@böse Rassen: fängt ja bei mir schon beim Begriff "Rasse" an, was sie bei PF2 ja zum Beispiel halbwegs elegant gelöst haben. Dort heißt es mittlerweile ancestry und bei uns am Spieltisch hat sich schon längst Volk durchgesetzt. Ein Rollenspiel ohne böse Völker kann ich mir ehrlich gesagt schwer vorstellen, was natürlich a) an meiner Sozialisation liegt (DSA hehe, AD&D mit den damals noch bösen Drow und meinem Alter) und b) auch an dem Stereotyp eines großen Feindes liegt, der das Spiel in konkrete Richtungen lenkt. Ansonsten wurde schon viel Schlaues gesagt.
Was die Benutzung des Begriffs "Rasse" angeht, sehe ich das ähnlich. Wobei eben im amerikanischen Raum "Race" noch eine etwas andere Verwendung hat, als "Rasse im Deutschen" (z.B. ist "human race" als Begriff für die Menschheit als Spezies ja gängig).
Bezüglich der "bösen Völker" sehe ich da deutlich andere Probleme. Aus meiner Sicht ist es für die Diskussion fundamental wichtig, dass im D&D Kosmos (und auch bei LotR) "böse" und "gut" eben KEINE relativen Konzepte sind. Das ist hier im Thread hier und da mal angerissen worden, ist aber meiner Meinung nach das zentrale Problem dieser Diskussion.
Bei Fantasy wie sie D&D oder LotR umsetzt, ist der epische / kosmische Konflikt zwischen GUT und BÖSE / LICHT und FINSTERNIS / HIMMEL und HÖLLE tief im Setting verankert. Diese Konzepte sind Antagonisten in einem dualistischen Weltbild. Die Settings zeichnen daher an vielen Stellen schwarz-weiß; Grautöne sind nur in engen Grenzen überhaupt vorgesehen und daher auch nur dann sinnvoll, z.B. wenn jemand im D&D Alignment-System eine neutrale Position einnimmt.
Man kann diese absoluten dualistischen Konzepte von Gut und Böse ablehnen, z.B. weil die Aufklärung uns beigebracht hat, dass niemand bei seiner Geburt durch eine kosmische Kraft für eine Rolle festgenagelt ist. Aber für den D&D Kosmos ist die Setzung Good vs Evil nach meiner Auffassung de facto ein Naturgesetz; ich kann also genauso gut die Schwerkraft blöd finden.
Daraus folgt z.B. dass Orks als auserwähltes Volk von Gruumsh böse sind, weil Gruumsh eine böse kosmische Kraft ist. Orks müssten sich also erstmal Gruumshs Einfluss entziehen, um überhaupt eine andere Wahl zu haben. Das will Gruumsh aber nicht...
Das gilt entsprechend für die Drow und Lolth. Nach meinem Verständnis sind Drow also nicht böse, weil sie als Drow irgendwie so geworden sind, sondern weil sie Lolths auserwähltes Volk sind. Die haben da also nicht so richtig Mitspracherecht.
Das Schema findet sich im Prinzip bei sehr vielen anderen Kreaturen mit "zuständigen" Göttern, Erzteufeln und Dämonenfürsten wieder.
Wie gesagt, ich verstehe, wenn jemand sich damit nicht anfreunden kann. Aber für mich ist diese Ablehnung der absoluten Alignments die Wurzel vieler Probleme, die sich dann ergeben, weil mit Grautönen und relativer Moral der D&D Kosmos an allen Ecken und Enden knirscht - und knirschen muss; denn relatives Gut / Böse und absolutes Gut / Böse sind grundsätzlich konzeptionell unvereinbar.
Unglücklich an der ganzen Sache ist halt die in unserem Kulturraum gesetzte Beziehung von schwarz / dunkel zu böse / schlecht. Schwarze Magie, Schwarzhandel, Schwarzarbeit, Schwarzmalen, anschwärzen... DAS lässt sich nicht mal eben so durch "irgendwie andere" Drow oder Orks beheben.