Also erstmal vorneweg:
Ich bin ganz bei dir.
Auch mir ist Realismus beim Spielen sehr wichtig, und je älter ich werde (oder je mehr ich spiele, keine Ahnung wo die Kausalität herkommt), umso wichtiger wird es mir.
Die Prämisse des Abenteuers, wie geschrieben, fand ich beim ersten mal lesen interessant. Imperium nimmt Stadt ein, besetzt sie, und um Aufstände zu vermeiden, lassen sie die Kinder entführen, Stadt lebt fortan in Angst.
In dem Moment, wo ich das Abenteuer das erste mal vorbereitet habe, bekam das aber ganz schnell Risse, denn wie du schon sagst: Das ist nicht wirklich logisch. Und egal was man macht, die Risse werden irgendwie immer nur tiefer.
Nehmen wir an, Nilfgaard nimmt Eschenberg ein. Gut, die Eschenberger sind dann sicherlich nicht gut zu sprechen auf ihre Eroberer. Wie hält man sie also ruhig? Angst ist da sicherlich ein probates Mittel (von mehreren).
Das Problem (aus meiner Sicht, aber vielleicht weiß ich da auch einfach zu viel über Psychologie): Eine zielgerichtete Angst vor den Nilfgaardern würde das Problem lösen. Also beispielsweise wenn es ein paar öffentliche Hinrichtungen gäbe, wenn die Kinder - oder sonstwer - als Geiseln genommen werden würden, irgendwie soetwas.
Das würde in meinen Augen alles Sinn ergeben - wäre aber eben nicht "typisch Witcher".
Also lässt man die Entführungen durch einen Troll geschehen und ein paar Morde noch obendrein.
Das Szenario geht davon aus, dass die Bevölkerung komplett verängstigt ist, das stimmt. Hab ich auch versucht ein bisschen rüberzubringen (bis Andras Gesang die Leute auf andere Gedanken brachte, was als Türöffner wirklich gut funktionierte!).
Mein Problem mit dieser Angst:
1. Sie soll diffus sein, sich also nicht gezielt auf Nilfgaard projezieren. Die Überfälle mit riesigen Löchern in den Wänden lenken auch gut davon ab, aber mal ehrlich, das passiert zufällig just ein paar Tage, nachdem Nilfgaard einmarschiert ist?
Damit könnte ich sogar noch leben, wenn nicht
2. die logische Reaktion der Bevölkerung bei Angst um mein Leben und das meiner Kinder eine ganz einfache wäre: Flucht. Das Dorf wäre nach zwei Wochen blanker Panik längst menschenleer.
Die Eschenberger hält eigentlich nichts mehr in ihrem Dorf. Sie stehen unter fremder Herrschaft, ein Teil ihrer Freunde und Nachbarn wurde kürzlich von eben jenen Herrschern getötet, ihre Kinder verschwinden und es geht ein Mörder um... seit zwei Wochen. Die Besatzer sind unfähig etwas dagegen zu tun... Teufel noch eins, die wären längst über alle Berge.
Erst während unserer Runde ist mir aufgefallen, dass die Autoren wahrscheinlich deshalb den Tigel ins Spiel gebracht haben - quasi als Gegenangstquelle, damit sich die Bevölkerung nicht traut sich zu fliehen. Aber das ist mir ehrlich gestanden zu schwach. Und es wirkt für mich ein bisschen so, als hätten die Autoren diesen ersten Riss erkannt, dann aber durch das einführen einer neuen Figur (die ansonsten wirklich quasi keinen Sinn ergibt) ein Pflaster draufgepackt und gehofft, dass es niemand merkt.
Die Änderungen, die ich vorgenommen habe, schwächen das Problem nur ab, da gebe ich dir Recht. Es gibt immernoch einige Stellen, an denen mehr Glück als Verstand herrschen muss, damit der Plan aufgeht - aber ich halte ihn zumindest für logischer als das, was das GRW vorsieht.
Dass die Kinder hätten erzählen können ist nicht, was man mit ein paar Drogen/Halluzinogenen nicht ausmerzen kann. Daher wäre die Kräuterfrau auch nochmal wichtig geworden, hättet ihr euch dazu entschlossen da mehr zu interagieren.
Aber wie gesagt, ich gebe dir Recht: Die Prämisse des Abenteuer as written ist irgendwie nicht konsequent zuende gedacht worden und mein Versuch es zu retten ist eben genau das: Ein Versuch es zu retten