spärlichen noch erhaltenen Belege geschlüpft sein mag. Die Zeitmaschine, mit der man beliebig zurückschauen und sicherstellen könnte, daß im Jahre XYZ am Ort Weißnichtwo auch garantiert alles so gelaufen ist, wie es heutzutage in den Büchern steht, ist ja noch nicht erfunden.)
Ich bin kein Historiker. Aber ich könnte bei Gelegenheit mal ein paar anhauen, wie es mit der Faktenlage so aussieht.
Wenn man sich Filme und Bücher anschaut, wird da natürlich auch ein Bild einer Zeit gezeichnet, an dem man sich, zumindest als Zuschauer/Leser/Spieler orientiert.
Jetzt bespielt Rollenspiel ja häufig Welten wo sich die Märchenwelt und die historischen Filmwelten  Guten Tag sagen.
Letztere wurden sicher auch häufig nicht ohne jede Recherche gedreht.
Und ich denke aus diesen Eindrücken speisen sich auch die Erwartungen.


Offline nobody@home

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Ja, das ist aber auch nicht erheblich. Dass es im vorchristlichen Schweden wenig Dunkelhäutige und im Australien des 15. Jahrhunderts wenig Hellhäutigen hab, braucht man dennoch nicht anzuzweifeln. Nur am mal wieder zu dem Inklusivitätsthema zu kommen.

Der zweiten Aussage würde ich einigermaßen zustimmen, bei der ersten gibt's aus meiner Sicht zur Not noch Platz zur Lücke -- Handel über ganz Europa weg betrieben haben die Leute ja schon in der Steinzeit, da kann sich dann auch schon mal jemand aus Afrika oder (gerade) dem Mittelmeerraum zur passenden Zeit nach Schweden verirrt haben. :)

Aber abgesehen davon ist Inklusivität ja nicht einfach nur eine Frage der Hautfarbe allein, auch wenn das der Punkt zu sein scheint, der diesen Faden generell dominiert. Historische oder anderweitige "Korrektheit" wird ja beispielsweise auch gerne mal in Bezug auf die Rolle der Frau in der Gesellschaft in den Mund genommen, und XX-Chromosomenträger gibt's nun wirklich weltweit...

ChaosZ

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Weitreichender Handel ist seit der Steinzeit belegt, auch größere Bevölkerungsmigrationen hat es Schubweise immer wieder gegeben.

Möchte man in einem historischen Setting der realen Welt spielen, so muss man sich eingestehen, dass keiner dies auch abbilden kann. In einem Wikingersetting können allerlei Menschen anderer Herkunft auftauchen, das liegt daran, dass die Wikinger/bzw. Nordischen Völker lange Handelsreisen oder Raubzüge unternahmen, u.a. kamen sie bis Byzanz, besiedelten die Kiewer Rus und kamen über Großbritannien und Island bis zum amerikanischen Kontinent. Auch das Frankenreiche bzw. das Heilige Römische Reich (früheres Ostfrankenreich) waren Ziele. Sklaven, verschleppte Gelehrte und Geistliche aber auch Händler kamen so nach Skandinavien, dass der abgeschieden lebende Bauer Sven Erikson davon nichts mitbekam, liegt an der dünnen Besiedlung und der langsamen Informationsübermittlung.


Offline Maarzan

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Richtig. Ebensowenig wie das Pochen auf "historischen Realismus" eine nebenwirkungsfreie Geschmacksfrage ist. Gewisse Konsequenzen muss man immer einkalkulieren.

Der Vorwurf eines -ismus ist ein direkter und scharfer persönlicher Angriff auf denjenigen, dem das vorgeworfen wird.
Wo soll da die Parallele zu einemm "Pochen auf historischen Realismus" sein?

Und was für Konsequenzen "muss man einkalkulieren"?

Wo man drüber diskutieren kann ist in wie weit historische Vorlagen in einem nicht direkt historischen Setting noch passen oder nicht. Aber das wäre Grund für eine Sachdiskussion, kein Anlass für eine Hexenjagd.

