Autor Thema: Reading Challenge 2020  (Gelesen 24144 mal)

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Offline Lyris

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Re: Reading Challenge 2020
« Antwort #225 am: 29.08.2020 | 20:40 »
Hier mal meine Urlaubslektüre:

#211 Christell Dabos: Die Spiegelreisende, Im Sturm der Echos
GsD ist es vorbei. Ich habe glaube ich hier mal eine Lese-Empfehlung für den ersten Teil ausgesprochen. Die nehme ich sofort zurück. Dieser letzte vierte Band ist so schrecklich, da fängt man die Reihe besser gar nicht an.
#212/213 Martina Baumbach: Herbst im Holunderweg/Weihnachten im Holunderweg
Wieder zwei nette kurzweilige Kinderbücher über eigentlich völlig normale, alltägliche Dinge, aber einfach schön geschrieben.
#214 Marc Brandel, William Arden: Die drei ???, Tödliches Spiel
Sammelband mit älteren Folgen. Klassiker halt.  ;)
#215 Tomi Adeyemi: Children Of Virtue And Vengeance
Da auch dieser zweite Band wieder mit einem Cliffhanger endet und es nicht schlecht ist, werde ich wohl auch den dritten Teil lesen. Schön immer noch das Setting, das afrikanisch inspiriert ist und die Art und Weise wie Magie gewirkt und eingesetzt wird, leider werden die Hauptfiguren immer unsympatischer, da wird das Mitfühlen schwierig.
#216/217/2180 Kate Harrison: Soul Beach, Frostiges Paradis/Schwarzer Sand/Salziger Tod      
"Als Alice eine E-Mail von ihrer toten Schwester bekommt, hält sie das zunächst für einen schlechten Scherz. Dann folgt jedoch eine Einladung in die virtuelle Welt von Soul Beach, einem idyllischen Strandparadies, wo ihre Schwester Megan seit ihrer Ermordung festsitzt.
Unter soulbeach.org entdeckt Alice eine völlig neue Welt abseits der Realität, die sie mehr und mehr in ihren Bann zieht.
Doch wer steckt hinter Soul Beach und warum herrschen hier solch strenge Regeln?
Warum wird der Strand nur von Jungen und Schönen bewohnt?
Und warum sind sie alle tot?
Wer hat Megan umgebracht?
Und könnte Alice das nächste Opfer sein?"
Eine Trilogie von der ich immer noch nicht weiß, was das eigentlich für ein Genre (laut Amazon ein Mystery-Thriller) war und ob ich sie jetzt gut fand. Mitreißend und spannend auf jeden Fall, echte Page-Turner. Es werden auch zum Ende eines Bandes immer gewisse Geheimnisse gelüftet bzw. Probleme gelöst, aber eines bleibt bis zum Schluss unklar. Trotzdem war ich am Ende nicht unzufrieden, es war irgendwie ein runder Abschluss, zu viel Erklärung hätte das Ganze vermutlich kaputt gemacht.
#219 Elisabeth Georg: Vergiss nie, dass ich dich liebe
Band mit fünf kürzeren Geschichten. Vielleicht habe ich inzwischen "zu viele" Krimis gelesen, aber alle waren so was von durchsichtig, keine winzig kleine Überraschung, es war nicht mal spannend zu sehen, ob ich recht habe.
#220 Holger Bloem: Spiekeroog, Ostfrieslands grüne Insel
Sehr schönes Buch über die Insel, mit vielen tollen Fotos, aber auch einiges an Infos, so dass ich optimal auf den Besuch derselbigen vorbereitet war. Einziges Manko: Da einige Beiträge von anderen Autoren dabei waren, die wohl teilweise unverändert aus vorherigen Veröffentlichungen entnommen waren, haben sich manche Inhalte wiederholt.
#221 Nancy Springer: Der Fall des geheimnisvollen Fächers
In ihrem neusten Fall laufen Enola Holmes nicht nur unvermutet ihre beiden Brüder (Mycroft und Sherlock Holmes) über den Weg, sondern sie benötigt auch noch Sherlocks Hilfe (oder genau umgekehrt?) um ihre Klientin zu retten. War ich erst nicht so begeistert von der Idee, das Sherlock Holmes einfach so ein weiteres Familienmitglied angedichtet wird, so finde ich die Hauptfigur des inzwischen vierten Enola-Holmes-Bandes einfach zu origininel und unterhaltsam, als dass mich das noch stören würde.
#222 Klaus-Peter Wolf, Bettina Göschl : Die Nordseedetektive, Das Geheimnis der gestohlenen Gemälde
Für einen Kinder-Krimi tatsächlich gar nicht mal so simpler Fall und wie immer sehr lustig.
#223 Johannes Wilkes: Nachts im Watt
Drei alte Damen liegen tot im Watt. Ertrunken, von der Flut überrascht. Ein Unfall? Aber was hat es mit den eingeritzen Buchstaben auf den Leichen auf sich? Eine Botschaft der Toten? Ein wenig slapstick-mäßig stolpern (teilweise wortwörtlich) der Inselpolizist, ein Kommissar auf Urlaub und dessen Lebensgefährte durch die Hinweise zur Lösung des Falles. Unterhaltsam, aber sicher nicht großartig anspruchsvoll. Wird interessanter -wie bei Regionalkrimis üblich-, wenn man die Örtlichkeiten kennt.
#224 bis 233 Sieben ½ Inseln – Sieben ½ Verbrechen, Zwölf Speisen – Zwölf Verbrechen, Elf Bräuche – Elf Verbrechen, Barbara Saladin: Sieben Inseln – Sieben Krimis, Jan Schröter: Nur mal kurz…, Zum Morden in den Norden, Strandkorbgeschichten, Christiane Franke: Eine Mordsehe, Fiese Friesen, Theodor J. Reisdorf: Noch mehr Friesenmorde
Ein Streifzug durch meiner Mama Ferienwohnungs-Bibliothek. Von Extra-Kurzgeschichten bis ganzer Roman, die meisten Krimi, teilweise mit zusätzlichen Hintergrundinfos, von naja bis gut, aber alle in/an der Nordseeküste oder nicht allzu weit im Hinterland derselbigen.
Am besten hat mir Theodor J. Reisdorf gefallen mit einer kurzen Geschichte in einer der Anthologien und drei längeren in den "Friesenmorden". Da es sich um Ausgaben älteren Datums handelt, spielen alle in den 80er Jahren. Das war manchmal ein wenig seltsam, aber irgendwie nebenbei auch ein netter Ausflug in meine Kindheit.
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Offline Tsuyoshi Hamato

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Re: Reading Challenge 2020
« Antwort #226 am: 1.09.2020 | 15:01 »
# 5/15

Dale Carnegie - Wie man Freunde gewinnt und Menschen beeinflusst

Carnegie's Klassiker (Erstauflage 1936, ich las die 11.) ist für meinen Geschmack ein wenig zu konzentriert auf Vertrieb / Psychologie im Geschäftlichen. Die allgemeinen und Erziehungskapitel lasen sich durchaus spannend und gefällig, wenn auch knapp. Interessant ist auch das transportierte, in den USA womöglich früh allgemein verbreitete Menschenbild*, welches den Großteil der Menschen als egoistisch bis egozentrisch und soziale Beziehungen als implizite Handel - i.e., man interagiert weil man etwas vom Anderen will - charakterisiert.   *ist es auch zutreffend?
« Letzte Änderung: 1.09.2020 | 15:06 von Tsuyoshi Hamato »

Offline Sindaja

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Re: Reading Challenge 2020
« Antwort #227 am: 9.09.2020 | 09:27 »
#58: Terry Pratchett:Maurice der Kater
Normalerweise lasse ich ja die Bettlektüre für mein Kind außen vor, aber bei der Buchlänge und dem Autor darf das Buch auch mitmachen...Ich habe es vor vielen Jahren auf Englisch gelesen und jetzt also auf deutsch – ein bißchen gestiefelter Kater, aber vor allem viele Ratten(fänger von...), die man ins Herz schließt. Pratchetts Humor ist im Original immer etwas pointierter, aber auch die deutsche Übersetzung machte uns beiden viel Spaß. Für ein Vorschulkind vielleicht noch nicht in allen Facetten verständlich, aber doch auch hier ausreichend lustig und spannend, daß Maurice als Lektüre immer wieder das magische Baumhaus schlug...
#59: S.E. Grove: The Golden Specific
Ein recht typischer Mittelband. Gut geschrieben – Sophia findet weitere Spuren ihrer Eltern, während Theo sich seiner Vergangenheit stellen muß. Beide schließen neue Freundschaften und lernen Dinge über ihre Welt. Braucht definitiv eine Fortsetzung, da nun viele Stränge angerisssen, aber nicht aufgelöst werden.
#60: S.E. Grove: The Crimson Skew
Abschluss der Trilogie. Ein gutes Buch. Auf eine ruhige, unaufgeregte Art interessant und oft spannend. Insgesamt ist der Umgang mit dem zentralen Thema Kartographie mit quasi magischen Facetten faszinierend, aber je nach Altersklasse der Leser (ab 10) vielleicht auch etwas zu eigen und verwickelt.
#61: Will Shetterly: Elsewhere
Ein Roman in einem Urban Fantasy Setting, das ich noch nicht kannte – den Borderlands – einer Stadt zwischen „unserer“ Welt und dem Feenreich. Ein Jugendbuch mit Straßengangs, Yeats und Blake, der Buchhandlung Elsewhere, und einem Protagonisten auf der Suche nach seinem Bruder – oder einem anderen Leben. Es unterhält und das Setting wurde in Kurzgeschichten wohl auch von bekannteren Autoren beschrieben. Eigentlich ein nettes Setting für Rollenspiel mit Teenagern.

