Autor Thema: Keine Tode mehr  (Gelesen 30700 mal)

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Offline tartex

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Re: Keine Tode mehr
« Antwort #175 am: 3.03.2020 | 13:36 »
Im Vergleich dazu ist für meinen persönlichen Geschmack der Charaktertod sogar schon eher die "billige" Variante für Faule. Der Charakter hat's dann ja hinter sich und ich meinerseits kann einen Schlußstrich unter sein Lebenswerk setzen und mir einen neuen basteln. Was daran nun genau spannender sein soll, als es die bloße Erschaffung des gerade verstorbenen Charakters ursprünglich war...na, ich weiß nicht so recht. ;)

Also ich nehme normalerweise einen eher am Rand stehenden NPC aus der Relationship Map der Kampagne und mache daraus meinen neuen Player Charakter. Meist gibt es da ein paar, die mich schon reizen und es wertet meiner Ansicht nach auch die Kampagne auf. (Aber ist auch schon vorgekommen, dass ich meinen (nichttoten) PC zum NPC werde haben lassen, um jemand anderen aus der Relationship Map zu spielen.

Der Spannung beim möglichen PC-Todesfall hat das keinen Abbruch getan.
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Re: Keine Tode mehr
« Antwort #176 am: 3.03.2020 | 13:38 »
Naja, der neue Charakter muss dann ja auch mit den Konsequenzen des Versagens leben. Das ist ja alles nicht weg.

Sicher -- aber der ist dann für gewöhnlich (kann je nach Praxis am Spieltisch variieren, aber "normal" ist meines Wissens noch am ehesten die komplette Neuerschaffung) nicht persönlich mit verantwortlich dafür, weil er ja neu und noch vergleichsweise unschuldig einsteigt. ;)

Noir

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Re: Keine Tode mehr
« Antwort #177 am: 3.03.2020 | 13:42 »
Im besten Fall erstellt man sich dann halt einen Charakter, der irgendetwas mit dem verstorbenen PC zu tun hatte. Vielleicht ein Bruder, der die Verfehlungen seines Bruders wieder gutmachen will. Es gibt genug Möglichkeiten, da direkt wieder anzuknüpfen.

Offline Issi

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Re: Keine Tode mehr
« Antwort #178 am: 3.03.2020 | 14:02 »
Im Vergleich dazu ist für meinen persönlichen Geschmack der Charaktertod sogar schon eher die "billige" Variante für Faule. Der Charakter hat's dann ja hinter sich und ich meinerseits kann einen Schlußstrich unter sein Lebenswerk setzen und mir einen neuen basteln. Was daran nun genau spannender sein soll, als es die bloße Erschaffung des gerade verstorbenen Charakters ursprünglich war...na, ich weiß nicht so recht. ;)
Der SC ist weg. IdR. hat man eine Bindung zu ihm/ihr  aufgebaut, Zeit investiert, Gedanken etc.
Der Energie/Zeit- Einsatz- ist verloren. Die Bindung /der Bezug auch.
Das ist für viele Spieler schon schmerzlich.

Spannend ist allein die Option ihn verlieren zu können.

Zitat
Daß also beispielsweise der Drache die zu rettende Prinzessin schon gefressen hat, der Run auf das Konzerngeheimlabor fehlschlägt und ein zweiter Versuch nicht mehr möglich ist, oder die als eigentlich aufhaltbar gedachte Zombieplage doch am Ende die ganze Stadt erfaßt und das Militär sie hinter der gerade noch entkommenen Gruppe absperrt...und die SC jeweils mit den Folgen ihres Versagens auch leben müssen.
Das kannst du genauso mit SC Tod haben.
Das Sterben der einzige Fehlschlag ist, ist ja normalerweise nicht der Fall.
Dinge können schief gehen -ob nun mit oder ohne SC Tod.

Doch solche von dir beschriebenen Sachen ersetzen für viele das Risiko des SC Todes z.B. im Kampf eben nicht.
Die sind dann einfach Zusatz zum SC Tod- Risiko.

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Re: Keine Tode mehr
« Antwort #179 am: 3.03.2020 | 14:17 »
Spannend ist allein die Option ihn verlieren zu können.

