Autor Thema: Böse Spiele Wirtschaftlich Uninteressant ?  (Gelesen 13255 mal)

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Offline Tele

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Re: Böse Spiele Wirtschaftlich Uninteressant ?
« Antwort #50 am: 4.06.2020 | 18:32 »
Bin verwirrt. War das nicht sogar deine Beschreibung der Tau vor nicht mal 8 Monaten...

https://www.tanelorn.net/index.php/topic,112990.msg134820168.html#msg134820168

Supersöldner

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Re: Böse Spiele Wirtschaftlich Uninteressant ?
« Antwort #51 am: 4.06.2020 | 18:34 »
ja aber ohne das Wort Böse.

Offline Tarin

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Re: Böse Spiele Wirtschaftlich Uninteressant ?
« Antwort #52 am: 4.06.2020 | 18:42 »
Aber da ja alles bei 40k grimdark und böse ist, sind natürlich auch die Spacekommunisten halt böse Spacekommunisten. Davon ab sind die Tau ja auch tatsächlich alles andere als nett.
Es verstößt gegen die Hausordnung, aus dem Necronomicon zu zitieren.

Offline Darkling ["beurlaubt"]

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Re: Böse Spiele Wirtschaftlich Uninteressant ?
« Antwort #53 am: 4.06.2020 | 19:51 »
Naja, in gewisser Weise sind Tau ja auch "gute" Böse...

Swafnir hat was Schlaues gesagt. Böse muss nicht Psychomonster bedeuten (was aber meiner Erfahrung nach einfach gerne vergessen wird, was aber auch nicht unbedingt schlimm ist, denn seien wir ehrlich, Klischees haben auch ihre Daseinsberechtigung - und sei es nur, um z.B. den Einstieg in ein Setting zu erleichtern oder Ähnliches) und bei den Tau ist das eben nicht direkt der Fall. Ich bin beileibe kein Experte für 40K - weit weg davon ehrlich gesagt - aber soweit ich das verstehe sehen sich die Tau selber quasi als die Helden der Geschichte.

Hat hier denn noch nie jemand von euch versucht, einen Bösewicht mit einer Backstory, die über "evil den Bart zwirbeln" hinaus geht zu erstellen? Das kann ich mir nicht vorstellen!
Wieder meiner persönlichen Erfahrung nach sind die Bösewichte, die am meisten Eindruck machen oftmals auch die, die eine irgendwie nachvollziehbare Motivation haben. Klar gibt es da Ausnahmen, aber mal so allgemein gesprochen. "Böse", die sich selbst nicht als "böse um des Bösen willen" sehen können echt interessante Charaktere hergeben und ja, ich hätte durchaus Interesse daran, sowas mal zu spielen!

Und dann kann man auch noch den Satz ins Spiel bringen, dass Geschichte von den Siegern geschrieben wird. (Okay, eigentlich von den Geschichtsschreibern, aber ihr wisst, was ich meine...) Wer, der grade "Sieger"geworden ist wird den Chronisten denn bitte diktieren "das Böse hat triumphiert! Muhahahaha!"?
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Offline nobody@home

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Re: Böse Spiele Wirtschaftlich Uninteressant ?
« Antwort #54 am: 4.06.2020 | 19:57 »
Wer, der grade "Sieger"geworden ist wird den Chronisten denn bitte diktieren "das Böse hat triumphiert! Muhahahaha!"?

Skeletor natürlich. ;)

Wobei das prinzipiell immer noch auch eine Herangehensweise wäre: "In diesem Spiel sind die SC ausgemachte Cartoon-Schurken, die versuchen, ihre üblen Pläne allen lästigen Helden zum Trotz eben doch in die Tat umzusetzen..."

Was dann zugegebenermaßen seinerseits schon wieder sehr nach Supersöldner klingt. :think:

Offline Tarin

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Re: Böse Spiele Wirtschaftlich Uninteressant ?
« Antwort #55 am: 4.06.2020 | 20:07 »
Böse misst sich an den moralischen Grundsätzen der Spieler. Einen bösen Charakter zu spielen bedeutet, einen Charakter zu erstellen, der absichtlich in Konflikt mit den eigenen Werten steht. Aus Erfahrung heraus würde ich in den meisten Fällen sagen, dass so ein Charakter auf einen Redemption Arc oder auf ein unspielbares Psychomonster rausläuft.