Offline Menthir

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Re: Reading Challenge 2020
« Antwort #228 am: 9.09.2020 | 23:29 »
#34

Hal Gold - Japan's Infamous Unit 731: Firsthand Accounts of Japan's Wartime Human Experimentation Program

Kriegsverbrechen und Experimente an Menschen bringen einen besonderen Faktor in die Lektüre eines Buches, und so ist dieses Buch erschreckend wie aufschlussreich.
Gleichwohl ist es nur ein recht kleines Büchlein, welches aus zwei Teilen besteht. Als etwa 125 Seiten kurzer Abriss der Geschichte der Einheit 731 bzw. seinen Schwestereinheiten von der Vorkriegszeit bis zum Ende des Krieges (und minimal in Spitzen darüber hinaus), und in etwa 125 Seiten Augenzeugenberichte.

Es ist an und für sich also durch sein Material und das extreme Thema an sich sehr einnehmend, allerdings wird das Buch meinem Verständnis (und das muss ja nicht richtig sein, dennoch ist es für den Moment Maßstab) eines historischen und aufarbeitenden Werkes nicht gerecht.
Das Buch existiert in seinem Vakuum, denn es setzt das Programm nicht in den historischen Maßstab, es setzt die historischen, isolierten Daten nicht einmal in das Verhältnis zum Krieg. Das japanische Programm wird nicht in Verhältnis zu ähnlichen Programmen in anderen Teilen der Welt gesetzt, die Aufarbeitung durch andere Staaten nur einseitig amerikanisch gespiegelt, obwohl immerhin gesagt wird, dass es auch sowjetisches Interesse an den Experimenten gab.
Das Buch ist mit Quellen sehr sparsam und Teile des Buches nehmen sich fast verschwörerisch an, was mich etwas abgestoßen hat.

Ingesamt ist es dennoch ein durch seinen Part der Augenzeugenaussagen sehr spannendes Buch. Letztlich überwiegen die Unzulänglichkeiten aber doch, und so traue ich dem Werk nur begrenzt (auch wenn sich ein ganzer Part, vor allem die amerikanische Vertuschung, verifizieren lässt). Es ist aber ein guter Büchsenöffner, um in das Thema einzusteigen.

6 von 10 Punkten.

#35

Ethan Cross - Spectrum

Ein schnell zu lesender, vielleicht nicht ultraspanneder, aber doch gefälliger Thriller, der in den Mittelpunkt die entstehende Beziehung zwischen einem alternden FBI-Agenten, seinen autistischen Zögling (der nicht zum FBI will, aber als Berater tätig ist) und einen Ex-Mafiosi, der ins FBI will, aber nicht darf, stellt.
Das Buch ist herrlich überzogen in seinen Charakteren, sowohl in den Helden, als auch den Antihelden, die im Übrigen gar nicht so schwarzweiß sind, wie man am Anfang glauben mag. Das Buch ist gritty, und doch hier und da überzogen, mal eine Freakshow, und dann doch auch einmal auch subtil und an manchen Stellen sogar gefühlvoll.

Ich will gar nicht so viel spoilern, weil die Geschichte wirklich ein hohes Tempo hat und unvorhersehbar-vorsehbare Twists bereithält, das bedeutet, Ethan Cross gelingt es meistens seine Andeutungen und Twists zu verstecken und dann zu nutzen, sodass man die Story gut nachvollziehen kann und sie eine befriedigende Entwicklung nimmt, trotz ihrer Abgedrehtheit. Man hätte viel kommen sehen können, aber man hätte schon sehr suchen müssen, oder eben wie der Held ggf. eine autistische Veranlagung zur Ordnung haben müssen.

Es gibt eigentlich mehrere Erzählstränge, die aufeinanderzulaufen und befriedigend zu Ende gebracht werden. Schön ist, dass es keine Superhelden gibt, denen alles gelingt. Alle Beteiligten machen Fehler, was das Buch für mich sehr angenehm macht. Sowohl die Helden als auch die Antihelden werden gespiegelt und bekommen ihre Szenen, in denen sie charakterisiert werden und sich vorstellen dürfen. Jeder Charakter hat so gefühlt im Gesamtwerk eine tragende Rolle, und auch das ist wirklich gelungen.

Ich habe das Buch geschenkt bekommen und bin kein klassischer Thrillerleser, aber bei solchen Werken könnte ich mir das häufiger vorstellen. Abgedreht und doch geerdet, brutal und subtil, in your face und doch komplexer als man bei dem Genre erwartet.

Gutes Buch.

7,5 von 10 Punkte.
„Zutrauen veredelt den Menschen, ewige Vormundschaft hemmt sein Reifen“ - Johann Gottfried Frey

„Ein Mensch wollte immer Recht behalten:
So kam's vom Haar- zum Schädelspalten.“ - Eugen Roth

Offline Lyris

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Re: Reading Challenge 2020
« Antwort #229 am: 11.09.2020 | 18:04 »
#234 Arsen und Spritzgebäck
Bis Weihnachten ists zwar noch a weng. Aber so ein paar Regional-Kurz-Krimis dürfens auch mal zur Unzeit sein.                                                
#235 R. J. Baker: Die Stunde des Assassinen
Was macht man, wenn man einen Assasinen enttarnen und aufhalten will? Man zwingt die beste Assassine des Landes samt ihres Lehrling in seine Dienste. Als Königin und wenn der eigene Sohn bedroht ist, kann man das schon mal machen. So stecken Girton und sein Meister bis über beide Ohren in Intrigen, Verschwörungen und irgendwie scheint überhaupt niemand so ganz koscher zu sein. Las sich sehr gut, sehr spannend, nicht die übliche Assassinen-Geschichte, angefangen damit, dass Girton einen Klumpfuß hat, ein irgendwie ganz normaler Junge ist und dann auch wiederum doch nicht. Der ganze Hintergrund/die Welt ist unglaublich brutal, Mord und Töten an der Tagesordnung nicht nur für Assassinen und die Hauptfiguren sind mehr Ermittler als Auftragsmörder. Obwohl mir von dem Buch abgeraten wurde, habe ich es gelesen und bin sehr zufrieden damit.
#236/7/8/244 Die drei ??? Kids, Chaos in Rocky Beach/Diamantenraub, Martina Baumbach: Sommer im Holunderweg, Mira Sol: Die drei !!!, Vier Pfoten in Gefahr, Die drei ??? Kids, Delfin-Piraten
Einmal die Lektüre meiner Tochter.                     
#239/245 Anne Perry: Mord in Dorchester TerraceAnne Perry: Tod am Eaton Square
Inzwischen ist Pitt zum Leiter des Staatsschutzes aufgestiegen. Das bietet gleich ganz anderes Potential für seine Fälle. Auch das Ermitteln ist ein ganz anderes. "Aber Sie müssen sich an das Gesetz halten." "Ich bin nicht die Polizei, ich bin von Staatsschutz, ich darf alles."
#240/1Magda Trott: Pucki kommt in die höhere SchuleMagda Trott: Puckis neue Streiche
Jaja, da haben die Kindheitserinnerungen wieder zugeschlagen... Auch wenn die üblichen Gegebenheiten des Familienlebens in den 1930ern schon manchmal weh tun. Ist mir als Kind gar nicht so aufgefallen.                                                          
#242 Edgar Wallace: Der sechste Sinn des Mr. Reeder
Kurzgeschichten kann der Hr. Wallace einfach besser und Mr. Reeder ist ab sofort mein Lieblingsermittler der Reihe.
#243 Petra Bartoli y Eckert, Diana Lucas: Weiß blau bunt
"Bayerische Kurzgeschichten für Kinder und Erwachsene". Nett und teils auch witzig. Ich musste auch gar kein Beschwerde einlegen, da die Autorinnen ganz offensichtlich wirklich wissen, dass Bayern nicht nur aus München und den Alpen besteht. ;D
#246 John T. Lescroart: Gnade vor Recht
Angeblich gehts es hier um das Thema Sterbehilfe. Irgendwie tut es das auch, auch wenn eigentlich gar keine Sterbehilfe vorkommt. Aber man kann ja so schön alles instrumentieren und verdrehen bis es einem passt. Genau das ist -neben dem angeblichen Mord-/Sterbehilfe-Fall- auch mM nach das Thema. Da wird ein Strafprozess zum Spielball von Politik, verschiedener Interessensgemeinschaften, beruflichem/privaten Eigennutz etc. Und egal ob gut gemeint oder nicht, methodisch ist auch keiner zimperlich. Mittendrin der Angeklagte, der um sein Ansehen, seinen Beruf und nicht zuletzt buchstäblich um sein Leben kämpft bzw. sein Anwalt. Gut gemacht.
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Offline Lyris

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Re: Reading Challenge 2020
« Antwort #230 am: 11.09.2020 | 19:00 »
Für Liv:
Derzeit 201 Bücher, außer den o. g. noch einige der Reihe Nordseedetektive, passend zu unserem Urlaub.  :)
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Offline Lyris

