Seit ich das großartige
Winter's Daughter gelesen habe, merke ich, wie wichtig mit die Organisation von Informationen in einem Abenteuer ist. Dazu (und was das mit Rezensionen zu tun hat) hole ich mal etwas aus.
In Winter’s Daughter kann man das sehr schön an der Beschreibung der Dungeon-Räume sehen: Diese sind stichpunktartig, wobei die Hauptinformationen fett hervorgehoben werden. Ebenfalls werden die Auswirkungen auf mögliche Aktionen von SC aufgeführt. Das sieht dann z.B. so aus:
3. Tomb Entrance
Doors
Granite slab (seals the mound). Overgrown (covered in lichen and sweet-smelling wild roses).
▶ Moving the slab: Requires a cumulative STR bonus of at least 4.
▶ Breaking the slab: Takes 6 turns. Cumulative STR bonuses reduce this time. (Minimum 2 turns.) If the ritual in area 2 is still underway, the hooded men are not happy about the noise.
Als SL gibt mir das die Möglichkeit, das Abenteuer direkt und ohne viel Vorbereitung zu leiten. Lesen sollte ich es vorher schon, aber eher, um allgemein die Hintergründe zu kennen. Sobald ich dann leite, werden mir die dann wichtigen Informationen übersichtlich und einfach handhabbar dargestellt. Viel Vorbereitung ist nicht notwendig.
Auch der Rest des Abenteuers wie z.B. die Hintergrundgeschichte funktioniert so ähnlich. Viele Stichpunkte, aber immer so, dass ich als SL es gut und vor allem schnell verstehen und „vom Blatt“ leiten kann.
Ein Negativbeispiel dafür wäre für mich
Forgive Us. Die Raumbeschreibungen werden hier in längeren Fließtexten geliefert, wobei nicht einfach zu sehen ist, welche Informationen jetzt für die Spieler_innen sind und welche nur für die SL. Ich gebe zu, dass ich mich beim Leiten auch weniger gut vorbereitet hatte und meinen Spieler_innen die eine oder andere Information, die eigentlich nur für mich als SL gedacht war, gegeben hatte. Für
Tower of the Stargazer hatte ich dann umfangreiche Vorbereitungen getroffen, was mich vermutlich ähnlich viel Zeit gekostet hatte, wie das Leiten des Abenteuers selbst.
Nun sind die genannten Beispiele natürlich allesamt Dungeon-Crawls. Aber ich denke, dass das Gleiche auch für andere Genres gilt. Wenn ich z.B. ein Abenteuer mit sozialem Fokus habe, wünsche ich mir eine Übersicht über die NSC und ihre Beziehungen. Bei einem Ermittlungsabenteuer könnte es eine Übersicht geben, welche Spuren wo zu finden sind. Das lässt sich beliebig weiterführen.
Um jetzt wieder den Bogen zu Rezensionen zu schlagen: Bei diesen wäre es mir also wichtig, dass eben genau darauf, nämlich die Organisation von Informationen eingegangen wird. Ist das Abenteuer dahingehend übersichtlich? Oder dient der Abenteuertext stattdessen eher als Literaturersatz, weil der Autor keinen ganzen Roman schreiben wollte? (Irgendwo hatte ich dazu vor einer Weile auch mal einen Blogpost gelesen, in dem der Autor seinen Eindruck vermittelte, dass viele Abenteuer so geschrieben würden, dass sie für die SL spannend zu lesen seien, statt wirklich nützlich für den Spieltisch zu sein. Dazu gehörte u.a., dass Plot-Twists erst spät offenbart würden, statt direkt zu Beginn in einer kurzen Zusammenfassung des Abenteuers. Ich weiß nur nicht mehr, wo das war, tippe aber auf Merric’s Musings.)
