Thema: [TMB] Spieltisch: Kapitel 1

[Der Läuterer]

Knox

Ich stecke den Schlüssel ein und nicke dem Jungen kurz zu. Den Schilling lasse ich in seine Westentasche gleiten und klopfe drauf, als er mir am Eingang die Tür aufhält.

Im Hotel wende ich mich direkt in Richtung der Treppe und gehe nach oben. Zimmer 9. Schnurstracks gehe ich die Nummern der Zimmer ab.
Ein Ehepaar steht auf dem Flur. Der Mann öffnet die Tür zu ihrem Zimmer.
Ich warte kurz, bis beide verschwunden sind.
Nummer 9. Ich schliesse auf und trete ein.

Der Raum ist klein aber hübsch. Ich schaue mich um.

[BBB]

Das Zimmer ist von einfachem Standard, aber durchaus gepflegt und wohnlich. Neben dem Bett findet Knox eine Kommode, einen Schreibtisch mit Schreibuntensilien und einen Stuhl vor.
Auf letzterem steht der noch - oder schon wieder? - gepackte Koffer von Miss Cole.

Insgesamt vermittelt das Zimmer den Eindruck, als sei die Bewohnerin nicht in der Absicht, sich länger hier aufzuhalten. In einer Ecke steht eine weitere kleine Reisekommode, ebenfalls geschlossen, das Bett ist gemacht, die Materialien auf dem Schreibtisch sind nicht angefasst.
Selbst das Schminkköfferchen, das auf dem Schreibtisch steht, wirkt, als sei es noch nicht geöffnet worden.

Einzig neben dem Bett, auf dem Nachttisch, liegt eine Ausgabe der gestrigen Zeitung, geöffnet auf der Seite, auf der die Abfahrtzeiten der Londoner Fähren abgedruckt sind.

Entweder ist Miss Cole eine sehr ordentliche Person... oder sie ist schon fast wieder auf dem Absprung.

[Harry Du Bois]

Bart

wird sich bewusst, dass er nicht bei der Sache ist und schenkt Patrick einen dankenden Blick. Die Zeiten, dass Bart klaren Gedanken länger als einer halben Stunde folgen konnte, scheinen ihm so fern, dass sie ebenso gut ein Phantasma des Dschungelfiebers gewesen sein könnten.

Bloß nicht anmerken lassen, dass du ins Schwimmen kommst, mein Junge. Bloß nicht anmerken lassen.

[Der Läuterer]

Knox

Den Koffer auf den Boden legend, öffne ich die Schnallen der Riemen, die den Koffer geschlossen halten. In die Jackentasche eines Kleides, in dem sich ein besticktes Taschentuch befindet, plaziere ich meine Taschenuhr, ordne die Kleidung, schliesse den Koffer und stelle ihn so zurück, wie ich ihn vorgefunden habe.

Die Kommode ist leer, die Schublade des Nachttisches ebenfalls - bis auf die obligatorische King-James-Bibel. Der Kleiderschrank ist auch unbenutzt, nur ein paar Bügel hängen darin.

Sie hat nicht ausgepackt. Alles hier ist unbenutzt.
Nachdem der Zustand des Zimmers wieder so ist wie zuvor, verlasse ich den Raum wieder und schliesse hinter mir zu.

Sicherlich wollte sie aus meiner Bekanntschaft nur ihre Vorteile ziehen.
Ich lege den Schlüssel auf den Tisch mit den heutigen Zeitungen und dann einige der Zeitungen darüber.
Das Hotel verlassend, wende ich mich draussen an den Pagen. "Auf dem Lesetisch."

[BBB]

"Ich hoffe Sie haben Ihren Aufenthalt im Three Nuns genossen und dass Ihr Aufenthalt hier ein voller Erfolg war!", erwidert der Page, ehe er die Hand ausstreckt wie um ein Trinkgeld in Empfang zu nehmen.
Mit einem Augenzwinkern dreht er seine Hand kurz, sodas Knox den kleinen Zettel sehen kann, den der Junge zwischen den Fingern versteckt hält, ohne dass jemand anderes davon mitbekommt.

[Der Läuterer]

Knox

"Nein, nicht wirklich. Es war nicht einmal ausgepackt." sage ich leise.

Dann etwas lauter. "Junger Mann, Du wirst das Hotel hier sicher bald übernehmen, so geschäftstüchtig wie Du bist."