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Re: Reading Challenge 2020
« Antwort #231 am: 20.09.2020 | 08:13 »
#247/8 Magda Trott: Puckis erster Schritt ins Leben/Magda Trott: Pucki wird eine glückliche Braut
#249 Johannes Wilkes: Der Fall Fontane
Karl-Dieter und Mücke ermitteln diesmal weder in Erlangen noch auf Spiekeroog, sondern im Havelland auf den Spuren Fontanes. Der Kriminalfall geht ob der historischen und landschaftlichen Beschreibungen fast unter, aber das stört eigentlich gar nicht. Was bleibt ist ein Stück (Literatur)-Geschichte auf unterhaltsame Art erzählt.
#250/1 Katja Brandis: Seawalkers, Wilde Wellen/Trudi Trueit: Explorer-Academy, Die Sternendünen
Zwei unterschiedliche Jugendbücher, einmal Fantasy mit Gestaltwandlern, einmal eine Abenteuer- und Entdeckergeschichte mit leichtem SiFi-Einschlag, aber ein Thema: Tierschutz. Einmal geht es um Haie, einmal um Gorillas und Geparden, jedes mal eingebettet in eine durchaus spannende Rahmenhandlung mit einer Prise Humor, die sich auch bisher über alle Bücher der jeweiligen Reihe hinweg zieht.
#252/3 Die drei ???, Kelch des Schicksals/Die drei ???, Kreaturen der Nacht
#254 Maja von Vogel: Die drei !!!, Die Marzipan-Mission
#255 Tom Wolf: Goldblond. Verheerende Torheit
Friedrich II versucht gerade Bayern vor Österreich zu beschützen und ist abwesend. Schade, habe ihn vermisst. Aber gut aufgebauter Fall bei dem es ein Mörder offenbar auf Freimauerer abgesehen hat.
#256 Kelly Barnhill: Das Mädchen, das den Mond trank
Jedes Jahr am Tag des Opfers bringen die Stadtbewohner ihr jüngstes Kind in den Wald und lassen es dort zurück, um ihre Stadt vor der Zerstörung durch die böse Hexe zu schützen.
Jedes Jahr am selben Tag macht sich die Hexe Xan auf um ein Kind zu retten, das die Stadtbewohner unverständlicherweise im Wald aussetzen, um es in eine der Städte auf der anderen Seite des Waldes zu besseren Eltern zu bringen. Bis sie eines der Kinder auf dem Weg dorthin aus Versehen mit Mondlicht füttert und so mit einer Unmenge an Magie auflädt. Sie beschließt daher es selbst aufzuziehen. Nach einigen Jahren muss sie feststellen, das ein Kleinkind, das unkontrolliert und ohne es selbst zu merken mit Magie um sich wirft eine Gefahr für sich selbst und seine Umgebung darstellt und sie dringend etwas unternehmen muss.
Weiterhin ist da noch der Jungen aus der Stadt, ein Ratsmitglied-Anwärter, der einfach nicht mit den jährlichen Opferungen fertig wird und irgendwann beschließt etwas zu unternehmen.
So nimmt die Sache ihren dramatischen Lauf.
Eine schöne Geschichte mit hier und dort kleinen Logik-Schwächen und Längen, gut ausgedachten Charakteren und schöner Sprache mit einer Portion Poesie. Angenehm unblutig und unbrutal. Empfehlenswert für Kinder ab 10 und Erwachsene
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Offline Blanchett

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Re: Reading Challenge 2020
« Antwort #232 am: 20.09.2020 | 16:07 »
#16 Robin Cook - Chromoson 6
New York: Vor laufender Fernsehkamera wird der Mafia-Boss Carlo Franconi erschossen. Eine peinliche Angelegenheit, denn Franconi hatte sich gerade zu einer Kronzeugenaussage bereit erklärt und stand deshalb unter Polizeischutz. Damit nicht genug: Seine sterblichen Überreste verschwinden über Nacht aus dem Leichenschauhaus, ohne daß eine Autopsie durchgeführt werden konnte. Als der Torso eines Mannes aus dem Hudson gefischt wird, ist den Pathologen Dr. Jack Stapleton und seiner Kollegin Laurie Montgomery schnell klar, daß es sich um Franconi handeln muss. Was die beiden nie erwartet hätten: Ihre Nachforschungen führen sie schon bald in ein Genlabor. Allerdings liegt es nicht in Manhattan, sondern in einem kleinen afrikanischen Land...

#17 Robert Asprin  - Ein Dämon für alle Fälle
Unmögliches wird sofort erledigt, Wunder wirkt der grosse Skeeve persönlich!
So lautet das Motto der Chaos Corporation, die Skeeve auf dem Basar von Tauf, wo man bekanntlich alles kaufen kann, ins Leben gerufen hat. Doch was soll man von einer Firma halten, zu der ein ausgewachsener Dämon, ein verspielter Drache, zwei begriffsstutzige Mafiosi und ein täppischer Zauberlehrling gehören? Magier Skeeve hat als Boß alle Mühe, den Laden zusammenzuhalten. Und gleich der erste Auftrag scheint gründlich danebenzugehen. Skeeve schleust seinen Leibwächter zu geheimen Ermittlungen in das Geschäft eines Teufels - Verzeihung: Täuflers - ein, und der hat nichts Eiligeres zu tun, als eine Gewerkschaft zu gründen...

Offline Blanchett

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Re: Reading Challenge 2020
« Antwort #233 am: 20.09.2020 | 16:39 »
#18 Sidney Sheldon - Ein Fremder im Spiegel

Der Komiker Toby Temple zieht mit 18 Jahren aus, Hollywood zu erobern. Nach trostlosen Jahren in schäbigen Etablissements und verrufenen Kneipen gelingt ihm schließlich doch, wovon Hunderte seinesgleichen träumen: Er wird ein Star im Showgeschäft, dem das Film- und Fernsehpublikum zu Füssen liegt.
Doch der Mann, der die ganze Welt zum lachen bringt, ist der einsamste Mann auf Erden - bis er die schöne Jill Castle kennenlernt, die mit den gleichen Hoffnungen nach Hollywood gekommen ist. Von brennendem Ehrgeiz erfüllt,  hat sie bisher nur Demütigungen und Mißerfolge erfahren. An der Seite des berühmten Toby Temple sieht sie nun die Stunde gekommen, sich an jenen zu rächen, die sie erniedrigt haben.
Jill weiss nur zu gut, daß Ihre Macht unlösbar mit Toby verbunden ist, daß sie ohne ihn in Armut und vergessenheit zurücksinken würde. Als Toby schwer erkrankt, kämpft sie bis zur Selbstaufopferung um seine Genesung und wird als Heldin gefeiert.  Doch die Krankheit bricht ein zweites Mal aus, und diesmal gibt es keine Hoffnung. Jill weiß, daß sie für den Rest ihres Lebens an einen Krüppel gefesselt sein wird. Da fasst Sie einen teuflichen Plan...

#19 John Katzenbach - Das Tribunal
Zweiter Weltkrieg, 1943: Der junge amerikanische Leutnant Thomas Hart wird mit seinem Flugzeug über Sizilien abgeschossen. Als Einziger überlebt er den Absturz und kommt in ein deutsches Lager. Als dort ein Mitgefangener ermordet wird, fällt der Verdacht auf den schwarzen Piloten Lincoln Scott. Hart, der vor seiner Einberufung Jura studiert hat, wird von einem provisorischen Kriegsgericht zu dessen Verteidiger berufen. Nun muss er sich nicht nur gegen seine Nazi-Bewacher behaupten, sondern auch gegen die weißen Rassisten in der eigenen Truppe zur Wehr setzen.

#20 John Katzenbach - Der Professor
Der pensionierte Psychologieprofessor Adrian Thomas bekommt von seinem Arzt eine niederschmetternde Diagnose: Demenz. Noch immer unter dem Eindruck der bestürzenden Nachricht blickt der alte Mann auf die Strasse und sieht ein etwa sechzehnjähriges Mädchen vorübereilen. Gleichzeitig rollt ein Lieferwagen heran, bremst ab und beschleunigt wieder: Das Mädchen ist verschwunden. Der Professor ist verwirrt. Täuscht er sich, oder hat er gerade eine Entführung beobachtet?

#21 One Piece Nr. 42 - Die Piraten vs. CP 9
#22 One Piece Nr. 43 - Eine Heldenlegende
#23 One Piece Nr. 44 - Bloß weg hier!
#24 One Piece Nr. 45 - Ich kann mir vorstellen, wie Ihr euch fühlt!

Offline Sindaja

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Re: Reading Challenge 2020
« Antwort #234 am: 4.10.2020 | 21:32 »
 62.Cassandra Clare et al.: Ghosts of the Shadowmarket
Wieder eine Sammlung von „Shadowhunter“-Kurzgeschichten/Novellen. Noch mehr als die zuvor machen diese Geschichten wenig Sinn, wenn man die Hauptreihen nicht kennt. Kennt man sie, füllen sie aber Lücken und geben Ausblick auf zukünftige Handlungsstränge. Im Zentrum steht Jem Carstairs. Mir hat diese Sammlung aber weniger als die Magnus bzw. Simon Geschichten interessante Facetten des Charakters aufgetan. Vielleicht ist Jem einfach zu lieb ;-) Trotzdem waren die Geschichten gut zu lesen. Während man für die Bane Chronicles und die Shadowhunter Academy hauptsächlich die Mortal Instruments und Infernal Devices kennen sollte sind hier die Dark Artifices auch zum Verständnis nötig.
63. Lois Lowry: The Giver
Der unter „Hüter der Erinnerung“ (nicht gesehen) verfilmte Roman fällt in die Gruppe der utopisch/dystopischen Gesellschaftsentwürfe. Gut geschrieben mit einem jugendlichen Protagonisten und u.a. der Fragestellung, was Sicherheit und Frieden wert sein darf und was nicht. Wegen der moralischen Fragen, die gestellt werden ein typisches Buch, das sich auch im Ethik-Unterricht lesen ließe. Lesenswert, weil es dann doch anders als „1984“ oder „Brave New World“ oder „Tribute von Panem“ oder... ist. Man sieht hier klar die gut gemeinte Intention der Gesellschaft, die aber nach unseren hiesigen ethischen Maßstäben (glücklicherweise) nicht vertretbar ist.
64. Johathan Auxier: Sweep  The Story of a Girl and her Monster
Eine berührende Geschichte über schreckliche Kinderarbeit im viktorianischen London, ein bißchen Mythologie und William Blake. Lesenswert.
65. Cassandra Clare: The Red Scrolls of Magic
Was ich an dem Buch besonders mochte ist daß es quasi Popcorn-Kino, aber mit nicht-hetero Protagonisten ist. Einerseits finde ich es traurig, daß es auch heute noch in „westlichen“ Ländern ein Problem zu sein scheint, Bücher mit gleichgeschlechtlichen Paaren in der Stadtbibliothek aufzunehmen – wie die Autorin im Nachwort schreibt, andererseits gefällt es mir, diese aus der „Problembuchsparte“ zu entfernen und ihnen einen Normalität zu geben. Letztlich sind Magnus und Alec auf ihrem ersten gemeinsamen Urlaub, der deutlich chaotischer verläuft als geplant. Mal lustig, mal ernst.