Der zweiten Aussage würde ich einigermaßen zustimmen, bei der ersten gibt's aus meiner Sicht zur Not noch Platz zur Lücke -- Handel über ganz Europa weg betrieben haben die Leute ja schon in der Steinzeit, da kann sich dann auch schon mal jemand aus Afrika oder (gerade) dem Mittelmeerraum zur passenden Zeit nach Schweden verirrt haben. :)

Sind theoretisch möglich bzw. spielbarer Exotenstatus reicht ja offenbar auch nicht, um die PC-Anforderungen zu erfüllen.

Aber abgesehen davon ist Inklusivität ja nicht einfach nur eine Frage der Hautfarbe allein, auch wenn das der Punkt zu sein scheint, der diesen Faden generell dominiert. Historische oder anderweitige "Korrektheit" wird ja beispielsweise auch gerne mal in Bezug auf die Rolle der Frau in der Gesellschaft in den Mund genommen, und XX-Chromosomenträger gibt's nun wirklich weltweit...

Und zumindest Geschlechterrollen wenn nicht gar Unterdrückung scheint auch weltweit verbreitet zu sein.
Das ist als Argument eher lausig. Da könnte man eher überlegen, in wie weit potentiell geschlechtsunabhängiger Zugang zu Magie oder klerikalen Effekten aber auch die in den meisten Spielwelten deutlich erhöhte Wahrscheinlichkeit bis zu erwartende Gewohnheit spontan auf Monster oder andere Gefahren zu treffen gegen welche die formellen Kräfte üblicherweise nicht rechtzeitig eingreifen können zu einer generellen Wehrertüchtigung für alle Mitglieder einer Gemeinschaft führen dürfte.
Völkerwanderung über wilder Westen bis hin zu Israel zeigen dann ja ähnliche, emanzipatorischere Muster. 






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Offline Alexandro

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Der Vorwurf eines -ismus ist ein direkter und scharfer persönlicher Angriff auf denjenigen, dem das vorgeworfen wird.
Wo soll da die Parallele zu einemm "Pochen auf historischen Realismus" sein?

Der Ton macht die Musik.

Wenn ich schreibe "Ich finde es schade, dass das Setting unterschwellig einige sehr überkommene kolonialistische Klischees wiederholt", dann ist das KEIN persönlicher Angriff.

Wenn ich aber schreibe (wie ich es schon oft gelesen habe) "Der Autor versucht uns weiszumachen, dass eine Kavallerie nur aus Frauen funktionieren kann, was für ein himmelschreiender Unsinn (hat der überhaupt schonmal auf einem Pferd gesessen)?" dann ist das sehr wohl einer.

Es besteht in diesem Gebiet oft die Tendenz, Meinung als Sachlichkeit auszugeben (siehe auch ein Großteil der "Debatten" auf der rpgsite).
Wer beim Rollenspiel eine Excel-Tabelle verwendet, der hat die Kontrolle über sein Leben verloren.

Offline Maarzan

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Der Ton macht die Musik.

Wenn ich schreibe "Ich finde es schade, dass das Setting unterschwellig einige sehr überkommene kolonialistische Klischees wiederholt", dann ist das KEIN persönlicher Angriff.

Wenn ich aber schreibe (wie ich es schon oft gelesen habe) "Der Autor versucht uns weiszumachen, dass eine Kavallerie nur aus Frauen funktionieren kann, was für ein himmelschreiender Unsinn (hat der überhaupt schonmal auf einem Pferd gesessen)?" dann ist das sehr wohl einer.

Es besteht in diesem Gebiet oft die Tendenz, Meinung als Sachlichkeit auszugeben (siehe auch ein Großteil der "Debatten" auf der rpgsite).

Die angegebenen Details/Begründungen zu dem Vorwurf machen meines Erachtens die Musik.

In beiden Fällen oben sehe ich zumindest grob, wo das Urteil herkommt.
In "ich finde das Setting rassistisch" udn ggf. bloss ein allgemeiner Verweis nur auf "Klischees" bietet das so nicht. 

Wenn mir das wichtig erscheint kann ich mit solchen Hinweisen/Begründungen sachbezogen nachfragen, statt jetzt nur auf der "politischen Metaebene" alles an dem -ismus und folgend Glauben oder Unglauben aufhängen zu müssen.



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Offline Alexandro

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Um Glauben/Unglauben geht es ja gerade bei den Hobby-"Historikern" - wofür sie keine Belege haben, das wird erstmal angezweifelt (und das auch nicht in einer neutralen Weise, sondern in einer Weise, welche dem Gegenüber die Intelligenz abspricht).