Warte mal, hattest du das nicht gerade eben erst noch als "Quatsch" bezeichnet? Bist du dir auch ganz sicher, daß du tatsächlich eine konsistente Position hast? wtf?

Doch solche von dir beschriebenen Sachen ersetzen für viele das Risiko des SC Todes z.B. im Kampf eben nicht.
Die sind dann einfach Zusatz zum SC Tod- Risiko.

Tja -- und für mich ist es genau andersherum. Gerade weil der SC-Tod nur ein denkbarer Spezialfall des "Verlierens" allgemein ist (und dazu noch einer, der an den meisten Tischen ausdrücklich eh nicht allzu oft eintreten soll), kann ich auf ihn eben auch mal verzichten; er ist der "Zusatz" und der ganze Rest das Hauptgericht.

Pyromancer

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Re: Keine Tode mehr
« Antwort #180 am: 3.03.2020 | 14:22 »
Warte mal, hattest du das nicht gerade eben erst noch als "Quatsch" bezeichnet? Bist du dir auch ganz sicher, daß du tatsächlich eine konsistente Position hast? wtf?

Tja -- und für mich ist es genau andersherum. Gerade weil der SC-Tod nur ein denkbarer Spezialfall des "Verlierens" allgemein ist (und dazu noch einer, der an den meisten Tischen ausdrücklich eh nicht allzu oft eintreten soll), kann ich auf ihn eben auch mal verzichten; er ist der "Zusatz" und der ganze Rest das Hauptgericht.

Charaktertod ist da auch nur ein Signal. In Runden, in denen die SCs nicht sterben können ist es meiner Erfahrung nach auch oft so, dass es auch keine anderen Möglichkeiten des Scheiterns gibt. Da wird am Ende auch die Prinzessin nicht vom Drachen gefressen, egal, wie blöd sich die SCs anstellen, und selbst, wenn rumgetrödelt wird kommt die Gruppe genau in dem Moment dazu, wenn das Ritual der Bösen seinem Höhepunkt entgegen geht.

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Re: Keine Tode mehr
« Antwort #181 am: 3.03.2020 | 14:29 »
Charaktertod ist da auch nur ein Signal. In Runden, in denen die SCs nicht sterben können ist es meiner Erfahrung nach auch oft so, dass es auch keine anderen Möglichkeiten des Scheiterns gibt. Da wird am Ende auch die Prinzessin nicht vom Drachen gefressen, egal, wie blöd sich die SCs anstellen, und selbst, wenn rumgetrödelt wird kommt die Gruppe genau in dem Moment dazu, wenn das Ritual der Bösen seinem Höhepunkt entgegen geht.

Und inwiefern ist das in Runden anders, in denen die SC sterben können? Gibt's da tatsächlich auch andere Möglichkeiten, zu scheitern...oder wird der Charaktertod in Diskussionen wie diesen vielleicht nur deshalb immer wieder so hochgehalten, weil dem eben auch da nicht so ist?

Zumindest mein Verdacht geht nämlich, wie verschiedentlich schon angemerkt, durchaus stark in die zweite Richtung.

Offline Issi

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Re: Keine Tode mehr
« Antwort #182 am: 3.03.2020 | 14:36 »
Zitat
Warte mal, hattest du das nicht gerade eben erst noch als "Quatsch" bezeichnet? Bist du dir auch ganz sicher, daß du tatsächlich eine konsistente Position hast? wtf?
Allein spannend am "Charaktertod". Nicht allein spannend überhaupt. ;)
Ich bezog mich auf deinen Post. #180
Aber so zerstückelt verliert es seinen Sinn.

Zitat
Tja -- und für mich ist es genau andersherum. Gerade weil der SC-Tod nur ein denkbarer Spezialfall des "Verlierens" allgemein ist (und dazu noch einer, der an den meisten Tischen ausdrücklich eh nicht allzu oft eintreten soll), kann ich auf ihn eben auch mal verzichten; er ist der "Zusatz" und der ganze Rest das Hauptgericht.
Verstehe ich schon.
Nur wenn man auf das Risiko des Todes verzichtet hat man eben nicht mehr, sondern weniger, von dem, was man gemeinhin unter Spannung verstehen kann.