Bei NSC ist das ja noch einmal etwas anderes.
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Offline ArneBab

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Re: Böse Spiele Wirtschaftlich Uninteressant ?
« Antwort #56 am: 4.06.2020 | 20:26 »
Es gibt "böse" auch als "verantwortungslos". Endlich keine Grenzen mehr akzeptieren.

Damit ist es Teil der meisten Spiele. Es fühlt sich dann aber nicht böse an, sondern frei.

Ich verweise da mal auf die Kernantriebe von Menschen: https://www.1w6.org/deutsch/anhang/gedanken/was-gibt-dir-kraft#grundwerte

| Wollen        | Handeln          | Sein           |
|---------------+------------------+----------------|
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| Ansehen       | Selbstbestimmung | Leistungsstark |
| Sicherheit    | Abwechslung      | Einflussreich  |
| Gerechtigkeit | Tradition        | Bescheiden     |
| Toleranz      | Anpassung        | Fürsorglich    |
| Umweltschutz  | Regeltreue       | Zuverlässig    |


Wer einen Kernantrieb über alle anderen stellt, wird schnell als Böse erscheinen. Das ist aber eine klassische starke Motivation, die im Kern vieler Geschichten steht.
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Offline Oberkampf

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Re: Böse Spiele Wirtschaftlich Uninteressant ?
« Antwort #57 am: 4.06.2020 | 21:27 »
Wenn solche Spiele richtig aufgebaut werden, könnte ich mir gut vorstellen, dass sie Interessenten finden. Vielleicht nicht für Kampagnen mit 30 oder mehr Spielrunden, aber für einige längere Abenteuer kann ich mir durchaus ein Spiel vorstellen, in dem die Spieler z.B. aufstrebende organisierte Kriminelle spielen. Habe mir z.B. gerade Queen of the South reingezogen. Die Serie dreht sich um den Aufstieg einer mexikanischen Drogenbaronin namens Theresa Mendoza, und dieser Charakter wird so rübergebracht, dass sie sympathisch wirkt, obwohl links und rechts von ihr Menschen durch ihre Entscheidungen sterben, sie ihr Geld mit groß angelegtem Drogenhandel verdient und ihre Gefolgsleute ziemlich kaltblütige Killer sind.

Könnte mir gut vorstellen, dass die Hauptcharaktere als Rollenspielcharaktere gespielt werden.
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Erbschwein

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Re: Böse Spiele Wirtschaftlich Uninteressant ?
« Antwort #58 am: 4.06.2020 | 22:39 »
Wenn solche Spiele richtig aufgebaut werden, könnte ich mir gut vorstellen, dass sie Interessenten finden. Vielleicht nicht für Kampagnen mit 30 oder mehr Spielrunden, aber für einige längere Abenteuer kann ich mir durchaus ein Spiel vorstellen, in dem die Spieler z.B. aufstrebende organisierte Kriminelle spielen. Habe mir z.B. gerade Queen of the South reingezogen. Die Serie dreht sich um den Aufstieg einer mexikanischen Drogenbaronin namens Theresa Mendoza, und dieser Charakter wird so rübergebracht, dass sie sympathisch wirkt, obwohl links und rechts von ihr Menschen durch ihre Entscheidungen sterben, sie ihr Geld mit groß angelegtem Drogenhandel verdient und ihre Gefolgsleute ziemlich kaltblütige Killer sind.

Könnte mir gut vorstellen, dass die Hauptcharaktere als Rollenspielcharaktere gespielt werden.

Dachte auch als Erstes Dran und die Idee ist wirklich Nicht Schlecht. Das Man Vielleicht eine Kriminelle Organisation aufbauen und Später auch anders Leiten kann.
Kommt ziemlich Robin Hood nahe.
Es ist auch eine Gute Erfahrung, dass Verhältnis Mal zu Verstehen zu Können. Kommt Ja auch drauf an, worauf die Organisation Sich Spezialisiert haben kann.
Oder wie weit man mit der Persönlichkeit in der Organisation voran Kommen Könnte.
Gibt Paar Nette Ideen.