Zitat
In "ich finde das Setting rassistisch" udn ggf. bloss ein allgemeiner Verweis nur auf "Klischees" bietet das so nicht.

In diesen Fällen kann man zumindest (sachlich!) nachfragen, was genau jetzt als rassistisch und klischeehaft empfunden wird (wenn das nicht schon in der Review drin steckt), statt sich selbst gleich auf die politische Metaebene zu katapultieren und den Vorwurf grundsätzlich abzukanzeln.
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Offline Isegrim

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Könnten wir mal aufhören, hier brutal auf i-welche Strohleute einzudreschen? Welche "Hobby-Historiker"? Wer hält reine Frauen-Kavallerie für unmöglich?

Ansonten fühle ich mich befleißigt, darauf hinzuweisen, dass es in Haithabu keine China Town gab, egal, was i-welche (vermutlich fiktiven) Diversitäts-Fanatiker mir erzählen wollen...
"Klug hat der Mann gehandelt, der die Menschen lehrte, den Worten auch der Anderen Gehör zu schenken."  Euripides

Offline Maarzan

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Um Glauben/Unglauben geht es ja gerade bei den Hobby-"Historikern" - wofür sie keine Belege haben, das wird erstmal angezweifelt (und das auch nicht in einer neutralen Weise, sondern in einer Weise, welche dem Gegenüber die Intelligenz abspricht).

In diesen Fällen kann man zumindest (sachlich!) nachfragen, was genau jetzt als rassistisch und klischeehaft empfunden wird (wenn das nicht schon in der Review drin steckt), statt sich selbst gleich auf die politische Metaebene zu katapultieren und den Vorwurf grundsätzlich abzukanzeln.

Wer den Vorwurf erstellt, der steht auch in der Pflicht ihnzu belegen.
Doppelt, weil man so selbst auch nur abstrakt bleiben kann und damit es bei dem Status Glauben vs Unglauben bleibt und es für den Vorwerfenden nebenbei auch keinen Anlass gibt sich doch noch auf die Sachebene zu begeben statt dessen dann auf der politischen Metaebene weitergearbeitet werden kann. (Bsp: Wer das Problem nicht selbst sieht, muss Teil des Problems sein ...")

Nebenbei: drüben auf rpg.net wird gar das Nachfragen selbst schon aus "Opferschutz" unter Strafe gestellt.

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Offline Issi

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Wenn ich der beschuldigte Autor wäre, würde ich mir vermutlich auch wünschen, dass der Derjenige, der kritisiert, seine Kritik konkretisiert, damit ich weiß, was genau  bei ihm persönlich den Eindruck erweckt hat.

Kleine Beispiele wäre da hilfreich oder Textstellen. Dann kann der Autor auch darauf eingehen.
Und nicht nur der Autor. Auch andere Leser können Feedback geben, wie sie das wahrnehmen.


Offline Alexandro

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Zitat
Könnten wir mal aufhören, hier brutal auf i-welche Strohleute einzudreschen? Welche "Hobby-Historiker"? Wer hält reine Frauen-Kavallerie für unmöglich?

Der RPGPundit z.B., in seinem "Review" zu REIGN damals.

Zitat
Wer den Vorwurf erstellt, der steht auch in der Pflicht ihnzu belegen.

Problematisch, wenn die Belege grundsätzlich angezweifelt und die Torpfosten verschoben werden. Wenn man also sagt "Ich finde 'verlorene Städte' ein problematisches kolonialistisches Klischee, weil..." erstmal ganz andere Sachen ausgepackt werden, die gar nichts damit zu tun haben.
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Offline Jiba

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Wenn ich der beschuldigte Autor wäre, würde ich mir vermutlich auch wünschen, dass der Derjenige, der kritisiert, seine Kritik konkretisiert, damit ich weiß, was genau  bei ihm persönlich den Eindruck erweckt hat.
Ja, duh...

Es sagt doch niemand hier dass „Das ist rassistisch!“ „Was ist denn genau rassistisch?“ „Das sage ich dir nicht!“ ein eleganter Diskurs wäre.