Edit. Dafür hat man dann etwas anderes.
Was ich eventuell gelten lasse.
1. Man hat weniger Angst, dass für den Plot wichtige Figuren frühzeitig abhanden kommen.
2. Man hat weniger Angst, dass man viel Zeit und Aufwand mehr oder weniger verloren hat.
3. Man kann mit der Figur auch langfristiger sicher planen

Was man aber dadurch nicht unbedingt hat ist "mehr" Spannung.
Das ist mMn. Quatsch.

Man hat vielleicht andere Spannung.
Aber ganz sicher nicht den "Todes-Adrenalin-Kick" in tödlichen Situationen.


« Letzte Änderung: 3.03.2020 | 14:42 von Issi »

Pyromancer

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Re: Keine Tode mehr
« Antwort #183 am: 3.03.2020 | 14:41 »
Und inwiefern ist das in Runden anders, in denen die SC sterben können? Gibt's da tatsächlich auch andere Möglichkeiten, zu scheitern...oder wird der Charaktertod in Diskussionen wie diesen vielleicht nur deshalb immer wieder so hochgehalten, weil dem eben auch da nicht so ist?

Zumindest mein Verdacht geht nämlich, wie verschiedentlich schon angemerkt, durchaus stark in die zweite Richtung.

Meiner Erfahrung nach korreliert das schon sehr stark. D.h. in Runden, in denen es die reale Möglichkeit des Charaktertodes gibt wird generell eher ergebnisoffen und auch mit anderen Möglichkeiten des Scheiterns gespielt. Aber das ist eine persönliche Erfahrung und nicht repräsentativ.

Noir

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Re: Keine Tode mehr
« Antwort #184 am: 3.03.2020 | 14:44 »
Und inwiefern ist das in Runden anders, in denen die SC sterben können? Gibt's da tatsächlich auch andere Möglichkeiten, zu scheitern...oder wird der Charaktertod in Diskussionen wie diesen vielleicht nur deshalb immer wieder so hochgehalten, weil dem eben auch da nicht so ist?

Zumindest mein Verdacht geht nämlich, wie verschiedentlich schon angemerkt, durchaus stark in die zweite Richtung.

Auch meine persönliche Erfahrung bestätigt, dass der Charaktertod in Gruppen in denen Charaktere sterben können, nur eine von vielen Möglichkeiten des Scheiterns ist. Aber eben eine, die man nicht in der Hand hat - was eben aus meiner Sicht viel von der Spannung aus macht. Wenn nicht sogar alles (bezogen auf potenziell tödliche Situationen).

Offline unicum

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Re: Keine Tode mehr
« Antwort #185 am: 3.03.2020 | 15:11 »
Mich würde interessieren ob es eine Korrelation zwischen "Spielfigur darf/soll nicht sterben" und "Spielfigur darf/Soll nicht in den Knast" (worüber ja leztens hier auch getextet wurde).

Bei den Gruppen in welchen ich spiele und leite wird recht selten gestorben, wenn dann eher aus Gründen wo der Spieler selbst bestimmt "meine Figur geht in den Tod".

Wobei ich hier und da als SL schon mal anspreche "Klar du kannst da deine Figur jezt reinschicken, aber Deiner Figur ist recht klar: die chancen wieder lebend rauszukommen sind recht lau." - Das ist dann ggf auch etwas mehr in Rollenspielsprech verpackt.

Wobei im allgemeinen in den Gruppen schon recht "vorsichtig" gespielt wird.

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Re: Keine Tode mehr
« Antwort #186 am: 3.03.2020 | 15:13 »
Nur wenn man auf das Risiko des Todes verzichtet hat man eben nicht mehr, sondern weniger, von dem, was man gemeinhin unter Spannung verstehen kann.

Edit. Dafür hat man dann etwas anderes.
Was ich eventuell gelten lasse.
1. Man hat weniger Angst, dass für den Plot wichtige Figuren frühzeitig abhanden kommen.
2. Man hat weniger Angst, dass man viel Zeit und Aufwand mehr oder weniger verloren hat.
3. Man kann mit der Figur auch langfristiger sicher planen

Was man aber dadurch nicht unbedingt hat ist "mehr" Spannung.
Das ist mMn. Quatsch.