Offline Sashael

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Re: Reading Challenge 2020
« Antwort #235 am: 8.10.2020 | 23:51 »
#4 Itras By

Als Rollenspielbuch in meiner persönlichen Top 10 (von allen Büchern mit Rollenspielbezug).

Obwohl ich Itras By schon gespielt hatte, hat mich das Buch doch mehrfach überraschen können.
Ein großartiges Setting, das noch erkundungswürdiger ist, als ich sowieso schon dachte. Aber auch deutlich düsterer und (teils) blutiger, als ich erwartete.
"Ja natürlich ist das Realitätsflucht. Was soll daran schlecht sein? Haben Sie sich die Realität in letzter Zeit mal angesehen? Sie ist grauenhaft!"


Leitet Itras By mit Battlemap. ;D

Offline Lyris

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Re: Reading Challenge 2020
« Antwort #236 am: 10.10.2020 | 10:18 »
#257 Edgar Wallace: Feuer im Schloss
#258 Lucy Maud Montgomery: Anne und Rilla
Abschluss der Anne von Green Gables Reihe. Hier ist die Hauptperson ihre jüngste Tochter Rilla. Der Hintergrund, Blick auf den ersten Weltkrieg aus kanadischer Sicht, ist sehr interessant und war für mich völlig neu. Dazu eine wirklich gut gelungene Geschichte über das Erwachsenwerden in schwierigen Zeiten.
#259/260 Anne Perry: Nacht über Blackheath/Das Opfer von Angel Court
#261 Ulf Blanck: Die drei ??? Kids, Schrottplatz in Gefahr
#262 Katja Brandis: Woodwalkers & Friends, Katzige Gefährten
Auch in den Ferien erleben die Schüler einer Schule für Gestaltwandler ganz andere, sprich aufregendere, skurrilere und gefährlichere, Dinge als andere. Die Rettung von Woodwalkern aus dem Tierheim, eines Wolfsrudels vor der Tollwut und eine "einfache" Geburtstagsfeier laufen nicht unbedingt wahnsinnig glatt ab. Dafür aber sehr unterhaltsam für den Leser.
#263 Phillip P. Peterson: Transport 5, Auslöschung
Erstaunlich wie unterschiedlich die Bücher der Reihe doch sind. Dieses ist zwar sicher nicht das Beste, aber doch handfeste gute Sifi.
#264/265 James Dashner: Der Game-Master, Gegen die Spielregeln/Das Spiel ist aus
Irgendwie eine typische Dashner-Trilogie: 1. Band (hier nicht aufgeführt): Eine gute Idee, ein wenig Einführung und etwas, dass wie ein Spiel anmutet, aber todernst ist. 2. Band: Auf der Flucht vor allem und jedem. 3. Band: Noch mehr Chaos, Endkampf (oder - kämpfe) und Happy End mit Abstrichen. Die Grundidee virtuelle Realität, wann wird die virtuelle Welt zu(?) real, wann erreicht künstliche Intelligenz Bewußtsein und was passiert dann, wer darf dann "leben", ist schon nicht schlecht, auch durchaus gut umgesetzt. Aber mit der Zeit fällt trotzdem die Spannung etwas ab, ist das Intrigenspiel und die Vielzahl der Interessen(sgruppen) manchmal auch ein wenig sehr hoch, hin und wieder auch ein paar Unplausibilitäten. Insgesamt aber ganz gut und interessant zu lesen.
#266 Jana Frey: Kichererbsen mit Schokolade, Familienchaos für Anfänger Für das bißchen Buch stecken eigentlich viel zu viele Themen drin. Esoterisch angehauchte, frisch getrennte Bürgermeisterkandidatin mitten im Wahlkampf verliebt sich in verwitweten iranisch-stämmigen Fahrradladenbesitzer, der eigentlich Musiker ist. Sein Sohn möchte ihn aber lieber mit der schönen Elvira aus dem Supermarkt verbandeln, seine Mutter reist mit einer von ihr ausgewählten Braut aus Theran an. Weiter mischen mit: Sohn 2, die Zwillingsmädchen und der getrennte Noch-Ehemann, eine Katze mit Trauma, ein ausländerfeindlicher Vermieter und einige Flüchtlinge aus dem abgebrannten Flüchtlingsheim. Ja, viel los, niemals langweilig, auch ernste Themen, die aber für ihre Wichtigkeit teilweise nur sehr oberflächlich angeschnitten werden. (Kann auch sein, ich hab keine Ahnung und das ist so kindgerecht?) Vielleicht wird das mit dem nächsten Buch besser, außerdem sind noch zwei, drei Handlungsstränge offen.
#267 Stephan Wolf: TKKG, Das Biest aus den Alpen Mutet eigentlich eher wie Fünf Freunde oder Drei ??? an. Was heißt: Viel besser als erwartet.
#268 Ursel Scheffler: Kommissar Kugelblitz, Die Drei-Minuten-Gangster
#269 John Creasey: Attentat auf Denkmaschinen
Überraschend guter Krimi von 1969. Macht ein wenig den Eindruck, dass man die Hauptfigur ein paar (besonders ereignisreiche) Tage im Arbeitsalltag begleitet.
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Offline Vampirwurst

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Re: Reading Challenge 2020
« Antwort #237 am: 10.10.2020 | 13:35 »
Wenn auch sehr spät, möchte ich mich anschließen. Ich hab in letzter Zeit viel zu wenig gelesen bzw keinen Leseslot gehabt. Habe mir jetzt erstmal das Ziel von 3 Büchern bis Jahresende gesetzt

Nächstes Jahr werde ich dann hier die Rory Gilmore Reading Challenge beginnen. Mal sehen wie lang das dauert. Sind 330 Bücher xD
„Die Fähigkeit zu sprechen macht dich noch nicht intelligent.“
— Qui-Gon Jinn

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Re: Reading Challenge 2020
« Antwort #238 am: 18.10.2020 | 20:03 »
Seit meinem letzten Beitrag Anfang September bin ich für meine Verhältnisse fleißig gewesen, aber wegen Zeitknappheit und fehlender Muße nur in Kurzform:

#36

Roman Deininger - Die CSU - Bildnis einer speziellen Partei

Sehr ausgewogenes Buch über die CSU, welches sich vor allem den Graswurzeln der Partei nähert und ihrem doch trotzdem irgendwie autokratischen Stil. Zu Beginn versucht der Autor etwas fröhlicher zu berichten, verliert diesen Stil im Laufe der Zeit aber und wird doch ernsthafter berichtend. Ab da ist das Buch auch mit Gewinn zu lesen. Vor allem die Herausforderung, wie Parteien im Allgemeinen und die CSU im Speziellen die allgemeine Bevölkerung erreichen kann, ist für die Zukunft mehr als spannend.

7 von 10 Punkte

#37

Volker Ullrich - Acht Tage im Mai - Die letzte Woche des Dritten Reichs

Durchweg spannende Beschreibung aus sehr unterschiedlichen, meist deutschen Blickwinkeln über die letzte Woche des dritten Reiches und den damaligen Entscheidungen, von Hitlers Selbstmord bis zur Kapitulation, mal die Führungsgestalten streifend, mal den Widerstand, mal die einfachen Leben. Eine europäischere Perspektive hätte dem Werk dennoch gut getan, auch wenn das natürlich viel verlangt ist.
Dennoch durchaus zu empfehlen. Es ist sinnvoll aufgebaut und gestaltet, und sich schlüssig und durch die Anordnung der Themen auch gewissermaßen spannend.

7,5 von 10 Punkte

#38 und 39

Tom Hillenbrand - Hologrammatica und Qube

Wow! Noir-Detektiv-Geschichte trifft beginnende Science-Fiction, trifft ein ganz wenig Cyberpunk, trifft Verschwörungsthriller, trifft KI-Philosophiedebatte. Beide Werke sind absolut empfehlenswert und ich will gar nicht zu viel verraten. Beide Werke unterscheiden sich im Ansatz, da im Band 1 noch ein Ich-Erzähler am Werke ist, und der zweite Teil ein viel breiteres Spektrum an Leuten abdeckt.

Das Buch ist kosmopolitisch, greift unfassbar viele Einflüsse des Cyberpunk- und SciFi-Genres auf, entwickelt es ein Stück weiter und macht es selbstverständlich.

Ich will - wie gesagt - nicht zu viel verraten, aber das war die literarische Überraschung des Jahres für mich. Beide Bücher habe ich sehr genossen!