Offline Sashael

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Re: Böse Spiele Wirtschaftlich Uninteressant ?
« Antwort #59 am: 4.06.2020 | 23:40 »
Aber Supersöldner will ja eben nicht einfach nur Gesetzesbrecher wie Robin Hood. Er will das Pure Bösetm auf dem Spieltisch! Inklusive Regeln für Folter und Kram!

Oder ich hab ihn völlig falsch verstanden.
"Ja natürlich ist das Realitätsflucht. Was soll daran schlecht sein? Haben Sie sich die Realität in letzter Zeit mal angesehen? Sie ist grauenhaft!"


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Supersöldner

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Re: Böse Spiele Wirtschaftlich Uninteressant ?
« Antwort #60 am: 5.06.2020 | 07:32 »
wo stand das es regeln für Folter geben muss? getarnt als Verhör haben die auch schon viele spiele und behandeln es einfach als Würfel Wurf. Oder man stellt einen NSC ein der so was hinter den Kulissen erledigt wehrend die SC auf Missionen/Abenteuern sind. oder oder oder.

Offline Holycleric5

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Re: Böse Spiele Wirtschaftlich Uninteressant ?
« Antwort #61 am: 5.06.2020 | 08:36 »
Böse Charaktere...

In der Theorie lassen sich bereits mit den D&D- oder Pathfinder-Grundregeln böse Charaktere erstellen.

Für Pathfinder 1 gibt es noch den (leider nicht auf deutsch übersetzten) "bösen" Abenteuerpfad "Hell's Vengeance".

In Pathfinder 1 habe ich z.B. kurzzeitig eine Art bösen Todeskult geleitet, bestehend aus einem Zwergischen Antipaladin, einem Knochenmystiker, einem Hexenmeister mit der Blutlinie des Grabes (es gab noch einen vierten Charakter, aber an den erinnere ich mich nicht mehr).

Die Gruppe nahm den Auftrag an, in einem kleinen Dorf nach dem rechten zu sehen. Doch statt gegen den "bösen" Herrscher und seine Gehilfin vorzugehen, zog man aus, um als Treuebeweis einen Gozreh-Kleriker zu töten, dessen Elementare mehrmals die Stadt angegriffen hatten.
Am Ende holte man sich zunächst "klassisch" die Belohnung ab - und tötete den Herrscher und seine Gehilfin und riss dadurch die Kontrolle über das Dorf an sich.

Leider blieb es nur bei diesem einen Abenteuer, aber ich könnte mir (Besonders mit dem Advanced Player's Guide) ein ähnliches Spiel für Pathfinder 2 vorstellen.
Dort spukt in meinem Kopf zur Zeit die Idee einer Asmodeus treuen Gruppe in meinem Kopf, die ein wenig in Richtung "Satanismus in Golarion" geht.

Und im D&D Gate hatte ich in einer meiner Runden ebenfalls noch eine eigentlich Rechtschaffen neutrale Klerikerin gespielt, die ebenfalls einem Dunklen Gott diente, die aber z.B. nicht jeden gerettet/geheilt hatte und einen NSC zu ihrem Glauben bekehrt hatte.

Mit dem Advanced Player's Guide gibt es für Pathfinder 2 nämlich die bösen Varianten des Streiters:
- Tyrant (= Tyrann) (Lawful evil)
- Desecrator (= Schänder) (Neutral Evil)
- Antipaladin (Chaotic Evil)

Im GRW sind bereits Kleriker aller Götter verfügbar, einschließlich böser Götter wie z.B. Lamashtu (Göttin der Monster), Zon-Kuthon (Gott der Finsternis und der Schmerzen), Asmodeus (Herrscher der Hölle).

