Ich gehe davon aus, dass Wizards einen besseren Überblick über ihre potentiellen Käufer hat, als die Alt-Profis. Meine persönliche Schätzung wäre, dass die höchstens noch 10% des Absatzmarktes stellen und dabei noch höchst schwierige, weil anspruchsvolle Kunden sind (Siehe den Shitstorm um den Sword Coast Adventures Guide).
Ich rechne mit einem höheren Anteil, aber soweit ich weiß hat Wizards noch nie öffentlich konkrete Daten dazu bekannt gegeben. Einziger Anhaltspunkt war die Aussagen, dass, wenn ich mich korrekt erinnere, etwa die Hälfte der neuen Spieler über Streaming auf das Spiel gestoßen sind.
Die Frage ist doch: Welches? Ich hätte gesagt, Eberron war genau das, ebenso wie Strahd (Ravenloft), Yawning Portal (Abenteuerklassiker), Saltmarch (dito) und evtl. auch Mordenkaine's Tome ( (Ups, das waren ja schon fünf in fünf Jahren).
Die "Altspieler" sind kein geeinter Block. Die einen schreien nach Dark Sun, die anderen nach Spelljammer, der dritte will einfach mehr zu den Realms als nur die Schwertküste. Ich hätte zum Beispiel am liebsten Al-Qadim.
Und wenn dann nicht genau das kommt, auf das der jeweilige Altspieler wartet, heißt es, Wizards macht ja gar nichts. Stimmt einfach nicht.
Das halt ich wiederum für eine unzulässige Zuspitzung. Ich bezweifle, dass wir uns hier wirklich einigen können, weil die Bewertung der Situation zu unterschiedlich ist. Aber zumindest ein Versuch:
* was WotC bisher relativ kontinuierlich liefert sind Abenteueranthologie und Kampagnenbände - hier werden neue und alte Fans gleichermaßen bedient, wenn sie denn etwas mit Kaufabenteuern anfangen können
* was WotC nur eingeschränkt liefert, sind zusätzliche Spieleroptionen - das zentrale Buch in dieser Hinsicht ist Xanathar, aber das war es dann auch schon (in Volo's Guide gibt's noch ein paar Rassen)
* was WotC ebenfalls nur eingeschränkt liefert, Bände mit Settingfokus - hier lassen sich mit gutem Willen fünf Publikationen identifizieren: Sword Coast AG, GMG to Ravnica, Acq:Inc, Ebberon, Wildemount; von diesen beschäftigen sich nur zwei mit klassischen Settings, wobei das eine nur einen Bruchteil des Settings abdeckt und beim anderen diskutabel ist, wie klassisch das Setting wirklich ist (weil erst zur 3e eingeführt)
Sowohl Spieler auf der Suche nach zusätzlichen Optionen als auch Altspieler, die kein großes Interesse an Kaufabenteuern haben und lieber eigene Abenteuer in bekannten Welten spielen, dürfen m.E. also durchaus zurecht unzufrieden sein. Das gilt vor allem vor dem Hintergrund, dass alle, die zu 2e und 3e-Zeiten zum Spiel gestoßen sind, einen wesentlich höheren Produktausstoß, sowohl was Spieleroptionen als auch was Fluffbände angeht, gewohnt sind.
Und ja, natürlich gibt es da nochmal unterschiedliche Teilgruppen, aber der Eindruck, den ich bisher mitnehme, ist, dass sich auch ein Greyhawk-Fan bspw. über einen Dragonlance- oder Planescape-Band freuen würde, weil er eben genau die von Bildpunkt angesprochene Wertschätzung signalisiert ("hier, die 5e ist auch Deine Edition, alternder AD&D-Spieler") und man sich berechtigte Hoffnung machen könnte, dass das eigene Lieblingssetting auch irgendwann drankommt. Den meisten dürfte auch klar sein, dass dabei vermutlich Planescape- und Dark Sun-Fans vor den Freunden von Mystara und Birthright bedient werden.
Im Kern läuft es letztlich aber auch darauf raus, ob man damit zufrieden ist, dass WotC/Hasbro Gewinnmaximierung betreiben oder ob man erwartet, dass da eben doch noch ein bisschen Punk und Nerdtum drinsteckt.