9 von 10 Punkte

#40

Øistein Borge - Kreuzschnitt

War als norwegischer Krimi versprochen, war mehr ein recht stereotypischer Kriminalpolizist in einem häufig changierenden Fall in Südfrankreich, mit jeder Menge Stereotype, verschrobelter Sprache, oberflächlichen Liebesbeziehungen und zu vielen Deus ex-Machina-Momente, sodass man nicht wirklich miträtseln konnte, sondern immer zu "überrascht" wurde. Mag den Autoren freuen, lässt den "hartgesottenen Kriminalisten" aber wie einen Amateur wirken.

Beeindruckend, wie viele Stereotype man in knapp 350 Seiten bringt, schade, dass vieles nicht zusammenpasste. Mich hat der Krimi gerade noch unterhalten, aber kein Verlangen geweckt, mehr über Kommissar Bull herauszufinden.

5 von 10 Punkte.

Hiermit ist die Challenge für das Jahr 2020 geschafft. Der Rest ist Kür! :headbang:

#41

Steven Erikson - Die Gärten des Mondes - Spiel der Götter 1

Sehr spannend! Habe es auch gewagt, in die Reihe einzusteigen, obwohl ich kein Reihenleser bin. Aber hier ist es vielfach empfohlen worden und mein Spielleiter schwärmt regelmäßig.

Guter Beginn. Etwas schnell erzählt, fast in manchen Szenen sogar ein Bulletinstil, aber durchaus der Menge angemessen, die Herr Erikson in seinen Werken bewegen will. Sehr episch in seinen Ausmaßen, durchaus aber mit bekannten Stereotypen spielend.

Wer tiefe Charaktere sucht, obwohl sie auffallend indifferent und moralisch grau und ansprechend gezeichnet sind, wird hier nicht fündig; wer einem Helden folgen will, hat hier wohl ein falsches Buch in den Händen; wer aber die Entwicklung einer Fantasywelt lesen will, sollte zugreifen.

Gut genug verwurzelt, dass man miträtseln kann, wie die Geschichte sich entwickelt. Der Ansatz von Erikson ist spannend und das Buch auch ausreichend spannend geschrieben, dass es einen bisweilen sogar bannen kann.

Über die Geschichte selbst will ich nicht zu viel schreiben, um dem Erstleser den Reiz nicht zu nehmen. Kann die Lektüre allerdings empfehlen. Erfrischend komplex für Fantasy.

8,5 von 10 Punkte.
« Letzte Änderung: 31.10.2020 | 21:36 von Menthir »
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Re: Reading Challenge 2020
« Antwort #239 am: 23.10.2020 | 16:02 »
#270 Betty Mahmoody: Nicht ohne meine Tochter
Ja, hat wohl jeder schon mal davon -oder der Verfilmung- zumindest gehört. Ich auch, ich wollte es nie lesen, weil ich dachte ich fände es zu schrecklich. Tatsächlich ist es ein wahnsinnig interessantes Buch, aber wirklich hart. Das Wissen, dass es gut ausgehen wird und der zeitliche Abstand, immerhin 35 Jahre (in denen sich doch bitte hoffentlich wenigstens ein paar Dinge gebessert haben), machen es erträglicher.
#271/274 Jennifer Estep: Mythos Academy Colorado, Hard Frost/Coldest Frost
Die Trilogie (mit dem ersten Band Bitter Frost) leidet leider am "Harry-Dresden-Syndrom". Alles ist schon ganz ganz schlimm und wird immer noch schlimmer, er (in diesem Fall sie) kämpft seinen härtesten Kampf - zum gefühlt 27. mal, erleidet unerträgliche Schmerzen und Verletzungen und macht trotzdem weiter und... Abgesehen davon ist es ein fantastisches Setting voller mythischer Wesen, origineller Artefakte und Menschen mit magischen und sonstigen Begabungen, die durchaus kreativ eingesetzt werden. Die Geschichte ist auch ganz in Ordnung, wenn auch nicht neu (Bösewicht will alle Macht an sich reißen, die Helden wollen die Welt vor ihm retten).
#272 Peer Meter, Rem Broo: Beethoven
Gaphic Novel mit unerwartetem Inhalt. Beginnt erst einmal damit, dass Beethoven gerade gestorben ist. Ein wenig erfährt man zwar schon über sein Leben, in Rückblicken, in Erzählungen von diversen Leuten, aber hauptsächlich wird erzählt was sein Tod bewirkt. Der Zeichenstil lag mir auch, ein gelungenes Werk also. Lediglich Kritik an unserer Bücherei, die das unter den Kinder-Sachbüchern eingereiht hat. Da gehört es definitiv nicht hin und erreicht den geeigneten Lesern höchstens über Umwege (wie bei mir). Dummerweise habe ich erst nach Liv gelesen, der es stelleweise zu morbid war. Ich hätte es nachdem ich es gelesen hatte auch keiner 10jährigen in die Hand gegeben.
#273 Jana Frey: Kichererbsen mit Schokolade, Vier Zwillinge und ein Hochzeitspaar
#275 Teri Terry: Exit now!
Was wäre wenn der Brexit die schlimmstmöglichen Folgen nach sich ziehen würde? Wenn Großbritannien sich komplett abschotten würde und alles was nur eskalieren kann es auch tut? Wenn die Menschenrechte und die Demokratie dabei zum Teufel gehen? Die Autorin breitet hier ein sehr düsteres Zukunftsbild aus, was einerseits erschreckend ist, gerade weil man sich gewisse Dinge vorstellen kann, andererseits auch so erschreckend ist, dass es zu unrealistisch wirkt (oder man es einfach nicht glauben will?). Aber insgesamt ein gute Geschichte. Hoffen wir das es eine bleibt.
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Re: Reading Challenge 2020
« Antwort #240 am: 27.10.2020 | 20:39 »
#42

John Scalzi - Old Man's War

Mein zweites Scalzi-Buch dieses Jahr. Ich habe es einfach aufgrund des Titels gelesen, aber es hat mich dadurch etwas überrascht.
Insgesamt ein ziemliches schnelles Buch, welches kein Geheimnis daraus macht, dass es sich zu einer Reihe ausweiten würde.

Der Charakter ist aber spannend, Scalzi schreibt sehr kohärent und immer ein wenig tongue-in-cheek, sodass sich das Buch gut weglesen lässt; und es ist ausreichend selbstreflektierend.

Besonders schön, dass die genmodifizierten Soldatenmenschen die Farbe der alte Soldatenspielzeuge haben. Ansonsten bietet es so ziemlich die klassischen Themen von Military Sci-Fi ab.

Es hat mich ausreichend unterhalten und ist gut geschrieben, sodass ich sicher auch noch weitere Teile der Serie lesen werde.

8 von 10 Punkte

#43

John Williams - Butcher's Crossing

Wow!

Es ist ein ruhiges Buch, ein Abenteuerbuch, ein Buch über einen jungen Akademiker, der sich in der Natur sucht, aber nur seine Verrohung findet.
Exzellent erzählt, in einem sehr naturalistischen Stil, folgt dieses Buch dem Protagonisten in einem Wild-West-Szenario zu einer Jagd auf Büffel.

Sehr eindrückliche Bilder, ein wunderbares Erzähltempo, und es wirkt eben wenig konstruiert, sondern sehr menschlich. Es spielt mit der Erwartung des Lesers, was die Charaktere tun werden, und dann wieder doch immer wieder die große Natur zum eigentlichen Handlungstreiber, wie die Natur auch selbst Opfer des Ganzen ist.

Eine große Leseempfehlung!

9 von 10 Punkte
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Re: Reading Challenge 2020
« Antwort #241 am: 31.10.2020 | 21:34 »
#44

Otto Borst - Alltagsleben im Mittelalter

Das Buch ist einerseits leicht zu lesen, weil es sehr von dem Enthusiasmus seines Autoren getrieben ist, andererseits aber auch schwer, weil Herr Borst gefühlt ohne Punkt und Komma vom Alltagsleben des Mittelaltermenschen schreibt.

Es ist eine oberflächliche, überblickhafte und dadurch recht gelungene Unternehmung, die der Autor unternommen hat. Er nähert sich kulturgeschichtlich durch Bildnisse, Literatur, durch Gesang und liturgische Einwürfe und versucht auf die Art und Weise den Mittelaltermenschen selbst zur Sprache kommen zu lassen. Das gelingt ihm auch gut.

Wissenschaftlich ist das Buch nur schwer zu gebrauchen, da es recht unsortiert ist. Zwar gibt es übergeordnete Kapitel, aber unter den Überschriften sind dann immer 30-50 Seiten ohne trennende Absätze und thematische Trennungen durchgeschrieben, zudem gibt es hier und da Doppelungen, die im Gesamtzusammenhang Sinn ergeben, allerdings das zielgerichtete Lesen des Buches erschweren. Ein kleines Glossar am Ende versucht das zu leisten.
Zudem gibt es keine direkten Quellenangaben.

Borsts Vorstoß ist hier aber auch nicht die wissenschaftliche Nutzung, so deutlich das Buch auch einen wissenschaftlichen Hintergrund hat, sondern er möchte seine Faszination für das Mittelalter vermitteln. Und so streift er auf etwas mehr als 600 Seiten durch die Welt des Mittelalters und stellt es vor allem - und da gebührt ihm einiger Verdienst - differenziert und breit, komplex und doch verständlich dar.
Es ist ein Buch, welches einem den mittelalterlichen Menschen letztlich interessanter macht. Das ist auch das Ziel des Buches. Und für diesen Zweck ist es empfehlenswert.

