Da ich im Moment selten hier bin und etwas schreibfaul, gibt es auch die nächsten Bücher wieder ohne viel Aufhebens.
Aber es ist lesetechnisch vorangegangen. Da ich in Zeitnot bin, werde ich diesmal keine Links auf die Bücher stellen. Vielleicht hole ich das beizeiten nach.
#15
Stefan Zweig - Joseph Fouché - Bildnis eines politischen MenschenNicht wirklich eine Biographie, nicht wirklich eine psychologische Studie, sondern ein Werk der Bewunderung, welches für seine Art der Bewunderung selbst Bewunderung verdient.
8 von 10 Punkte
#16
Homer - Odyssee Ich habe es in der Übersetzung von Kurt Steinmann gelesen, und die ist wirklich empfehlenswert. Ich bin kein Experte, aber sie ist tatsächlich lesbar, sich nahe am Original haltend.
Nicht umsonst ein Klassiker der Weltliteratur. Gerade der zweite Part mit der Rache an den Freier verdächtig blutrünstig, und mir in der Schärfe nicht bekannt gewesen. Dennoch ein interessantes Stück Kulturgeschichte. 8,5 von 10 Punkte.
#17
Helen Macdonald - H wie HabichtEine Mischung aus Autobiographie, Roman, Sachbuch, psychologischer Studie und Biographie T.H. Whites, und zudem dem englischen Genre des New Nature Writing zugehörig.
Eine sehr interessante Mischung, mit einer Autorin, die Aufbricht durch die Aufzucht und das Training eines Habichts den Tod des eigenen Vaters zu verarbeiten. Sehr schonungslos offen und dadurch lesenswert, denn Frau Macdonald war mir persönlich nicht sehr sympathisch. Das machte allerdings den Reiz des Buches aus.
Seine Prämisse erreicht das Buch dann nicht, Frau Macdonald wird nicht wundersam durch den Habicht geheilt, entwickelt gleichwohl eine besondere Beziehung zu ihm. Stattdessen helfen Antidepressiva und Zeit. Dennoch sehr nett geschrieben und lässt sich gut weglesen. Frau Macdonald beginnt allerdings zart psychologisierend, wird nachher aber sehr strikt in ihren Urteilen und dadurch verliert das Werk am Ende einfach an Substanz.
Deswegen nur 5,5 von 10 Punkte, allerdings will ich die Lektüre trotzdem nicht gemisst haben. Selten hat mich ein Buch beim und nach dem Lesen so beschäftigt. Aus dem Blickwinkel hat es seine Aufgabe mehr als erfüllt und hätte nur aus der Sicht eine bessere Bewertung verdient.
#18
Harald Gündel, Jurgen Glaser, Peter Angerer - Arbeiten Und Gesund Bleiben: K.O. durch den Job oder fit im Beruf Ein Buch geschrieben aus der Sicht von Arbeitspsychologen. Ein Überblickswerk über Gefahren, Krankheiten, Möglichkeiten des Umganges damit aus Arbeitnehmer und Arbeitgebersicht. Sehr aufschlussreich, die Themen angerissen, dargestellt und vor allem an die Hand gegeben, wie man tiefer einsteigen kann. Insgesamt eine angenehme und anregende Lektüre.
8 von 10 Punkte.
#19
Christoph Wortberg & Manfred Theisen - Der Geist der BücherEin fünfzehnjähriger Junge wird die Welt der Literatur hineingezogen, die umgeschrieben und verändert wird durch das Wirken von Shakespeares größtem Antagonisten in veränderter Form. Eine schnell erzählte Reise durch unterschiedliche Bücher, in der der Held Ben natürlich auch sich selbst, Verantwortung, die Welt der Literatur und das Wort Liebe entdeckt.
Etwas zu schnell erzählt, voller netter Eindrücke aus den Originalwerken und voller netter Ideen, aber eben zu eilig, mit zu flachen Charakteren (Herr Wortberg baut darauf, dass man die Originale auch ein Stückweit gelesen hat), aber einer ganz netten Auflösung, was seine ominösen Schattenkrieger sind.
Sprich, sehr gute Prämisse, tolle Ideen, aber etwas zu eilige und zu sachte Umsetzung; allerdings auch für ein Jugendbuch mit sehr offener Gewalt.
So reist Ben durch Romeo & Julia, Moby Dick und durch das Herz der Finsternis (und noch viele andere Werke) zu 6 von 10 Punkten.
#20
Heinrich Böll - Die verlorene Ehre der Katharina Blum oder: Wie Gewalt entstehen und wohin sie führen kannEines jener Bücher aus den 70ern gegen die Boulevard- und Reißerjournalismus der Bildzeitung, durch kleine Versatzstücke mit einem nicht allwissenden und leicht ironisierenden Erzähler zusammengetüddelt, ist dieses Werk nicht nur an sich, sondern auch durch seine zeitgeschichtliche Rezeption bemerkenswert. Böll wurde u.a. vorgeworfen, dass er eine Blaupause geschrieben hätte, wie man BILD-Journalisten töte und damit quasi dazu aufgerufen; und was nicht alles durch die BRD der 70er, fest im Griff der Berichterstattung der RAF und Co., geisterte.
Damit selbst auch ein beeindruckendes Stück Zeitgeschichte, mit Blick auf unsere Kommunikationskultur im Internet mit Hetze, Fake News und der Wirkung dieser beiden auf den Einzelnen, manchmal eben auch unbescholtenen und sich erst dadurch schuldig machenden, von zeitgenössischer Bedeutung.
Zudem literarisch einwandfrei konzipiert und ausgeführt.
9 von 10 Punkte
#21
Otto Brandt - Die Geschichte Schleswig-Holsteins - Ein GrundrißEin Geschichtswerk aus dem Jahr 1925, welches die Geschichte Schleswig-Holsteins als bewegte Lokal- bzw. Regionalgeschichte aufzeigen möchte vom Beginn der entstehenden ritterlichen Verpflechtungen zwischen den Landesteilen bis zur Volksabstimmung 1920.
Sehr ausgewogen, nur teils politisiert geschrieben, eine überraschend lesbare Zusammenfassung, die ich so nicht in dem alten Werk erwartet hätte.
Vor allem gelingt es Brandt hervorragend, die notorisch schwer nachzuvollziehende Geschichte der Thronfolgen in beiden Teilen (Schleswig und Holstein), die zum Deutsch-Dänischen Krieg von 1863/1864 führen und auch Streitpunkt im Deutsch-Österreichischen Krieg von 1866/67 sind, durch das Buch hinweg aufzuschlüsseln und nachvollziehbar zu machen.
Sodass es nicht mehr nach Lord Palmerstons Prämisse ist:
"Only three people have ever really understood the Schleswig-Holstein business—the Prince Consort, who is dead—a German professor, who has gone mad—and I, who have forgotten all about it."Für den Zeitmenschen ist Brandts Werk insofern besonders gewesen, dass er dem Leser das Gefühl gibt, dass in Schleswig-Holstein leben, immer am Puls der Weltgeschichte leben bedeutet. Das ist für uns Provinzler sicher interessant gewesen.
7,5 von 10 Punkte.