Man hat vielleicht andere Spannung.
Aber ganz sicher nicht den "Todes-Adrenalin-Kick" in tödlichen Situationen.

Zugegeben: wieviel Spannung welcher Art man eigentlich überhaupt will -- beziehungsweise aus der Sicht von Mitspielern oder allwissenden Forenpostern gefälligst zu wollen hat >;D --, ist auf jeden Fall noch mal ein potentiell dankbares Diskussionsthema für sich. Allerdings möglicherweise eins für einen entsprechend erweiterten Faden, denn die Frage geht dann ja doch schon wieder ein gutes Stück über das Thema Charaktertod alleine hinaus. :think:

Online nobody@home

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Re: Keine Tode mehr
« Antwort #187 am: 3.03.2020 | 15:40 »
Mich würde interessieren ob es eine Korrelation zwischen "Spielfigur darf/soll nicht sterben" und "Spielfigur darf/Soll nicht in den Knast" (worüber ja leztens hier auch getextet wurde).

Für mich würde ich sagen, daß Gefangennahme eine spielweltlogische Alternative zum Charaktertod darstellen kann und also zwar längst nicht nur, aber auch gerade bei "quasi-unsterblichen" SC gerne mal öfter vorkommen darf. Wohlgemerkt, das bezieht sich erst mal rein auf die tatsächliche Gefangennahme durch Gegner und die darauf folgenden hoffentlich interessanten Entwicklungen -- eine automatische Erlaubnis zum Charaktertod in 'geschickter' Verkleidung durch saloppes lebenslanges Wegschließen will ich da ausdrücklich nicht mit hineingelesen sehen. ;)

Offline Maarzan

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Re: Keine Tode mehr
« Antwort #188 am: 3.03.2020 | 15:56 »
Und inwiefern ist das in Runden anders, in denen die SC sterben können? Gibt's da tatsächlich auch andere Möglichkeiten, zu scheitern...oder wird der Charaktertod in Diskussionen wie diesen vielleicht nur deshalb immer wieder so hochgehalten, weil dem eben auch da nicht so ist?

Zumindest mein Verdacht geht nämlich, wie verschiedentlich schon angemerkt, durchaus stark in die zweite Richtung.

Theoretisch gibt es auch da andere Möglichkeiten zu scheitern - insbesondere wenn der Gruppe der Begriff "Rückzug" bekannt ist.

Praktisch fürchte ich, dass du mit deinem Verdacht recht haben und es gibt einen nicht trivialen Anteil derer, die als Kernhandlung "cool" moschen wollen, aber eben selbst da vor Charaktertod etc. (was dann auch die Gefangennahme gut einschließen könnte)  generell geschützt sein wollen.
Storytellertraumatisiert und auf der Suche nach einer kuscheligen Selbsthilferunde ...

Offline bobibob bobsen

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Re: Keine Tode mehr
« Antwort #189 am: 4.03.2020 | 09:00 »
Zitat
Sorry, aber warum machen wir dann überhaupt was im Leben? Wir werden sowieso alle sterben, und dann war alles für die Katz?

Die Rechnung geht so für mich nicht auf.

Und warum soll ein Happy End nicht für die Katz sein?

Und für dich als Toten kommt dann was genau noch mal? In dem Moment wo du noch aktiv bist mögen Dinge noch Bedeutung haben. Wenn der Sc erst mal tot ist macht er halt nicht mehr viel.
Wenn ich hungrig bin und mir ein Brot mache will ich es doch auch essen und nicht in den Mülleimer werfen.
Noch mal betont: immer unter der Prämisse man spielt wie ich jahrelange Kampagnen wo die SC auch Bedeutung haben.

Noir

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Re: Keine Tode mehr
« Antwort #190 am: 4.03.2020 | 09:07 »
Und die SCs haben keine Bedeutung, wenn sie sterben können? :o

In meiner Welt haben sie dann sogar noch deutlich mehr Bedeutung.

Offline Issi

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Re: Keine Tode mehr
« Antwort #191 am: 4.03.2020 | 09:59 »
Und die SCs haben keine Bedeutung, wenn sie sterben können? :o

In meiner Welt haben sie dann sogar noch deutlich mehr Bedeutung.
Ich glaube "Bedeutung" ist in dem Kontext ein blödes Wort.

