Autor Thema: DSA5: Rezension "Die Zähne des Kaimans" auch aus Sicht einer Person of Color  (Gelesen 3673 mal)

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Offline Hotzenplot

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Rezension Rabenkrieg I Die Zähne des Kaimans
Inklusive einiger Betrachtungen aus Sicht einer PoC

Vorabbemerkung: Ich bin eine PoC (Mutter weiß, Vater "schwarz"). Ich habe mich jahrelang (heißt: nach der G7) nicht besonders eingehend mit dem Metaplot beschäftigt. Ebenso habe ich zwar die RSH zum tiefen Süden sehr gerne gelesen, mich allerdings kaum mit den dort stattfindenden Abenteuern beschäftigt. Das liegt unter anderem (aber nicht nur) daran, dass ich mich als PoC mit der Darstellung der „Moha“ in den letzten Jahren unwohl gefühlt habe und die (mangelnde) Repräsentation von nichtweißen Menschen in den Abenteuern und Quellenbänden nicht gut fand.

Mit großem Interesse erwarte ich die neue RSH mit den „dampfenden Dschungeln“, auch im Hinblick des zurzeit stattfindenden Umdenkens der Darstellung von Ethnien im Rollenspiel. Deshalb überbrücke ich die Zeit mit dem Lesen dieses Abenteuers und schreibe nebenbei diese Rezension (wobei ich mit Rezensionen keine großen Erfahrungen habe). Mein besonderes Augenmerk gilt dabei eben der Darstellung von Nichtweißen.

Da ich mit DSA5 nur wenig Spielerfahrung habe (ich habe bisher erst drei Abenteuer gespielt, keins davon geleitet), spare ich mir Bemerkungen zu den DSA5-Werten und Mechaniken.

Shop-Artikel
https://www.f-shop.de/das-schwarze-auge/rollenspiel/abenteuer/1692/rabenkrieg-1-die-zaehne-des-kaimans

Klappentext:
Bereits seit einiger Zeit gärt es im Süden Aventuriens. Während das Kemi-Reich durch einen blutigen Bürgerkrieg und interne Zwistigkeiten geschwächt ist, plant der Schwarze General Oderin du Metuant ein riskantes Unternehmen: einen zu Land und zur See geführten Feldzug, der das kleine Dschungelkönigreich
endlich unter al’anfanische Kontrolle bringen soll. Einen Feldzug, der die Rückschläge und Niederlagen der Vergangenheit vergessen machen und das Imperium von Al’Anfa zu neuer Größe führen soll.
Aber Kemi ist in der Goldenen Allianz mit dem Horasreich verbündet. Deshalb gilt es, das Überraschungsmoment zu nutzen und schnell zu handeln, ehe der Angriff die Horasier auf den Plan ruft und sich zu einem großen Krieg ausweitet, der für alle Seiten unabsehbare Folgen birgt. Zugleich versuchen im Schatten der Invasion manch andere Gruppierungen, mit allen Mitteln, ihre Ziele zu erreichen …
Im Kampf um Macht und Vorherrschaft in der Region erwachen alte Feindschaften und neue Allianzen entstehen. Doch Kriege werden nicht allein auf dem Schlachtfeld gewonnen. Nicht selten sind es die heimlichen Taten Weniger, die im entscheidenden Augenblick über Sieg oder Niederlage bestimmen. In diesem ersten Abenteuer der Rabenkrieg-Kampagne werden Verbündete und Feinde der Helden eingeführt. Es bildet den Auftakt für einen großangelegten militärischen Konflikt im aventurischen Süden. Die Zähne des Kaimans ist jedoch auch losgelöst aus dem Kampagnenhintergrund spielbar.