Apropos Übersichtlichkeit: Gerne dürfen auch Rezensionen selbst übersichtlich sein. Das beginnt damit, einzelnen Abschnitten Überschriften zu verpassen. Gerade bei längeren Texten ist mir das sehr wichtig, damit ich mich besser zurecht finde. Wenn man es damit auf die Spitze treiben will, kann man die natürlich gleich noch für Suchmaschinen optimieren. Wobei schon die Tatsache, dass es überhaupt Zwischenüberschriften gibt, für SEO sorgt. Also für den Fall, das man möchte, dass auch Leute außerhalb des Tanelorns auf die Rezension stoßen.
Eine weitere Möglichkeit für Übersichtlichkeit und Leute wie mich, die ungern ellenlange Rezensionen lesen, sind Kurzinformationen. Welche Genres bedient das Abenteuer
1? Wie lang wird es ungefähr dauern, es zu spielen? Wie viele SC sind vorgesehen? Welches System wird genutzt? Lässt sich das Abenteuer auch ohne Weiteres auf andere Systeme konvertieren? Und ähnliche Fragen. Die lassen sich ja am Anfang der Review in einer kleinen Liste oder so darstellen.
Ebenfalls würde ich ein Fazit am Anfang einer Rezension, wie hier ja bereits vorgeschlagen wurde, begrüßen. Gerne als eine Art Wertungskasten mit einzeln aufgedröselten Bewertungskriterien und den Wertungen (z.B. Inhalt 7/10
2, Vorbereitungsaufwand 6/10, Artwork 8/10, Layout 8/10 etc.). Zusammen mit den o.g. Kurzinfos kann ich mir so schon ein Bild davon machen, ob das Abenteuer etwas für mich ist oder nicht, ohne gleich einen langen Text lesen zu müssen. Wenn ich dann noch einen Link habe, über den ich das Produkt kaufen kann, oder vielleicht sogar noch ein Bild des Abenteuers, wäre ich wohl schon glücklich. Vielleicht bin ich aber auch einfach nur zu faul.
1 Dabei darf gerne auf mehreren Ebenen vorgegangen werden: einerseits das Setting (Fantasy, Science-Fiction, reale Welt, historisch etc.), andererseits dahingehend, was die SC hier machen (Ermittlungen, Dungeon-Crawl etc.). Dabei kann ein Abenteuer natürlich mitunter mehrere Genres abdecken; Horror lässt sich ja z.B. mit anderen Genres kombinieren.
2 Bei Bewertungsskalen würde ich im Bereich 0–10 oder (wenn es sein muss) 0–5 vorgehen. Was ich immer seltsam finde, sind Bewertungen mit Komma (außer vielleicht, wenn am Ende die Einzalkriterien – evtl. sogar mit Gewichtung – zu einer Gesamtnote kombiniert werden). Was unterscheidet jetzt z.B. eine 4,5 von einer 9? Da kann man dann auch gleich die Skala nehmen, die mir das als ganze Zahl ausspuckt. Schlimmer sind Bewertungen im Bereich bis 100 Punkte. Wo ist der Unterschied zwischen 76 und 77? Grundsätzlich finde ich ja eh, dass Bewertungen gerne mal viel zu hoch angesetzt werden. Eine 7 auf einer Skala von 0 bis 10 ist doch schon ein gutes Produkt, das ich mir durchaus kaufen würde. Durchschnitt wäre da ja eine 5. Aber das ist eine andere Diskussion.
Nachsatz. Auch wenn hier vielleicht der Eindruck aufkommt, dass ich nur kurze Rezensionen lesen würde: Dem ist beileibe nicht so. Wenn mich ein Produkt wirklich interessiert, z.B. weil es eines meiner Lieblingssysteme nutzt, lese ich auch lange Texte (und offensichtlich schreibe ich auch längere, wie mit diesem hier bewiesen). Für ein Call-of-Cthulhu- oder DSA-Abenteuer würde mir aber ein Bewertungskasten mit Einzelnoten und Kurzfazit komplett reichen. Und wer weiß: Vielleicht klingt das Fazit so spannend, dass ich am Ende doch die gesamte Review lesen möchte.