Auf der anderen Seite gibt es Dimensionen des Begriffs, die klar genug sind, dass man nicht ständig dran rumerklären muss. Wenn mir ein Spiel eine Karikatur eines jüdischen Menschen vor die Nase hält, auf der der eine Hakennase hat und einen Sack mit einem Dollarzeichen drauf herumträgt, (oder das textliche Äquivalent zu so einer Karrikatur), dann muss ich im deutschen Kulturkreis einfach keine langen Ausdefinitionen machen. Dann ist das antisemitisch, no questions asked.
Engel – ein neues Kapitel enthüllt sich.

“Es ist wichtig zu beachten, dass es viele verschiedene Arten von Rollenspielern gibt, die unterschiedliche Vorlieben und Perspektiven haben. Es ist wichtig, dass alle Spieler respektvoll miteinander umgehen und dass keine Gruppe von Spielern das Recht hat, andere auszuschließen oder ihnen vorzuschreiben, wie sie spielen sollen.“ – Hofrat Settembrini

Offline Issi

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Ja, duh...

Es sagt doch niemand hier dass „Das ist rassistisch!“ „Was ist denn genau rassistisch?“ „Das sage ich dir nicht!“ ein eleganter Diskurs wäre.

Auf der anderen Seite gibt es Dimensionen des Begriffs, die klar genug sind, dass man nicht ständig dran rumerklären muss. Wenn mir ein Spiel eine Karikatur eines jüdischen Menschen vor die Nase hält, auf der der eine Hakennase hat und einen Sack mit einem Dollarzeichen drauf herumträgt, (oder das textliche Äquivalent zu so einer Karrikatur), dann muss ich im deutschen Kulturkreis einfach keine langen Ausdefinitionen machen. Dann ist das antisemitisch, no questions asked.
Was kostet es denn, es zu konkretisieren ?
Ein... "Also wenn Du Dir selbst nicht erklären kannst, was ich an deinem Produkt Scheiße finde! Dann kann Dir sowieso niemand mehr weiterhelfen! "
- ist verweigerte Kommunikation
(Selbst in so einem glasklaren Fall, wie diesem.)
Wenn es denn schon so glasklar ist, dann kann man es doch umso leichter benennen und belegen.
Und es wird vermutlich auch  kein Problem sein, ähnliche Wahrnehmungen von Dritten zu finden.
Kein Grund die Kommunikation zu verweigern.
« Letzte Änderung: 20.12.2019 | 15:37 von Issi »

Offline Maarzan

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Der RPGPundit z.B., in seinem "Review" zu REIGN damals.

Problematisch, wenn die Belege grundsätzlich angezweifelt und die Torpfosten verschoben werden. Wenn man also sagt "Ich finde 'verlorene Städte' ein problematisches kolonialistisches Klischee, weil..." erstmal ganz andere Sachen ausgepackt werden, die gar nichts damit zu tun haben.

Bloss weil man ein Argument anführt, heißt das eben nicht, dass es auch so von anderen so akzeptiert werden muss.
Und Torpfostenverschieben wäre dannja etwas, was man selbst wiederum benennen könnte und damit aufzeigen, dass die Gegenseite gerade kein stichhaltiges Argument geliefert hat.

Im Zweifel kann man ein überzeugtes Gegenüber vielleicht nicht erreichen, aber die dann relevante Entscheidung über die angeführten Argumente treffen dann die außenstehenden neutralen Dritten.





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Offline Jiba

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Bloss weil man ein Argument anführt, heißt das eben nicht, dass es auch so von anderen so akzeptiert werden muss.

Und wer entscheidet, ob ein Argument valide ist?

Da bist du doch dann im Bereich "Deutungshoheit beanspruchen". Und die beansprucht doch in der Regel die Gruppe erfolgreich, die gesellschaftlich eher "in control", in einer relativen Machtposition... einer der Hauptgründe, warum gute Argumente von unterdrückten Gruppen nicht gehört werden oder ideologisch abgebügelt werden.

Engel – ein neues Kapitel enthüllt sich.