Allgemeines:
(ich habe das PDF vorliegen)
DAS 5
64 Seiten, bunt
Die Illustrationen gefallen mir durchweg gut
Das Cover gefällt mir bis auf den SC im Vordergrund gut

Illustrationen im Hinblick auf Nichtweiße: Zunächst Mal ist es gut, dass ein wichtiger NSC (Said) eine PoC ist, ohne in ein rassistisches Klischee zu verfallen. Das passiert dann mit der Illustration auf S. 18 (5 Personen, eine davon PoC und diese ist kaum bekleidet und stellt eine „typische“ Rolle schwarzer Menschen dar: die exotische und geschmeidige Kundschafterin, die halt kaum Klamotten braucht). Für sich genommen betrachte ich dieses Bild also relativ kritisch. Da es aber auch andere Darstellungen im Buch gibt, ist diese Darstellung zum Glück etwas entkräftet - dafür muss man aber das Gesamtwerk betrachten. Im Bewusstsein der aktuellen Rassismus-Debatten wünsche ich mir, dass die Ulisses-Redaktion da in Zukunft sensibler dran geht und von Vornherein in der genannten Illustration eine PoC Rolle besetzt, die nicht diesem typisierten Bild entspricht (z. b. die Korgeweihte, eine Armbrustschützin oder dergleichen). Dennoch: Ich gestehe Ulisses zu, dass man hier bewusst verschiedene Darstellungen von PoC wählen wollte und dabei darf dann ruhig auch manche eben genau dem Klischee entsprechen. Es ist letztendlich die Illustration für sich genommen, die dieses Vorhaben konterkariert.
Die ikonischen SC haben mit Mirhiban al´Orhima ja eine Nichtweiße Person „an Bord“, obwohl es gerade für diese Region natürlich schön gewesen wäre, wenn es eine „schwarze“ Person bei den ikonischen Helden gegeben hätte. Außer den oben bereits genannten Illustrationen gibt es noch eine weitere Darstellung einer PoC (ein Novadi, dazu unten mehr).