Ich weiß nicht, ob ich ein besseres finde.
Vielleicht "Verfügbarkeit", "Spielbartkeit"?
Wenn eine Figur stirbt, dann kann man sie nie wieder spielen.
Man hat sich an den SC vielleicht gewöhnt. Hat ihn lieb gewonnen.
Mal sehr überspitzt: Da ist sein Tod fast(!) wie der Verlust eines Freundes.

Kurz man hat Emotionen investiert,man hat eine Beziehung aufgebaut, und dann ist das alles vorbei.

Im echten Leben ist das natürlich weitaus dramatischer- aber ganz im Kleinen, ist es vielleicht ein Bisschen so.
Das vermeiden zu wollen ist also nachvollziehbar.

Die Frage ist für mich eher: Wie will ich es vermeiden?
A. Will ich es vermeiden, indem ich vorsichtig spiele? (Weil ich weiß- Tod ist möglich)
Oder B. will ich es vermeiden, indem ich den Tod als Möglichkeit ganz aus dem Spiel nehme ? (egal was die Figuren tun)

Bei B besteht halt die Gefahr, dass jede Vorsicht, die normalerweise da wäre, über Bord geworfen werden kann.
Das habe ich halt schon oft erlebt.

A.- funktioniert auch nur, wenn der SL seine Spieler nicht auf Himmelfahrts-Missionen schickt.
Wenn Kämpfe vermieden werden können. Wenn Rückzug eine Option ist. Wenn die Spieler Herausforderungen bekommen, die auch ohne Hack&Slay lösbar sind.
- Und wenn die Wahrscheinlichkeit zu Sterben durch Regel- Sicherheitsnetze abgefederter ist, als im Reallife.
« Letzte Änderung: 4.03.2020 | 10:10 von Issi »

Noir

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Re: Keine Tode mehr
« Antwort #192 am: 4.03.2020 | 10:10 »
Okay, ich kann das zumindest nachvollziehen, wenn ich das aus der Sichtweise sehe ... ich selbst habe aber nie so wirklich verstanden, wie man sich so heftig an einen Spielcharakter binden kann, dass man da gefühlt fast schon traumatisiert wird, wenn der wegfällt. Ich hab das selbst auch schon erlebt, dass ein Mitspieler - ein erwachsener Mann von etwa 20 Jahren - mit Tränen in den Augen sein Charakterblatt zerrissen hat, als sein Charakter getötet wurde ... in der selben Situation ist mein Charakter gestorben ... und ich habe nicht verstanden, was das soll. Natürlich war es ärgerlich, dass mein Charakter, den ich immerhin schon viele Monate gespielt hatte, jetzt tot war ... Hatte viel mit dem erlebt und Pläne hatte ich auch, die jetzt alle keine Realität werden würden ... aber meine Güte ... ich habe einen neuen Charakter gebaut, mit dem ich dann ebenso Spaß hatte (sogar mehr als mit dem alten) und mit dem ich auch Pläne hatte, die dann Realität wurden (bis die Gruppe eingeschlafen ist) ... Ich - also ich PERSÖNLICH - verstehe diese Angst vor dem Verlust nicht, weil ich die epische Geschichte nicht nur mit dem Charakter stehen oder fallen sehe ... es wird ein neuer Charakter kommen und der wird eine ebenso gute Geschichte abgeben ...

In der oben beschriebenen Situation hat der Mitspieler übrigens solange gejammert und fast schon geheult, bis der SL seinen Charakter IRGENDWIE wieder gerettet hat ... er hat mir das selbe angeboten ... ich wollte nicht.
« Letzte Änderung: 4.03.2020 | 10:12 von Data »