Wer schon gewisse Vorkenntnisse hat, wird das Buch allerdings auch mit Gewinn lesen können, auch wenn er die Arbeit daran selbst übernehmen muss.
In manchen Belangen hätte es konsequenter sein dürfen, denn Borst neigt zur Kritik an anderen Wissenschaftlern zum Thema (bspw. ist er kritisch über die Einlassungen von Jacques le Goff), vertieft diese allerdings nicht genügend. Außerdem ist das Buch durch eine gewisse Modernitätsskepsis des Autors durchzogen, die sicher nicht gänzlich unangebracht ist, über die man aber hier und da hinweglesen muss.

Insgesamt kann die Lektüre empfohlen werden.

8 von 10 Punkte.
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Offline Sindaja

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Re: Reading Challenge 2020
« Antwort #242 am: 31.10.2020 | 22:05 »
66. Lisa Goldstein: Dark Cities Underground
Gut lesbarer Fantasy-Roman in einem urbanen Setting. Eher für Erwachsene. Mit Bezug zu ägyptischer und christlicher Mythologie. Ich fand die Protagonisten aber wenig überzeugend. Nicht schlecht, aber das „Besondere“ fehlte mir. Nettes Detail – Christopher Tolkien wird erwähnt :-)
67. Charles Dickens: David Copperfield (GK 7: Anerkannter Klassiker der Weltliteratur)
Der Dickens'sche Bildungsroman, den ich noch nicht gelesen hatte. Liest sich auf jeden Fall unterhaltsamer als Wilhelm Meister. Interessant generell die Darstellung von einfachen Leuten, Bürgertum und (niederem) Adel. Manche Teile hatten ihre Längen, aber insgesamt liest sich Dickens doch auch wegen seines Humors recht gut. Mein Lieblingscharakter ist irgendwie Tante Trottwood.
68. Astrid Lindgren: Mio mein Mio
Auch wieder ein Buch aus meinem abendlichen Vorlesen, aber weil es ein Klassiker ist, den ich noch nicht gelesen habe und ausreichend Worte hat, nehme ich ihn hier mit auf. Sprachlich kunstvoll-formelhaft. Aber irgendwie ging mir das ewige „Mein Vater, der König“ ein bißchen auf die Nerven. Ansonsten schon einerseits schön, andererseits deprimierend. Die Fantasiewelt wirkte auf mich in der Art wie es erzählt war wie eine einzige Realitätsflucht aus dem lieblosen Umfeld des Kindes. Gutes Kinderbuch, aber es wird nicht mein Lieblings-Lindgren werden.
69. Nancy Farmer: House of the Scorpion
So eine Art „Never Let Me Go“ für Jugendliche. Zumindest ist ein zentrales Thema das Clonen von Menschen. Aber auch einige andere Themen werden in diesem eher dystopisch zu nennenden Sceince Fiction Setting angerissen. Sehr flüssig und spannend zu lesen, aber natürlich aufgrund der Themen keine ganz leichte Kost.
70. Robin McKinley: The Door in the Hedge
4 Geschichten – zwei fast von Novellenlänge. Teils bekannte Märchen, deren Protagonisten die Autorin mehr Seele eingehaucht hat. Einer stand offensichtlich der Froschkönig, einer anderen die zertanzten Schuhe Pate. Bei den anderen beiden Geschichten sind die Inspirationen eher unterschiedlichen Märchen und Mythen entnommen.
71. Sarah Beth Durst: The Stone Girl's Story
Wieder ein Kinder-Jugendbuch (die Protagonistin ist ca. 12), in dem ein starker weiblicher Hauptcharakter einen Weg sucht, ihre Familie zu retten. Es werden keine klassischen Mädchenklischees bedient und die Kinder stehen vorurteilslos und gleichberechtigt nebeneinander. Themen sind u.a. das Mitgestalten der eigenen Geschichte, daß aus guter Intention böses entstehen kann, aber auch dasß "Macken" Teil des Characters sind und nicht nur anstrengend, sondern auch liebenswert sein können. Wenn es mal auf deutsch erscheint auf jeden Fall ein schönes Geschenk an 3. - 5. Klässler.

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Re: Reading Challenge 2020
« Antwort #243 am: 5.11.2020 | 13:18 »
#45 (und auch mein längstes Buch dieses Jahr mit 960 sehr eng bedruckten Seiten. Das war ganz schön Arbeit.)

Christopher M. Andrew - The Secret World - A History of Intelligence

Ich bin einerseits von diesem Werk durch seine Fülle begeistert, andererseits verfehlt es seinen eigenen Zweck.

Es bricht auf, die Bedeutung dessen zeigen zu wollen, warum Nachrichtendienste bzw. nachrichtendienstliche Arbeit in historischem Kontext gesehen werden müssen, und will zugleich eine erschöpfende Geschichte über die Nachrichtendienstwelt sein.

Das erste Ziel erreicht das Werk durchaus größtenteils, das zweite Ziel verfehlt es deutlich.

Das Buch, in seiner Länge ein sehr dicker Wälzer, in der Taschenbuchversion 960 eng bedruckte Seiten lang, ist trotzdem in Hinblick auf das Ziel der umfassenden Berichterstattung nicht erschöpfend. Zwar wird das Buch von britischen Medien dafür gelobt, aber dennoch, gelingt es ihm nicht ganz. Der Autor versucht sich vorgeschichtlich durch Deutung der Bibel und dann mit einer sehr oberflächlichen Beschreibung von Aktionen vor der frühen Neuzeit, erst dann erreicht er sicherere Gewässer, sobald es im 18. Jahrhundert ankommt und bis in die Gegenwart vordringt (obwohl die Gegenwart wieder etwas zu seicht geworden ist).

Seine Herangehensweise ist nicht das organisatorische Entstehen und Werden von Nachrichtendiensten oder ihr allgemeines Wirken, sondern anhand von historischen Miniaturen versucht C. Andrew zu die Bedeutung von Nachrichtendiensten und vergleichbaren Aktivitäten zu zeigen. Daneben zeigt er zunehmend die geheimdienstlichen Probleme, die entstehen, wenn solcherlei Aktivitäten keinen Rückbezug auf die Geschichte nehmen oder den historischen Kontext der Gegenwart verachten. Unterschwellig kann beobachtet werden, dass Geheimdienstarbeit zuerst eine personelle Sache ist und erst im Laufe des 20. Jahrhunderts - nach Maßgabe des Buches - zusehends organisatorisch und institutionell geregelt ist. In der Übergangsphase der frühen Neuzeit bis dahin ist eine Übergangsphase, wo es zwar schon organisatorische, institutionelle Ansätze gibt, die aber weiter von dem Verve Einzelner abhängig bleiben. Soweit ist das Werk gut bis sehr gut.

Die historischen Miniaturen, die wiederum häufig ohne ihren historischen Kontext erscheinen (und wegen der Länge des Buches auch erscheinen müssen), fordern den Lesern heraus. Entweder er hat eine immense historische Bildung oder muss sich neben der Lektüre informieren, denn oftmals werden die Einwürfe des Autoren erst dann glaubhaft, wenn das Gesamtbild des historischen Kontextes verstanden ist. Zudem ist dieses Buch - Hut ab vor der Rechercheleistung - so voller Fakten und Namen, dass das Nachverfolgen eine gewisse Leistung und einen gewissen Willen verlangt.

Das Problem in dem Ansatz ist, da er nicht um die Theorie des Informationswesen ergänzt ist, dass die Miniaturen sprunghaft sind und eben als solche nur sprunghaft in Erinnerung bleiben. Zudem wirbt der Autor immer wieder dafür, dass Nachrichtenwesen im historischen Kontext gesehen werden muss, wie das aber funktionieren kann, diese Antwort bleibt er schuldig. Die Aufforderung aus vorhergehenden Fehlern zu lernen ist richtig, aber ohne Hilfestellung bleibt sie eine wohl fundierte, aber doch recht leere Aufforderung.

Zuletzt leidet das Buch noch etwas unter spröder, dem Sujet aber angemessenen Sprache. Die Miniaturen selbst sind gut ausgewählt, sind aber für das oben genannte zweite Ziel nicht erschöpfend. Trotz globalhistorischer Ansätze, ist es eine sehr britische Nachrichtendienstgeschichte, die wenn einmal, einen amerikanisch-europäischen Fokus bekommt. Er in der Conclusio kommt der Autor of Whistleblowing und die chinesische Perspektive zu sprechen. Manche wichtige Themen, wie der Vietnamkrieg bleiben außen vor, was aber aufgrund der Wahl der Methode zu vernachlässigen ist in der Gesamtbetrachtung.
Es ist natürlich nicht zu erwarten, dass eine globalhistorische Perspektive durch einen einzelnen Autoren gewährleistet werden kann; und wir wissen alle, dass die Peer Reviews, die einem Werk mitgegeben werden häufig übertrieben und teils am Thema vorbei sind, aber hier mache ich diese Kritik geltend.

Dennoch ist es ein erhellendes Werk, voller Fakten, Quellen und Ansätze, die natürlich nicht immer zu teilen sind historisch. Die Miniaturen sind aus geheimdienstlicher Sicht ausgelegt und nicht immer sind sie auf dem historischen Stand, aber dennoch ist es ein umfassender, etwas spröder und letztlich gelungener Versuch, dessen Lektüre Geduld und Arbeit erfordert, dessen Ecken und Kanten jedoch nicht verschwiegen werden dürfen.