Einleitung
Auf den ersten Seiten wird dem zukünftigen Spieler mit wenigen Worten etwas zum Hintergrund der Kampagne erklärt. Ich finde es gut, dass dies nicht in einer prosaisch anmutenden Schwafelei passiert, in der das allzu oft in bisherigen DSA-Editionen zum guten Ton zu gehören schien. Die wichtigen Informationen werden schlicht präsentiert, daneben gibt es die üblichen Infoboxen als Auflockerung und Hervorhebung zugleich. Meine größte Enttäuschung war der Hinweis, dass der Ausgang der Kampagne feststeht. In gewisser Weise war das – wenn man den Metaplot wie bisher fortführen möchte – zwar irgendwie klar, aber es ist dennoch eine Enttäuschung. Wir befinden uns also in einer riesigen, sechsteiligen Eisenbahn, auch als Railroad bekannt. Puh, das muss man erstmal verdauen. Hier würde ich mir wünschen, dass Ulisses in Zukunft die bisherige Vorgehensweise überdenkt. Aber hey, das wünsche ich mir schon seit ungefähr 30 Jahren. Was soll´s.
Zurück zum Abenteuer: Wir erfahren, dass es einen vordergründigen Strang (Feldzug und Spezialeinheiten-Rolle) und einen hintergründigen Strang (Intrige und Verschwörung) in der Kampagne gibt. Auch hier ist mir die Beschreibung der Handlungen schon viel zu detailliert. Da wird gesagt, dass die Helden dies tun werden (Sabotage Hafenverteidigung) und als nächstes das und dann wieder jenes. Willkommen bei der Bahnfahrt!
Das Abenteuer ist hier gut zusammengefasst und bereitet die Spielleitung auch gut auf das Kommende vor.
Anschließend wird jeweils die Lage in Kemi und Al´Anfa gut erklärt. Auch hier finde ich es – wie bereits von anderen Publikationen unter DAS 5 gewohnt – dass dies ohne viel pseudo-prosaische Schwafelei und ganz nüchtern passiert. Dadurch sind die Informationen viel leichter bekömmlich. Sehr gut! Man darf hierbei nicht vergessen, dass auch die Rabenkrieg-Kampagne als weitere Quellenbände lediglich den Almanach verlangt. Das ist ein zweischneidiges Schwert und führt zwangsläufig zu einer Dopplung von Informationen.
Dennoch habe ich das Gefühl, dass DSA-Neulinge ohne Kenntnis der Region mit den Beschreibungen ihre Probleme haben werden. Das lässt sich aber wohl kaum vermeiden, ohne eine weitere Dopplung zu haben. Immerhin wird auf den aventurischen Boten und den Roman-Zweiteiler Rabenerbe und Rabenbund verwiesen.
Nach Kemi und Al´Anfa wird auf die Verschwörer eingegangen, die eine weitere Partei in der Kampagne bilden. Auch das wird in knappen Worten gemacht, inklusive der Beziehung zwischen Verschwörern und Helden, die für meinen Geschmack auch wieder bereits viel zu detailliert darauf eingeht, was die Helden erreichen werden und was nicht.
Als letztes wird auf die Rolle der Horasier eingegangen, die dritte der drei großen Parteien (Al´Anfa, Kemi, Horasreich). Auch das ist in knappen Worten gut gemacht worden. Hier mit der Besonderheit, dass, falls die Helden auf Seiten der Horasier agieren, bestimmte Abschnitte besonders für diese Gruppen gekennzeichnet werden.
Die folgende Überschrift „Die Einzelabenteuer“ ist etwas irreführend. Ich hatte erwartet, dass hier beschrieben wird, welche Einzelabenteuer die Kampagne enthält und eine Kurzfassung davon, was deren Inhalt ist. Dem ist nicht so. Hier wird lediglich beschrieben, was in diesem Abenteuer passiert, welches der Bezeichnung nach in Einzelabenteuer aufgeteilt ist. Sinnvoll wäre es m. E. an dieser Stelle gewesen, die Spielleitung darüber zu unterrichten, was der rote Faden in der Gesamtkampagne ist.
Der Abschnitt „Geeignete Helden“ bietet das Notwendige zur Heldenauswahl. Einige Worte sind dem Umstand gewidmet, dass man die Kampagne auf verschiedenen Seiten spielen kann, was m. E. ein großer Pluspunkt ist. Sehr gut finde ich schon allein die pure Existenz des Kastens „Der Krieg und die Moral“, in dem auf die Motivation und mögliche Problematiken der Spielgruppe (nicht der SC) im Hinblick auf Patriotismus, Dogma des al´anfanischen Boronglaubens und dergleichen eingegangen wird. Es ist wichtig, so etwas im Rahmen eines „Gruppenvertrages“, m. E. in Session Zero, zu besprechen und deshalb auch gut, dass diese Hinweise Teil des Produktes sind. Möglicherweise fehlte hier der Mut, auch das schwierige Thema Rassismus bzw. Kolonialismus anzusprechen, denn es gehört genau hierher. Das wird so ein bisschen umschifft, so mein Gefühl.
Was hier hin gehört, ist m. E. ganz deutliche eine Motivation der Gruppe zur Kampagne. Das sollte eigentlich jeder Kampagne vorangestellt werden. Was wollen die SpielerInnen, was will die Spielleitung? Für wen ist die Kampagne geeignet, für wen nicht? Dazu ist es hilfreich, ihren Inhalt zu benennen und klar Stellung zu beziehen. Im Grunde hätte hier stehen müssen: Diese Kampagne ist stark plotgetrieben und hat ein festgeschriebenes Ende. Wenn du es anders machen willst, hier hast du die Werkzeuge dazu.