"Wenn das da für mich bestimmt ist, dann ist dies hier sicherlich Deins."
Ich lasse einen Penny in seine Hand gleiten.

Egal, was auf dem Zettel auch stehen wird, es wird mit Sicherheit eine unangenehme Überraschung sein.

Knox, diese Frau bereitet Dir grosse Schwierigkeiten.

[BBB]

"Oh, Sie wissen ja, wo Sie mich finden, wenn Sie mich brauchen... fragen Sie einfach nach Johnny!", sagt der Junge, als er dir den Zettel zusteckt und den Penny in einer Tasche verschwinden lässt.

Dann wendet er sich einer vorfahrenden Droschke zu.

Der Zettel ist in krakeliger Jungs-Schrift geschrieben, man erkennt, dass Johnny nicht viel Zeit hatte.

Die Nachricht lautet:

"Ihre Ms. Cole gastiert hier unter dem Namen Patricia Samgate. Gruß, J."

[BBB]

Evander nickt Patrick zustimmend zu.

"Genau, Charlotte ist versprochen. Anna Maria ist... sie ist mein kleiner Engel und noch so unschuldig. Ich weiß, ich sollte mich darum bemühen eine gute Partie für sie zu finden... aber... das hat noch Zeit.", sagt er, mehr zu sich selbst als zu euch.

"Aber um auf Ihre Frage zurückzukommen: Ich glaube nicht, dass irgendwer aus der Familie irgendetwas mit dieser Entführung zu tun hat. Das kann ich mir nicht vorstellen, beim besten Willen nicht."

[pan narrans]

Patrick

Allmählich verspürt Patrick den Drang etwas zu unternehmen, um Mr. Dotts und vor allem seiner Tochter tatsächlich zu helfen. Lange Reden zu schwingen, während Anna Maria in Gefahr schwebt, fühlt sich schrecklich an. Auf der anderen Seite will er Bart und Timothy auf keinen Fall davon abhalten, eine wichtige Frage zu stellen, an die er selbst vielleicht nicht gedacht hat. Das wäre ihm peinlich.

Eine Weile ringt Patrick mit sich und beginnt dann zögerlich: "Also gut. Wenn es... falls es keine weiteren Fragen mehr gibt, schlage ich vor, wir überlegen was als nächstes zu tun ist. Wir dürfen auf gar keinen Fall Anna Marias Leben auf's Spiel setzen. Da sind wir uns wohl einig, denke ich. Das bedeutet, wir müssen auf die Forderungen zunächst eingehen."

"Was würde Edward Cunning jetzt tun", schießt es Patrick immer wieder durch den Kopf.

[BBB]

Evander schnaubt verächtlich.

"Und wie stellen Sie sich das vor? Ich kann die geforderte Summe nicht ohne weiteres aufbringen, auch nicht 'zum Schein'"

[pan narrans]

Patrick

"Immer mit der Ruhe, Mr. Dotts. Ich weiß, das ist gerade sehr schwer für Sie. Aber ich habe Ihnen versprochen zu helfen und ich stehe zu meinem Wort," beginnt Patrick mit möglichst ruhiger Stimme. "Wieviel können Sie aufbringen? Ich kann Ihnen schnell und problemlos mit... äh... 20 Pfund in bar aushelfen."

Eine gehässige Stimme meldet sich in Patricks Kopf und hämmert gegen die Tür der Realität.
"20 Pfund? Bist du verrückt? Willst du wieder den Fraß von den Garküchen aus der Gosse essen? Mit Ratte, faulen Zwiebeln und Gips?"

Das "Edward-Cunning-Ich" in ihm erwidert energisch: "Wäre ja nicht das erste Mal. Und jetzt sei still! Ich spiele hier gerade den Helden."

"Wer auch immer das Geld aus dem Abfallkorb fischt, wird es nicht an Ort und Stelle nachzählen. Wir werden zumindest die Zeit haben, den Schurken zu verfolgen und hoffentlich führt er uns zu dem Versteck, in dem sie Ihre Tochter gefangen halten", fährt Patrick fort, als wäre nichts gewesen. "Sicherlich werden meine Freunde eine vertretbare Summe beisteuern. Solange wir den Geldboten und das Versteck nicht aus den Augen lassen, besteht keine Gefahr, daß wir unser Geld nicht wiederbekommen, oder?"

