Aber: es gibt auch die Regel: Wer suchet der findet und das sollte man auch nicht unbeachtet lassen. Ich habe halt bei der momentanen Debatte (vor allem in den USA) sehr stark den Eindruck, daß es auch in Richtung einer Hexenjagd geht und das führt leider nur zu verhärteten Fronten.
Ich bin definitiv dabei, daß wir den Alltagsrassismus und Rassismus im Allgemeinen bekämpfen müssen, nur habe ich echt manchmal das Gefühl, daß man auch etwas über das Ziel hinausschießt.
Prinzipiell gebe ich dir da recht.
Ich würde aber auch genau gucken, wo ich da die Schuld ansetze. Gerade für eine Marke (wie die Wizards!) ist das halt Publicity, und die Narrative, man hätte die Marke in irgendeiner Form dazu "gezwungen", ist sehr praktisch für diese Marke, um nicht den Rückhalt der skeptischen Fans zu verlieren. Die Gegennarrative wäre: Die Marke versucht, von einem kulturellen Moment zu profitieren.
Man könnte das Ganze auch weniger zynisch sehen (bspw.: Die ganzen Publicity-Aktionen könnten der Wahrnehmung helfen, dass Alltagsrassismus ein reales Problem ist!), aber ich verstehe jeden, der da keinen Bock drauf hat.
Wizards ist immer noch Hasbro, never forget.
Aber hier geht es doch konkret um D&D. Grundsätzlich wollen wir ja gar nicht wissen, wer warum nicht spielt, sondern erstmal die Beschaffenheit der Szene verstehen. Im nächsten Schritt bietet sich dann ein Abgleich mit der Verteilung bestimmter Merkmale in der allgemeinen Bevölkerung an. Der letzte Schritt besteht darin nach einem vorher definierten Zeitraum nochmal zu fragen, wer denn mit welchen Merkmalen spielt. Da gibt es natürlich jede Menge confounder etc., aber da lässt sich schon erstaunlich viel statistisch machen, um zumindest eine Diskussionsgrundlage jenseits von "Ich habe mal mit jemandem auf einem Con gesprochen, die xyz gesagt hat."
Bestimmt gibt es auch jede Menge qualitative Methoden, die uns da helfen können. Aber die Behauptung, die D&D-Spielerschaft sei nicht "divers genug" (damit ist vermutlich gemeint: weniger divers als die Gesamtpopulation) gehört belegt, wenn sie Grundlage für Interventionen sein soll. Und die Interventionen gehören ebenfalls bewertet.
Klingt per se nach einem Plan!
Wobei halt wieder so zentrale Sachen im Raum stehen wie: Wer genau nimmt an so einer Umfrage teil? (Viele Rollenspieler verfolgen das Hobby ja nicht mal online, geschweige denn wirklich aktiv genug, um sowas mitzukriegen, und ich kann mir vorstellen, dass es da Verbindungen gibt – man frage mich bloß nicht, in welche Richtung!) Wer hat nur einmal in zehn Jahren gespielt, wer spielt jede Woche zweimal? (Und spielt das eine Rolle?) Zählen auch Leute, die D&D nur als Marke verfolgen, also bspw. über Bücher, Streams oder Videospiele? Etc.
Ich sehe aber, dass das methodische Probleme sind, die man wenn nicht angehen, dann zumindest mit einbeziehen kann. Soll also kein Argument gegen Statistik sein.
Die Frage ist aber auch: Wer macht's? Was genau sind die Ziele? Und vor allem: Wenn es die Branche nicht regelmäßig selbst macht, woran liegt das? (Die möglichen Antworten können in alle möglichen Richtungen gehen – kein Grund, allzu verschwörerisch zu werden.) Eine zynische Vermutung wäre ja bspw. auch, dass die Branche diese Zahlen durchaus hat, durchaus damit arbeitet, sie aber trotz allem nicht veröffentlicht. Und dann stehe ich persönlich wieder an der Stelle, wo ich lieber auf subjektive Wahrnehmungen vertraue als gar nichts zu tun.
Dazu kommt immer noch: Es geht ja nicht nur darum, neue Leute ins Hobby zu holen oder sowas, sondern bspw. auch darum, von Marken- und Produktseite her ein angenehmes Spielklima zu fördern, und – das würden zumindest die Wizards sagen, bin ich mir sicher – generell zu einer progressiven Medienlandschaft beizutragen. Man muss diese Beispielargumente jetzt nicht unterstützen, aber wenn sich die ganze Diskussion nur um neue Spieler drehen würde, wäre sie wahrscheinlich a) deutlich wirtschaftlicher und b) DEUTLICH weniger interessant.