Kriegsvorbereitungen
Der erste Teil beschäftigt sich mit den Rekrutierungsmöglichkeiten der Helden auf Seiten der Al´Anfaner und der Horasier. Die dargereichten Möglichkeiten sind für sich genommen plausibel, kurz und ausreichend, dargestellt.
Anschließend wird mit „Auf dem Korfeld“ (ein Bett im Korfeld, das ist immer frei *sing*) in die Handlung eingestiegen. Das ist m. E. an der Stelle nicht gut. Man hätte zunächst weiter Informationen für die Spielleitung aufbereiten sollen. Diese kommen jetzt genau so daher, wie es leider auch früher üblich war und was mir die Haare zu Berge stehen lässt: Zunächst Mal eine 1,5seitige Textspalte mit Vorlesetext. Ich hatte gehofft, sowas nie mehr sehen zu müssen, aber man ist offenbar der Auffassung, dass Spielleitungen diese Vorlesetexte brauchen. Keine Ahnung, für wie viel Prozent das gilt (wäre mal interessant zu wissen, wer da wirklich vorliest). Mir graut es nur dabei.
Danach kommen „Gerüchte“. Die sind zwar nett gemacht, m. E. aber auch ein Relikt aus den 90ern, was Aufbereitung von Infos in Abenteuern angeht. Wie die Informationen an die Gruppe kommen, sollte doch bitte der Spielleitung überlassen bleiben. Für eine Übersicht, und sei es nur für diese Rezension, sind Vorlesetext und Gerüchte jedenfalls weniger nützlich als eine komprimierte und nüchterne Darstellung der Informationen. Gerne nehme ich kurze Hinweise, wer von wem was hält.
Im Unterkapitel Begegnungen soll die Stimmung in der Stadt transportiert werden. Die Texte sind durchaus gut und geben das auch her, allerdings hätte ich mir auch hier eine andere Aufbereitung der Informationen gewünscht. Manche Spielleitungen werden sich aber sicher auch über die Darreichungsform freuen, die schon für Bilder bestimmter Szenen im Kopf sorgt. Teil dieses Kapitels ist übrigens auch eine Beschreibung der Nachrichtensperre, die leider nur auf den „nichtfantasy“-Anteil der Sperre (kein Schiff verlässt den Hafen, kein Horasier verlässt die Stadt) eingeht. Ich fürchte, mit Magie und karmalen Wirken ist es sehr wohl möglich, Informationen aus einer Stadt zu schmuggeln.
Im Kapitel Unter dem Rabenbanner wird zunächst beschrieben, wie der Befehlshaber der Rabenkrallen, Said Bonareth, die Helden prüfen wird, je nach Profession. Danach wird auf diesen NSC selbst eingegangen. Wie bereits bei den Illustrationen erwähnt handelt es sich hier um eine Person of Color (Vater oder Mutter gehört der Ethnie der Waldmenschen an). Es wird hier der Begriff „Waldmenschenmischling“ verwendet. Ich unterstelle mit wohlwollender Lesart, dass diese Bezeichnung inneraventurisch, sozusagen ingame, gemeint ist. Outgame müsste man bedenken, dass diese Bezeichnung mindestens eine rassistische Konnotation enthält.
Ich finde diesen NSC als PoC gut. Warum? Weil die Hautfarbe keine Rolle spielt. Said entspricht keinem der üblichen „Waldmenschen“-Klischees, sondern bricht diese.
Von dieser Betrachtung abgesehen, halte ich Said für einen gut gemachten NSC, da er ambivalent ist und gegenüber verschiedenen SC interessant einzusetzen ist (moralische Dilemmata zum Beispiel). Schade, dass diese Figur auch nur ein Gast auf der Schienenfahrt ist.
Unter Neue Kameraden werden dann weitere NSC der Rabenkrallen in Kurzform dargestellt. Die Auswahl der NSC finde ich gut, zur Illustration, auf der 5 dieser NSC zu sehen sind, habe ich oben schon das meiste gesagt. Es ist eben etwas unglücklich, wenn man nur die Illustration selbst betrachtet (und das ist eben das erste, was man auf der Seite sieht).
Das nächste Unterkapitel widmet sich der Eilausbildung der Helden und heißt auch so. Hier werden verschiedene Bereiche vorgestellt, in denen die Helden noch was lernen können (z. B. Kulturkunde, Verhörtechniken). Außerdem gibt es eine Infobox zu militärischen Rängen (klassischer Fall einer Redundanz durch die Maßgabe, alle notwendigen Infos in ein Abenteuer zu packen, ansonsten hätte ein Verweis auf einen Quellenband an der Stelle gereicht).
Als nächstes widmet man sich mit „Boron will es!“ dem Kreuzzug äh sorry Boronszug des ganzen Vorhabens. Gut, dass man hier im Hinterkopf hat, solche Dinge vorher mit der Gruppe zu besprechen.
Im nächsten Kapitel „Unter schwarzen Segeln“ wird zunächst knapp die Gesamtstrategie Al´Anfas erläutert. Hier erfahren wir auch, warum das Abenteuer so heißt, wie es heißt: „Kaiman“ ist der Deckname des Truppenteils, die die bedeutende Hafenstadt Qinsay angreifen soll. Hier ist auch erklärt, was die erste Aufgabe der Helden ist. Dem Stoßkeil Kaiman ist dann noch auf etwa einer halben Seite nochmal etwas genauer ein Kapitel gewidmet.
Für die Art des Abenteuers ist das gut gemacht. Wenn man es hätte offen leiten wollen, hätte man sich spätestens hier wohl dafür entscheiden müssen, wie stark man Strategien, Taktiken und Ressourcenmanagement in das Spiel, beeinflussbar durch die Gruppe, einfließen lässt. Dann hätte man mehr Informationen gebraucht. Da wir hier aber plotgetriebenes Storyspiel betreiben, sind die Informationen vollkommen ausreichend und vermitteln ein gutes Bild, was ungefähr passieren soll. Danach folgen die wichtigsten NSC, mit denen es die Helden zu tun haben. Diese NSC sind in gewohnter Manier funktional und ansprechend dargestellt. Sie haben jeweils eine persönliche Agenda und genug Anknüpfungspunkte für verschiedene Helden.
