Ok, "mangelhaft ausgebaut" ist aber was anderes als mangelnde historische Detailtreue.
Es gehört dazu - der Mangel bezieht sich sowohl auf den Umfang wie auf die Qualität.
Konkret: T2013 arbeitet sich ewig daran ab, mit vielen mittleren politischen Ereignissen den gewünschten apokalyptischen Zustand zu erreichen und das auch noch minimal in die Zukunft gesetzt anstatt in die jüngere Vergangenheit (die besser einzuordnen und daher leichter plausibel in die gewünschte Richtung zu biegen ist).
Das ist dann auch noch nicht sonderlich gut sortiert und der Todesstoß für das Ganze ist, dass man es bei sehr breiten Pinselstrichen belässt, anstatt ganz unten aus der Froschperspektive direkt bespielbare Konstellationen zu bieten.
Da hatte es der Vorgänger mit dem Kalten Krieg wesentlich leichter: den kann man im Handumdrehen ohne große Verrenkungen heiß werden lassen und hat sehr gut dokumentierte echte oder sehr leicht plausibel hinzubiegende Ausgangslagen.
Die Entscheidung, diese nahezu perfekte Konstellation nicht (wieder) zu nutzen, ist für mich nicht nachvollziehbar. Und das, was man stattdessen gemacht hat, ist obendrauf noch deutlich ausbaufähig.
Und da bin ich der Auffassung, dass ein zu großes Einlenken dem Endprodukt oftmals mehr schadet als nützt, da ich nicht der Auffassung bin, dass die Gruppe der T2000-Grognards allein dem Spiel zu kommerziellem Erfolg verhelfen kann und andere Spieler so eher abgeschreckt werden. Abgesehen davon, dass ich es für keine gute Idee halte, bei Kulturgütern (zu denen ich auch Rollenspiele zähle) rein auf den kommerziellen Erfolg abzustellen - wohin das führt, sieht man aktuell an Hollywood.
Ich bin so weit bei dir, dass ich sage:
Allein mit den T2000-Nostalgikern wird es nichts werden, nein.
Ohne sie aber recht wahrscheinlich auch nicht.
Es hat ja schon seine Gründe, warum der Rollenspielmarkt seit einer kleinen Ewigkeit keine Reihe wie T2000 trägt. Das Interesse daran ist generell gering und ein großer Teil der Interessenten macht es obendrauf einfach selbst.
Heute ist ja auch die Quellenlage eine ganz andere. In den 80ern und frühen 90ern waren z.B. Bücher über Waffen und Fahrzeuge des Warschauer Paktes ein echter Mehrwert und auch mit dem Zeug über westliches Material konnte man gut was anfangen. Das bekommt man mittlerweile aber in verschiedenster medialer Form in wesentlich besserer Qualität nachgeworfen - da muss ein RPG-Quellenbuch schon ziemlich gut gemacht sein, um noch interessant zu sein.
An der kommerziellen Überlegung kommt man letztlich nicht vorbei - der große Knackpunkt hier ist eben das Bewusstsein für die eigene Zielgruppe.
Stelle ich auf eine möglichst große Zielgruppe ab, wird das Produkt ein aalglattes, stromlinienförmiges Dings, das vor Allem niemandem gegen den Strich gehen darf/soll (und das ist das große Problem von Hollywood).
Je spezieller meine Zielgruppe ist, um so homogener und leichter einzuschätzen und zu bedienen ist sie; dann
muss das Ding sogar Ecken und Kanten haben, nämlich genau jene, an denen die Zielgruppe Spaß hat. Nur darf sie darüber nicht so klein werden, dass sich das Ganze auch dann nicht mehr rechnet, wenn ich sie perfekt bediene.
Ich bin mir wie gesagt nicht so sicher, ob es für ein T2000-Remake überhaupt noch eine gangbare Lösung für dieses Problem gibt.