Offline Issi

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Re: Keine Tode mehr
« Antwort #193 am: 4.03.2020 | 10:20 »
Okay, ich kann das zumindest nachvollziehen, wenn ich das aus der Sichtweise sehe ... ich selbst habe aber nie so wirklich verstanden, wie man sich so heftig an einen Spielcharakter binden kann, dass man da gefühlt fast schon traumatisiert wird, wenn der wegfällt. Ich hab das selbst auch schon erlebt, dass ein Mitspieler - ein erwachsener Mann von etwa 20 Jahren - mit Tränen in den Augen sein Charakterblatt zerrissen hat, als sein Charakter getötet wurde ... in der selben Situation ist mein Charakter gestorben ... und ich habe nicht verstanden, was das soll. Natürlich war es ärgerlich, dass mein Charakter, den ich immerhin schon viele Monate gespielt hatte, jetzt tot war ... Hatte viel mit dem erlebt und Pläne hatte ich auch, die jetzt alle keine Realität werden würden ... aber meine Güte ... ich habe einen neuen Charakter gebaut, mit dem ich dann ebenso Spaß hatte (sogar mehr als mit dem alten) und mit dem ich auch Pläne hatte, die dann Realität wurden (bis die Gruppe eingeschlafen ist) ... Ich - also ich PERSÖNLICH - verstehe diese Angst vor dem Verlust nicht, weil ich die epische Geschichte nicht nur mit dem Charakter stehen oder fallen sehe ... es wird ein neuer Charakter kommen und der wird eine ebenso gute Geschichte abgeben ...
Ich glaube, dass Spieler da unterschiedlich viel rein-investieren.
Für die einen, ist es vielleicht A. "eine austauschbare Figur um Spaß" zu haben, für andere ist es vielleicht sogar B. "eine Art zweites Ich". eine "Ersatz- Persönlichkeit" innerhalb einer fiktiven Welt.
Natürlich gibt es auch viel dazwischen.

Ich hatte auch schon Spieler mit B. am Tisch. - Und kann nur sagen: Das ist durchaus riskant. Rollenspiel ist kein Reallife -Ersatz.
Man sollte wissen, wo die Grenze ist. Aber manchmal verschwimmen die auch.
Das passiert leicht beim Rollenspiel. Und es kommt natürlich auch auf die jeweilige Person an.

Ich finde- es deshalb auch so wichtig, dass Figur sterben können, - damit B einfach keine sichere Option ist. (Das schützt etwas vor diesem Ersatz-Ich -Phänomen)
Rollenspiel ist eine wunderschöne Freizeitbeschäftigung. Und eignet sich zur Weltflucht. Aber eine Ersatz -Realität sollte es nicht werden.

Ich finde es ist völlig OK traurig zu sein.
Man will und soll ja auch in die Figur  investieren.- Aber die vollständige Vermeidung dieses Verlustes (unter allen Umständen), wäre für mich jetzt nicht die Lösung.
« Letzte Änderung: 4.03.2020 | 10:25 von Issi »

Offline Grey

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Re: Keine Tode mehr
« Antwort #194 am: 4.03.2020 | 10:34 »
@Data: Rein interessehalber, wie ist es eigentlich bei dir, wenn du einen Film guckst oder ein Buch liest? Wenn dann ein liebgewonnener Charakter stirbt, weinst bzw. trauerst du dann schon mal?
Ich werd' euch lehren, ehrbaren Kaufleuten die Zitrusfrucht zu gurgeln!
--
Lust auf ein gutes Buch oder ein packendes Rollenspiel? Schaut mal rein! ;)

Offline First Orko

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Re: Keine Tode mehr
« Antwort #195 am: 4.03.2020 | 10:35 »
Ich glaube, dass Spieler da unterschiedlich viel rein-investieren.
Für die einen, ist es vielleicht A. "eine austauschbare Figur um Spaß" zu haben, für andere ist es vielleicht sogar B. "eine Art zweites Ich". eine "Ersatz- Persönlichkeit" innerhalb einer fiktiven Welt.
Natürlich gibt es auch viel dazwischen.

Ich hatte auch schon Spieler mit B. am Tisch. - Und kann nur sagen: Das ist durchaus riskant. Rollenspiel ist kein Reallife -Ersatz.