Mit „Der Auftrag“ und „Der Informant“ kommen wir der Abenteuerhandlung näher. Hier wird erklärt, was geplant ist und was die Helden zu tun haben. Wie oben bereits gesagt, halte ich das Gesamtvorgehen, so detailliert den Plot zu benennen, für eher kontraproduktiv. That said: Hier wurde wieder angenehm kurz und knackig beschrieben, was der Plot will. Dieser Abenteuerteil scheint mir eher für die zwielichtigen Schleicher und dergleichen in der Gruppe gemacht, denn es wird „Diskretion“ befohlen. Anschließend folgt eine erste, oben bereits erwähnte Beschreibung der „horasischen Perspektive“, falls man eine Gruppe hat, die auf dieser Seite spielt. Das finde ich gut gemacht.
Das nächste Kapitel, „Anlanden“, erklärt zunächst die Ausrüstung der Rabenkrallen-Helden. Hier warten einige Überraschungen und leider weitere (etwa halbseitige) Redundanzen auf. Letztere hätte man sich wieder mit einem Verweis sparen können.
Als nächstes prügelt man sich durch den Mangrovenwald. Ja, ich schreibe das mit einem Lächeln, denn diesen Eindruck gewinnt man, da die nächsten Seiten mit klassischen Zufallsbegegnungen bzw. deren Werten zugepflastert sind (3 Seiten mit Wertekästen, eine Seite mit „neuen“ Vorteilen und Sonderfertigkeiten). Auch hier: Redundanz, ick hör dir trapsen. Liebe Leute, überlegt euch da für die Zukunft bitte was. Sonst gibt´s noch ne Anzeige von Greenpeace wegen Papierverschwendung.
Als nächstes stolpere ich über einen Vorlesetext, der den Satz „Der Schrei eines Affen zerreißt die Stille“ enthält. Da musste ich laut auflachen. Sorry Leute, mehr klischeehaftes 90er Pen an Paper geht echt nicht. Als nächstes kommt noch ein „infernalisches Kreischen“ daher.
Im nächsten Kapitel geht es um „Wege in die Stadt“. Das ist gut gemacht und enthält alle nötigen Informationen, um ein Eindringen in die Stadt spannend zu gestalten.
« Letzte Änderung: 9.07.2020 | 22:12 von Hotzenplot »
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In Qinsay
Wenig überraschend, aber gut gemacht, steht hier die Stadtbeschreibung im Vordergrund. Sie ist mit den für das Abenteuer darin notwendigen Plothooks versehen und gut beschrieben. Auch hier fällt mir positiv auf, dass die alte prosaische Schwafelei zugunsten einer knappen Beschreibung gewichen ist. Auch hier wird wieder mit einer Gerüchteküche gearbeitet, was ich immer noch nicht gut finde, aber sicher vielen Spielleitungen hilft. Für meinen Geschmack ist der Blick ins Detail (mit Kräuterladen, Heiler und Fischerhütte) wieder etwas zu viel des Guten. Andererseits muss man ja die ganze Stadtbeschreibung (und nicht nur die abenteuerrelevante) hier reinpacken, weil das nun mal die Prämisse von DAS 5 ist. Ich sag´s ganz leise: Redundanz.
Sehr gut beschrieben ist wieder der wichtige NSC-Kontakt in der Stadt, mit allen Möglichkeiten, die sich (eingeschränkt durch den Plot natürlich) hier ergeben können.
Wenn man es plotgetrieben mag, ist auch das kommende Unterkapitel gut im Sinne der Spannung gemacht und gut beschrieben. Mir rollen sich angesichts einer Überschrift, die „Aufgeflogen!“ (natürlich mit Vorlesetext) lautet, schon die Fußnägel hoch, weil ich weiß, dass die SpielerInnen hier einfach nur Zuschauer sind. Wie gesagt, der Teil ist m. E. handwerklich gut gemacht (enthält auch wieder die horasische Perspektive) und enthält zahlreiche Gedanken, was die Helden jetzt machen könnten und was die Folgen sein könnten (inklusive einer möglichen Gefangenschaft).
Natürlich sollen die Helden trotz des Verrats ihren Auftrag ausführen können. Dafür wird der Spielleitung auf den folgenden Seiten Material an die Hand gegeben. Auch das ist alles gut gemacht, teilweise ganz nett (aber nicht herausragend) bebildert, enthält genug Abwechslungsmöglichkeiten, Optionen und für die verschiedenen Spieler- bzw. Heldentypen wohl genügend Lösungsvorschläge.
Teil einer Aufgabe, ohne da genauer drauf eingehen zu wollen, ist auch der NSC Zahid al´Kaban. Dabei handelt es sich um einen Novadi. Auch hier der Blick aus der PoC-Brille. Gut, dass ein wichtiger NSC hier mit einer PoC besetzt wurde. Auch hier ist es m. E. ein gutes Beispiel, da die Rolle des PoC nicht – jedenfalls nicht ausschließlich – auf die negativen realweltlichen Übertragungen der entsprechenden Ethnie reduziert wurde (natürlich mal abgesehen davon, dass meiner Meinung nach die Darstellung der Novadis in DSA insgesamt als problematisch zu betrachten sind – das soll aber nicht Teil dieser Rezension sein). Es kann spannend für die Spielleitung sein, darzustellen, dass dieser NSC aus verschiedenen Richtungen Rassismus erfährt – nicht nur von seinen Feinden, den Al´Anfanern, sondern auch von seinen Verbündeten).
Wenn ich das richtig überblicke, ist der letzte Teilauftrag um o. g. NSC der einzige Teil des Abenteuers (abgesehen von den Zufallsbegegnungen im Mangrovenwald), in dem die Lösung „Kampf“ vom Abenteuer vorgeschlagen wird. Das finde ich gut. Nur zur Klarstellung: Wer Bock auf Kloppe hat, kann in dem Abenteuer genug davon bekommen, so ist es nicht.