“Es ist wichtig zu beachten, dass es viele verschiedene Arten von Rollenspielern gibt, die unterschiedliche Vorlieben und Perspektiven haben. Es ist wichtig, dass alle Spieler respektvoll miteinander umgehen und dass keine Gruppe von Spielern das Recht hat, andere auszuschließen oder ihnen vorzuschreiben, wie sie spielen sollen.“ – Hofrat Settembrini

Offline Issi

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Und wer entscheidet, ob ein Argument valide ist?
Naja, die Frage ist doch vor Allem,  was willst Du als Kritiker damit erreichen?
Was ist dein Ziel?
Wenn es dein Ziel ist, dass der Autor deine Meinung und Argumente wirklich überdenkt,  dann ist es weder ratsam ihn gleich vor den Kopf zu stoßen, noch ihm die konkreten Gründe, für deine Kritik vorzuenthalten.
Sondern am Besten schilderst Du ihm, wie es Dir damit geht, wie es bei Dir ankommt.
(Selbst wenn jmd daraufhin in Verteidigungshaltung geht, um sein Werk zu schützen, hast du dennoch größere Chancen, das doch was hängen bleibt. Und das evtl. in Zukunft Einfluss hat )

Wenn es dein Ziel ist ihm nur noch eins reinzuwürgen (Weil dein Urteil über ihn und sein Werk bereits ohne Austausch gefällt ist), dann kannste natürlich auch jede Kommunikation verweigern.
Nur wirst du  dann, außer, dass er dich sehr wahrscheinlich  für gemein hält,  auch nichts weiter bewirken.




Offline nobody@home

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Naja, die Frage ist doch vor Allem,  was willst Du als Kritiker damit erreichen?
<schnipp>

Nun ja, vielleicht richtet sich die Kritik ja in erster Linie gar nicht mal so sehr an den Autor selbst und mehr an potentielle Käufer des betreffenden (ggf. Mach-)Werks, die an Meinungen und Rezensionen im Vorfeld eventuell auch dann noch Interesse haben könnten, wenn sie mal nicht ganz watteweich verpackt mit Ich-will-ja-bloß-keinem-wehtun-auch-wenn-ich-vielleicht-richtig-liege-Aufkleber daherkommen...ist natürlich nur so eine Idee von mir.

Offline Alexandro

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Vor allem finde ich es interessant, dass man einerseits wieder das große Feindbild einer "PC-culture" beschwört, wo sich die ganze Community zusammentut um bestimmte Argumente abzukanzeln, dann aber auf der anderen Seite die Validität bestimmter  Argumente (natürlich nur diejenigen, welche nicht mit Diversität zusammenhängen) dann dem Werturteil von "neutralen" Dritten (die natürlich nicht wirklich neutral sind, wenn man sich die realen Argumentationsstrukturen in den entsprechenden Communities anschaut) überlassen wird.
« Letzte Änderung: 20.12.2019 | 16:31 von Alexandro »
Wer beim Rollenspiel eine Excel-Tabelle verwendet, der hat die Kontrolle über sein Leben verloren.

Offline Maarzan

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Und wer entscheidet, ob ein Argument valide ist?

Einen Führer, Generalsekretär des Zentralkomitees, oder Propheten der das von der Kanzel/lei herab bestimmen darf bzw. deren linientreue Leutnants besser nicht.
Also bleibt letztlich nur : jeder für sich nach der angenommenen Stichhaltigkeit der wahrgenommenen  Argumente - ja, fehlbar, aber letztlich genau die Basis der Demokratie.

Da bist du doch dann im Bereich "Deutungshoheit beanspruchen". Und die beansprucht doch in der Regel die Gruppe erfolgreich, die gesellschaftlich eher "in control", in einer relativen Machtposition... einer der Hauptgründe, warum gute Argumente von unterdrückten Gruppen nicht gehört werden oder ideologisch abgebügelt werden.

Jeder kann (und wird)  erst einmal seine Argumente vertreten. Hoheitsanspruch wird es dann, wenn versucht wird die Aussagen/Argumente anderer eben nicht mehr auf Argumentationsbasis zu begegnen, sondern auf moralisch/ideologischer Basis, der dann aus ebensolchen Gründennichtmehr wiedersprochen werden darf, oder zumindest auf der Basis verucht wird Denk- und Redeverbote zu erwirken.