Würde ich mir ein Spiel kaufen wollen, bei dem man "nur" (= ausschließlich) die Möglichkeit hat, böse Charaktere zu spielen oder das fast ausschließlich auf eine düstere Welt ausgelegt ist (letzteres Gefühl habe ich z.B. bei der Welt von "Im Schatten des Dämonenfürsten"?)
Nein, denn ich glaube, dass es die Abwechslung ist, die RPG-Settings erst interessant macht: Die Möglichkeit, klassische Heldentaten (Kampf gegen Dämonen / Orks / Drachen) zu vollbringen, sich danach im Intrigenspiel einer Stadt auszutoben und danach ein paar Dungeons leerzuräumen.

Ein gutes RPG sollte viele Spielstile in unterschiedlichen Weiß-/Grau- oder Schwarztönen ermöglichen, statt komplett auf "gut" oder "böse" festgenagelt zu sein.
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Offline murksmeister

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Re: Böse Spiele Wirtschaftlich Uninteressant ?
« Antwort #62 am: 5.06.2020 | 08:42 »
Ich denke es gibt genausoviele Spiele in denen ich das "wahre Böse" spielen kann, wie es Spiele gibt, in denen ich das "reine Gute" spielen kann. Sind halt beides fade und realitätsferne Konzepte. Sobald ich eine Geschichte dazu habe, warum ich Schurke oder Held geworden bin, bewege ich mich eigentlich zwangsläufig immer in Grauzonen. Kein Mensch ist rein gut oder rein böse und Moral ist, nicht gerade wenigen Philosophen zur Folge, eben nicht universell sondern immer situationsabhängig. Jeder hat doch einen eigenen moralischen Kompass, der bestimmte Handlungen rechtfertigt (for the greater good). Und wie hier schon geschrieben wurde, Geschichte schreibt der Sieger. Niemand lässt sich als Böse darstellen. Auch Stalin und Hitler haben sich sicherlich für die good guys ihrer eigenen Geschichte gehalten.
Die allermeisten Rollenspiele geben mir doch lediglich einen Regelmechanismus an die Hand, in dessen Grenzen ich mich moralisch frei bewegen kann. Der SL legt doch letztendlich fest, ob die SC eher schurkische oder heldenhafte Missionen bekommen. Und selbst dann kann ich mich als Spieler immer noch entscheiden, dass ich die Belohnung des Königs dafür, dass ich ihm Beweise bringe, dass sein weggelaufener Sohn gestorben ist einstreiche, statt ihn lebend nach Hause zu bringen, weil mein Charakter halt der Meinung ist, dass er kein Babysitter für den verwöhnten Prinzen sein möchte. Mich persönlich würde ein System, dass mir diktiert immer gut oder immer böse zu sein überhaupt nicht reizen. Und wenn man mal in die klassischen Rollenspiele schaut, kann man für gewöhnlich auch immer Optionen finden, einen per Definition bösen Charakter zu spielen, die roten Magier von Thay in D&D, Schwarzmagier in DSA, Kopfgeldjäger in SR, etc. Diese Charaktere haben halt nur oft auch eine differenziertere Persönlichkeit als ich bin böse weil ich böse bin. Ehrlich gesagt würde ich selbst bei NSC-Schurken, deren einzige Lebensphilosophie es ist "It's good to be bad" den Spieltisch verlassen. Das ist langweilig und aus meiner Sicht geradezu kindisch. Sogar Comicschurken sind heute oft vielschichtiger, man betrachte nur den Joker als Beispiel... Und sogar das schwarz-weiße Star Wars Universum gibt vielen seiner Schurken interessante Hintergrundgeschichten.
Als letzten Punkt auf diese Frage würde ich noch dazu sagen wollen, dass eine Gruppe von Schurken sehr selten dasselbe Ziel verfolgt, eine Gruppe Helden schon eher. Das ist auch die klassische Aufteilung des Fantasygenres: Eine Gruppe Helden muss einen Schurken aufhalten. Schurken werden sich immer irgendwann in den Rücken fallen. Wir haben mal eine böse Runde in D&D gespielt, es unterschied sich von unseren gewöhnlichen Heldenrunden in erster Linie darin, dass niemand ein Moralapostel war und keiner mit dem anderen zusammen arbeiten wollte. Unser Antrieb war, dass wir alle für einen noch böseren Schurken gearbeitet haben, der uns problemlos ausgeschaltet hätte, hätten wir nicht kooperiert (und ich halte das für plausibel, da Furcht meistens der Motivator der Minions ist). In einer guten DSA Runde habe ich mal einen Praioten gespielt, der definitiv das moralische Gewissen der Gruppe war und sie davon abhielt Murderhobos zu sein, trotzdem hat dieser SC ohne mit der Wimper zu zucken den gefangenen Borbaradianer den Folterknechten der Inquisition übergeben. Mit dem richtigen SL ist in jedem Setting alles bespielbar, ich halte ein direktes Schurkensystem für überflüssig.
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Re: Böse Spiele Wirtschaftlich Uninteressant ?
« Antwort #63 am: 5.06.2020 | 09:52 »
Alles schon gesagt.
Wobei nicht jeder Charakter in seiner Geschichte gut sein muss. Wichtiger ist, dass sich das sich selbst als nicht-böse betrachtende Publikum mit der Figur identifizieren kann. Das kann also auch ein amoralischer Nihilist sein, der die anderen für ihr Festhalten an moralischen Werten verlacht, weil er als einziger die Welt durchschaut. Oder jemand, der objektiv böse handelt und es nicht entschuldigt, aber einen "weichen" Punkt hat, so wie seine Familie.
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Offline Deep One