Die Invasion
Tuuuut tuuut – hier rollt die Eisenbahn ein. Natürlich ergibt sich jetzt zwangsläufig das, was vorher schon angesagt wurde. Die Invasion findet statt. Völlig egal, ob dein Zuckerbäcker vorher die ganze Stadtwache mit seinem Superbrot einen Boost auf Körperkraft von 1000 gegeben hat oder ob deine Gruppe alle Aufgaben komplett verschissen hat.
Hier bemerkt man wieder, was passiert, wenn man angefangen hat, zu railroaden. Man kriegt die Lok nicht mehr von der Bahn. Da müssen dann so Hinweise rein, wie man die Gegner anpasst, falls die Gruppe schon im Eimer ist oder wie man es eben schwerer macht, falls nicht. Okay, ich höre schon auf zu lästern, ganz so schlimm ist es auch nicht.
Positiv betrachtet wird hier gut für Spannung gesorgt. Natürlich soll es knapp werden. Die Aufgabe der Helden wird so gerade eben noch erledigt, bevor die Al´Anfaner anrücken. Es werden verschiedene Optionen genannt, je nach dem, wie und ob die Helden ihren Job gemacht haben. Wirklich loben möchte ich hier den Kasten, der da lautet „Das Scheitern der Helden“. Das ist ganz wichtig und entschärft mein Railroading-Geläster natürlich gehörig (auch wenn, wie oben bereits gesagt, die Kuh äh die Lok dann eben nicht mehr vom Eis geholt werden kann).
Auch das Ende von bestimmten NSC ist hier vorbestimmt. Als Folge der Handlungen machen diese für sich genommen Sinn. Auch hier sind noch einige Optionen genannt.
Überraschend finde ich dann noch eine Tabelle von Plündergut. DSA ist ja by the book nicht gerade als Loot-System bekannt, deshalb finde ich das hier erwähnenswert und gut. Die Helden kriegen also tatsächlich was vom schnöden Mammon ab – und sogar noch Ehrungen und Beförderungen.
Es folgt mit „Wie geht es weiter“ ein kleiner Ausblick, in dem auch das nächste Abenteuer der Kampagne, Der Biss der Spinne, erwähnt wird. Das ist gut, um die Spielleitung gemeinsam mit der Gruppe einen guten Abschluss und Übergang zu finden – falls man dieses Abenteuer leitet/spielt, bevor der nächste Teil raus ist. Davon muss ich an dieser Stelle abwarten, weil man relativ wenig über den Verlauf der Kampagne weiß.
Der Lohn der Mühen kommt mir mit 20 AP + 5 optionale AP pro Helden selbst für DSA5 wenig vor, aber wie gesagt, ich bin nicht tief genug in DSA5 drin, um das fundiert bewerten zu können.
Das Abenteuer schließt mit einem grauen Hinweiskasten „Die Moral des Krieges“, der auf SC-Ebene auf den Überfall der Al´Anfaner eingeht. Ich finde das gut, auch wenn dieser Teil möglicherweise zu dem o. g. Hinweis „Der Krieg und die Moral“ (sic!) gepasst hätte, aber das ist Meckerei auf hohem Niveau.