These
BarbiespielerInnen sind besonders empfänglich für eine hohe Identifikation/Bindung an ihren Charakter. Das wird ja schon dadurch gestützt, dass man unverhältnismäßig viel Zeit in seine Figur unvestiert:
- lange Hintergrundgeschichten schreiben
- detailierte Beschreibung (außen/innen)
- Charakterbild zeichnen (lassen)
- ausführliche Sitzungsprotokolle, gern aus In-Charakter-Sicht, oftmals auch ergänzt um Dinge, die am Tisch nicht so passiert sind (aber im Kopf des Spielers)

Der Spielspaß liegt hier irgendwann nicht mehr im echten "Erleben" von Situationen, sondern in der Vorstellung, man hätte das erlebt. Ein Charaktertod negiert diesen Spielspaß dann mit der gröbsten Keule - faktisch ein Schlag in die Fresse.
Umso wichtiger, dass man als SL in der Lage ist, die Bedürfnisse seiner Mitspieler zu erfragen/erkennen und sich zu überlegen, wie und ob man alle bedienen möchte und dass dann auch in einem Metagespräch zur Sprache bringen. Ggf muss man dann Gruppe und/oder Spielstil anpassen.
It's repetitive.
And redundant.

Discord: maniacator#1270

Dir ist schon klar, dass es in diesem Forum darum geht mit anderen Leuten, die nix besseres mit ihrem Leben zu tun haben, um einen Tisch zu sitzen und sich vorzustellen, dass wir Elfen wären.

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Re: Keine Tode mehr
« Antwort #196 am: 4.03.2020 | 10:38 »
Bei B besteht halt die Gefahr, dass jede Vorsicht, die normalerweise da wäre, über Bord geworfen werden kann.
Das habe ich halt schon oft erlebt.

"Jede Vorsicht" ist wahrscheinlich auch eine blöde Formulierung. Denn natürlich kann, wie verschiedentlich schon angesprochen, auch ein Charakter, der "nicht sterben kann", immer noch durch zuviel Leichtsinn allen möglichen anderen Mist bauen.

Gerade ein Charakter, der von seiner Unsterblichkeit weiß und auch konkrete Spielweltgründe für sie anführen kann, sollte eigentlich relativ schnell begriffen haben, daß das nur bedeutet, daß jetzt andere Dinge als nur sein armseliges Leben selbst für ihn entsprechend mehr auf dem Spiel stehen, weil er die Entschuldigung "na, irgendwann wäre ich sowieso gestorben und dann hätten wir uns eh trennen müssen" nicht mehr hat. Und bei Charakteren, die von ihrer Quasi-Unsterblichkeit eigentlich nichts wissen können, aber trotzdem so tun, als täten sie es, weil ihre Spieler schon in dieser noch eher trivialen Hinsicht nicht zwischen Spieler- und Charakterwissen trennen können oder wollen...haben wir es recht offensichtlich ohnehin einfach mit schlechtem Rollenspiel zu tun, was dann auch wieder eine eigene Baustelle für sich ist. ;)

Noir

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Re: Keine Tode mehr
« Antwort #197 am: 4.03.2020 | 10:39 »
@Data: Rein interessehalber, wie ist es eigentlich bei dir, wenn du einen Film guckst oder ein Buch liest? Wenn dann ein liebgewonnener Charakter stirbt, weinst bzw. trauerst du dann schon mal?

Spannende Frage! Und die Antwort ist: Natürlich. Mich ärgert sowas auch manchmal. Deshalb sind die Filme oder Serien für mich dann allerdings nicht zu Ende oder die Zeit, die ich bisher investiert habe, für die Katz. Btw.: Ich liebe Filme, in denen es kein Happy End gibt.

Offline Issi

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Re: Keine Tode mehr
« Antwort #198 am: 4.03.2020 | 10:49 »
These
BarbiespielerInnen sind besonders empfänglich für eine hohe Identifikation/Bindung an ihren Charakter. Das wird ja schon dadurch gestützt, dass man unverhältnismäßig viel Zeit in seine Figur unvestiert:
- lange Hintergrundgeschichten schreiben
- detailierte Beschreibung (außen/innen)
- Charakterbild zeichnen (lassen)
- ausführliche Sitzungsprotokolle, gern aus In-Charakter-Sicht, oftmals auch ergänzt um Dinge, die am Tisch nicht so passiert sind (aber im Kopf des Spielers)

Der Spielspaß liegt hier irgendwann nicht mehr im echten "Erleben" von Situationen, sondern in der Vorstellung, man hätte das erlebt. Ein Charaktertod negiert diesen Spielspaß dann mit der gröbsten Keule - faktisch ein Schlag in die Fresse.
Umso wichtiger, dass man als SL in der Lage ist, die Bedürfnisse seiner Mitspieler zu erfragen/erkennen und sich zu überlegen, wie und ob man alle bedienen möchte und dass dann auch in einem Metagespräch zur Sprache bringen. Ggf muss man dann Gruppe und/oder Spielstil anpassen.
Das Thema ist schwierig.-
SL sind ja idR. auch keine Theraupeuten.
Und die Tatsache, dass einem ein SC- zum wichtigen Lebenselexir geworden ist, ohne den es nicht mehr geht, - das will auch ein erwachsener Mensch häufig nicht gerne zugeben.