6,5 von 10 Punkten
„Zutrauen veredelt den Menschen, ewige Vormundschaft hemmt sein Reifen“ - Johann Gottfried Frey

„Ein Mensch wollte immer Recht behalten:
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Offline Lyris

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Re: Reading Challenge 2020
« Antwort #244 am: 8.11.2020 | 15:26 »
#276/277/278/282 Tanya Stewner: Alea Aquarius, Der Ruf des Wassers/Die Farben des Meeres/Das Geheimnis der Ozeane/Die Macht der Gezeiten
siehe Liv
#279/281 Philip Reeve: Mortal Engines, Krieg der Städte/Jagd durchs Eis
In einer weit weit entfernten Zukunft stehen Städte nicht mehr still, sondern bewegen sich mittels Ketten, Rädern, Kufen durch die Gegend. Immer auf der Jagd nach Rohstoffen, die üblicherweise durch die Eroberung langsamerer, schwächerer oder der wenigen stationären Orte erbeutet werden. Aber warum eigentlich? Alles was man aus der Vergangenheit erfährt legt nahe, dass die Motorisierung irgendwann mal sinnvoll war, aber es erscheint mir sehr merkwürdig, das überhaupt so lange (offenbar Jahrtausende) Überleben möglich war, wenn so gut wie niemand mehr irgendetwas produziert und nur geklaut wird. Wenn man darüber hinwegsehen kann, ist es eine spannende Geschichte mit interessanten Ideen. Und Luftschiffen!
#280 Soman Chainani: The School for Good and Evil, Wer ist der Stärkste im Land?
Ein falscher König auf dem Thron. Der wahre und etliche Schüler (böse wie gute) der School for Good and Evil im Gefängnis. Die wahre Königin Agatha auf der Flucht. Ihre Freundin Sophie, die Schulleiterin von Böse soll den falschen König heiraten (wass sie nicht will). Da scheint einiges schief zu laufen im Märchenland. Aber so schnell gibt Agatha nicht auf und nimmt mit alten und neuen (oft sehr unerwarteten) Verbündeten den Kampf auf. Auch im 5. Band herrscht der übliche, urkomische Wahnsinn, aber diesmal wieder deutlich märchen- bzw. sagenhafter. Sehr unterhaltsam.
#283 Henning Mankell: Tod im Herbst
Vom Stil und Inhalt ein typischer Wallander-Krimi. Aber nach nur 120 Seiten hat man irgendwie das Gefühl, das sollte es noch nicht gewesen sein. So gesehen ganz ok, kann man lesen, aber es gibt besseres von Mankell.
#284 Thomas Brezina: Die Knickerbocker-Bande, Dreizehn blaue Katzen
#285/286 Die drei !!!, Ein Fall mit Herz und Huf/Rätselhafter Raub
#287/288/289 Die drei ???, Der Fluch der Medusa/und der Jadekönig/und der weiße Leopard
#290/291 Anne Perry: Verrat am Lancaster Gate/Letzte Stunde im Hyde Park
In den letzten zwei Bänden der Thomas-Pitt-Reihe treten endlich einige mir lieb gewonnen Nebencharaktere wieder mehr ins Geschehen ein. In Verrat am Lancaster Gate geht es um Korruption innerhalb der Polizei und ungewöhnlich actionreich zu, Explosionen, Schießerei etc.. Im letzten Band ermitteln neben Pitt auch seine Ehefrau und Schwägerin, obwohl sie gar nicht so genau wissen worin. Denn der Fall ist strengstens geheim, da direkt im Auftrag von Königin Victoria. Aber wie soll das was werden, wenn niemand etwas merken soll und man den Täter nicht vor Gericht bringen kann? Guter gelungener Abschluss der Reihe.


Liv
ist bei magischen 222 Büchern.

Ihr momentaner absoluter Hit: Alea Aquarius
Alea leidet an Kälteurtikaria (Allergie auf kaltes Wasser, und ja das gibt es wirklich). Denkt sie. Tatsächlich ist sie ein Meermensch und bekommt bei einem Sturz ins Meer nicht etwa einen allergischen Schock, sondern grünliche Haut, Kiemen und Schwimmhäute. Allerdings muss sie feststellen, dass außer ihr keine anderen Meermenschen mehr im Meer existieren. Aber an Land sollen noch Kinder der Meermenschen zu finden sein. Neben der Suche nach "Überlebenden" schlägt sie sich noch mit den Tücken der Meeresverschmutzung herum und begegnet den ungewöhnlichsten Meeresbewohnern.
Wie gesagt ist Liv vollends begeistert, also alles gut, sie ist schließlich Teil der Zielgruppe. :)
Bei mir hat es etwas länger gedauert. Die erste Hälfte des ersten Bandes zieht sich wie Kaugummi. Zu viel Hinführung zur Geschichte, zu viel auch nervige Details. Danach nimmt das ganz aber ordentlich Fahrt auf und auch die nervigen Details ergeben plötzlich ganz viel Sinn. Da merkt man, dass die Geschichte im Grunde von Anfang bis Ende steht und einem roten Faden folgt. Das mythische Setting ist sehr liebevoll ausgearbeitet, bevölkert mit "übernommenen" Wesen wie Nixen und Pegasi, die teilweise auch noch ein wenig neu interpretiert werden, und sehr kreativen Neuschöpfungen.
Ein pädagogischer Nutzen ist auch noch vorhanden ;), so verheddert sich Alea schon mal in einem Geisternetz oder bekommt Probleme, weil sie öl-verschmutztes Wasser einatmet. Aber es ist nicht aufdringlich, belehrend oder konstruiert, es fügt sich nahtlos in die Geschichte ein. Auch die unvermeidliche(n) Liebesgeschichte(n) fügen sich gut ein, dass sie mich nicht wirklich stören.  ;D
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Offline Sashael

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Re: Reading Challenge 2020
« Antwort #245 am: 8.11.2020 | 17:25 »
#5 Spirou und Fantasio
Habe die drei Bände
Spirou in Berlin
Der Mann, der nicht sterben wollte und
Zu den Ursprüngen des Z
gelesen.

Die Reihe ist eine wunderbare Alternative zu meiner üblichen Superheldenlektüre im Comicbereich.
Und bei Spirou in Berlin hab ich mich ertappt, dass ich schon ganz gern hätte sehen wollen, was passiert, wenn der Plan der Schurken klappt. ;D
"Ja natürlich ist das Realitätsflucht. Was soll daran schlecht sein? Haben Sie sich die Realität in letzter Zeit mal angesehen? Sie ist grauenhaft!"


Leitet Itras By mit Battlemap. ;D

Offline gunware

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Re: Reading Challenge 2020
« Antwort #246 am: 10.11.2020 | 22:31 »
Meine zehnte Meldung: {50/65}

46. Bernd Perplies: Nachtmeisters Erbe (Shadowrun) *12/15*
47. Dick Francis & Felix Francis: Dead Heat *12/15*
48. John P. Strelecky: Das Café am Rande der Welt *4/15*
49. Dick Francis & Felix Francis: Crossfire *12/15*
50. Dick Francis & Felix Francis: Even Money *12/15*

Ich bin der letzte Schrei der Evolution, als sie mich erschaffen hatte, schrie sie: "Oh Gott, was habe ich denn gemacht?!"

Offline Lyris

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Re: Reading Challenge 2020
« Antwort #247 am: 15.11.2020 | 16:32 »
#292 Reinhard Kleist, Tobias O. Meißner: Berlinoir: Düsterer Urban-Fantasy-Comic über Vampire, die die Herrschaft über Berlin übernommen haben und dort einen eigenen Staat gegründet haben. Parallelen zu tatsächlichen geschichtlichen Ereignissen sind sicher nur reiner Zufall. :verschwoer: 8] ::)
#293 Anita van Saan: Haie im Klassenzimmer
Relativ blind aus dem Bücher-Tausch-Regal gezogen. Für mich ganz nett, aber für ein Mädchen ins Livs Alter genau richtig. Hab es dann mal weitergereicht.  ;D
#294 Andrea Martin: Die Geheimnisse von Oaksend, Das Monsterorakel
Witzige Geschichte über "Schutzmonster", die nicht schwarz-weiß malt und zeigt, dass Dinge und Menschen auch ganz anders sein können als es scheint.
#295 Johannes Wilkes: Dünendämmerung
Eigentlich will Kommissar Mütze diesmal wirklich nur Urlaub auf Spiekeroog machen und lässt auch brav den aktuellen Mordfall links liegen. Da holt ihn die Vergangenheit ein. Sollten die Ereignisse auf seiner Abifeier und die jetzigen etwa irgendwie zusammenhängen?
#296 Die drei ??? und das Aztekenschwert
Wieder mal ein kleiner Ausflug zurück in die Kindheit.  :)
#297 RauschGiftEngel
Liest sich als hätte im Verlag mal jemand aufgeräumt und aus allen liegen gebliebenen Krimi-Kurzgeschichten mal schnell was zusammengebastelt. Qualität derselben schwankend, aber Tendenz nach unten.
#298 John Creasey: Sieg, Platz, Tod
Krimi aus den späten 70ern. Schön zu sehen, dass der Autor gegen Rassismus "anschreibt", aber quasi im nächsten Satz (sicher ungewollt und gedankenlos, aber das macht es auch nicht besser) sexistisch zu sein ist auch keinen Deut besser. Davon abgesehen nette Lektüre mit kleinem Ausflug in eine Vergangenheit, die zwar schon die meine war, aber mit Erinnerungen daran ist es nicht weit her.
#298 Nino Kerl: Herz aus Stern
Ein Eintopf aus gefühlt 100ten Büchern, Mangas, Filmen, Computerspielen, Rollenspiel-Abenteuern, Märchen, Mythen und Sagen. Kräftig gewürzt mit Wortspielen, Redewendungen, Wortneuschöpfungen, Poesie (und Einschüben in Klammern ;D). Liest sich sehr schön, auch wenn es inhaltlich sicher nicht der große Wurf ist. Falls irgendein Werk jemals ein All-Age-Buch" war, dann dieses. Auch wenn es das gar nicht von sich behauptet (Empfehlung ab 14). Musste meine Lektüre immer wieder unterbrechen, da Liv es mit ständig weggeschnappt hat. Für im Lesen geübte Kinder, die die über 400 Seiten durchhalten und ein gewisses Sprachverständnis haben, sehe ich da keine Altersgrenze nach unten. Nach oben sowieso nicht.  ;)
#300 Glühweinopfer & Lebkuchenleichen
Eigentlich ein Adventskalender, aber dafür sind die einzelnen Geschichten meinem Geschmack nach etwas lang. Auch hier unterschiedlicher Qualität, aber auf viel höheren Niveau als RauschGiftEngel.
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Re: Reading Challenge 2020
« Antwort #248 am: 17.11.2020 | 19:59 »
#46

