9. Das erste Opfer des KriegesSzenenPrologAlba ist unruhig. Sie war gestern nicht bei der Verurteilung der beiden Gildenmänner. Sie mochte die Männer, aber sie verstand, dass sie bestraft werden mussten. Sie hatten böses getan und dem Feind geholfen. Nur das sie für ihre Liebe bestraft wurden, versteht Alba nicht. Liebe ist etwas reines, denkt sie sich.
Sie lässt sich aufs Bett fallen und liest erneut den letzten Brief von Urbano del Castillo Blanco durch. Er ist voller schöner Worte und Poesie. Sie muss an Celso Saldando, ihrem Verlobten, denken. Er wirkt auf sie so angeberisch. So egozentrisch. Und vor allem: so jung. Sie will ihn lieben, aber es gelingt ihr nicht. Celso gibt sich immer sehr galant und spricht von Ritterlichkeit. Aber er sieht Alba nicht. Wenn er in ihrer Nähe ist, geht es oftmals um ihn oder das, was einen Ritter auszeichnen würde. Alba hört nur die Worte; Taten sieht sie nicht.
Erneut fliegen ihre Worte über das Papier. Sie versucht, sich Urbano vorzustellen, wie er ihr diese Sätze schreibt. Aber irgendwie entgleiten Alba die Bilder und sie sieht stattdessen Tercero vor sich. Spürt ihre Hände, wie sie beim Tanz auf dem Fest auf seinen starken Oberarmen lagen. Sie sieht sein Gesicht vor sich, voller Sorge und Anteilnahme, als er ihr das Bild ihrer Mutter übergab. Hier erlebte Alba wahre Ritterlichkeit.
Sie wird rot. Es ist nicht richtig. Aber kann Liebe falsch sein? Sie ist doch etwas reines, oder nicht?
Alba wird aus ihren verwirrenden Gedanken und Gefühlen gerissen. Ein Schrei schallt durch die Räume. Regelrecht unmenschlich klingt es. Sie springt auf und sucht nach der Quelle. Im Büro ihres Vaters wird sie fündig. Bedienstete haben sich bereits eingefunden, verharren aber an der Tür. Alba zwängt sich hindurch. Sie will – verstehen, was los ist.
Herzog Armando kniet vor dem Bildschirm. Das Bild schwarz. Sein Gesicht hat er in seine Hände getaucht. Er schluchzt hörbar. Dann schüttelt es ihn regelrecht. Sein Schluchzen wird zu einem Heulen, zu einem unmenschlichen Schrei voll Trauer und Verzweiflung. Alba eilt zu ihm. Schaut ihn verständnislos an, umarmt ihn trostspendend.
„Was ist los, Vater? Was ist passiert?“ Sie fragt, ohne ihn loszulassen.
Er schiebt sie sanft, aber bestimmt von sich. Noch immer laufen Tränen seinem Gesicht hinab. Er scheint gefasst. Sein Züge sind erstarrt. Er blickt zur Tür und die Bediensteten stoben auseinander. Nur eine Person bleibt in der Tür stehen: Baron Raúl, sein Bruder.
Herzog Armando Debero y Virtudo wendet sich Raúl zu und beginnt das Arbeitszimmer zu durchschreiten. Als er auf der Höhe seines Bruder ist, sagt er nur kurz: „Bereite alles vor.“
Baron Raúl verharrt noch einen Moment. Alba schaut fragend zu ihm. Ihr Gesicht ist von Unsicherheit gezeichnet.
Langsam – vorsichtig geht Baron Raúl auf Alba zu.
„Was ist los?“, fragt Alba erneut. Dieses mal an ihren geliebten Onkel gerichtet.
„Deine Mutter… die Kurgen haben sie getötet“, antwortet er bevor er sie in seine Arme schliesst.
Alba kannte die Aufnahmen nicht. Sind sind dunkel, verwackelt und von schlechter Qualität. Die misshandelte Herzogin ist in dreckigen Kleidern zu sehen. Anscheinend wird sie von den wild aussehenden Barbaren in deren rauen Sprache nach ihrem Namen gefragt, denn sie antwortet mit heiserer, jedoch kaum unhörbarer Stimme: „Herzogin Angélica Socorro Debero y Virtudo de Vera Cruz y de Byzantia Secundo“.