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Re: Böse Spiele Wirtschaftlich Uninteressant ?
« Antwort #64 am: 6.06.2020 | 12:57 »
Ich finde, die Fernsehserie "Vikings" gibt ziemlich gut wieder, was passiert, wenn alle böse Kämpfer in einer Sandbox spielen.  ;D Und das Format ist für den Spieltisch leicht umzusetzen, braucht man nicht mal ein neues System für schreiben..

Offline Oberkampf

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Re: Böse Spiele Wirtschaftlich Uninteressant ?
« Antwort #65 am: 6.06.2020 | 13:49 »
Vikings ist mir gestern auch noch eingefallen, und Sons of Anarchy. Vielleicht auch Breaking Bad (von der kenne ich nur die ersten Folgen)?

Als Serie funktioniert das Konzept auf jeden Fall, also ist es populär genug, um auch im Rollenspiel Interessenten zu finden. Voraussetzungen wären vielleicht:

- Die bösen SCs haben einen Grund, zusammen zu arbeiten (Familie, Gang, Organisation usw.)
- Die SCs haben ein gemeinsames Ziel
- Es gibt sowohl gute/rechtschaffen neutrale Gegenspieler, als auch noch bösere Gegner
- Die SCs haben eine Art "Ehrenkodex", der auch abgestuft sein kann

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Offline Space Pirate Hondo

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Re: Böse Spiele Wirtschaftlich Uninteressant ?
« Antwort #66 am: 6.06.2020 | 14:41 »
Es kommt auch immer darauf an, ob sich die Gruppe selber als die Bösen sieht. Vielleicht wollen sie ja die Welt retten, aber auf dem Weg dahin müssen sie Dinge tun, die zu Kollateralschäden führen, die sich aber nicht vermeiden lassen.

Zum Beispiel ein Bauer findet beim Pflügen des Ackers ein altes Artefakt, blöderweise führt das dazu, dass das ganze Dorf zu Zombies oder Dämonen wird. Die Gruppe kommt an und merkt, dass der Prozess unumkehrbar ist und sich das ganze Ausbreiten könnte. Sie beschließen also das Dorf und die Bewohner niederzubrennen. Jedoch kommt jetzt im nächstgelegenen Gasthaus nur das Gerücht an, dass dort eine Gruppe das ganze Dorf niedergebrannt hat, aber nicht warum und wie es überhaupt dazu kam. Daher würde man diese Leute wohl als Bösewichte bezeichnen.

