Erstes Abenteuer. Fremdes Dorf bzw. fremde Stadt. Charaktere kennen sich nicht aus, kennen niemanden dort-und umgekehrt kennt auch dort niemand die "Fremden". Position & "Gefährlichkeit" der Helden Charaktere ist so von Außen nicht zu erkennen. Keiner der Charaktere hat Verbindungen in der Stadt. Und jetzt?
Jetzt weiß erst mal umgekehrt keiner, mit wem er's bei diesen Fremden zu tun hat und wie gefährlich es eventuell wirklich sein könnte, sich mit denen anzulegen -- sowohl persönlich als auch wegen ihrer eventuellen (noch unbekannten) Beziehungen andernorts. Schließlich sind die allermeisten Städte ihrerseits ja auch keine einsamen Inseln, die im Vakuum des Alls nur für sich existieren und denen der Rest der Welt mal eben kalt den Buckel runterrutschen kann, und was die Städter heute mit "irgendwelchen dahergelaufenen Fremden" anstellen, kann ihnen im schlimmsten Fall länger nachschleichen, als es ihre Stadt überhaupt noch
gibt.
Selbst wenn (dem so wäre): Dann ist es eben so. Na und?
Abgesehen davon: Wenn die Stadtwache gerufen wird, glaubst du, dass die dann dort nur mit 2 oder 3 Mann auftaucht?
Das im Beispiel angeführte 150-Seelen-Dorf hat wahrscheinlich eh keine Vollzeit-Stadtwache, weil's da nicht genügend Arbeit für sie gäbe, die es rechtfertigen würde, sie fürs ständige Herumlungern und Aufs-nächste-Verbrechen-Warten durchzufüttern. Da wird's so was wie einen Dorfschulzen als örtliche Autorität geben, der sich unter den Einwohnern jemanden fürs Grobe herauspickt, und derjenige hat dann vielleicht noch ein paar gelegentliche halboffiziell zugeteilte Gefolgsleute für Fälle, in denen er zusätzliche Unterstützung braucht...aber die meisten Dörfler in wehrfähigem Alter werden einfach ihre eigenen Waffen im Fall von Gefahr oder Einberufung zu Hause haben, und wenn's mal wirklich ernst wird, steht das Dorf im typischen Fäntelaltersetting wahrscheinlich auf dem Land irgendeines Fürsten, an den man sich wenden kann, wenn sich die Leute vor Ort überfordert fühlen. (Das wird natürlich normalerweise erst passieren, nachdem so was wie eine zu sehr aus dem Ruder gelaufene Kneipenschlägerei, ein erster Banditenüberfall o.ä. schon wieder
vorbei ist.)
Und in größeren Städten, wo's tatsächlich mal so was wie eine hauptberufliche Wache geben mag, die regelmäßig auf Streife geht? Da wird's ähnlich sein wie mit der Polizei heutzutage, nur halt ohne Funk oder Handy -- die typische Patrouille, die über ein unerwartetes Problem stolpert, wird nicht aus einem kompletten Zug Infanterie in voller Schlachtfeld-Einsatzbereitschaft bestehen, sondern aus so circa W3+1 Leuten plus vielleicht noch ein, zwei Extranasen, deren Hauptaufgabe darin besteht, im Gefahrenfall schnell loszurennen und im Hauptquartier Meldung zu machen, damit Verstärkung kommt. Außerdem sind da zumindest für die Ortsansässigen die Angehörigen der Wache zwangsläufig Respektspersonen: man muß sie persönlich nicht mögen und mag auch zumindest privat nach Herzenslust über sie herziehen, aber man legt sich nicht ernsthaft mit ihnen an, wenn man in derselben Stadt wie sie
wohnt oder zumindest oft genug zu tun hat. Wieviele Leute, wird so'n Wachkommandant also denken, braucht er wohl normalerweise, um eine Kneipenkeilerei zu beenden -- und wieviele kann er gleichzeitig kurzfristig von anderen Aufgaben abziehen, die auch erledigt werden wollen?
Klar: wenn man so will, dann sind das letztendlich alles "nur" Glaubwürdigkeitsfragen, und als SL kann ich mir theoretisch natürlich immer eine Begründung zurechthandwedeln, die eine Ausnahme von der Norm
für mich allemal rechtfertigt. Aber wenn ich mit dieser Begründung nicht auch meine
Spieler abholen und überzeugen kann, dann ist sie im Endeffekt eben nicht praxistauglich.