Herbert Langer - Kulturgeschichte des Dreißigjährigen Krieges

Ein recht großer Band, physisch, da er seine Bildgewalt nutzen will durch die vielen Abbildungen, das sei vorweggestellt. Und dass die Lektüre eine persönliche ist, muss ich gestehen. Ich habe 2009 an einem wissenschaftlichen Colloquium zum Dreißigjährigen Krieg teilgenommen und Herr Prof. Langer ist ebenfalls dort gewesen.
Als ganz junger Student hab ich es seinem Einwirken zu verdanken, dass ich an der Seite namenhafter Dozenten meinen Vortrag in Schriftform gießen und veröffentlichen durfte. Prof. Langer war damals bereits emeritiert, und verstarb im Jahr 2013. Als ich das Buch vor etwa vier Wochen in einem Antiquariat sah, habe ich es deswegen kurzentschlossen gekauft.

Als ich damals auf dem Colloquium war, ist sein Werk über die Kulturgeschichte des Dreißigjährigen Krieges als das maßgebende Werk vorbei an den Kriegsereignissen und der reinen Religionssicht herum beschrieben worden.
Und das trifft das Buch ungemein.

In einer sehr eingängigen, direkten Sprache, die dennoch dem kulturellen Schaffen während des Krieges hohen Respekt zollt, beschreibt Herr Langer in großer Breite und mit ausreichend Detail die Kulturgeschichte, von den politischen Grundbedingungen über Münzfälschungen, über Propagandaschriften und Zeitungswesen, über die bildenden Künste bis zur Musik.
Er nutzt neben der sehr zerstörerischen Wirkung des Krieges (die sich im Übrigen am Besten in Peter Englunds Verwüstung nachlesen lässt) seinen Blickwinkel, um auch das Schaffende dieser Periode in den Vordergrund zu rücken. Die Bewährung des Menschen im Schaffen gegen die Verwüstung um sich herum, ohne jedoch den schrecklichen Rahmen aus Krieg, Hunger und Krankheit zu vergessen. Dieser Rahmen wird vergegenwärtigt und daraus das Schaffen erneut bewertet.

Was Herr Langer in seinem Werk nach wie vor schafft, und dort ist es meines Erachtens unerreicht, ist es, ein Gefühl vom Menschen des 17. Jahrhunderts zu geben, eingedenk unterschiedlicher Gegenden und Völker, obwohl er im Rahmen des Werkes dort nicht in die letzte Tiefe gehen konnte.
Die Betrachtung ist vor allem eher süddeutsch angelegt, greift aber in den norddeutschen und in den europäischen Rahmen über.

Garniert ist das Werk mit einer großen Auswahl von Quellen, Liedern, Bildern und Auszügen, die nicht willkürlich gesetzt sind, sondern immer bereichernd und zum Thema passend. Letztlich ist es eine lesenswerte, sehenswerte Kulturgeschichte, die man vorbehaltslos auch nach 40 Jahren noch als sehr bedeutend und lesenswert einschätzen muss.

9 von 10 Punkte.

#47

Richard Llewellyn - So grün war mein Tal

1939 erschienen, ist dieser Coming-of-Age bzw. Bildungsroman eher nostalgisch-tragischer Natur. Anhand des jungen Huw erzählt der Autor, wie eine neue Zeit in der walisischen Provinz anbricht, und wie die fortschreitende Industrialisierung mit ihren Lohnkämpfen, ihren Umweltschäden, mit ihrer kapitalistischen Gier und weiterer Drangsal einen Landstrich verändert.

Im Zentrum des Buches ist dabei vor allem die Kindheitsphase von Huw, der mit vielen Geschwistern groß wird und sich nostalgisch an sein grünes Tal erinnert, welches immer dunkler und mehr von Schlacke verdeckt ist.
Doch auch wenn es sehr anheimelnd ist bisweilen, und manchmal zeitgemäß den Begriff der alten Heimat zu hoch aufhängt, sind auch in den nostalgischen Rückblicke viele Details, ja, Risse im Bild zu sehen.

Althergebrachte Erziehungsmethoden, ein gewisses, verklärtes Faustrecht, unausgesprochene Konflikte und Anzeichen psychischer Krankheit im Umkreis der Familie, unerfüllte Liebe, Hass und Missgunst gegenüber Liebe und Freundschaften, Lokalpatriotismus, ein subkutaner Antisemitismus und die Angst vor Arbeitsmigranten wirft durchaus Schatten auf den vom Protagonisten verklärten Blick auf die Heimat, die letztlich dann doch wieder durch seine Persönlichkeit, durch die Lebendigkeit ihrer Persönlichkeiten besticht und so die erhoffte Wirkung erzielt.

Dass der Autor den Weg konsequent zuende geht und die nostalgische Familie am Ende globalisiert wird, und am Druck der Welt in ihrer Heimatgebundenheit zerbricht, ja zerbrechen muss, macht das Buch bittersüß und bestärkt die nostalgische Brille, macht sie dadurch aber umso lesenswerter.

Es ist nicht verwunderlich, dass dieses Werk zu den modernen Klassiker englischer Literatur gehört.

9 von 10 Punkte.
„Zutrauen veredelt den Menschen, ewige Vormundschaft hemmt sein Reifen“ - Johann Gottfried Frey

„Ein Mensch wollte immer Recht behalten:
So kam's vom Haar- zum Schädelspalten.“ - Eugen Roth

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Re: Reading Challenge 2020
« Antwort #249 am: 22.11.2020 | 14:31 »
#48

John Iliffe - Africans - The History of a Continent

(Vorab: Die verlinkte Rezension ist deutlich positiver als meine und sei als gegenteilige Referenz angeführt)

Insgesamt habe ich fast in unterschiedlichen Versuchen fünf Jahre gebraucht, um dieses Buch zu beenden, was mir einerseits eine Herzensangelegenheit und andererseits eine gewisse Qual gewesen ist.

Zuerst einmal hat das Buch ein hehres Ziel, nämlich eine gesamtheitliche Betrachtung des Kontinents Afrika und seiner Geschichte, so sie menschliche Geschichte betrifft. Dieses Ziel soll in der Tradition der longue durée erreicht werden und so die großen Erzählstränge afrikanischer Geschichte beleuchten. Und zuletzt, obwohl es sich neutral in seinen jeweiligen Einzelbetrachtungen hält, möchte es die gesamtafrikanische Bevölkerung - unabhängig von Ethnie, Religion und Ideologie - als sehr anpassungsfähigen, überlebensstarken und umtriebigen Teil der menschlichen Gesamtbevölkerung zeigen, der sich gegen einen besonders volatilen Kontinent (in Form der Natur) und gegen Oppression von innen und außen zur Wehr setzt. Dieser Ansatz begründet eigentlich mehr als die angegebene Bewertung.

Doch die Umsetzung ist meines Erachtens überhaupt nicht gelungen. Grob orientiert sich der Autor an den Himmelsrichtungen, um innerhalb seiner übergeordneten Themen (Besiedlung, Sklavenhandel, Kolonisierung, Freiheitsbewegung oder bspw. AIDS) eine Ordnung zu schaffen. Diese Ordnung wirft er jedoch immer wieder durcheinander und innerhalb der Themen reiht er Fakten an Fakten an Fakten, allerdings in durchweg eher einfacher bis spröder Prosa, viel schlimmer jedoch: ohne weitere Ordnung und ohne Kontext.

Weil also die Aufarbeitungen ohne Kontext und fast immer ohne weiterführende Erklärungen sind, sind es quasi nur Spiegelstrichsätze, die einfach unter ein Oberthema sortiert werden, aber es werden weder ihre Interdependenzen noch ihre Gründe untersucht, sodass die großen Erzählstränge afrikanischer Geschichte, selbst wenn sie uns bekannt sind, kaum Entfaltungsmöglichkeit erhalten.
Dadurch wirkt das Buch konfus, zusammengestückelt und lässt sich nur schwer lesen.

Mit tatsächlichem Mehrgewinn lässt sich das Quellenverzeichnis nutzen, aber auch der beigefügte Index löst die fragmentarische Aufarbeit des Themas nicht leichter nachvollziehbar und nutzbarer werden, sodass das Buch selbst für den interessierten Leser nur mit Mühe nützlich gemacht werden kann.

Ich werde für meine persönliche Aufarbeitung afrikanischer Geschichte noch viele andere Werke hinzuziehen müssen und hoffentlich zugänglichere und aussagekräftigere als dieses.

1,5 von 10 Punkte
„Zutrauen veredelt den Menschen, ewige Vormundschaft hemmt sein Reifen“ - Johann Gottfried Frey

„Ein Mensch wollte immer Recht behalten:
So kam's vom Haar- zum Schädelspalten.“ - Eugen Roth