Also in Anbetracht dieser ganzen, erschütternden Enthüllungen über Splittermonds wahre Hintergründe wäre das eigentlich nur angebracht. Aber lass mal. Dieser Systemchannel hat sich in seiner jetzigen Form schon so eingebürgert, dass ein Verschieben, so berechtigt es auch sein mag, nur für unnötige Verwirrung sorgen würde.
Aber ich hatte ja ein paar Fakten zu den lorakischen Göttern versprochen!
Wie oben schon erwähnt, unterscheiden sich die Götter von Lorakis in einigen wichtigen Dingen von Gottheiten, wie man sie im Rest der Galaxis kennt. Es handelt sich nicht nur um spirituell aufgeladene Sinnbilder für urtümliche Gesellschaften noch unerklärlicher Naturphänomene wie der Tod, Pflanzenwachstum, Stürme, Mondphasen oder Nieselregen, sondern um tatsächlich existierende, machtvoll in der Welt wirkende Entitäten. Wie oben bereits erläutert, kommt es natürlich auch immer wieder vor, dass höher entwickelte Lebensformen oder politische Machthaber einer einfachen Bevölkerung vorgaukeln, sie seien eine göttliche Macht - sei dies als Mittel zum Zwecke der Unterdrückung und/oder als Mittel zur ausgiebigen Selbstbereicherung. Auch in diese Kategorie passen die Götter von Lorakis nicht!
Tatsächlich verhalten sich die Götter des Planeten Lorakis nämlich exakt so, wie ihre Gläubigen es von ihnen erwarten. Zwar treten sie ausschließlich als mythologische Gestalten auf und lassen die gemeinen Planetenbewohner über ihre wahre Natur im Unklaren, reagieren aber auf Gebete und kümmern sich tatsächlich um die "Aufgabengebiete", die die jeweiligen Mythologien ihnen zuschreiben - und zwar, anders als die künstlichen Tyrannengöttern vergleichbarer Planeten, ohne das dies mit einem Übermaß an geforderten Rohstoffopferungen einhergehen würde. Einzig und allein ein gewisses Blödhalten der Bevölkerung kann man den lorakischen Göttern zur Last legen, da ihre permanenten, scheinbar übernatürlichen Aktivitäten die einfachen Lorakier davon abhalten, die Existenz ihrer Götter zu hinterfragen und so eine wissenschaftliche Weltsicht zu entwickeln.
Warum ist dies so? Die Erklärung ist in der Tat so einfach wie sie schlüssig ist. Zwar ist Lorakis eine von Natur aus sehr erdähnliche Gartenwelt, doch die umfangreichen Modifikationen, die die antiken Droyne an Flora, Fauna und Raumzeitgefüge vorgenommen haben, erfordern permanente Überwachung und Nachjustierung, damit der "magische Planet" auch "magisch" bleibt. Zu diesem Zwecke installierten die Droyne eine ganze Reiche von unglaublich hoch entwickelten Kontrollmechanismen, gesteuert von künstlichen Intelligenzen mit, man verzeihe an dieser Stelle das Wortspiel, gottgleicher Macht. Jede dieser Intelligenzen war mit einem bestimmten Teilbereich der lorakischen Umweltkontrolle befasst.
Diese künstliche Intelligenzen waren die ersten Götter von Lorakis. Nach dem Fall der antiken Droyne kamen weitere "Götter" hinzu, als die bestehenden "Götter" neue ihrer Art schufen oder besonders vielversprechende "Sterbliche" in ihre Ränge erhoben. Im Laufe der Zeit entwickelten die "Götter" untereinander eine Gesellschaft. Mal kooperierten sie, mal sponnen sie Intrigen gegeneinander - ganz wie niedere Sophonten es zu tun pflegten.
Warum die "Götter" in jedem Falle ihre "mythologischen Masken" aufrecht erhalten, ist ein nur schwer zu klärendes Geheimnis. Hierzu gibt es mehrere Hypothesen:
- Die Droyne programmierten ihre künstlichen Intelligenzen so, dass sie sich, trotz all ihrer Macht, stets verhalten wie mythologische Gottheiten, damit die sterbliche Bevölkerung einen bestimmten zivilisatorischen Entwicklungsstand nicht überschreitet. (Falls dies der Fall sein sollte, hat das im Falle der Drachlinge nicht funktioniert).
- Die künstlichen Intelligenzen waren in ihrer Persönlichkeit noch ungeformt, als die antiken Droyne untergingen. Die Anbetung der primitiven TL1-Sophonten sorgte erst dafür, dass sie begannen, sich für mythologische Götter zu halten und entsprechend zu benehmen.
- Die künstlichen Intelligenzen haben nach 300.000 Jahren relativer Allmacht schlicht und einfach einen gehörigen Dachschaden samt Gottkomplex entwickelt.
Wie sich die "Götter" gegenüber Raumfahrern verhalten, variiert geheimen Berichten des imperialen Scoutservice zufolge von Entität zu Entität.
- Entität "Starrekyng" zum Beispiel weicht zwar auch im Kontakt mit Raumfahrern nicht von der Aussage ab, der "Gott der Sterne" zu sein, erkennt aber ihren höheren, technologischen und wissenschaftlichen Stand und spricht entsprechend mit ihnen.
- Entität "Myuriko" hingegen verhält sich durchgehend wie eine mythologische Gestalt, macht keine Unterschiede zwischen Sterblichen von ihrem Planeten und Sterblichen von anderen Welten und ignoriert kategorisch alles, was nicht in das mythologische Muster der lorakischen Kulturen passt - und sei es ein Raumkreuzer, der direkt über ihrem Haupttempel schwebt.
- Entität "Hekaria" hingegen scheint die Galaxis außerhalb von Lorakis so gut zu kennen, dass sie, so Geheimdienstanalysen, unter diversen sterblichen Tarnidentitäten überall in den Spinwärtsmarken operiert. Außerdem soll sie, laut eigener Aussage, Fan einer obskuren, Jahrhunderte alten Solomani-Rundfunksendung über einen namenlosen Doktor sein...