Ich habe jetzt Through Sunken Lands durchgelesen, hier ein paar Eindrücke:
Inhaltlich ist es mit Beyond the Wall kompatibel, mir ist keine Stelle aufgefallen, wo grundlegende Regeln geändert wurden. Es gibt weiterhin die drei Klassen Kämpfer, Schurke, und Magier mit den für sie typischen Eigenschaften. Für Fertigkeitswürfe muss man den Attributswert oder niedrger würfeln, es gibt weiterhin die fünf Rettungswürfe, für Angriffe muss man hoch würfeln, die Verwendung von Schicksalspunkten ist gleich geblieben. Die "Character Traits" aus "In die Ferne" sind als optionale Zusatzregeln enthalten. Weitere Regeln wurden modular bzw. optional hinzugefügt beispielsweise die für Schlachten oder für Schiffsreisen.
Der Text las sich für mich etwas runder, da hat man vielleicht etwas an den Formulierungen gefeilt. Also definitiv keine 2. Auflage, sondern eher eine "revised edition".
Das ist einerseits positiv, da man nahtlos zwischen den Systemen wechseln kann und das Material (wie z. B. Zauber und Monster) direkt im anderen System verwenden kann. Andererseits hätte ich mir im Bereich der Genre-Emulation regeltechnisch etwas mehr versprochen wie beispielsweise beim Gumshoe System.
Dafür verströmt das Spiel an anderen Stellen gut das Sword & Sorcery Gefühl. An Anfang gibt es eine kurze Beschreibung des Genres, in der die Conan Stories von Howard, die Lankhmar Geschichten von Fritz Leiber und die Bücher um den Ewigen Helden von Moorcock als wesentliche Vertreter genannt werden. Von den dreien hat man sich sehr deutlich an Moorcock orientert. Die Gesinnungen existieren als kosmische Mächte, die sich im ständigen Kampf gegeneinander befinden und denen gegenüber man seine Loyalität erklären kann. Bei den Zaubersprüchen und im Bestiarium merkt man es an diversen Stellen. Es gibt entsprechend dem "Elfischen Adligen" aus BtW einen "Eldritch Sorcerer King" und das Setting "Jundarr and the Sunken Lands" erinnert sehr stark an die Jungen Königreiche aus Elric inkl. einer Stadt des perfekten Friedens, der Heimat der Balance (Wie hieß die Stadt nur in den Stories?
). Ja, als wesentlichen Unterschied zu BtW gibt es jetzt ein Beispielsetting. Passend für S&S ist die Empfehlung, das Setting eher an die Antike als das Mittelalter anzulehnen. Ähnlich wie bei Moorcock ist die Hintergrundwelt aber nur grob umrissen und es gibt mehr als genug Platz eigene Orte und Reiche einzubringen.
Die Rolle des Dorfs aus BtW für die gemeinsame Charaktererschaffung nimmt hier die Stadt Jundarr ein, was ein wenig bemüht wirkt. Während es für BtW durchaus zum Genre passt, dass die Charaktere gemeinsam in einem kleinen Dorf aufgewachsen sind, sind in der S&S die Helden eher Einzelgänger. (Ja, Fafhrd und der Gray Mouser haben sich auch in Lankhmar getroffen, aber das sehe ich eher als die Ausnahme. Man kann sich ja mal überlegen, wie das so gelaufen wäre, wenn Conan, Kane, Elric noch dazu gekommen wären.)
Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen. Es ist stimmig geschrieben und es macht Lust darauf, S&S zu spielen. Vom Regelsystem hätte ich mir etwas mehr Anpassungen zur Genreunterstützung versprochen, andererseits gehe ich aufgrund meiner bisherigen Erfahrungen davon aus, dass das System dem Genre auch nicht im Weg steht, sondern in den Hintergrund tritt.