Ich habe da auch keine pauschale Lösung für.
Was grundsätzlich hilft, ist Empathie- Wenn jmd. viel in seinen SC investiert, dann nimmt man das als SL manchmal wahr (aber nicht immer- bei stark introvertierten Menschen z.B.)

Man könnte auch- für den Todesfall- den jeweiligen Spielern einfach fragen: Soll der SC nun tot sein oder soll er nur ohnmächtig sein o.Ä? (Praktisch die Wahl lassen)
Das löst für den Ersatz-Ich Spieler das Problem natürlich auch nicht. Er spielt seine Figur dann weiter.
Andererseits ist ein Erwachsener -Mensch irgendwo trotzdem für sich selbst verantwortlich.
Bzw. es liegt dann nicht in der Verantwortung des SL, das zu entscheiden.
Gleichzeitig wird kein Spieler in Gesprächen gezwungen die Hosen runter zu lassen.

Edit. Es ist auch in gewissen Maßen vollkommen OK- ein Ersatz-Ich zu pflegen. Als eine Art emotionale Ressource.
Will damit sagen: Es ist mMn.nicht grundsätzlich schädlich/falsch whatever.- Solange der Spieler sich selbst von der Figur noch unterscheiden kann, und im normalen Leben funktioniert.

Allerdings gibt es auch Fälle, wo der Realitätsverlust extrem stark ist,- und diese Trennung dann nicht mehr genug stattfinden kann.
Wenn die eigene Identität nicht stark genug ist.-Z.B. bei stark traumatisierten Personen.
Hatte ich schon am Tisch- und würde ich auch nicht mehr dort haben wollen. (Das ist mir zu gefährlich)
« Letzte Änderung: 4.03.2020 | 11:12 von Issi »

Offline Grey

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Re: Keine Tode mehr
« Antwort #199 am: 4.03.2020 | 11:11 »
Spannende Frage! Und die Antwort ist: Natürlich. Mich ärgert sowas auch manchmal. Deshalb sind die Filme oder Serien für mich dann allerdings nicht zu Ende oder die Zeit, die ich bisher investiert habe, für die Katz.
In der letzteren Konsequenz ticken wir, glaube ich, sehr ähnlich. Wobei es bei mir auch so ist: wenn einer meiner RPG-Charaktere stirbt, kann ich durchaus erst mal in tiefer Trauer sein und wie vom Donner gerührt. Das geht schon über ein schlichtes "Ach Mist, da steckte so viel Mühe und EP drin" hinaus. Trotzdem spiele ich dann mit einem neuen Char weiter. Den Tod meines Charakters in Würde hinzunehmen, auch wenn er mich emotional mitnimmt, fällt für mich in die Kategorie: "Ein guter Verlierer sein."

Was mich aber bei dir noch interessieren würde, @Data: Ist es bei dir als Leser/Zuschauer tatsächlich nur ein "ärgerlich, dass ausgerechnet der Charakter stirbt, der war toll"? Oder kann es dich auch richtig emotional mitnehmen, sodass du dich nach dem Film noch eine Weile erholen musst, um den Verlust zu verarbeiten?

Zitat
Btw.: Ich liebe Filme, in denen es kein Happy End gibt.
Wenn du sagst, "kein Happy End", meinst du damit: "Je düsterer, desto besser"? Oder ist dir am liebsten ein ambivalentes Ende der Sorte "mit einem lachenden und einem weinenden Auge"?
« Letzte Änderung: 4.03.2020 | 11:13 von Grey »
Ich werd' euch lehren, ehrbaren Kaufleuten die Zitrusfrucht zu gurgeln!
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