Und wenn eine "unterdrückte" Gruppierung in einem System nicht zur Geltung kommt, kann das daran liegen, dass eben aus entsprechender idiologischer Behandlung (oder auch direkter Machtkontrolle über die Kommunikationskanäle) sie nicht dazu kommt ihre Argumente zu äußern bzw. diese auf dieser Metaebene kraft moralischer Deutungshoheit zerrissen werden - oder sie ggf. auch einfach keine stichhaltigen Argumente haben ... udn sie daher gerne selbst die Argumente der Gegenseite "abschalten" lassen würden.

Wesentlich ist also die Korrektheit des Verfahrens, nicht die Gewünschtheit des Ergebnisses, denn die wird je nach Position eh immer anders ausfallen, je nachdem wen man fragt.
 

Vor allem finde ich es interessant, dass man einerseits wieder das große Feindbild einer "PC-culture" beschwört, wo sich die ganze Community zusammentut um bestimmte Argumente abzukanzeln, dann aber auf der anderen Seite die Validität bestimmter  Argumente (natürlich nur diejenigen, welche nicht mit Diversität zusammenhängen) dann dem Werturteil von "neutralen" Dritten (die natürlich nicht wirklich neutral sind, wenn man sich die realen Argumentationsstrukturen in den entsprechenden Communities anschaut) überlassen wird.

PC-Culture ist eben die Zerschlagung der regulären Diskussion und (wenigstens der Versuch) der Ergebniserzwingung über moralische Selbsterhöhung statt einer Sache mit Argumenten zu begegnen.
Dabei tut sich eben nicht eine Cganze Community zusammen, sondern es wird wie beim Mobbing ein Klima der Angst und Ausgrenzung geschaffen (über den idiologischen Unterbau, der dann letztlich keine Sachfrage  richtig oder falsch stellt, sondern für "uns" oder gegen "uns", wobei "uns" von der Idiologie gekidnappt wurde), bis aller Widerspruch erstickt ist.

Und "Dritte" sind dann ja gerade nicht der einzelne Dritte, sondern die Gesamtheit der Zuhörer, die es dann mehrheitlich zu überzeugen gilt, um eine dann ggf. Entscheidung treffende Meinungsmehrheit zu erwirken.


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Offline Issi

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Wenn mir etwas z. B. Frauenfeindlich vorkommen sollte, in der Form, dass ich mich unwohl fühle,  würde ich es einfach äußern,  und das unabhängig davon, was Dritte davon halten.
Der Grund, warum ich es konkretisiere, z. B. mit Textstellen, wäre der,  dass nur dann überhaupt die Chance besteht, dass auch andere meine Beweggründe nachvollziehen können. Auch der Autor.
Das bin ich dem Erschaffer eines Werkes zumindest schuldig,  egal wie schlecht ich es finde.
Auch, wenn niemand meine Argument nachvollziehen kann, habe ich sie zumindest geäußert.

Edit.
Was noch dazu kommt: Es kann ja sein, dass nur ein paar Textstellen unglücklich formuliert wurden, der Rest des Werkes aber Ok ist.  Das würde ich deshalb auch so zum Ausdruck bringen wollen.

Die Dritten sind idR. nicht alle neutral.
Jeder hat seine eigene Brille auf.
Und doch will ich anderen zumindest die Chance geben zu verstehen, was mir konkret aufgestossen ist.
Nichts desto trotz hilft es natürlich, wenn andere,  aufgrund meiner Ausführung nachvollziehen können, was ich meine.

« Letzte Änderung: 20.12.2019 | 17:19 von Issi »

Offline Teylen

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Das bin ich dem Erschaffer eines Werkes zumindest schuldig,  egal wie schlecht ich es finde.
Wieso den das?
Die Person hat Geld dafür bekommen und man selbst etwas das man schlecht bis scheiße findet.
Die Schuldigkeit gegenüber dem Autor ist mit der Bezahlung oder bei freien Produkten dem Konsum getan.

Gerade wenn es nicht eine missverständliche Stelle ist, sondern deutlich mehr als eine oder eine überdeutliche.
Meine Blogs:
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Auch im RL gebe ich mich nicht mit Axxxxxxxxxx ab #RealLifeFilterBlase

Offline Issi

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Hinter dem Werk steht ein Mensch, den möchte ich achten, selbst wenn ich gänzlich anderer Meinung bin.