Anhang
Hier findet sich die schon erwähnte Zeittafel, ein Überblick zur Kultur der Kemi (flüsternd: Redundanz) und die Karte von Qinsay. Alles in guter Qualität, die Zeittafel m. E. eben zu detailliert, für die Verwendung im Abenteuer, wie es nun mal ist, aber sehr sinnvoll einsetzbar.


Mein Fazit:
Meine Meinung zum Railroading lasse ich fairerweise raus, denn die Autoren hatten ja einen anderen Auftrag. Abgesehen davon mögen eben viele das plotgetriebene Spiel und für diese Menschen ist das Abenteuer vermutlich eine gute Wahl.
Die Struktur des Abenteuers ist insgesamt gut, wobei ich immer der Meinung bin, dass man NSC irgendwo (vorne oder hinten) sammeln sollte, am besten als extra ausdruckbaren Anhang, um Blätterei zu vermeiden). Die Art, wie Informationen dargereicht werden, gefallen mir mit wenigen Ausnahmen (Gerüchte und Vorlesetexte) sehr gut. Die Spielleitung wird m. E. gut geführt und durch die Autoren in die Lage versetzt, die wichtigen Momente auch spannend zu machen. Auch wenn ich kein DSA5-Experte bin, habe ich das Gefühl, dass bei diesem Abenteuer wieder einmal Elementarismus und Dämonenbeschwörung plotsprengend sein könnten. Ein paar Sätze zu dem Thema wären vielleicht ganz gut gewesen.
Ich habe beim Lesen des Abenteuers Lust bekommen, es zu auf meine Art und Weise zu leiten. Außerdem macht es neugierig auf mehr.
Schade ist, dass die Gesamtkampagne nicht wirklich erklärt wird. Das ist ein gewichtiger Nachteil.

