Unsere SL-Ansätze sind zwar von Runde zu Runde in der ich spiele in machen Punkten ähnlich, in anderen sehr unterschiedlich.
Ich denke Genre/Art des Rollenspiels und die Gruppenzusammensetzung spielen eine große Rolle wie geleitet wird.
In der erzählorientierten Gruppe, in der ich regelmäßig spiele sind z.B. derzeit Frauen in der Überzahl und eine Frau leitet – vielleicht liegt es daran, daß die SL immer froh ist, wenn andere die Regeln nachschlagen und nur bei Unklarheiten und n unnötiger Komplexität diese ändert. Das stört auch keinen von uns. Es ist zwar viellecht nicht demokratisch, aber wir alle haben lieber einen Spielfluß als Regeldiskussion – mag auch daran liegen, daß alle mehr als 20 Jahre z.T. sogar mit Spieler dieser Gruppe spielen. Die SL hat den Rahmen der Geschichten (oft selbst geschrieben oder Adaptionen aus allen möglichen „Medien“, gelegentlich auch mal Kaufabenteuer) gesteckt, wir Spieler haben aber durchaus Möglichkeiten den Plot zu sprengen, wenn wir das Bedürfnis haben oder es logisch scheint. Trotzdem ist es eher Plot als Sandbox – letzteres würde gerade diese Gruppe nicht unbedingt glücklich machen. In der Gruppe hatten wir auch andere SL. Einer ist sehr regelfit und legt deshalb auch etwas mehr Wert auf diese – würde sich im Zweifelsfall wohl auch mehr an das geschriebene Wort“ halten oder Hausregeln für ein besseres Balancing festlegen.
Eine Gruppe in der ich sporadisch spiele hat eine SL, die nur Kaufabenteuer leitet und sich hier sehr stark an den Plotverlauf hält. Ich würde sagen, sie sieht sich eher als jemand, die ihren Spielern Hindernisse in den Weg setzt. Regelfestigkeit ist hier auch nur mäßig. In dieser Runde hat die SL manchmal sehr wenig zu tun, da wir uns untereinander gut bepassen, was sie schön laufen läßt. Hier sozusagen als SL für Rückfragen, die sich die Konsequenzen der Handlung überlegen muß. Manchen wäre der Spielstil vielleicht zu unflexibel in der Behandlung der Story und ich habe manchmal auch ein kleines Problem mit der fehlenden Anpassung von Abenteuern an die Gruppenkonstellation, aber insgesamt spiele ich auch dort sehr gerne – in diesem Fall aber tatsächlich nur, wenn die Konstellation der Mitspieler für mich „stimmt“.
Ich als SL überlasse Regelfragen zwei leicht konkurrierenden Spielern und sehe mich in dem Bereich eher als Schiedsrichter, wenn die beiden nicht zu einer Einigung kommen.
Ansonsten sehe ich nebst dem Part, daß ich fast alle Arbeit zwischen den Sessions habe und deshalb auch substantiell mitbestimmen darf, was gespielt wird (wenn man viel Freizeit für das Hobby opfert, finde ich, hat man als SL auch das Recht Dinge vorzubereiten, die einem Spaß machen zu spielen...) meine Rolle auch stark als Mediator. Das mag daran liegen, daß meine Gruppe von den Spielertypen her sehr disparat ist. Für mich heißt das, aber auch daß ich dem Powergamer deshalb nicht immer alles erlaube (und sogar in die Charakter-Hintergrundgeschichte eingegriffen habe – ich habe aber auch begründet weshalb und er spielt noch immer gerne mit mir) und der Charakterspieler auch öfters mal aus dem Rampenlicht genommen werden muß, damit die stilleren Spieler auch ihre Glanzmomente bekommen.Das gelingt mir oft nicht so gut wie ich es möchte, aber ich lerne und arbeite daran. Und wenn ich stark in Ideen oder Charakter eingreife habe ich das meist, wenn ich die Spieler eine Weile kenne, abgesprochen, daß das aus Spielerbalancegründen passieren kann, Wie eine Avatarin des Dfs so schön sagte – die Avatar-NSCs sind dafür da, möglichst vielen Spielern Spiel zu generieren.
In der Gruppe probiere ich gerade eine Art Sandbox aus und stelle fest, daß meine Spieler noch ziemlich überfordert sind. Viel Freiheit macht halt auch nicht jedem Spaß.
Ich finde es interessant, daß die Funktion des Mediators in diesem Thread selten (ich glaube am ausführlichsten von "First Orko") erwähnt wurde. Ich denke, meine Art zu leiten hängt wirklich sehr davon ab, wer mit mir spielt und wie die Gruppe untereinander funktioniert. Je nachdem bin ich auch „freier“ oder „autoritärer“. Manchen Menschen gibt man einen Strohalm und sie bauen daraus eine taktische Situation, oder ein ganzes Drama, anderen gibt man ein paar griffige Informationen und es passiert erst etwas, wenn man ihnen Mut macht, die Optionen einschränkt, sie immer wieder anspielt etc.
Was bei uns alle SLs haben ist aber das Bestimmungsrecht über das Verhalten der NSCs. Ob der Drache also mit dem Barden einen Flirt anfinge und ersterer drauf würfeln dürft, wäre in den meisten Situationen eher ein „Bevor du dich dem Drachen näherst, wird er versuchen, dich zu braten. Weichst du aus???“ - andererseits gibt es bestimmt Settings, in denen das auch einfacher funktionieren kann – nehmen wir z.B. mal die Welt von Shrek...