[BBB]

Izzy

Hab ich das gerade richtig verstanden? Hat Patrick dem Wirt hier gerade 20 Pfund gegeben?
WAS?
Ich habe keine 20 Pfund! Und selbst wenn ich sie hätte, was wäre das denn für eine Wette: Dass ich das Geld bei einer Entführung wiederbekomme?

Beherrsch dich, Ismail, beherrsch dich. Immer langsam mit den Jungen Pferden, es gibt bestimmt eine Erklärung dafür...

"Entschuldigen Sie uns kurz, herr Dotts", sage ich, und nehme die Jungs ein paar Schritte beiseite.

Mit gezwungen leiser Stimme wende ich mich an Patrick:
"Hab ich das gerade richtig verstanden, Pats? Willst du dem Kerl hier das Lösegeld stellen? Das sehen wir doch niemals wieder!!!"

[schneeland]

Timothy

"20 Pfund für etwas, das die Chance hat, ein großes Abenteuer zu sein. Warum nicht?", werfe ich ein.
Und füge anerkennend hinzu: "Hätte gar nicht gedacht, dass Du auch das Risiko liebst, Patrick".

[Der Läuterer]

Knox

Zurück an der Droschke wende ich mich an Flint. "Als Sie Miss Cole abholten, Flint, haben Sie auf der Rückfahrt irgendwo angehalten?"

[BBB]

Izzy

"Seid ihr wahnsinnig?", entfährt es mir unterdrückt...

Reiß dich zusammen, Ismail, das bringt so nichts! Tief einatmen, tief ausatmen, so, und jetzt nochmal ganz in Ruhe.

"Gut, wenn Ihr euer Geld darauf verwetten wollt, fein. Ich kann..."

Ich krame in meinen Taschen, stelle aber fest, dass ich nahezu blank bin... wie erwartet.

"...ich kann leider derzeit nichts beitragen, habe gestern meine Barschaft versoffen und als ich zwischendrin zuhause war kein neues Geld eingesteckt. Aber ich unterstütze euch dann halt anders... wie auch immer ihr es braucht. Bin dabei."

Das kann ja was werden.
Hoffe sie schlucken die kleine Notlüge... und hoffentlich geht das alles gut.

[BBB]

"Sir, nein, Sir!" erwidert Flint.

"Aufgrund der ohnehin schon eklatanten Verspätung der Dame hielt ich es für angebracht, auf direktem Wege und so schnell wie möglich zurück zu fahren, Sir!"

[schneeland]

Timothy

Ich muss mich kurz zusammenreißen, um nicht abfällig auf Izzy herabzublicken. Es scheint ganz so, als wäre ihm das Geld ausgegangen. Aber kann das sein - er kommt doch aus gutem Hause?
So oder so reicht ein kurzer Gedanke daran, wie es mir nach der Sache mit Elisabeth ging. Nicht jeder hat eine wohlhabende Familie, die ihn auffängt. Und ein Gentleman sollte sich hüten, all zu offensichtlich auf die weniger vom Schicksal Begünstigten hinabzuschauen.

"Schon in Ordnung, Izzy. Du hast schon recht, das wird ein teurer Spaß. Aber ich möchte trotzdem wissen, wer hier eigentlich mit wem im Bunde steckt."

"Bart, wie sieht es mit Dir aus?"

[Der Läuterer]

Knox

Auf der Strasse bietet ein Dreikäsehoch in Kniebundhose und mit Schirmmütze Abendzeitungen feil.

Ich setze mich mit Homes wieder in die Droschke.
"Flint, unsere Miss Cole ist nicht ganz sauber." Ich grinse in mich hinein. "Und sie führt irgendetwas im Schilde, denn sie ist nicht aufrichtig. Hier ist sie unter dem Namen Patricia Samgate abgestiegen."

"Flint, fahren Sie die Droschke etwas ums Eck, dass man uns nicht sofort erkennt, ich aber den Eingangsbereich des Hotels im Auge behalten kann."

"Dann besorgen Sie mir noch eine Abendzeitung. Danach dürfen Sie sich ein oder zwei Biere genehmigen. Ich werde hier warten und sehen, wie sich die Dinge entwickeln werden."

[BBB]

"Sir, jawohl, Sir!"

