Big Eyes Computer arbeitete noch.
Filtere Daten...
"Ja, schmeckt erstaunlich gut.", antwortete Artemis und kaute.
...Filterung abgeschlossen. Separierte Daten werden gespeichert. Abspielen der gefilterten Daten...
processing...Musik1-Edvard Grieg, op.16, Klavierkonzert a-moll
processing...UnbenannteDatei1:
Männliche Stimme1: "Guten Abend - moment, bevor Sie sprechen, werden wir ein wenig Musik abspielen. Wir werden wahrscheinlich von draußen abgehört."
Stille...
Männliche Stimme1: "So, nun können Sie ruhig sprechen."
Männliche Stimme2: "Prima. Guten Abend, Frau Weizmann, Herr Kenori."
Weibliche Stimme1: "Guten Abend, Herr von Boesdorf."
Hagen von Boesdorf (HvB): "Was macht unser Problem?"
Mila Weizmann (MW): "Es?läuft noch frei herum."
HvB: "So? Und warum können Sie es nicht einfangen?"
Yatsuhiko Kenori (YK): "Das...hm, ist nicht so einfach, wie wir es uns vorgestellt haben. Weechuck ist gerissen, und obwohl er ein Troll ist, kann sich ein einzelner Mann in diesem Sprawl recht gut verstecken. Wir vermuten sogar, dass er möglicherweise in irgend einer Troll-Enklave untergekommen ist."
HvB: "Aha. Nun, ich bin hier, um Ihnen zu sagen, dass Sie sich nicht sonderlich anzustrengen brauchen."
MW: "Nicht? Verzeihung, wie meinen Sie das?"
HvB: "Der Vorstand von Tennar Records und die DeMeKo hatten ein informelles Gespräch. Ich bin natürlich nicht befugt, Ihnen alle Einzelheiten zu nennen. Wir sind allerdings übereingekommen, dass es für alle Beteiligten von Vorteil ist, wenn Weechuck noch eine Weile frei herumläuft."
Pause.
MW: "Und noch ein bisschen Unfrieden stiftet?"
HvB: "Ich sehe, Sie haben Ihren Job nicht nur wegen Ihrer hübschen Ohrspitzen erhalten, Frau Weizmann. Fakt ist, dass die Einschaltquoten bei allen DeMeKo-Newssendungen deutlich zugenommen haben, und auch das Interesse an Weechuck selbst auf unseren Matrix-Seiten hat erhebliches Steigerungspotenzial bewiesen. Frau Weizmann, Sie wissen, dass Weechuck wegen seiner metamenschenfreundlichen Äußerungen stark umstritten ist. Und die neuen Statistiken und Umfragen zeigen, dass er mit diesem Verhalten noch ein bisschen mehr radikalisiert - die Metamenschen auf der einen, die braunen Socken auf der anderen Seite."
MW: "Aber...aber meinen Sie nicht, dass Sie damit Weechuck selbst und das geplante Konzert erheblich gefährden?"
HvB: "Papperlapapp, Konzert, wenn es ausfällt, erhält Bellmarck die Chance auf ein anderes Konzert - irgendwann, wenn Weechuck wieder aus dem Knast oder dem Krankenhaus kommt. Basta. Und was die Gefährdung von Weechuck betrifft, der kommt von so weit unten aus der Gosse, dass es schon eines SEKs der Polizei bedarf, um ihn aufzuhalten."
MW: "Ich halte die Idee für riskant, aber vertretbar. Wie viel Prozent mehr wird uns das einbringen?"
HvB: "Der Finanzvorstand rechnet mit einer zweistelligen Prozentzahl, sicher aber 15%. Frau Weizmann, Sie brauche ich für den Fall, dass Weechuck sich gar nicht zur Vernunft bringen lässt. Sie haben den größten Einfluss auf ihn."
MW: "Was machen wir mit der Band?"
HvB: "Die sitzt durch einen bedauerlichen Zwischenfall in Hamburg fest. Sie werden rechtzeitig zum Konzert eintreffen. Herr Kenori, Ihre Sicherheitsleute werden dafür Sorge tragen, dass Weechuck möglichst nichts passiert. Das Konzert in drei Tagen ist immerhin so wichtig, dass wir wenigstens versuchen sollten, es statt finden zu lassen. Also schießen Sie ihm meinetwegen ins Bein, aber nicht in den Kopf."
YK: "Verstanden."
HvB: "Sobald Sie eine Spur von ihm finden, lassen Sie es zunächst uns wissen. Wir verständigen dann die DeMeKo-Zentrale in München, von dort aus werden dann die Reporterteams der einzelnen deutschen Sender koordiniert. Haben Sie schon eine neue Spur?"
YK: "Leider im Moment nicht..."
HvB: "Dann legen Sie in Gottes Namen eine, lassen Sie sich was einfallen. Ich biete Ihnen die einmalige Chance, in Ihrem Job ein wenig Kreativität zu zeigen. Machen Sie was draus. Frau Weizmann, der Vorstand von Tennar Records verlässt sich auf Sie. Und jetzt muss ich leider gehen, ich habe Termine in Düsseldorf. Guten Abend."
MW: "Vielen Dank für Ihr Vertrauen, Herr von Boesdorf. Guten Abend."
YK: "Guten Abend."
Person verlässt den Raum.
MW: "Na wunderbar. Und nun?"
YK: "CeleraGen muss den Eingriff schnellstmöglich beenden."
MW: "Ja...was meinten Sie damit, wir werden von draußen abgehört?"
YK: "Ich schätze, dieses Team, das Bellmarck zusätzlich angeheuert hat, könnte zu einem Problem werden."
MW: "Ach ja? Sind Sie besser als Ihr Team?"
YK: "Darum geht es nicht. Es könnte unserer Sache gefährlich werden. Wenn Sie diese Aktion durchziehen wollen, dann erfordert das Diskretion."
MW: "Dann kaufen Sie sie doch."
YK: "Frau Weizmann, das ist nicht so einfach. Außerdem ist es gefährlich. Sie könnten beide erpressbar werden. Ich halte es für das Beste..."
MW: "Ja?"
YK: "Ich halte es für die sauberste Lösung, Sie aus dem Weg zu räumen. Dann wissen nur Sie, Dr. Weizmann und ich davon."
MW: "Und Weechuck?"
YK: "Hm. Auch ein Unsicherheitsfaktor...nun, da werden wir uns noch etwas einfallen lassen müssen."
MW: "Ich überlasse Ihnen dieses Problem. Und ich werde jetzt Frau Kline anrufen und Sie bitten, sich zu beeilen."
YK: "Tun Sie das - und schlafen Sie gut."
MW: "Ja - gute Nacht und vielen Dank, Herr Kenori. Sie sind mir eine große Stütze."
YK: "Nichts zu danken."
Person verlässt den Raum.
YK: "Ich tue das nur für den Konzern - und nicht für Sie."
Aufzeichnung Ende