Dann wird sie enthauptet.
EinsNach sechs Tagen Reise erreichen Urbano, Tercero und Cassandra den Planeten Hira. Sie steuern den südlichen Kontinent Teikorc an. Dort befindet sich die freie Stadt Shelit. Diese ist hochentwickelt und gut gesichert. Um eine sichere Reise zu haben, hatte das Haus Shelit dem Schiff eine Kennung zugewiesen.
Nach der Landung auf einem gigantischen Hochhaus machen sie alle schick. Pepinillo würde gerne mitkommen und fragt seinen Herren Urbano. Urbano wiegelt ihn ab. Er solle vorerst im Schiff bleiben, darf aber auf dem Cockpit schauen. Der Junge ist nicht begeistert und äussert, dass dies das Reich der Cassandra ist. Er mag sie nicht, weil sie so streng ist und alle ständig zum Drill verdonnert. Beim letzten Mal hat er sich sogar verletzt. Urbano will beim Doktor Stychkin ein Attest für Pepinillo erfragen. Darüber ist der Arzt nicht sehr angetan, sodass das Attest vorerst ausbleibt.
ZweiDie stark vercyberte Bel Shelit empfängt die Ankömmlinge. Tercero fühlt sich inzwischen unwohl bei der Cyberware. Es gefällt ihm nicht. Cassy ignoriert den abweisenden Blick Terceros mit dem Hinweis, wo dieser sich enden sieht.
Bei der Begrüssung wird Cassandra mit dem Titel Kapitän angesprochen, was diese jedoch noch nicht richtig deuten kann.
DreiMit dem Fahrstuhl geht es nach unten. In der 60. Etage öffnen sich die Türen und sie befinden sich in einem Garten innerhalb des Hochhauses wieder. Sie werden von einem alten Mann, dessen Haare wie Drähte aussehen, empfangen. Aid Shelit bietet ihnen Essen und Trinken an.
Erneut missfällt Tercero die intensive Nutzung von Technolgie nicht. Die beiden Shelit, Aid und Bel, wirken allein, doch sie fühlen sich zu sicher, sodass davon auszugehen ist, dass sie technisch überwacht und beschützt werden.
Beim Sprechen und in ihren Bewegungen zeigt sich, dass die Shelit parallelen aufweisen, dass sie beim Sprechen Wörter doppeln oder dass Sätze vom einen begonnen und vom anderen beendet werden.
Tercero beginnt deutlich hörbar ein Gebet, ob der Sünder, die ihn umgeben.
VierAid spricht die Besucher auf ihre gefährliche Suche an. Erneut wird der Titel von Cassy betont. Sie spielt zunächst die Unwissende, doch Aid spielt nur bedingt mit. Schlussendlich trifft sie die Erkenntnis, ob der Konsequenz ihres Handelns. Sie fragt nach, wie aktuell die Information ist und erfährt, dass sie nur ein Tag alt ist. Urbano fragt nach weiteren Nachrichten von Vera Cruz. Doch die Shelit machen deutlich, dass alles seinen Preis hat und was die del Castillo Blancos zu bieten hätten.
Urbano lenkt das Thema um und die Befreiung der Herzogin Angélica wird angesprochen.
Die Shelit berichten, dass sich die Herzogin beim Sulta Hamen Paku Alawana befindet, der grosses Interesse an ihr und der sie – wie es heisst – vielleicht sogar liebt. Aktuell sei sie noch auf dem Hwilayt Archipel (nördlicher Kontinent Daanyu).
Aid will wissen, was Urbano darüber denkt. Er will die Herzogin in Sicherheit bringen, aber die Umsetzung ist schwierig. Aid will wissen, wie die Befreiung ablaufen soll und Urbano denkt an eine Kommandoaktion, nachdem Aufklärung betrieben wurde. Dies sei ein verwegener Plan von Urbano, findet Aid Shelit. Aber da Tercero und Cassy ihn unterstützen, könnte es gelingen.