Zum Umgang mit Rassismus und Kolonialismus aus Sicht einer PoC:
Ich bin der Meinung, dass heutzutage eine Erklärung zu diesen Themen sein muss. Insbesondere, da es sich bei Aventurien um einen Kontinent handelt, der schon lange bewusst mit Abwandlungen realweltlicher Ethnien spielt und gespielt wird.
Ich wünsche mir, dass dies in die kommenden RSH „Die dampfenden Dschungel“ Einzug erhält, auf die man dann in Abenteuern wie diesem verweisen kann. Man sollte einige Worte darauf verwenden, wie man dazu steht, wie man zur Verwendung von Klischees steht, vielleicht mit einem Exkurs zum Umgang mit diesen allgemein und so weiter. Es ist nicht so, dass ich dafür ein Patentrezept habe. Ich bin nur der Auffassung, dass man eben nicht mehr so mir nichts dir nichts „den Moha“ etablieren kann wie vor 30 Jahren. Exkurs: Ich habe die „Rassismus und Vorurteile im Rollenspiel“ – Debatte bei Orkenspalter TV (link: https://www.youtube.com/watch?v=oxyPCOnX_zI&t=2892s) als Zuschauer verfolgt und auch dort schon per Chat dem Teilnehmer Hadmar von Wieser (den ich persönlich sehr schätze) zu verstehen gegeben, dass ich als PoC froh war, als ich damals plötzlich Leute spielen konnte, „die aussahen wie ich“ – trotz der Jim Crow-Zeichnungen und aller Klischees. Es ist also mitnichten ein Vorwurf meinerseits, dass es so ist, wie es ist. Nur sollten wir ab jetzt verantwortungsvoll(er) damit umgehen.

Bewertung:
Ich vergebe insgesamt 4 von 5 Kaffeemühlen (wie gesagt lasse ich das Railroading in der Bewertung außen vor)
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Tolle ausführliche Rezi.

Sind die beiden Romane eigentlich ein Muss für den Spielleiter, bzw. sollten die Spieler diese lesen oder eher nicht?

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Sehr gut, Herr Plotz! Bitte mehr davon. Besonders deine Meinung interessiert mich zu solchen Fragen.  :)
Engel – ein neues Kapitel enthüllt sich.

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Danke für euer Lob.

Tolle ausführliche Rezi.

Sind die beiden Romane eigentlich ein Muss für den Spielleiter, bzw. sollten die Spieler diese lesen oder eher nicht?

Beide Romane liegen noch auf meinem pile of shame  >;D Ich kenne ihren Inhalt also nicht. Ein "Muss" für den Spielleiter sind sie aber mit Sicherheit nicht. Das ist dann eine subjektive Einstellungssache, inwiefern man der Meinung ist, dass die Kenntnis der Romane zur Vorbereitung der Kampagne dienlich sind. Ich selbst bin so einer, der sich gerne im Rahmen meiner Großkampagne alles mögliche an Literatur, was nur entfernt mit den Abenteuern zu tun hat, reingezogen hat. Aber das ist eben echt Geschmackssache.
Soweit ich das überblicke, spielen die Romane auch vor der militärischen Aktion, die im Fokus der Rabenkrieg-Kampagne steht. Zur Einstimmung in das Setting sind sie mit Sicherheit hilfreich und ich glaube, dass man mit der Autorin auch nichts falsch macht.  :d
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Ich lese auch gerne andere Meinungen.  8]

Offline Perceval

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Alles gut. Bin ja auch längst nicht der erste, der das bewertet hat. Engor hat inzwischen ja auch was dazu geschrieben: https://engorsdereblick.wordpress.com/2020/07/13/rezension-die-zaehne-des-kaimans/

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Es spricht ja nichts dagegen, dass du einen Thread zur "allgemeinen" Bewertung erstellst und deine Rezension reinschreibst. Einfach machen.  :d
Ich habe dieses Thema ja bewusst um den Aspekt "aus Sicht einer PoC" erweitert, weshalb ich diesen Strang gerne so belassen würde.
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Offline Galotta

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