Offline ArneBab

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Re: Böse Spiele Wirtschaftlich Uninteressant ?
« Antwort #67 am: 7.06.2020 | 00:42 »
Es kommt auch immer darauf an, ob sich die Gruppe selber als die Bösen sieht. Vielleicht wollen sie ja die Welt retten, aber auf dem Weg dahin müssen sie Dinge tun, die zu Kollateralschäden führen, die sich aber nicht vermeiden lassen.

Zum Beispiel ein Bauer findet beim Pflügen des Ackers ein altes Artefakt, blöderweise führt das dazu, dass das ganze Dorf zu Zombies oder Dämonen wird. Die Gruppe kommt an und merkt, dass der Prozess unumkehrbar ist und sich das ganze Ausbreiten könnte. Sie beschließen also das Dorf und die Bewohner niederzubrennen. Jedoch kommt jetzt im nächstgelegenen Gasthaus nur das Gerücht an, dass dort eine Gruppe das ganze Dorf niedergebrannt hat, aber nicht warum und wie es überhaupt dazu kam. Daher würde man diese Leute wohl als Bösewichte bezeichnen.
Da die Helden aber gemerkt haben, dass es doch zu Ausbreitung kommt, können sie nicht zulassen, dass sich die Information weiter verbreitet, weil dadurch ihr Kampf zur Rettung der Welt gefährdet würde. Sie setzen die Gasthausbesucher also unter Druck, nichts zu verraten, und als nichts anderes hilft, drohen sie damit, dass dort das gleiche passieren könnte.

Während sie ihre Operationsbasis weiter aufbauen, merken sie, dass sie mehr Resourcen brauchen werden. Da keine anderen Wege offenstehen, versuchen sie einen lokalen wohlhandenden Händler zu überzeugen, der sich auch bereiterklärt, ihnen zu helfen — aber zu einem Preis: Er will es immer zuerst erfahren, wenn die Chars einen Ausbruch aufspüren. Trotzdem braucht ihre Arbeit weit mehr Geld als der Händler hat, und irgendwann müssen die SCs einsehen, dass sie auf legalem Weg nicht an genug Geld kommen, um den Ausbruch wirklich aufzuhalten. Sie setzen den Händler und seine Geschäftspartner unter Druck, doch auch das reicht nicht aus. Als jemand aus dem Dorf sie verraten will und damit das Überleben der Welt gefährden würde, foltern sie ihn vor allen anderen, um Stillschweigen sicherzustellen. Dann fangen sie an, alle möglichen illegalen Aktivitäten zu betreiben, um ihre Arbeit weiter zu finanzieren, bis sie irgendwann sogar Ausbrüche fingieren — oder gar verursachen — um ihre Finanzierung zu sichern.

Erst viel zu spät merken sie, dass ihre selbstverursachten Ausbrüche die Mehrzahl der Ausbrüche sind und ihr Finanzierungssystem sich verselbstständigt hat. Viel zu viele Mittelsleute sind nun davon abhängig sind, die ihnen teilweise enge Freunde geworden sind, vielleicht sogar Ehepartner. Sie können das System nicht mehr aus eigener Kraft stoppen. Die Gruppe entzweit sich und die eine Hälfte führt das Geschäft fort und als die anderen drohen ihre Geschäfte auffliegen zu lassen, verschwinden sie in dunklen Kerkern.
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Offline Koronus

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Re: Böse Spiele Wirtschaftlich Uninteressant ?
« Antwort #68 am: 5.07.2020 | 18:51 »
Ich frage mich, warum man da nicht Vampire: Die Maskerade genannt hat falls ich das nicht überlesen habe.
Fast alle Spieler davon sind sich einig, dass man mehr oder weniger böse Bösewichte spielt da noch bis vor VTMV das Moralsystem einen praktisch dazu zwingt den Egoisten zu spielen da sich seine Menschlichkeit zu bewahren harte Einschränkungen erfordert weshalb einige meinen hohe Menschlichkeit ist Spiel mit Hart/Extrem Schwierigkeit und eigentlich gar nicht zu halten, andere verbieten solche Charaktere überhaupt weil es ihnen Augen gar nicht spielbar ist. Im Verlauf sind man auch perfekt wie der Charakter zum Mörderhobbo wird wenn man nicht von Anfang an einen menschlichen Vampir spielen wird weil der Spieler erkennt, dass er viel mehr Möglichkeiten hat weil man bei seiner derzeitigen Menschlichkeit nicht so eingeschränkt ist was einen viel eher dazu neigen lässt zu weit zu gehen.
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Re: Böse Spiele Wirtschaftlich Uninteressant ?
« Antwort #69 am: 5.07.2020 | 19:04 »
Bei VtM und Shadowrun spielt man fast immer die Bösen, bei Cthulhu wird man böse, und bei D&D gehen die Spieler meist auch nicht sonderlich moralisch vor.