Bei all dem machen die Shelit deutlich, dass sie keinen Krieg wünschen. Sulta Hamen ist nicht ungefährlich. Zudem sei er heissblütig wie ein Hazat. Cassy berichtet von den Plänen der Familie Saldando, den Fabriken, die sie aufbauen, und ihrer Begegnung mit der Marquise Dessana Saldando. Sie unterstreicht ihre Erzählung mit einer Warnung. Die Rettung der Herzogin könnte die einzige Rettung vor einem Krieg sein.
Daneben seien die Kurgen selbst kriegstreiberisch, findet Cassy und fragt nach den Gründen. Aid erklärt es mit dem Erlöschen der Sonnen, die für alle eine Bedrohung sind. Darauf erwidert Cassandra, dass es doch die Kurgen sind, die Husks/Wiedergänger benutzen und herbeirufen. Sie zeigen die Uniformen, die sie beim Angriff auf Axantl fanden und berichten vom Angriff. Derweil beginnt Bel, die Uniformen zu untersuchen.
Aid fragt, ob die Kurgen auch bei anderen Gelegenheiten auf Wiedergänger zurück gegriffen hätten, was jedoch verneint werden muss. Im Weiteren will Aid wissen, wer die Inquisition ins Spiel brachte. Diese sei das Streichholz, dass das Feuer entzünden könnte. Hier hatte die Meldung der Familie del Castillo Blanco einen gewichtigen Anteil.
Bel ist mit ihrer Untersuchung fertig und sagt, dass die Uniformen gefälscht sind.
Das Gespräch wendet sich wieder Hira zu. Es gibt eine Enklave des Hauses Hazat auf dem Kontinent Teikorc – in Fort Omala. Diese wird vom Baronet Borja Espinosa geführt. Er ist mit der Familie Saldando verbündet.
Es wird die Vermutung geäussert, dass Antinomisten im Spiel seien. Aber bei allem, sie die Befreiung der Herzogin das wichtigste, bevor eine weitere Spurensuche durchgeführt werden soll.
Die Art der Kurgen wird erfragt und ob eine offene Kommunikation möglich sei. Doch das kriegerische Wesen steht dem im Weg, führt Cassy an.
Cassy meint, sie könnten sich als Pilger ausgeben, da die Herzogin noch auf dem Archipel ist. Dort könnten sie Kontakt zur Herzogin aufnehmen und sie eventuell sogar befreien. Um die Aktion zu unterstützen, könnten Kämpfe und Streitigkeiten auf Hira angefeuert werden und für Ablenkung sorgen. Die Shelit werden Kontakt zu den Kurgen aufnehmen und versuchen, etwas in die Wege zu leiten, während die Gruppe den Weg zu Hazat in Fort Omala aufnimmt, um diese anzustacheln.
Dies ist vor allem deshalb möglich, weil auf die Kurgen auf dem Planeten untereinander feindlich gesinnt sind, was ausgenutzt werden soll. Die Shelit geben weitere Informationen über die Situation in Fort Omala und unterstützen die Reise dorthin. Neben den Hazat hat es noch eine Tempel Avesti (Kanonikerin Isabella Aguilar) und einen Gewerkschafter (Unteroffizier Roberto Moreno), der dem verstorben Hauptmann nahestand.
Der Abstecher nach Fort Omala wird zwei Tage beanspruchen.
Urbano fragt abschliessend nochmals zu Vera Cruz nach und die Shelit berichten, dass die Inquisition die Kontrolle übernommen hat. Der Herzog lässt sie gewähren, während die Saldandos Truppen aushebt. Doch bis jetzt zögert der Herzog noch.
FünfBevor sie die Shelit verlassen, fragt Tercero, ob er ortstypische Blumen im Garten pflücken darf. Nachdem er die Erlaubnis hat, tut er dies und legt sie in seine Omega-Bibel. Bel Shelit beobachtet ihn dabei und hat vor allem sein Cyberbein im Blick.