Ihr fahrt um die Ecke, und nachdem die Droschke mit Blick auf das Three Nuns sicher geparkt ist, verschwindet Flint in einem nahegelegenen Pub.

Knox blättert ein wenig in der Zeitung, lässt das Three Nuns dabei aber nicht aus dem Auge. Es vergehen etwa drei Viertel einer Stunde, dann kommt Miss Cole - Verzeihung - Miss Samgate die Straße heruntergeschlendert.
Sie scheint es keinesfalls eilig zu haben und steuert direkt auf das Hotel zu.

[Der Läuterer]

Knox

Während ich Miss Cole ins Hotel gehen sehe, schaue ich beiläufig in die Times.

BELAGERUNG KHARTUMS BESTEHT WEITERHIN
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Die Regierung hat erneut Major General Gordon Pascha, Generalgouverneur der ägyptischen Provinz Sudan, dazu aufgefordert, sich zu retten und Khartum zu verlassen. Gladstone, der sich bislang immer strikt weigerte, Entsatztruppen gegen die Mahdisten in die Provinz zu entsenden, um die Belagerung von Khartum zu beenden, ist aber jetzt bereit einzulenken, nachdem es bereits diesbezüglich im Sommer zu einem Antrag auf ein Misstrauensvotum gegen ihn kam und die Regierung um ihren Machterhalt fürchtet.

Die Regierung kann es sich nicht leisten, einen Helden zu opfern, auch wenn sie die Provinz Süd-Ägypten aufgeben will. Sie werden vorrücken.

Homes furzt derweil munter im Fussraum der Droschke vor sich hin.
Der Gestank ist überwältigend.
Mrs Bridges... Es bedarf eines dringenden Gespräches mit Mrs Bridges. Sie darf dem Hund keine Knoblauch Wurst mehr geben, sonst bleibt der Hund zukünftig danach bei ihr.

[Harry Du Bois]

Bart

überrascht vom Einsatz seiner Freunde:
"Gehe ich recht in der Annahme, dass wir gerade für das Privileg zahlen, jemandes Problem für ihn zu lösen? Wir könnten auch ein Bündel Lumpen mit dem rechten Gewicht zusammentragen und es da platzieren, wo die Nachricht es verlangt. Ich habe Männer mit dem Drang zum Heldentum sterben sehen, meine Freunde und..." Bart gibt ebenfalls 20 Pfund hinzu: ... wir wollen es uns hier auch noch vergolden. Dann drücken wir uns und der verschwundenen Tochter besser die Daumen."

[BBB]

Es vergehen ein paar weitere Minuten, dann sieht Knox Flint wieder um die Ecke... schlendern ist sicher der falsche Ausdruck... marschieren trifft es wohl besser.

Unmittelbar vor der Droschke bleibt er stehen.

"Sir, Auftrag ausgeführt, Sir. Zwei Bier getrunken. Erwarte weitere Befehle."

[BBB]

"Meine Herren", sagt Evander mit Blick auf das Geld, und es schwingt fast schon ein bisschen Rührung in seiner Stimme mit. "Ich möchte mich bei Ihnen bedanken, das sollte reichen um meine Tochter wieder zurück zu bekommen!

Wie genau sieht der Plan aus, meine Herren? Ich deponiere einfach das Geld und Sie legen sich auf die Lauer?"

[Der Läuterer]

Knox

"Sehr schön, Flint. Danke für den Rapport."

Ich lege die Zeitung mehr schlecht als recht zusammen.
"Dann wollen wir uns mal auf den Weg machen. Ich suche einen Bobby. Fahren Sie hier einmal grosszügig im Karree, bis wir einen finden... dann sehen wir weiter."

[BBB]

Knox

"Sir, jawohl, Sir!"

Flint springt auf den Kutschbock und wenige Augenblicke später fahrt ihr in angemessenem Tempo durch die Straßen der Stadt.
Es dauert auch nicht lang, bis Flint die Droschke verlangsamt.

"Sir, Contable auf 9 Uhr, Sir!"

Dann fährt er links ran und hält direkt neben dem Bobby.

"Sir, auf ein Wort, Sir!", hörst du Flint sagen, kurz darauf taucht das Gesicht eines Mannes in etwa deinem Alter vor dir auf.



"Was kann ich für Sie tun, Sir?"