Die einzigen größeren Spiele, wo man dezidiert die Guten spielt, sind DSA und alles was auf Mittelerde basiert. Also genau überlegt, spielt man eigentlich sehr oft die Bösen oder zumindest graue Charaktere. 

Bei Computerspielen dasselbe, meistens spielt man die Bösen oder graue Charaktere. Geralt aus Witcher 3 wird z.B. gern mal als moralisch dargestellt, aber faktisch ermordet er jede menge Leute aus mehr als fragwürdigen Motiven und ist eigentlich nur der Gute aus der Sicht der schrecklichen Umgebung. GTA, Fallout, Baldurs Gate, Kingmaker, Elder crolls usw. geben die auch entweder die Möglichkeit, böse zu sein, oder zwingen dich sogar dazu.

Nach etwas überlegen fällt mir erst so auf, wie unmoralisch die Welt der Rollenspiele eigentlich ist.   


Offline KhornedBeef

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Re: Böse Spiele Wirtschaftlich Uninteressant ?
« Antwort #70 am: 5.07.2020 | 19:10 »
Bei welchem Cthulhu wird man böse?
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Re: Böse Spiele Wirtschaftlich Uninteressant ?
« Antwort #71 am: 5.07.2020 | 19:30 »
Nach etwas überlegen fällt mir erst so auf, wie unmoralisch die Welt der Rollenspiele eigentlich ist.

Wunscherfüllung halt. Die Spieler müssen sich im richtigen Leben schon dauernd am Riemen reißen und benehmen, da wollen sie dann im Spiel aus dem Korsett eben mal raus.

Was zugegebenermaßen als Reflex besser zu Drei- als zu Dreißigjährigen passen mag, aber wo kein Kläger ist... ;)

Offline ArneBab

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Re: Böse Spiele Wirtschaftlich Uninteressant ?
« Antwort #72 am: 5.07.2020 | 19:34 »
Bei VtM und Shadowrun spielt man fast immer die Bösen, bei Cthulhu wird man böse, und bei D&D gehen die Spieler meist auch nicht sonderlich moralisch vor.
Bei Shadowrun hatten wir immer Leute in der Runde, die ein hehres Ziel verfolgten, aber nur den Weg des Runners hatten, um es zu erreichen.
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Re: Böse Spiele Wirtschaftlich Uninteressant ?
« Antwort #73 am: 5.07.2020 | 19:34 »
Bei welchem Cthulhu wird man böse?

Wenn ich mich dunkel recht entsinne, dann gibt's beim ganz klassischen Call of Cthulhu zumindest die Möglichkeit, daß ein SC, dessen SAN auf Null fällt, seinen endgültigen Wahn so auslebt, daß er selber zum (NSC-)Kultisten wird. :think:

(Und Munchkin Cthulhu spielt meiner Erinnerung nach auch ein bißchen mit der Idee -- ist natürlich nicht direkt ein Rollenspiel im klassischen Sinne. ;D)

Offline JAW6

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Re: Böse Spiele Wirtschaftlich Uninteressant ?
« Antwort #74 am: 5.07.2020 | 20:10 »
Ich werfe mal das kontroverse Serials in den Raum...
Dort spielt man Serienmörder und muss seinem Verlangen spieltechnisch nachgehen.
Ich habe das Werk und es taugt mMn nicht als Spiel, sondern als Steinbruch für Kult, Unknown Armies oder Cthulhu Now.