SechsDa noch Zeit bleibt, schauen sie sich die Stadt Shelit an. Die gesellschaftliche Schichten spiegeln sich in den Hochhäusern wieder. Je höher, desto besser gestellt.
Tercero will mit Cassandra etwas trinken, doch diese will sich lieber in der Stadt umschauen. Dennoch fragt sie, was die Einladung soll und was es mit der Blume auf sich hat. Letzteres sei eine Sache an der Tercero gerade arbeitet.
Cassy ist genervt und will gehen, aber Tercero packt sie am Arm. Cassy reisst sich los und will erneut wissen, was los ist. Tercero betont die gefährliche Mission und will eine Versöhnung. Cassy ist unsicher. Tercero fährt fort. Er habe nachgedacht, über seinen Bruder, die Hochzeit und den erlittenen Verlust seines Vaters.
„Ich will dich nicht verlieren, aber ich kann dich auch nicht haben“, sagt Tercero ihr.
Cassy antwortet, dass sie es nicht offen oder offiziell machen wollte. Oder gar heiraten.
„Es muss nicht kompliziert sein.“ Cassy genoss die Zeit mit ihm, aber Tercero hätte alles kaputt gemacht. Dieser verteidigt sich mit seinem Ordenseid. Die gleiche Ausrede wie auf Stigmata, findet Cassy.
Schlussendlich will sie wissen, warum er ihr dann folgt.
„Du bist heiß.“
Cassy ekelt es. Sie will keine Typen, die nicht wissen, was sie wollen.
„Ich will dich.“
Sie erklärt ihm, dass ihr das Cyberbein nichts ausmacht und sie nichts schlimmes darin erkennen kann. Aber therapieren kann und will sie ihn nicht. Und sie will es auch nicht müssen. Er kann und tut so viel, aber er steht sich selbst im Weg.
Tercero betont die Veränderungen, die ihm widerfahren sind. Sein getöteter Vater. Er glaubt, es hängt mit seiner Schwäche, der Prothese, zusammen. Die Sünde, die er damit auf sich geladen hat.
„Gib der Prothese nicht die Schuld.“ Cassy weiss nicht weiter und lässt Tercero stehen. Sie schaut sich die Stadt an.
Tercero schaut ihr nach und tritt dann wütend um sich. Anschliessend besäuft er sich mit der Mannschaft, als er das Raumschiff wieder erreicht.
Casyy lässt sich durch die Stadt treiben und findet einen seltsamen – zu entschlüsselnden – Gegenstand. (Cypher
)
SiebenUrbano holt Pepinillo im Raumschiff ab und gemeinsam besuchen sie die Stadt. In dieser Zeit gibt er dem Jungen den Auftrag, den Doktor im Auge zu behalten, weil Urbano glaubt, dieser könne ein Spion sein. Li Halan oder andere.
AchtAlle können, kurz bevor die Sonne untergeht, ein kurzes Flackern der Sonne bemerken. Insbesondere Tercero spürt es.
NeunIn der Nacht erfolgt die Abreise nach Fort Omala mit dem Flugzeug. Bevor sie abfliegen, übergibt Tercero Bel Shelit einige Briefe, die zu den Inneren Welten und nach Vera Cruz übermittelt werden sollen.
Ein Brief ist im Namen von Urbano geschrieben und an Alba Debero y Virtudo gerichtet, doch eigentlich berichtet der Brief davon, was Tercero für Cassandra empfindet. Des Weiteren befindet sich darin die gepflückte Blume, die belegt, dass sich Urbano auf Hira/Kurga befindet, und dass er verspricht, die Herzogin wohlbehalten aus dem Palast des Sulta von Hira zu befreien.
Parallel dazu erhalten die Abreisenden die Nachricht von Bel Shelit, dass die Herzogin angeblich getötet worden sei. Doch die Nachricht muss falsch sein, versichert Bel, da ihren Informationen nach, die Herzogin noch immer auf dem Archipel verweilt. Die Quelle stammt aus dem Vera Cruz-System und zwar vom Planet Katara.
Damit zeigt das Datum des übergebenen Briefs ausserdem auf, dass jemand ein falsches Spiel auf Vera Cruz treibt.